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Brettspiel Spartacus - Blut und Verrat

Luzifer

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Spartacus - Ein Spiel über Blut und Verrat

Dieser Titel ist doch mal eine Ansage. Blut. Verrat. Und das am Spieltisch mit Freunden. Als solche will man am Ende des Abends ja auch wieder auseinander gehen. Vielleicht deshalb haben die Macher des Brettspiels „Spartacus“ - benannt nach der gleichnamigen Actionserie (lief schon mit 2 ½ Staffeln im Free-TV) – den folgenden Hinweis in die Spielanleitung eingefügt:

Während des Spiels können die Spieler einander bestechen, bestehlen, betrügen, belügen, erpressen und sich dabei gegenseitig übertrumpfen. [….] Aber bedenkt immer – Seid nicht nachtragend. Spartacus ist nur ein Spiel. Ein Spiel, das vor allem Spaß machen soll.
Inhalt

Allein diese Zeilen machen Lust die Spielbox zu entdecken. Nicht unüblich für den Heidelberger Spieleverlag, dass die Lust da weiter gesteigert wird. So auch bei dieser Box. Sie enthält:
[MI]Spielanleitung
62 Marktkarten
80 Intrigenkarten
4 Große Hauskarten (pro Spieler eine)
148 Marker
26 Würfel (rot – blau – schwarz)
4 Gladiatorenfiguren (Hartplastik)
Spielbrett
[/MI]

Zumal mit am häufigsten die Goldmarker ihren Besitzer wechseln, sind sie – wie alle anderen Marker, Hauskarten und der Spielplan auch – sehr solide aus dickem, richtig dickem Karton. Mehrmals bespielt – immer noch so frisch wie aus am ersten Tag, als sie ausgestanzt wurden. Die vier Gladiatorenfiguren sind aus grauem Hartplastik. Ebenfalls robust. Selbst der Dreizack des Retiarius ist noch heil – könnte allerdins sein, dass dieser als erste das zeitliche segnet. Der Dimachaerus (zwei Schwerter), der Eques (Schild, Helm und Gladius ) und der Gladiator mit lediglich einem Schwert sind erfreulich detailreich. Nur leider etwas farblos. Tut dem Ambiente keinen Abbruch, wäre aber noch ein Pluspunkt gewesen.


Spielidee

Während des Spiels muss man zwei Dinge tun: Gold anhäufen und Einfluss gewinnen. Letzteres ist das Spielziel: 12 Punkte Einfluss besitzen. Je nachdem wie lange das Spiel dauern soll, beginnt man mit einem Punkt (drei Stunden und länger), vier (ca. zwei bis drei Stunden) oder sieben Punkten Einfluss (unter zwei Stunden).
Das Gold ist – wie immer – Mittel zum Zweck. Natürlich unterhält man damit Sklaven. Es gibt Haussklaven, die sogar noch Geld einbringen oder andere Sonderfähigkeiten haben. Und es gibt die Gladiatoren, die jede Runde Geld kosten, dafür aber Kämpfe gewinnen können. Und um den Kampf geht es! Wie sagte der keltische Gladiator Gannicus aus dem Hause Batiatus in der Serie so schön:

„Es gibt nur einen Weg um Champion zu werden: Niemals verlieren!“
Nun sei mancher beruhigt. Man kann natürlich siegen, wenn man mal verliert. Allzu häufig sollte es allerdings nicht vorkommen. Neben der Arena, in denen man seinen besten Gladiator mit einem Opfer eines anderen Spielers messen und dadurch Ehre, Lobpreisung und ewigen Ruhm für sein Haus erreichen kann, gibt es noch die Phasen zwischen dem blutigen Gemetzel auf dem Sand des geliebt-verhassten Runds. Es gibt insgesamt vier Phasen im Spiel:

