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Brettspiel Strassbourg - Zeit der Zünfte

Tufir

Drachling
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Strassbourg – Zeit der Zünfte


Worum geht es?

Im 15. Jahrhundert haben in Strassbourg neben dem Adel und der Kirche vor allem die Zünfte das sagen. Wer sich an der Macht beteiligen will, muss zusehen, dass er wichtige Gebäude für das Volk errichtet aber auch mit seinen Familienmitgliedern in den Zünften und damit auch im Rat der Stadt vertreten ist. Nur wer sowohl beim Handel, als auch beim Bauen und durch Vertretungen in den Zünften sein Potential ausschöpft, wird genügend Prestige bei der Bevölkerung sammeln, um am Ende zu triumphieren.

Strassbourg – Zeit der Zünfte“ ist ein einfaches, schnell zu erlernendes und trotzdem sehr komplexes Taktikspiel für bis zu 5 Personen, deren Ziel es ist, durch das Sammeln von Prestigepunkten innerhalb von fünf Runden zum Bürger mit dem größten Ansehen in der Stadt aufzusteigen.


Inhalt

Die Verpackung ist relativ klein und handlich für ein Brettspiel und der Inhalt der Schachtel bietet die gewohnte Pegasus Qualität. Ein DIN-A4 großer, einfach gefalteter Spielplan mit ansprechender Grafik, genügend Münzen und Handelswaren aus starker Pappe und ansonsten all anderen Spielfiguren aus Holz bilden die Spielgrundlage. Für jede Zunft gibt es Warenkarten, als da wären Backwaren, Fleisch, Wein, Leder und Eisenteile des Schmieds. Dazu kommen dann noch sogenannte Privilegien-Marker. Als Adliger darf man Gebäude bauen, von denen fünf verschiedene zur Verfügung stehen. Die Geldmünzen liegen in der Verteilung eins, zwei und fünf vor. Für eine Varianz im Spiel sorgen fünf Rundenleisten, die in verschiedenen Spielen für differierende Rundenabläufe sorgen. Dies ist alles aus ca. 1,5 mm starker Pappe. Die Familienmitglieder, die sakralen Kirchenbauten, Prestigemarker, Rundenmarker und Startspielerfigur dagegen sind aus farbig bemaltem Holz. Als letzte Komponenten gibt es noch handliche Spielkarten (25 Aufgabenkarten und 120 Wertekarten – je vier Mal die Werte eins bis sechs pro Spieler) mit einfacher, aber ebenfalls schöner Gestaltung und für jeden Spieler einen kleinen Sichtschirm, der sein Vermögen und seine Waren vor den neugierigen Blicken der Mitspieler schützt. Zusätzlich enthält die Packung noch eine Handvoll verschließbarer Plastiktütchen, in denen man die Spielmaterialien sortiert aufbewahren kann. Dies ist ein deutlicher Pluspunkt im Inhalt des Spiels.

Die Spielregeln sind in deutsch und in englisch beigelegt, die deutschen gibt es zusätzlich als PDF zum Download auf der Pegasus Homepage.


Das Spiel

Nachdem der Spielplan entfaltet ist, werden die fünf Rundenleisten gemischt und auf ihre Plätze gelegt. Dies sorgt bei mehreren Spielen für unterschiedliche Reihenfolgen im Ablauf. Anschließend erhält jeder Spieler die Figuren seiner Farbe und Geldstücke im Wert von Fünf als Startkapitel. Seinen Prestigemarker legt er auf das Startfeld der Prestigeleiste auf dem Spielplan. Auf die Rundenleisten werden dann noch die fünf durch den Adel zu bauenden Gebäude gelegt. Aus den Aufgabenkarten bekommt jeder Teilnehmer fünf Stück zugeteilt. Diese sieht man sich an und entscheidet, wie viele und welche man davon behalten möchte. Mindestens eine muss behalten werden. Diese Aufgabenkarten stellen dann Vorgaben dar, die der Spieler am Ende des Spiels erfüllen muss. Nun mischt noch jeder Mitspieler seinen eigenen Stapel mit den Wertekarten. Sobald dann noch der Startspieler bestimmt ist, kann es losgehen.

