Sitzung 09 - Das Grab III.
Ein weißer kriechender Nebel lag kniehoch über dem steinernen Boden des Grabes. Das kleine runde Gewölbe, in dem Halbohr und Neire ruhten, war in vollkommene Dunkelheit gehüllt. Dennoch durchdrangen die Augen der beiden Streiter mit übernatürlicher Schärfe ihre Umgebung. Sie hatten die steinerne Türe, die den einzigen Eingang darstellte, von innen verschlossen. Um sie herum ragten dunkle, teils glattgeschliffene Wände auf, die Spuren von Bearbeitung im Felsgestein zeigten. Neire erhob sich ächzend aus seinem Kniesitz und dem Nebel. Er spürte seine Lunge brennen und ihm liefen wechselnd kalte und heiße Schauer über den Rücken. Aus der Leere der Gruft hörte er das Rauschen von Wind und von Wasser, das Keuchen von leidenden Gestalten und das Rasseln von Ketten. Noch immer dachte er an das Bild der fremden Frau, das er in seinem Traum gesehen hatte. Neire blickte in Richtung von Halbohr als er seine Stimme erhob. Seine Augen funkelten nachtblau in der Dunkelheit, als ob er den Tränen nahe wäre. „Oh Göttin von Feuer und Dunkelheit, Dame der Acht Schlüssel, Herrscherin über die niederen Reiche, oh Schwertherrscherin.“ Während er sprach, verfiel er immer wieder in einen merkwürdig zischelnden Singsang und sein Gesicht formte ein verrückt wirkendes Lächeln. Halbohr betrachtete Neire genau und stieß verächtlich die Luft aus. Der Söldner mit dem grobschlächtigen Gesicht wirkte jetzt auffallend nervös. Immer wieder drehte er hastig seinen Kopf und offenbarte so die grässliche Narbe des einstigen Schnittes, die sich bis zu seinem fehlenden Ohr zog. Er hatte kurz zuvor an der Türe gelauscht, doch nur Kettengerassel und ein fernes Stöhnen gehört. „Neire, wir können nicht weiter hierbleiben. Rafft euch auf und bewahrt Haltung.“ Halbohr bemerkte, dass seine Worte kaum zum jugendlichen Priester durchdrangen. Der Jüngling hatte gerade seinen von gold-blonden, schulterlangen Locken bedeckten Kopf gesenkt und betrachtete seine linke verbrannte Hand. Nur langsam sah Halbohr wie Neire seinen Kopf hob und lächelnd in seine Richtung blickte. Für einen kurzen Moment bemerkte Halbohr die spitzen Eckzähne, die sich Neires Gesicht geformt hatten, nachdem sie den Leichenstaub der mumifizierten Frau eingeatmet hatten.
„Beim reinigenden Feuer von Heria Maki haltet ein!“ Die Stimme von Neire drang in das Gewölbe vor ihnen, in dem Neire und Halbohr ihre ungleichen Mitstreiter gehört hatten. Sie waren aus ihrem sicheren Zufluchtsort aufgebrochen und hatten die steinerne Türe vorsichtig geöffnet. Zuerst hatten sie nochmals das Königsgrab aufgesucht und nach dem geheimen Eingang Ausschau gehalten, durch den sie den Komplex betreten hatten. Doch dort, wo sie noch vor kurzer Zeit die alten Ziegel aus der Wand gebrochen hatten, befand sich jetzt von Fresken bedeckter massiver Stein. Die Szenen von Schlachten und großen, Blut trinkenden Kreaturen waren zu sehen gewesen. Insbesondere eine Szene, in der ein Granitblock und eine Flamme zu sehen war, war ihnen als Abstiegsort in das Unterreich bekannt gewesen. Neire hatte lange seine knöcherne Hand betrachtet - die nur er sehen konnte - und versucht seinen Geist zu öffnen. Doch den alten Durchgang hatte er nicht erkannt. Ohne dass sie es bemerkten, schien dieser Ort ihnen eine verfluchte, vielleicht längst vergangene Version