  • Unterhalt
  • Intrigen
  • Markt
  • Arena
Letzterer ist klar. Es wird gekämpft. Aber immer nur zwei Häuser und dort jeweils nur ein Gladiator. Keine Massenkämpfe also. Wer miteinander kämpft, wird in der Marktphase versteigert. Blind setzt jeder Spieler die Menge an Gold, die er bereit ist auszugeben, um die Ehre der nächsten Veranstaltung zu erringen. Da kann eine Menge an Gold zusammen kommen, und das ist auch notwendig, denn neben Punkten Einfluss hat man die Möglichkeit andere Spieler erheblich zu schwächen oder eigene Stärken zum bestmöglichen Zeitpunkt zu nutzen (z.B. ein besonders guter Gladiator, während der Gegner gerade keinen guten Kämpfer unterhält. Das ist leicht verdientes Geld und der Weg zum Sieg)
Zusätzlich darf jeder Spieler auf den Ausgang des Kampfes wetten. Nach dem triumphalen Einmarschs der Gladiatoren und der Vorstellung ihrer Bewaffnung, Ausrüstung, ihrer Kampferfahrung und der rein mathematischen Attribute, kann man auf Sieg, Sieg durch Verwundung und Enthauptung setzen! Jeweils mit steigendem Gewinnfaktor.
Der absolute Clou bei den Attributen der Gladiatoren sind deren Lebenspunkte. Simpel und so genial. Jeder Gladiator verfügt zu Beginn über feste Werte: Angriff, Verteidigung, Schnelligkeit. Jedes Attribut spricht für sich selbst. Jeder Wert steht für einen Kampfwürfel. Z.B. verfügt der unheimliche Theokoles , auch Schatten des Todes genannt, über je 5 Würfel bei Angriff und Verteidigung und 2 bei Schnelligkeit. Alle Würfel zusammen stellen die Lebenspunkte dar. In seinem Fall also 12 Lebenspunkte. Im Kampf wird jede Runde über die Schnelligkeit die Initiative ausgewürfelt. Der Sieger gewinnt und bewegt sich die Anzahl der Würfel, die er darin hat auf den Oktagonfeldern des Spielplans. Stehen sich Theokoles und ein unbekannter thrakischer Gladiator gegenüber und Theokoles hat die Initiative, schlägt er mit 5 Würfeln auf den Todgeweihten ein. Dieser hat in diesem Beispiel lediglich einen Wert von 2 in Verteidigung und würfelt also mit 2 Verteidigungswürfeln. Nun werden die Würfel absteigend aufgereiht und verglichen. Ein höheres Ergebnis im Angriff heißt TREFFER. Ein gleiches oder höheres Ergebnis in Verteidigung heißt, dass der Gladiator einen einzelnen Angriff abgewehrt hat. Theokoles verfügt über mehr Angriffswürfel, als der Thraker und hat natürlich bessere Chancen zu treffen. Jeder Treffer, der durch geht, bedeutet den Verlust eines Lebenspunktes für den Gegner. Der muss somit die gleiche Anzahl an Würfel abgeben. Der einsteckende Spieler entscheidet bei welchem Attribut, bzw. welchen Attributen. Hat ein Gladiator in einem Attribut keinen Würfel mehr, hat er verloren. Sind alle Würfel weg, wurde der Gladiator enthauptet und wird auf einer Bahre vom Feld der Ehre getragen.

Nach jeder Arenaphase gibt es erst mal Zeit durchzuatmen. Es ist Zeit für den Unterhalt. Wie bereits erwähnt, gibt es Sklaven die Geld kosten und andere bringen Einnahmen. Die Bilanz muss immer ausgeglichen sein. Zudem können verwundete Gladiatoren geheilt werden – oder der behandelnde Schlechter schickt ihn zu den Göttern.
Schließlich gelangt man zur Intrigenphase. Sie besteht aus Intrigenkarten, die man auf der Hand hält. Allen lass gesagt sein: Sie können SEHR mächtig sein. Mit ihnen erhält man zusätzliches Gold, vielleicht sogar Einfluss. Besonders effektiv können sie jedoch GEGEN die anderen Spieler eingesetzt werden. Hierzu können sogar Bündnisse zwischen den Spielern geschmiedet werden – nur um sie kurz darauf wieder zu zerschlagen. Die Pointe bei den Intrigenkarten ist die: Man benötigt einen gewissen Einfluss, um sie spielen zu können. Hat man eine mächtige Karte auf der Hand, aber von Haus aus noch nicht genug Einflusspunkte, kann man die anderen Spieler dazu bewegen, einen in dieser Runde zu unterstützen. Hilfsmitteln können beliebige Versprechen (z.B. Nichtangriffspakte), Sklaven, Gold oder alles beliebige sein, was einem in den Sinn kommt. Hält man sich nicht an solche Versprechen, ist die Intrige trotzdem gespielt. Natürlich erwirbt man sich für die Zukunft dadurch keinen besonderen Ruf. Hat man starke Gladiatoren, kann sich auch das leisten. Alles eine Sache des Spielstils.
Eine letzte Erwähnung zu der Rolle des Veranstalters: In der kommenden Runde beginnt er mit dem Ausspielen der Intrigenkarten in der gleichnamigen Phase. Anschließend folgen die anderen Spieler reihum. Es kann von eklatantem Vorteil sein beginnen zu können. Ein Vorteil, der über Einzug in die –Halle der Sieger oder der Vergessenheit namenloser Verlierer entscheidet.


