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Tufir

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Robert Charles Wilson – Vortex

Als Officer Bose einen jungen Mann, Orrin Mather, beim State Care in Houston „abgibt“, ahnt die aufnehmende Ärztin Sandra Cole noch nicht, dass diese Begegnung ihr Leben verändern wird. Mather hat Schreibheft dabei, in denen er(?) eine Geschichte niedergeschrieben hat, die in der Zukunft beginnt und in der Gegenwart endet. Dabei treten zwei Charaktere auf, die in Sandras Zeit tatsächlich existieren, aber die eigentlich zu jung sind, um diese Rollen in der Geschichte zu spielen. As Ihr Chef Sandra den Fall wegnimmt und Officer Bose sie zu einer „Straftat“ anstiftet, in dem beide den Jungen wieder aus dem State Care befreien, beginnt sie zu ahnen, dass es hierbei um etwas Größeres geht. Diese Geschichte, die ihre Wurzeln gleich einer vierdimensionalen Täuschung sowohl in der Zukunft als auch in der Gegenwart zu haben scheint, entpuppt sich als der Schlüssel zu einer Situation, die sich dem Verständnis eines Teils der Protagonisten nicht wirklich erschließt.

Mit „Vortex“ legt Robert Charles Wilson nun seinen dritten und abschließenden Teil aus seinem Spin Universum vor und entpuppt sich dabei als Magier der Temporal-Sience-Fiction. Was sich anfangs als Roman mit zwei Handlungsebenen und drei Blickwinkeln darstellt, wird zum Ende hin eine Geschichte, die es tatsächlich schafft, ein Zeit-Paradoxon aufzulösen, ohne in wissenschaftlichen Kitsch zu versinken. Alleine dieser Tatsache möchte man das Attribut „Genial“ verleihen. Zum besseren Verständnis muss man ein wenig ausholen.

In „Spin“ beschreibt Wilson, wie die Erde in einen Energieschirm gehüllt wird und man im Laufe der Zeit entdeckt, dass dieser den Zeitablauf auf der Erde verlangsamt. Als sich der Schirm nach 30 Jahren ein wenig lüftet, sind in der Galaxis Milliarden Jahre vergangen, die Sonne bläht sich gerade auf, doch die Verantwortlichen des Energieschirms schützen den Planten weiter. Der Grund für diese Tat ist einfach. Man brauchte offensichtlich diese Zeit, um ein gigantisches Hyperraumtor auf der Erde zu installieren und der Menschheit die Reise zu einem anderen Planten zu ermöglichen. Hätte man den Zeitablauf nicht verlangsamt, wäre die Menschheit wahrscheinlich längst ausgestorben und die Erde im Feuer der Sonne verbrannt! Zu dieser Zeit entsteht der Begriff der „Hypothetischen“ für die unbekannten Gönner.

Im zweiten Teil, „Axis“, erzählt Wilson die Geschichte von Turk Findley, der die Reise durch den Bogen nach Äquatoria, dem Planten hinter dem Tor antritt und dort Fuß zu fassen versucht. Diese Geschichte endet tragisch mit dem offensichtlichen Tod des Protagonisten.

Genau dieser Turk Findley taucht jedoch nun in einem Handlungsstrang von Vortex wieder auf und zwar 10.000 Jahre in der Zukunft. Und die Geschichte dieses Mannes liegt in den Schulheften eines Orrin Mather niedergeschrieben in der Gegenwart – dem zweiten Handlungsstrang – vor.

Wilsons Geschichte ist durchdacht und nahezu perfekt. Das hoch philosophische Ende weist kaum Spuren eines unüberlegten Szenarios auf und lässt keine Enden offen. Die Sprache des Autors ist einfach und auf den Punkt gebracht. Wissenschaftliche Abhandlungen wird man vermissen, ebenso wie unverständliche Formulierungen oder auch nur Fremdwörter. Vortex kann gelesen und verstanden werden, ohne die Vorgängerwerke zu kennen. Doch wird man nach der Lektüre unweigerlich Lust bekommen, diese Erzählungen auch zu lesen. Diese Geschichte ist großes Lesekino und das Buch fesselt von fast der ersten Seite bis zum Schluss, den Wilson wirklich spannend verpackt und mit kleinen Überraschungen enthüllt.

Spin“ war gut, „Axis“ etwas zäh, aber „Vortex“ ist zweifellos ein krönender Abschluss sowohl in stilistischer Hinsicht als auch inhaltlich.

Prädikat: Empfehlenswert!

Viel Spaß beim Schmökern wünscht
Euer Tufir

Robert Charles Wilson wurde 1953 in Whittier, Kalifornien geboren und ist ein kanadischer Science-Fiction-Autor. Er wuchs in Kanada in der Nähe von Toronto auf. Abgesehen von einem weiteren kurzen Zeitraum, den er Anfang der 1970er Jahre in Whittler verbrachte, hat er in Kanada gewohnt: eine Zeit lang in Nanaimo, kurz in Vancouver, mittlerweile zusammen mit seiner Frau Sharry in Concord, einem verschlafenen Vorort von Vaughan, nördlich von Toronto.

Seine Bücher wurden von der New York Times mehrfach als bemerkenswert empfohlen („Notable Books of the Year“) und werden von seinen Lesern für die differenzierte Ausarbeitung der Protagonisten und die Verwendung sehr ungewöhnlicher Ideen aus dem Bereich der Hard-SF geschätzt. Bislang erhielt Wilson folgende Auszeichnungen:

  • Hugo Award für „Spin“
  • Philip K. Dick Award für „Mysterium“
  • Aurora Award (Kanada) für „Darwinia“ und „Blind Lake“
  • Theodore Sturgeon Memorial Award 2007 für die Erzählung „The Cartesian Theater“
  • John W. Campbell Memorial Award für “Die Chronolithen”

Vielen Dank an den Heyne-Verlag für die Möglichkeit zu dieser Rezension!

 
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