der Realität vorzugaukeln. So waren sie schließlich zurückgekehrt und standen jetzt vor der Gruft mit dem goldenen Banner und der Urne; wobei letztere auf einer brusthohen Stehle in der Mitte des Raumes aufgebracht war. Noch bevor die Worte von Neire verhallt waren, drehte sich der Ritter, dessen stählerne Rüstung schimmerte und den Raum in bläulich-silbernes Licht warf, um. Rasmus trug seine gewaltige Hellebarde, doch der Paladin schwankte, als er lallend zur Antwort einsetzte: „Ihr… ihr… ihr seid zurückgekehrt um uns beizustehen, um diesen Ort von allem Bösen zu befreien.“ Sein rötlich-verbranntes, aufgequollenes Gesicht begann einen freundlicheren Ausdruck anzunehmen, als er sprach. Neire nickte ihm zu und antwortete. „Wir sind zurückgekehrt um euch zu helfen. Mit dem reinigenden Feuer von Heria Maki. Doch haltet ein; dieser Ort ist verflucht.“ Neires Blick musterte Loec, der gerade im Begriff war den Deckel der Urne zu öffnen. Der Waldelf hatte seinen Speer geschultert und befand sich offensichtlich in einem mitgenommenen Zustand. Sein vorher schulterlanges braunes Haar war jetzt zu Stummeln verbrannt. Halbohr, der in diesem Moment aus den Schatten hervortrat sah, dass Rasmus kurz seine Miene verdunkelte. „Seht ihr nicht was sich in der Urne befindet? Es ist ein Überbleibsel einer bösen Kraft. Es muss vernichtet werden, bevor es sich wieder erheben kann, um weiteren Schaden anzurichten.“ Der Paladin drehte sich in diesem Moment um und gab Loec einen barschen Befehl. Neire versuchte noch zu intervenieren. Er begann eindringlich zu sprechen: „Wir sind gekommen um euch zu helfen, doch nicht…“ Seine Worte kamen zu spät. Halbohr und Neire sahen, wie Loec bereits den Deckel der Urne löste und ein zischendes Geräusch durch das Gewölbe ging. Es war eine Wolke von grünlichem Gas zu erkennen, die sich rasch im Raum verteilte. Die Ereignisse überschlugen sich nun. Sie sahen, dass Rowa und Leoc aus dem Raum torkelten. Beide rieben sich die Augen, aus denen Blut strömte. „Wir sind hier“, sprach Neire in die Dunkelheit, als er sah, dass Rowa und Loec erblindet schienen. Rasmus aber war zurückgeblieben, atmete heldenhaft das Gift und entleerte die Flüssigkeit aus einer Viole in die Urne. Dann kam auch der Ritter torkelnd aus dem Raum hervor. Für Neire und Halbohr sah es einen Moment so aus, als ob sich in einem seiner Augen ein kleiner schwarzer Tentakel gebildet hätte. Zudem wischte sich Rasmus die blutigen Tränen aus dem Gesicht und leckte das Blut von seinem gepanzerten Handschuh, als ob es Honignektar wäre. Auch seine spitzen Eckzähne waren jetzt wieder zu erkennen. Rasmus, Rowa und Loec ließen sich ächzend nieder oder begannen nach einer Wand zu tasten. So verblieb Neire und Halbohr etwas Zeit die Urne zu untersuchen, denn sie hatten bemerkt, dass das grünliche Gas sich schon bald aufgelöst hatte. In der Urne waren neben Asche und menschlichen Überresten, das Glitzern von rötlichen Edelsteinen zu erkennen. Doch Halbohr wollte diese nicht bergen. Zu groß war sein Respekt vor dem Fluch des alten Grabes. So überkam die Neire die Neugier, denn er vermutete Feuersteine in der Urne. Er hielt die Luft an, als er nach den Steinen tastete und brachte tatsächlich drei Walnuss-große, funkelnde Rubine zum Vorschein, die er sogleich in einer seiner Gürteltaschen verschwinden ließ.