Einmalig zu Beginn des Spiels stellt dieser Startspieler eines seiner Familienmitglieder auf den Sitz des Adels im Rat. Sein linker Nachbar darf den Kirchensitz besetzen. Dies ist notwendig, damit diese Positionen immer im Spiel besetzt sind und die fünf Gebäude und fünf Kirchen auch gebaut werden.

Dann geht es richtig los. Das Spiel unterteilt jede Runde in drei Phasen und in jeder Phase gibt es diverse Aktionen, die von den einzelnen Mitspielern wahrgenommen werden können.

In Phase eins zieht jeder Spieler verdeckt Karten von seinem Wertekartenstapel. Nach jeder Karte entscheidet er, ob er genug hat oder weiterziehen möchte. Dabei muss er bedenken, dass seine Gesamtkartenmenge von 24 Stück für 5 Runden ausreichen muss, in denen er jeweils an bis zu 7 Aktionen teilnehmen kann. Teilweise gibt es Möglichkeiten, Karten zurück zu erhalten, dies ist jedoch selten und nur in geringer Menge möglich. Nach dem Ziehen ordnet er seine Karten ebenso verdeckt in beliebig viele Stapel (maximal 7) mit jeweils mindestens einer Karte. Motivation und Grundlage dafür sind, an wie vielen Aktionen (siehe nächsten Absatz) er teilnehmen möchte. Die Anzahl der Stapel und die Anzahl der Karten pro Stapel müssen für jeden Mitspieler ersichtlich sein, nicht jedoch der Punktewert des Stapels!


Sobald jeder Spieler seine Stapel gelegt hat, dürfen diese nicht mehr verändert werden. Nun beginnt Phase zwei der Runde und diese wird in diversen Aktionen abgehandelt. Folgende Aktionen sind abwechselnd vorhanden:
  1. Adel/Kirche beeinflussen
  2. Zünfte beeinflussen (Drei verschiedene Zünfte pro Runde)
  3. Waren verkaufen (Drei Mal pro Runde)
  4. Kirche bauen (keine Wertekarten notwendig für diese Aktion)
  5. Gebäude bauen (keine Wertekarten notwendig für diese Aktion)
Die Aktionen zwei und drei wechseln sich dabei immer ab. Beginnend mit dem Startspieler entscheiden sich alle reihum, ob sie an der Aktion teilnehmen und falls „ja“, welchen Stapel mit welchem Wert sie einsetzen, indem sie ihn umdrehen und dessen Wert verkünden. Falls man nicht teilnehmen will, passt der betreffende Spieler einfach. Die restlichen Spieler führen in der Reihenfolge der Höhe ihrer Gebote die Aktionen durch. Der Höchstbietende wird dabei automatisch Startspieler für die nächste Aktion. Dabei gelten folgende Regeln:
  1. Der Höchstbietende besetzt den Sitz des Adels im Rat, derjenige mit dem zweithöchsten Gebot den Stuhl der Kirche, der Rest der Spieler geht leer aus.
  2. Der Höchstbietende besetzt den Sitz der entsprechenden Zunft im Rat, bekommt eine Ware dieser Zunft und darf (muss nicht) eine Stelle in der Zunft besetzten. Das kostet jedoch Geld! Derjenige mit dem zweithöchsten Gebot bekommt eine Ware und darf (muss nicht) auch eine Stelle in der Zunft gegen Geld besetzen. Der Drittplatzierte bekommt entweder eine Ware oder setzt sich gegen bare Münze an eine Stelle in der Zunft. Alle anderen gehen leer aus.
  3. Nur der Meistbietende darf alle seine Waren (oder einen Teil davon) verkaufen. Alle anderen gehen leer aus. Beim der letzten Verkaufsaktion pro Runde darf dieser Spieler auch den Sitz der Kaufleute im Rat besetzen.
  4. Derjenige, der auf dem Kirchenstuhl sitzt darf an einer beliebigen Stelle in der Stadt eine Kirche bauen. Er tut dies möglichst so, dass seine eigenen Spielfiguren daran angrenzen.
  5. Derjenige, der auf dem Adelsplatz sitzt, darf ein Gebäude bauen. Auch hier gilt, dies möglichst so zu tun, dass die eigenen Figuren davon profitieren.
Am Ende jeder Runde, in Phase drei, gibt es dann Prestigepunkte für die Plätze im Rat. Derjenige, der die meisten Sitze im Rat hat, bekommt außerdem einen Privilegmarker.

