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Ort/Region Shadowrun Shadowrun: Berlin

sonic_hedgehog

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Berlin – Hauptstadt, Stadt des Status F, geteilte Stadt… Alles Vergangenheit! Mit ihrem Angriff als Reaktion auf den Terroranschlag (?) am 14.04.2072 konnten Konzerntruppen eine Wiedervereinigung Berlins erzwingen. Unter der Regierung des Berliner Rats gedeiht Berlin mal mehr, mal weniger prächtig – die innere Teilung in Kon-Bezirke, Norm-Bezirke und Alterative Bezirke bleibt jedoch bestehen. Aber wie ist nun das Leben in Berlin, für den Berliner insgesamt, aber insbesondere für Runner wie uns? Um das zu erfahren, sollte man einen Blick in die neuesten Uploads zum Thema tätigen.

Mit dem Berlin-Quellenbuch erschien 2010 das erste Shadowrunbuch, das eigenständig von und für Pegasus geschrieben worden ist. Zuerst in einer limitierten Version, nun auch für den geduldigeren Speier in der unlimitierten Version. Was natürlich neugierig macht, denn auch wenn ich schon in früheren Rezensionen ausdrücklich auf die hohe Qualität der Add-Ons zu den amerikanischen Quellenbüchern hingewiesen habe, ist ein ganzer Band doch noch eine andere Herausforderung. Insbesondere dann wenn man bedenkt, wie viel Zweifelhaftes in früheren Büchern zum Thema Berlin produziert worden ist. Neben der Frage, wie gut das Update auf das SR4-Setting gelungen ist, ist also auch der Umgang mit der Vergangenheit ein Knackpunkt des Bandes.

Doch zuerst zu den Äußerlichkeiten: Die Teilung des Buches in zwei Hälften, eine für die westlichen (Norm- & Kon-) Bezirke und eine für die östlichen (Alternativ-) Bezirke wurde auch in der unlimiterten Auflage beibehalten, jedoch liest sich das Buch nun in einem Rutsch von vorne nach hinten und nicht mehr von beiden Seiten. Als Cover wurde das in meinen Augen etwas schlechtere Frontcover beibehalten, das alternative Cover ist durch den in der unlimitierten Auflage wieder vorhandenen Klappentext etwas verdrängt worden. Allgemein ist auch dieses Buch wieder gut und sauber gesetzt und auch die Innengrafiken überzeugen.

Das Setting selbst ist vorsichtig, aber gründlich renoviert worden. Allzu fiese Auswüchse (wie z.B. das Gore) wurden dahin entsorgt, wo sie hingehören und ein saubereres, weil eher vorstellbares und weitgehend schlüssiges Setting geschaffen. Man merkt, dass sich die Autoren mit dem (heutigen) Leben in Berlin beschäftigt haben. Den Berlinern unter Euch wird das ein oder andere durchaus vertraut vorkommen und auch die Organisation der Kieze ist so durchaus vorstellbar. Natürlich fragt man sich beim Lesen mitunter, ob es denn wirklich nur so wenige biedere Normalkieze gibt (sicher nicht, aber die muss man in einem Spiel nicht beschreiben. Die packt man als SL einfach in die Lücken) oder zweifelt, ob ein Bezirk, in dem jeder mindestens eine Waffe (zumindest) unter dem Kopfkissen hat, wirklich sicherer ist (wobei wir ja wissen, dass alle SR-Texte subjektiv sind) - aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Insgesamt passt das Setting zu Berlin.

Auch wenn die Aufteilung des Buchs das nahelegt, ist eine Trennung der West-Bezirke von den Ost-Bezirken auch im Text nicht 100% durchzuhalten, ebensowenig wie in der Stadt selbst. Konkiddies in (pseudo-) alternativen Bars sind ebenso Teil der Stadt wie Ostrunner in den etraterritorialen Konbezirken. Es ist es eben eine Stadt. Dennoch hat Berlin immer noch zwei Gesichter. Man sieht inzwischen, dass die beiden verwandt sind, aber es sind keine Zwillinge. Die Norm- und Konbereiche sind sauberer, für die Bewohner sicherer und mit funktionierender Infrastruktur versorgt, dafür aber überwacht und deutlich kondominiert. Die Alternativen Bezirke sind freier, wilder und aufregend, dafür aber teils abbruchreif, mit nur mäßig zuverlässiger Technik und zumindest in Teilen vom organisierten Verbrechen unterwandert. Das passt und ermöglich ein Sammelsurium von Plots. Wobei die Autoren auch nicht umsonst betonen, dass gerade das Spiel in den alternativen Bezirken andere Herausforderungen stellt: Die Strukturen der Kieze sind eher dörflich, man kennt sich, man achtet aufeinander und wenn einer Mist baut, sollte er besser umziehen. Und Mist zu bauen kann schon sein, für einen Kon zu laufen… Oder für das falsche Syndikat… Oder für den falschen Stadtteilpolitiker… Auch wenn man das erst später merkt.

Sehr schön ist weiterhin, dass die Autoren uns nicht mit dem Setting allein lassen. Wir können zwar damit machen was wir wollen, aber insgesamt 46 Seiten mit Detailbeschreibungen einzelner Bauteile wie Clubs, Eckkneipen, aber auch Wohnblocks und eines kleinen Kiezes, Beispielcharakteren und Kurzszenarien helfen sehr, einen Einstieg nach Berlin zu finden. Ausdrücklich loben möchte ich an dieser Stelle auch, dass zu diesen Bausteinen auch jede Menge Karten gehören. Die sind zwar nicht alle kopierfertig, aber bieten genug Übersicht um planen zu können.

Zeit für ein Fazit.
Der Quellenband zu Berlin ist eine runde Sache. Natürlich kann man immer streiten, ob man Quellenbände benötigt und natürlich wird fast jeder im Setting etwas finden, was r anders gesetzt hat/hätte, dank der Größe der Stadt sollte es aber kein Problem sein, das einfach beizubehalten. Denn die Beschreibungen sind nicht erdrückend. Der Quellenband gibt Berlin endlich den Rahmen, des es verdient hat, gleichzeitig ist dieser aber flexibel genug, dass man seine eigenen Vorstellungen auch weiter hineinpacken kann. Und er räumt endlich einigen Blödsinn aus der Welt, den beispielsweise Deutschland in den Schatten nach Berlin gestopft hatte. Kaufen und bespielen, würde ich sagen!

Ich danke Pegasus für die Möglichkeit, dieses Buch zu rezensieren und verweise zur Information auch auf deren Seiten!
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Shadowrun: Berlin

habe das Buch und es ist von der Qualität wirklich sehr zu empfehlen
 
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