Ich muss dir einerseits zustimmen, andererseits auch in weiten Teilen entschieden wiedersprechen.
1.) Komplexität und Dauer des Kampfes
Der Kampf wird in seinem Ablauf scheinbar übersichtlicher. Alleine schon aufgrund seiner graphischen Darstellung auf dem Tickfeld. Außerdem bieten sich extrem viele taktische Optionen. Allerdings ist das näher besehen nur die halbe Wahrheit. Wenn man ALLE Einflüsse (angefangen von Umgebung, Stellung, Waffe, Fertigkeiten und Meisterschaften, weitere Modifikatoren etc. etc.) bei den Ticks berücksichtigt, geht das - meiner Erfahrung nach - alles andere als schnell. Alleine eine Gruppe aus vier Spielern, die beispielsweise acht Räubern gegenübersteht, braucht schon Ewigkeiten, um überhaupt die Initiative zu erwürfeln. Und da sind noch keine sonstigen Modis berücksichtigt. Ferner habe ich hier NUR die Initiative erwähnt. Wenn man dann noch bedenkt, dass man drei Arten von Lebenspunkten hat, die wiederum in mehreren Stufen existieren (mit verschiedenen Mali); dass man schließlich auch noch über sehr viele davon verfügt bis man in Ohnmacht fällt, dann kann man sich problemlos vorstellen, wie lange ein solcher Kampf dauert. Im übrigen habe ich hier viele weitere regeltechnische Dinge außer acht gelassen (zwei Vertedigungsvarianten, Gelegenheitsangriffe, Risikowürfe, Sicherheitswürfe, Meisterschaften etc. etc.)! Kurzum: Einzelkämpfe und kleinere Gefechte sind nett, alles andere ist meines Erachtens nur etwas für Würfelliebhaber. Definitiv geht hier - aus meiner Sicht - jede Dramatik und jedes Rollenspiel verloren.
2.) Unterscheidung von Rasse, Kultur, Ausbildung und Abstammung
In Splittermond gibt es keinen automatischen Zusammenhang einer Rasse mit einer Spielweise. Ergo müssen Elfen nicht naturnah, magielieb und weiteren klassischen Elfenattributen entsprechen, sondern können sich als Piraten (albischer Seebund), als Ganoven oder als Priester verdingen. Ich finde das a) einerseits logisch (da auch in unserer Welt verschiedene Ethnien doch nicht zwangsläufig an einen Beruf oder Txypus gebunden sind); b) andererseits macht es die Welt bunter, spannender und interessanter. Ich habe mich schon lange gewundert, dass viele Spieler die Vermischung von Rasse, Kultur und Klasse so hinnehmen.
Die "Gleichschalterei" finden wir doof, lassen sie vorerst aber zu.
Ich verstehe, was du meinst. Leider ist das Wort "Gleichschalterei" hier genau widersinnig verwendet worden. In den klassischen Fantasy-Systemen findet "Gleichschalterei" statt, wenn jeder Elf auch ein bestimmtes Verhalten und einen bestimmten Typus aufgeprägt bekommt. In Splittermond gibt es genau das nicht. Ferner halte ich es für eine höhere spielerische Herausforderung einen Elfen in einem untypischen Zusammenhang zu spielen. Und dabei nicht sogleich in einen Stereotyp zu verfallen, welcher einem schon hunderte Male in einem schlechten Fantasybuch begegnet ist. Im Gegenteil: Mehr Freiheit setzt mehr Verantwortung und mehr Kreativitität voraus. Und last but not least: Die spielerische Herausforderung besteht darin, nicht sich selbst in seiner Wunschrolle (oder einfach nur sich selbst zu spielen). Sondern auch in einer Rolle, welche einem sehr fremd ist. Das hat recht wenig mit dem Regelwerk zu tun, als vielmehr mit einer schauspielersichen Fähigkeit und etwas Mut.