Das ganze Prozedere wird fünf Mal durchlaufen. Dabei ist zu beachten, dass immer dann, wenn man mitgeboten hat, aber leer ausgeht, man eine Karte aus seinem Ablagestapel zieht und wieder unter den eigenen Nachziehstapel legt. Wer außerdem ein Privileg besitzt (ab Runde 2 möglich), kann dieses ausspielen, und damit erreichen, dass man seine eigene Entscheidung zum Aufdecken eines Wertestapels bis zum Ende hinauszögert.

Nach dem Ende der fünften Runde werden dann noch die Plätze in den Zünften, Figuren an Kirchen und Gebäuden gewertet und nicht verbrauchte Privilegien geben auch noch Punkte. Außerdem erhält man Prestige für erfüllte Aufgaben bzw. Minuspunkte, für solche, die man nicht geschafft hat. Wer am Ende das größte Prestige vorzuweisen hat, gilt als Sieger!


Fazit

Strassbourg – Zeit der Zünfte“ ist ein faszinierendes Taktikspiel mit einer anscheinend unendlichen Anzahl an möglichen Variationen und verspricht somit für eine lange Zeit sehr viel Kurzweil. Das Jogging für die grauen Zellen liegt durchaus in einem annehmbaren Rahmen, kann aber für verbissene Spieler zur Tortur werden, da es doch eine Menge Komponenten zu beachten gilt, welche das Spiel mehrfach auf den Kopf stellen können. Insofern ist die Balance des Spieles zwischen den „Denkern“ und den risikofreudigen „Bauchentscheidern“ durchaus gegeben. Die Angabe der Spieldauer liegt mit 90 bis 120 Minuten pro Spiel (ohne Regelerklärung) durchaus im realen Bereich, ist aber abhängig davon, wie viel Zeit einzelne Spieler auf ihre Stapelplanung verwenden. Die hochwertige Aufmachung erzeugt durchaus auch einen Mehrwert für das Spielen an sich und leidenschaftliche Brettspieler werden mit Sicherheit viel Spaß an diesem Spiel haben. In diesem Sinne kann man diesem Produkt das Prädikat des „Golden Würfel“ nicht vorenthalten!

Viel Spaß beim Zocken wünscht euch
Euer Tufir

Wir danken dem Pegasus Verlag, der uns diese Rezension ermöglicht hat.
 

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AW: Strassbourg - Zeit der Zünfte

Als einer der Testspieler zu Tufir s Rezension kann ich nur beipflichten, Strassbourg - Zeit der Zünfte ist mal wieder ein Strategiespiel welches den für mich wichtigen Spagat zwischen Strategie zu viel / zu wenig sehr gut hinbekommt. Es gibt eine ganze Menge Komponenten, die man berücksichten muss, wann man z. Bsp. seine hohen / tiefen Karten riskiert, oder auf welches "Pferd" man lieber setzt um Punkte zu erhaschen oder ob man Geld ausgibt für Waren, es lieber hortet für später, oder darauf sitzen bleibt ...

Unser Testspiel hat jedenfalls bewiesen, dass man erst nach einigen Spielen sicherlich in der Lage sein wird so einigermassen alle Möglichkeiten, also die eigenen und natürlich auch die der andren Spieler zu erahnen und Gegenmassnahmen zu ergreifen.

Dazu ist es sehr schön aufgemacht, hat einen übersichtlichen Spielplan und gut beschriebene Spielregeln sogar bereits in englisch beigelegt, das finde ich auch unbedingt erwähnenswert!

Alles in allem hat s wirklich Spass gemacht und ich denke demnächst wird ein weiteres Spiel folgen, wo wir dann schon viel schlauer sind als bei ersten Mal ... :hoffnarr
 
AW: Strassbourg - Zeit der Zünfte

Als Testspielerin Nummer 2 hat mir das Spiel auch gefallen, es ist hochwertig und robust ausgestattet, ist kurzweilig und sein Schwerpunkt liegt nicht zu sehr auf der Strategie. Allerdings glaube ich, dass man zu Anfang definitiv mehr Spass hat, wenn man höchstens eine vorgegebene Aufgabe erfüllen muss und den Rest der Prestigepunkte im freien Spiel erlangt.
Fazit: Der "goldene Würfel" wurde zu Recht vergeben!
 
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