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Sherlock Holmes - Die vier Fälle (Spiele-Comic)

Luzifer

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Titel: Sherlock Holmes – Spiele-Comic (Krimi) #1 - Die vier Fälle
Aufmachung: Hardcover
Seiten: 324 Segmente
Verlag: Pegasus Verlag


In den lang vergangenen 80er Jahren las ich viele „Lustige Taschenbücher“ mit Micky und Co. Einmal gab es eine Geschichte, bei der ich selbst den Ausgang mitentscheiden durfte. Ich als Leser hatte die Möglichkeit die Geschicke und das Schicksal von Donald zu lenken. Sollte Donald mit Micky gehen, oder lieber zu seinem Onkel laufen? Je nach Entscheidung erlebte man eine andere Story. Das hat mich seinerzeit total fasziniert. In den 90ern entdeckte ich die Welt von DSA (Das Schwarze Auge) und dort gab es mit den Soloabenteuern ein ganz ähnliches Modell, nur sehr viel filigraner und nur auf Text basierend. Andere dürften vielleicht ähnliche "Spielebücher" aus dieser Zeit kennen.

Pegasus bringt nun mit den Comic-Spielbüchern in der Welt von „Rittern“ und „Sherlock Holmes“ eine Neuerung dieses Konzepts heraus und das bunt bebildert. Natürlich musste ich mich sofort auf das Spiele-Comic von Sherlock und Dr. Watson stürzen, nicht zuletzt, weil ich ein großer Fan von Arthur Conan Doyles Protagonisten bin – in jeglicher Verkörperung.

Das Buch wurde im DIN A5 Format gedruckt und hat darüber hinaus ein Hardcover. Die Schrift auf der Vorderseite und ein Teil auf der Rückseite sind erhaben. Das erhöht die Griffigkeit. Als Krönung bekam das kleine, feine Büchlein auch ein Lesebändchen spendiert, was die Handhabung für den Leser sowohl praktisch, als auch sehr gefällig abrundet.
Die genaue Seitenzahl kann ich an dieser Stelle nicht wiedergeben, denn darauf kommt es bei dem Comic auch nicht an. Vielmehr wird der Comic in Abschnitten bzw. Segmenten gezählt. Davon gibt es 324 Stück. Diese können über mehrere Seiten gehen, oder auch nur eine einzelne Zelle groß sein.
Die Aufmachung des Comics erinnert an Zeichentrickserien und die Bilder sind betont jugendlich gehalten (obwohl auch eine blutige Leiche darin vorkommt). Details sind sehr gut zu erkennen. So sind bei der Befragung von Personen auch immer gewisse Gefühlsveränderungen aus den Gesichtern zu lesen, was wiederum einen Hinweis im Fall darstellen kann. Die Bilder im Comic lassen den Leser nochmal tiefer in die Welt von Sherlock und seinen Geschichten eintauchen.


Wie funktioniert das nun?


Nach einer kurzen Einleitung steht man plötzlich als Dr. Watson im Mittelpunkt der Geschichte namens „Die Katze aus der Baker Street“. Mrs. Hudson vermisst ihre Katze und führt Watson an den Ort des „Verbrechens“. Hier werden in Kürze und einem leichten Fall die Mechaniken des Spiele-Comics näher gebracht. Watson kann das Zimmer untersuchen. Im Zimmer verteilt fallen aufgedruckte Zahlen auf. Diese entsprechen Segmenten im Comic. Wenn also auf dem Fußboden eine 72 aufgedruckt ist, sucht man sich das Segment mit der Nr. 72 im Buch und liest dort weiter. Dort wird dann z.B. ein Detail auf dem Fußboden gezeigt. Das könnten Fußspuren, Katzenhaare, oder ein verlorenes Taschentuch sein. Damit hat der Leser vielleicht schon seinen ersten Hinweis. Möglicherweise führt diese Spur den Leser zu einem weiteren neuen Segment, oder man kehrt zurück zur Ansicht des Zimmers. Von dort aus, kann Watson dann die restlichen Sachen untersuchen. Dem aber nicht genug, kann Watson die traurige Mrs. Hudson befragen. Hierzu gelangt man erneut auf ein eigenes Segment mit vorgefertigten Fragen. Aus ca. 6 Fragen darf man nun nacheinander bis zu 4 Fragen auswählen, die man stellen darf. Hier erhält man weitere Hinweise oder sogar handfeste Indizien zu dem „Kriminalfall“. Manche Fragen sind übrigens unpassend oder verletzend. Diese führen dazu, dass man keine weiteren Fragen mehr stellen darf und man so weiter ermitteln muss. Schließlich kann man bei späteren Geschichten auch Holmes zu Rate ziehen bzw. dessen Ermittlungstalent nutzen um zusätzliche Hinweise zu erhalten.


