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Sci-Fi / Fantasy Valhalla - Thomas Thiemeyer

Integra

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Titel: Valhalla
Autor: Thomas Thiemeyer
Genre(s): Thriller
Aufmachung: gebunden
Seiten: 512
Verlag: Knaur
Erscheinungsdatum: 03. März 2014
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Thomas Thiemeyer entführt den Leser im dritten Band um die Archäologin Hannah Peters nach Spitzbergen und in die Dunkelheit der Polarnacht.

Dort sind durch den Klimawandel bislang unter dem arktischen Eis verborgene, uralte Strukturen wieder zu Tage getreten. Hannahs mysteriöser Förderer Stromberg schickt sie mit einem Team zur Fundstelle, von der angenommen wird, dass es sich um die Überreste eines mythischen Nordreiches handeln könnte.

Was bislang niemand weiss: Auch die Nazis waren schon dort. Allerdings um dort biologische Forschungen zu betreiben. Dass dabei irgendetwas gründlich in die Hose gegangen ist, wird klar, als das Forscherteam in unglaublich kurzer Zeit von einer mysteriösen Seuche dahingerafft wird. Nur wenige überleben die Virusinfektion und verwandeln sich in aggressive Zombies.

So weit so gut. Der Klappentext, die Ankündigungen des Verlages und nicht zuletzt Thiemeyers Ruf lassen einen erstklassigen Mysteriethriller erwarten. Alle Zutaten sind vorhanden. Uralte Ruinen, lebensfeindliche Umwelt, bisschen Sex, bisschen Action, Nazis (die braucht man immer), Russen als Bösewichte (wer sonst) oder wahlweise als Wodka saufende Wracks.

Das Potpourrie wird von Thiemeyer routiniert verarbeitet, er baut Spannung auf, läßt aber dennoch seinen Helden genug Zeit, ihre Beziehungen zu pflegen. Dem Leser werden Charaktere mit eigener Geschichte präsentiert, die durchaus als Sympathieträger taugen. Sogar der Antagonist hat ein paar richtig gute Szenen und darf intelligent handeln.

Die Freude an der mitreissenden Geschichte wird allerdings getrübt durch die gar zu klischeehafte Darstellung aller Handelnden. Nordische Blondinen, die Russen unter den Tisch trinken, haufenweise Gutmenschen, die edel ihr Leben für ihre Kameraden (oder das höhere Ziel) hingeben, amoklaufende Zombies, niedliche Huskies. Hab ich was vergessen? Ach ja: Einen nerdigen japanischen Computerexperten gibts natürlich auch.

Es ist, als würde man einen nacherzählten Hollywood-Action-Streifen lesen. Jede Szene ist filmtauglich. Fast besetzt der Leser im Kopf schon die Rollen mit seinen Lieblingsschauspielern.

Leider kommt in dieser auf Verfilmbarkeit getrimmten und durchoptimierten Geschichte zu kurz, was der Leser nach den vollmundigen Versprechungen des Klappentextes erwartet: Das Mythische, das Entdecken und Durchstreifen der alten Ruinen, die Rätsel einer alten Kultur.

Der Autor stellt – nicht zuletzt durch den Titel – Bezüge zur nordischen Götterwelt her, greift sie aber an keiner Stelle wieder auf. Die Stadt unter dem Eis dient lediglich als Pappkulisse, mitspielen darf sie nicht. Selbst die Nazis haben in den Rückblenden nichts besseres zu tun, als dort ein Labor einzurichten. Archäologie findet nicht statt.


Fazit:

Eine actionreiche, mitreissende Geschichte vor eindrucksvoller, nordlichtbestrahlter Kulisse. Routiniert geschrieben, schnell zu lesen, taugt als Happen zwischendurch oder als Urlaubslektüre für den wohligen Grusel unterm Sonnenschirm.

Wer einen fantasiereichen Plot und einen fabulierenden Autor erwartet, wird enttäuscht. Trotz der vielversprechenden Zutaten bleibts nur Einheitsbrei. Massenware für die Bestsellerlisten.



Der Autor:


Der 1963 in Köln geborene Thomas Thiemeyer, studierte Geologie und Geographie, bevor er sich als Illustrator und Autor selbständig machte. Seine Illustrationen wurden mehrfach mit dem Kurt-Laßwitz-Preis ausgezeichnet. 2006 erhielt er den Deutschen Phantastik-Preis in der Kategorie bester Grafiker/Illustrator.

Inzwischen hat er sich mehr dem Schreiben zugewandt, verfasst Jugendbuchzyklen (z.B. Das verbotene Eden) und Wissenschaftsthriller.

Der Autor lebt mit seiner Familie in Stuttgart. Neuerdings arbeitet er als Concept Artist für Darren Aronofsky.


Vielen Dank an den Knauer TB , der die Rezension dieses Werks ermöglichte.



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[30/40] - Handlung
[35/40] - Stil
[09/10] - Aufmachung
[08/10] - Preis/Leistungs-Verhältnis
82% - Gesamt
 
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