• RPG-Foren.com

    DIE Plattform für Fantasy & Sci-Fi Rollenspiele

    Ihr findet bei uns jede Menge Infos, Hintergründe zu diesen Themen! Dazu Forenrollenspiele, Tavernenspiele, eigene Regelwerke, Smalltalk und vieles mehr zu bekannten und weniger bekannten RPG-Systemen.

IG-Sub ShShSh - Harton von Ferrystein

suppstitution

Kampferprobt
Co-Blogger
Tavernenbesitzer
Beiträge
614
Punkte
138
Prolog

Mein Bruder war ein Arsch! Und ein Sadist. Bis er über die Zinnen unserer Burgmauer stürzte, unten auf dem Grundgestein hart aufschlug und sich dabei alle Knochen samt Genick brach. Jetzt ruht er in der Gruft neben den anderen Sadisten unserer Familie.

Wir waren drei Brüder, Janosh, Terrec und ich. Aufgewachsen auf der Burg Ferrystein als Söhne des Burgherren, irgendwo im Osten dieser vergammelten Grenze. Ausgestattet mit wenig Pflichten, dafür aber mit umso mehr Rechten, pflegten wir das Leben des jungen unbeschwerten Adels. Wir wurden unterrichtet im Recht des Stärkeren, im Waffengang wie auch im waffenlosen Kampf und in den drei Ausprägungen der Etikette des Hofes: Protzen - Verbeugen – Arschlecken.

Janosh wird unserem Vater nachfolgen, erbt die Burg und den Titel. Zugegeben, er ist auch der intelligenteste von uns. Aber, und das möchte ich hier ausdrücklich betonen, eben auch ein Arsch. Nicht auf Terrecs direkte Art und Weise, sondern subtiler, feiner, hinterlistiger. Terrec, der mittlere von uns, wäre Janoshs rechte Hand geworden. Sein Laufbursche, der Mann fürs Grobe, sein Hund. Und ich? Ich wäre nichts. Den Dritten braucht niemand, einzig eine Gefahr für die über dem Dritten. Kein Titel, keine Aufgabe. Mein Leben - nur Langeweile und Müßiggang. Ein Hoftanz hier, ein Ritterturnier dort, irgendwann mit einer Edeldame dritten Ranges verkuppelt, verheiratet und verrottet. Doch es kam anders.

Ich freundete mich mit einer unserer Küchenmägden an. Sie hieß Anabell, war wahrscheinlich um die 14 Jahre und recht hübsch, mit für dieses Alter mehr Weiblichkeit ausgestattet, als im Nachhinein gut für sie war. Es dauerte nicht lange und wir fanden ins im Heuschober wieder. Wir lernten den anderen kennen - seine Seele, seinen Körper. Wir liebten uns inniglich. Es war eine grandiose Zeit! Und ich hätte schwören können, dass ich sie liebte. Wahrscheinlich habe ich ihr das auch gesagt – aber so genau weiß ich das nicht mehr. Irgendwann stand Terrec auf dem Heuboden und schaute zu. Was er sah, musste ihm wohl gefallen haben und er beanspruchte Anabell für sich. Immerhin seien wir des gleichen Blutes, er mein Bruder, dazu noch der ältere. Es sei sein Recht. Schlichte Terrec-Logik. Ihr blieb nichts anderes übrig, mir der Scham. Drei Tage später schubste ich ihn über besagte Mauer.

Nach der peinlichen Befragung durch den Burgherren war der Hergang aufgedeckt. Ich, des Mordes an meinen eigenen Bruder überführt, verlor sämtliche Ansprüche, meinen Familiennamen und meinen Siegelring. Dafür erhielt ich unverhofft die Gnade des Lebens, mein eigen Hab und Gut, sofern ich es selbst tragen konnte, und die Vogelfreiheit. Das wiederum ist normaler Weise gleichbedeutend wie der Tod. Janosh stand übrigens neben meinem Vater. Er grinste.

Ich aber habe vor zu leben. Ich werde mir mein Geburtsrecht wiederholen, die restlichen Ärsche meiner Familie auslöschen! Ich bin Harton von Burg Ferrystein und irgendwann erster seines Namens!

Und Anabell? Der Burgherr erwies ihr die Gnade des Balkens. Dort baumelt sie nun, weniger hübsch anzusehen als vorher. Sie hat meinem Vater zwei Söhne geraubt. Welches Urteil hätte er sonst sprechen sollen. Erwähnte ich schon, dass auch er ein Arsch ist? So wie unsere ganze Familie?
 