Nach dem Auftakt erwarten das Duo Holmes & Watson insgesamt drei gemeinsame Fälle: „Die Lebenslinie“, „Der Gedächtnislose im Wald von Highgate“ und „Der Skarabäus aus dem British Museum“. Es ist an dieser Stelle nicht zu viel verraten, dass natürlich auch ein große Widersacher von Sherlock seine Finger im Spiel hat. Daran wird man immer wieder erinnert, da auf den Comicseiten bunt verteilt Schreibmaschinentasten versteckt sind. Neben dem Lösen der Fälle ist es das Ziel diese Tasten zu entdecken. Und manchmal sind sie wirklich gut versteckt. Sie können überall liegen und man muss aufmerksam alle Seiten mustern, um auch alle zu entdecken (es gibt insgesamt 40 Stück).
Die drei gemeinsamen Fälle kann man sowohl als Holmes oder auch als Watson lösen. Als Holmes darf man z.B. bei Befragungen nur drei Fragen stellen, während Watson vier Mal nachfragen darf. Watson nutzt gerne mal seine Qualifikation als Arzt, während Holmes sein angeborenes Talent der Deduktion spielen lässt.


Fazit

Ich habe mir viel Zeit gelassen und etwa 4 Stunden mit dem Spiele-Comic Sherlock Holmes – Die Vier Fälle verbracht. Letztlich konnte ich mir die Lösungen zu den vier Fällen am Ende ansehen. Diese sind mit allen Kniffen und Besonderheiten der jeweiligen Kriminalfälle als zusammenhängende Geschichte abgedruckt. Zuvor wurde ich abgefragt, auf welche Lösungen zu den jeweiligen Kapiteln ich selbst gekommen war, verbunden mit einer Wertungsskala. Und da kam ein großer Schock: Ich hatte gerade mal 9 von 20 möglichen Punkten erreicht! Ich habe alle Bücher von Sherlock gelesen und die moderne Serie rauf und runter geschaut. Und dann 9 Punkte!?
Der Abspann schlägt von sich aus sogar vor, dass man den Comic mehrere Male durchspielt. Eine Varianz entsteht, da man als Sherlock oder als Watson spielen kann, wodurch ein gewisser Mehrwehrt und eine bessere Punktzahl entstehen dürften. Schließlich hat man ja ein gewisses Vorwissen. Schwer bleiben die Rätsel auf Anhieb aber in jedem Fall. Teilweise wirklich knifflig. Ganz wie es der Romanvorlage gebührt.

Jedoch sei an diesem Punkt auch eine gewisse Kritik angebracht. Die Aufmachung suggeriert eine Geeignetheit für Kinder und Jugendliche. Die Altersempfehlung wurde mit ab 8 Jahren angegeben. Ich persönlich empfand die Rätsel als jugendlicher Mitdreißiger schon als knackig und teilweise auch verworren. Ich kam nicht umhin auch mal im Internet etwas bei Wikipedia zu suchen. Das erwarte ich von z.B. dem Spiel „Criminal Cabinet“, bei diesem Spiele-Comic hat mich der Schwierigkeitsgrad überrascht. Da passt für mich die Aufmachung nur schwer mit dem Inhalt überein. Dieser Punkt schmälert allerdings nicht die Spielerfahrung selbst, möglicherweise jedoch die eigene Wertung am Ende.

Letztlich wurde ich als Erwachsener von dem Comic gefordert und konnte mehrere Stunden in die Rolle von Holmes und Watson eintauchen. Das machte Spaß und ich empfand die Zeit als gut investiert. Diesem ersten Band werden weitere folgen. Und parallel gibt es eine andere Serie, die sich mit „Rittern“ beschäftigt. Diese Spiele-Comics tragen den Untertitel „Abenteuer“ während Sherlocks Untertitel „Krimi“ besagt. Und diesen Titel hat es wahrlich verdient.


Vielen Dank an den Pegasus Verlag, welcher diese Rezension ermöglichte.

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