Fazit

Spartacus – Das Brettspiel ist eine absolute Bereicherung meines Spielschrankes. Es ist gerade umfangreich genug, um geringfügig als komplex zu gelten. Allerdings sind die Regeln schnell zu erlernen, der Ablauf aufeinander aufbauend sowie absolut stimmig und der rote Faden im Spielverlauf deutlich zu erkennen. Die Kämpfe jede Runde stellen immer wieder Highlights dar. Sie bringen richtig Fahrt und Action ins Spiel. Nicht nur für die kämpfenden Kontrahenten, sondern auch für das wettende und anfeuernde Volk (in diesem Falle der oder die anderen Spieler). Darüber hinaus ist es notwendig eine Strategie aufzubauen (und manchmal auch aufgrund des Spielverlaufs zu verändern), die zum Sieg führt. Das kann durch Gold allein, aber auch durch Intrigen, eine gute Abwehr, sogar diplomatisches Geschick bei den Verhandlungen mit anderen Spielern, oder einer Mischung aus allem zusammen umgesetzt werden. Insbesondere durch die ständige Interaktion, die Möglichkeit jederzeit in Verhandlungen anderer durch Gegenangebote oder Unterstützungsabsichten , etc. eingreifen zu können, macht aus Spartacus ein durchgehend packendes Spiel.
Durch die Kämpfe ist ein Mindestmaß an Zufallsfaktor integriert. Kämpfe gleichstarke Gladiatoren sind völlig offen. Und mit etwas Würfelglück könnte sogar ein mächtiger Germane durch einen schwächeren Thraker gefällt werden. Aber so waren die Kämpfe nun mal. Es tut dem Spiel sogar an mancher Stelle gut, dass der Ausgang eines Gemetzels nicht vorherbestimmt ist.
Ein wenig Schatten: Es kann im Spielverlauf durch das Balancing haken. Spieler mit viel Einfluss können mächtige Intrigenkarten spielen. Andere müssen Bündnisse suchen und auch erst mal finden, um das tun zu können. Hinten raus kann es also ganz schön schnell gehen, mit dem Sieg. Allerdings haben Spielrunden gezeigt, dass der Spieler mit den meisten Einflusspunkten keinerlei Unterstützung mehr erfährt. Darüber hinaus kriegt derjenige so gut wie alle Intrigenkarten ab, die ihm zum Nachteil gereichen. Somit ist der Haken nicht ganz so groß, wenn die Mitspieler wachsam sind.
Dank der offiziellen Lizenz erscheint so gut wie jeder Held bis hin zum letzten Komparsen der Serie „Spartacus“ auf einer Karte im Spiel. Dadurch fühlt man sich mitten in die Arena hinein versetzt. Kennt man die Serie nicht, tut das auch keinen Abbruch. Dann lässt man sich eben einfach so von den brutalen, lustigen oder listigen Zitaten auf der Pakung, den Hauskarten oder den Spielkarten inspirieren.

Spartacus erhält von mir den Goldenen Würfel der RPG-Foren.com und damit einhergehend eine absolute Kaufempfehlung für viele Stunden Kooperation, Hinterlist, Action und Strategie mit seinen Mitspielern.


Vielen Dank an den Heidelberger Spieleverlag, der diese Rezension ermöglichte.
 
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