Zuletzt bearbeitet:
Aufbruch
Man trieb mich wie einen Hund aus der Burg, allen voran Janosh, der es sichtlich genoss, fortan alleiniger Nachfolger unseres Herren zu sein. Unter Beschimpfungen und Drohungen durchschritt ich das Burgtor und stieg den Weg hinab zum Dorf Ferry. Dort schien sich mein Abgang herumgesprochen haben, da sich die Bäuerinnen und deren Kinder mit allerlei überreifen Gemüse bewaffnet hatten. Man darf es ihnen nicht verübeln. Wann erhalten sie schon mal die Gelegenheit, sich bei einen ihrer früheren Peiniger für all die Erniedrigungen zu revanchieren? Außerdem vermutete ich, dass sie mich für den Tod Anabells verantwortlich machten. Und sie stammte eben auch aus Ferry. Also ging das irgendwie in Ordnung und ich bereitete mich innerlich auf den unausweichlichen Sühnegang vor.

Ich erspare euch – und mir – das Gespött und die Verhönungen. Ihr dürft es euch selbst ausdenken und im Geiste ausmalen. Nur so viel: Diese Kreativität hätte ich dem dummen Bauerntölpeln gar nicht zugetraut. Am Ende des Dorfes war ich übersät von Abfall und um einige Sprüche reicher, fand allerdings auch noch das eine oder andere Brauchbare darunter. Nachdem das Dorf und die Burg hinter der letzten Biegung verschwanden, ordnete ich meine Kleider, wischte die letzten Überreste so weit es ging fort und biss in eine leicht überreife Tomate, welche ich gefangen hatte, bevor sie mich traf.

Dann überkam mich plötzlich die Erkenntnis, dass ich mir bis dato überhaupt keine Gedanken zum Fortgang meiner unfreiwilligen Reise gemacht hatte. Keine zwanzig Minuten Fußweg von hier würde mich eine Gabelung zu einer Entscheidung nötigen. Weiter Richtung Osten führte der Weg zur Burg Remstar. Ich bezweifelte aber dort freundlich empfangen zu werden. Wenn nicht mein Vater, so hätte zumindest mein Bruder dafür gesorgt, dass die umliegenden Burgen von meiner Tat Kunde erhalten haben. Damit war klar, dass alle Burgen als Ziel ausfielen. Hinter Burg Remstar wurde der Weg zum Pfad und verlor sich schließlich in den Wäldern.

Im Westen lag Khazzar. Eine Stadt mit Hafen und, wie ich hörte, recht groß. Vermutlich würde dort ein gestrandeter Adelssohn nicht auffallen. So war der Entschluss gefasst und das Ziel ausgemacht. Ich schulterte meine Habe, biss nochmal von der Tomate und warf sie anschließend in die Büsche. Zwei Wochen Fußmarsch lagen vor mir. Mindestens.
 
Die Grenze Ferrystein
Nach gut zwei Tagen Fußmarsch kam ich an die Grenze des Gebiets, welches mein Vater und Burgherr zu Ferrystein seine Lande nannte. Im Westen begrenzte ein kleiner Fluss das Ferryland und mein Weg führte über eine kleine Brücke mit einem Zollhäuschen.

Als ich mich näherte, hörte ich Stimmen und Lärm. Anscheinend gab es ein kleines Scharmüztzel in der Nähe. Ich schlug mich seitlich in den Wald und beobachtete geschützt, was da vor sich ging. Männer der Burg Ferrystein jagten einem Troll nach. Doch dieser bekam unerwartete Hilfe. Zwar konnte ich niemanden sehen, doch war hier eindeutig ein magsich Begabter in der Nähe, der das Unterholz gegen die Männer des Burgherren einsetzte. Ich entschied mich, nicht einzugreifen und unsichtbar zu bleiben. Eine weise Entscheidung gegen Magier, wie ich immer fand. Nach einer kurzen Unterredung begab sich der Troll über die Brücke Richtung Osten und lief an mir vorbei. Das andere Wesen zog nach Westen. Ich entschied, querfeldein eine Abkürzung zu nehmen und hinter einer kommenden langgezogenen Biegung vor dem Magier wieder auf den Weg zu gelangen
 
Zurück
Oben Unten