Das Leben kam in den Körper des großen Mannes zurück. Es war wie ein elektrisierendes Prickeln, das durch seine Extremitäten ging. Als ob Arme und Beine eingeschlafen wären. Nur langsam begann er - konnte er - seine Muskeln bewegen. Um ihn herum vernahm er modrige Luft; Schimmelpilz und Erde, Grabesfäulnis. Käfer krochen über sein Gesicht. Noch immer hatte er das Bild des Traumes vor sich, das er fieberhaft in allen Facetten wiederholt hatte; das er für eine lange Zeit nicht hatte überwinden können. Wie lange? Wieso jetzt? Waren das Geräusche, vielleicht Stimmen? Er ließ das Bild der knorrigen, zerborstenen Eiche von sich gleiten, wie eine alte, morsche Rinde. Er dachte nicht mehr an das Wurzelportal, durch das er geschritten war. Die Enge raubte ihm die Gedanken; die Enge trieb ihn in Panik, wie ein tollwütiges Tier. Dann hörte er sie wieder: Stimmen. „Hier,… hierher,…, hört mich jemand?“ Sein Gaumen war trocken und er schmeckte Erde auf seiner Zunge. Er begann gegen den Stein zu treten. In die Richtung, wo die Geräusche herkamen. Schließlich gab es ein Knacken und der Stein brach. Er begann sich frei zu graben. Alles ging so beschwerlich, so langsam. Schließlich brachte er sich hervor in das seltsame Licht, das ihn blendete. Merkwürde Gedanken suchten ihn heim. Wiedergeboren aus der Dunkelheit, wiedergeboren aus der Erde, der Fäulnis. Zurückgebracht in das Leben aus dem Grab. Er tastete nach seinem Speer mit dem heiligen Runenband. Als er diesen hervorzog, spürte er das Gefühl von gewohnter Sicherheit, einer alten Vertrautheit. Noch immer blendete ihn das Licht. Dann hörte er die Stimme: „Er lebt. Kommt und schaut. Es ist ein Überlebender.“ Trotz einer sonoren Kraft, war die Trunkenheit in der Stimme nicht zu überhören. Doch der Akzent war merkwürdig. Er war ihm nicht bekannt. „Lasst mich euch vorstellten. Mein Name ist…“ In diesem Moment wurde die tiefe, trunkene Stimme unterbrochen. „Mein Name ist Neire von Nebelheim und das ist Rasmus, Paladin aus Fürstenbad. Mit uns ist Halbohr, der Söldner. Ja, er besitzt wirklich nur noch ein Ohr. Ihr müsst wissen, wir bringen das reinigende Feuer unserer Göttin Heria Maki an diesen Ort, um ihn von niederen Göttern zu befreien.“ Die zweite Stimme klang knabenhaft, mehr nach einem Singsang, fremd und doch wohlklingend-bezaubernd. Ein Zischen, vielmehr ein Lispeln, war nicht zu überhören. Auch hier erkannte er den seltsamen Akzent nicht, der jedoch ein anderer war, als der der trunkenen Stimme. „Göttin, ha. Sprecht, für euch selbst Priester. Ich diene niemand anderem als mir selbst und meinem eisernen Gesetz.“ Die letztere Stimme, war näher und hatte einen elfischen Akzent. Er holte tief Luft, hustete den Staub aus seiner Lunge und ließ das stumpfe Ende des Speeres auf den Boden pochen, als er sprach: „Mein Name ist Gundaruk.“
Sie waren weiter in den Kerker vorgedrungen und hatten hinter einer Türe einen großen Tempelbereich entdeckt, der von Statuen und Schlachtszenen bestimmt war. Zur rechten Seite hatte sich eine Öffnung befunden, die sie in eine Grabeskammer geführt hatte. In der Mitte ragte eine große Felssäule auf und an einer von Fresken verzierten Wand waren Grabesnischen zu sehen gewesen, die von Steinplatten bedeckt waren und Buchstaben einer alten Sprache trugen. Hier hatten sie die Geräusche gehört und gesehen, wie der Überlebende, so hatte Rasmus ihn bezeichnet, aus einer der Grabnischen hervorbrach. Der Fremde schien geblendet zu sein von dem silber-blauen Licht, das von der Rüstung Rasmus’ ausging. So konnten sie ihn ungestört in seiner vollen Größe betrachten. Er überragte mit seiner hünenhaften Gestalt sogar Rasmus um mehr als eine Kopflänge. Der Fremde trug den Fellmantel einer Wildkatze, mitsamt dem verbliebenen Kopf des Luchses, den er sich als Schmuck bis weit über das Gesicht gezogen hatte. Gundaruk, so hatte er sich ihnen vorgestellt, war in eine Kleidung aus abgewetztem, hartem Leder gehüllt, unter der hier und dort der Stahl eines Kettenhemdes hervorblitzte. Er war von Moos, Erde und von schleimigen Resten eines grünlichen Pilzes bedeckt. Als er langsam begann sich an das Licht zu gewöhnen, konnten Neire und Halbohr grünlich aufblitzende Augen sehen, die die Umgebung mit fortgeschrittener Erfahrung musterten. Gundaruk fuhr sich mit der Hand durch den langen Vollbart, entfernte Erde und Schmutz, als Halbohr mit seinen Ausführungen fortsetzte. „Ich, Halbohr, halte mich nämlich an das Gesetz. Verträge sind da, um sie zu schließen und zu erfüllen. So wie mein Vertrag mit Neire. Verträge sichern gemeinsame Kampagnen. Im Krieg, wie im Frieden. Auch wenn hier jeder seine Lebensgeschichte auszuplaudern scheint, sollten wir uns auf das Wesentliche beschränken; wir sollten uns absichern. Auch ihr, Gundaruk, werdet einen solchen Vertrag mit mir schließen müssen, falls ihr überleben wollt.“ Während er sprach hatte Gundaruk die Streiter betrachtet. Den Jüngling mit dem feinen Gesicht und den gold-blonden Locken schien die Rede sichtlich zu stören. Gundaruk sah, wie Neire seine Augen rollte und bei den letzten Worten von Halbohr begann abfällig zu grinsen. Auch die gekreuzten Finger von Neire waren nicht zu übersehen, die er allerdings so zeigte, so dass sie nur er, Gundaruk, sie sehen konnte. Gundaruk ergriff seinen Speer und drängte an Neire vorbei. Er sah, dass der junge Priester in der feinen schwarzen Lederkleidung und dem roten Umhang mit schwarz-goldenen Stickereien seinem massiven Körper auswich. In diesem Moment richtete er seine Stimme an Neire: „Das wird schon werden, Kleiner.“
Als sie das dumpfe Pochen von Gundaruks Speer gehört hatten, den der Fremde gegen eine der Grabesplatten schlug, war die Stimmung wieder gekippt. Was zuvor als ein latentes Grauen, ein Verdrängen der offensichtlichen Veränderungen ihrer Körper und Umgebungen beschrieben werden konnte, war jetzt fortschreitender Verrücktheit und Panik gewichen. Gundaruk hatte bereits eine weitere Grabplatte zerstört, wobei sie dort nur Überreste in Form eines Skelettes gefunden hatten. Neire hatte sich in dieser Zeit um Rasmus gekümmert, dessen Haut seltsam kalt geworden war. Zudem murmelte der Paladin wirre Gedanken und hatte, so schien es, längst seine Beherrschung, wie auch seine Vernunft verloren. Als Rasmus sich umgedreht hatte und fast ein wenig hilflos nach Loec und Rowa rief, war Panik losgebrochen. Die beiden wald- und dunkelelfischen Mitstreiter waren schon seit einiger Zeit verschwunden und es war keinem aufgefallen. Sie waren dann alle in Richtung der Türe aus schwarzem Marmor gestürmt, die sie noch nicht geöffnet hatten. Neire, Halbohr und Gundaruk waren Rasmus gefolgt und sahen gerade wie er das Portal vor ihnen aufstieß. Dahinter offenbarte sich ein Bild von Größe und von Grauen. Sie erblickten eine kuppelförmige Halle, die die majestätischen Ausmaße eines inneren Sanktums hatte. Die Decke des gewaltigen Gewölbes war von schimmernden Sternen bedeckt, die im silbern-blauen Licht Rasmus‘ Rüstung fluoreszierend schimmerten. In der Mitte war ein Altar aus weißem Marmor zu erkennen, der die Schnitzereien von Humanoiden mit Fratzen und Fanzähnen trug. Hier und dort waren auf dem Altar dunkle Spuren erkennen, die eine längst vergangene, unheilige Benutzung erahnen ließen. Von der gegenüberliegenden Seite, wo Rasmus sich jetzt hinbewegte, sahen sie zwei bronzene Türflügel eines gewaltigen Portals. Von diesem Portal hörten sie wimmernde Laute der Furcht und sahen, dass Loec und Rowa dort lagen. Beide hatten sich in eine embryonal-ähnliche Haltung zusammengerollt und hielten sich die Hände über die Ohren. Auch Gundaruk drängte jetzt an Neire vorbei und betrat den Tempel der niederen Blutgöttin. Seinen scharfen halb-elfischen Augen entging nicht ein Schatten einer verborgenen Türe, die auf der linken Seite des Raumes lag. Als er die Position dieser Türe Neire mitteilte, mahnte der Jüngling Verschwiegenheit. Neire gab Gundaruk zu erkennen, dass sie alle den verfluchten Staub eingeatmet hätten, der sie jetzt unberechenbar machte. Gundaruk vermutete, dass nur er und Neire von der Position der Türe wussten. Er schritt vorsichtig weiter in Richtung des Altares. Als er näherkam, wurde er von Visionen heimgesucht. Gundaruk erblickte den alten Wurzelwald, durch den er so oft geschritten war. Doch eine Welle von Blut strömte auf ihn zu und riss alles nieder, drohte ihn zu zermalmen. Es nahm ihm die Luft zum Atmen. So groß wurde die Furcht, dass er in Panik aus dem Tempel herausstürzte und sein Heil in der Flucht suchte. Halbohr und Neire versuchten zwar ihn aufzuhalten, doch der massive Körper Gundaruks drängte vorbei. Nach kurzer Absprache folgte Halbohr Gundaruk, während Neire weiter in der geöffneten Türe stand und Rasmus beobachtete. Der Ritter schien jetzt völlig den Verstand verloren zu haben. Torkelnd und schwankend schritt er um seine beiden Mitstreiter herum und schrie gellend Befehle, das Grab zu stürmen. Als Loec und Rowa keine Reaktion zeigten, begann Rasmus mit seinen Stiefeln nach ihnen zu treten. Diese Szenerie belustigte Neire. Er dachte an die seltsamen Konventionen des oberirdischen Umgangs, die er von Rasmus in den letzten Tagen gelernt hatte. Doch nun schien Rasmus sie alle abgelegt zu haben und gab seinen niederen Instinkten nach. Als der Paladin zuerst Rowa und Loec nach ihren Weinschläuchen durchsuchte, überkam Neire sogar ein Gefühl der Sehnsucht. Er wollte mitmachen, den Wein trinken, vergessen und sich gehenlassen. Er dachte zurück an seine Zeit in Nebelheim, an seine Zeit mit Lyriell. Als Rasmus beide Weinschläuche leergetrunken hatte, konnte sich der Ritter kaum noch auf den Beinen halten. Jetzt waren auch Halbohr und Gundaruk wiedergekommen. Sie sahen die Szenerie und Halbohr begann zuerst Rowa, dann Loec aus dem Raum zu bergen. Als er die beiden Mitstreiter in den Gang geschleift hatte, hörten sie alle einen gurgelnden Kampfschrei durch das Gewölbe hallen. Rasmus hatte sich in eine Angriffshaltung begeben und stürmte schwankend, sich kaum auf den Beinen haltend, in überwältigender Verrücktheit, auf den Altar zu. Er schwang die gewaltige Waffe mit dem stumpfen Ende voran. Als dieses Ende, welches eine silberne Kugel darstellte, auf den Altar prallte, hörten sie ein Krachen, ein Bersten von Stein und Stahl. Neire hatte den Angriff kommen gesehen und dem Wahnsinn in die Augen geblickt. Er duckte sich hinter der schwarzen Steintüre in die Schatten.