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Geschwätz Screw's Schottland-Bericht

Screw

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Seid gegrüßt, Programme ...

Wie ein paar von euch vielleicht mitbekommen haben, war ich mit meiner Frau auf einen kurzen Sprung in den Gefielden der Highlander und Bravehearts. Nun will ich einen kurzen Bericht darüber abgeben, was ich dort alles erleben durfte.

Tag 1 Abflug & Ankunft
Unsere Reise begann damit, dass wir nach Bratislava fuhren, da die Flüge von Wien-Schwechat nach Edinborough nur mit Umsteigen und sau teuer zu haben waren. Sicher auch eine interessante Stadt, hab leider nix davon gesehen. Der Abflug verzögerte sich dann auch gleich, weil die Technik am Flughafen uns eine Stunde am Boden festgehalten hat. Warum? Keine Ahnung, aber wir sind nicht abgestürzt, also war's wahrscheinlich halb so wild. Die Landung in Edinborough war ein wenig ruppig, aber was sollte man denn anderes erwarten, wenn man auf eine Insel nahe der Nordsee fliegt.
Mein Schwager in Spe führte uns dann per Leihwagen in ein nahes B&B mit wirklich sehr netter Gastgeberin und ... einer Katze. Das fanden wir erst am Morgen beim Frühstück heraus, als meine Frau leicht schniefend verlauten lies: "Moi, die is ja voll süß. Jetzt weiß ich auch, warum meine Augen die ganze Zeit jucken." War aber nur halb so schlimm, da wir den Großteil des Abends und der Nacht sowieso am Campingplatz mit Schwiegermamachen, deren Lebenspartner, meiner Schwägerin und deren Freund verbracht haben ... und mit Bier (extra aus Deutschland mitimportiert, der Herr lässt sich da auf keine Abenteuer ein) und Grillgut, versteht sich.

Tag 2 Speed-Tourism
Mietwagen voraus, fuhren wir mit dem Wohnmobil quer durch die Landschaft, die mich irgendwie an die Steiermark und Oberösterreich errinnert (nur mit mehr Grün, mehr Nutztieren und kleineren Häusern), einem Ort namens Falkirk entgegen, bekannt für eine weltweit einzigartige Meisterleistung der Ingenieurskunst, dem "Falkirk Wheel", einem Schiffshebewerk, welches es ermöglicht, Schottland in Ost-West-Richtung per Schiff zu durchqueren. Imposantes Teil, muss ich schon sagen. Nachdem wir lange genug dort verweilten, um zwei Wechsel beobachtet zu haben (der erste fand statt als wir einparkten, war nicht zufriedenstellend) ging es weiter nach Stirling. In der Nähe steht nämlich "The National Wallace Monument", welches wir uns natürlich angesehen haben, aber nicht von innen, da uns dies knapp € 15,- pro Person gekostet hätte.
Von dort aus hatte man übrigens eine gute Sicht auf Sterling Castle, welches wir uns natürlich gleich als nächstes ansahen ... glaubt mir, ich bin noch nie so schnell mit meiner Kamera durch ein altes Schloss und alle mir erreichbaren Winkel gewetzt wie an diesem Tag, schließlich mussten wir ja noch weiter. Und zwar ins Portcullis, einem sehr angenehmen und klassischen Pub (und angehängtem Hotel) gleich vor den Toren des Schlosses, wo wir uns, wie es sich gehört, Fish & Chips, Pie und Ale gegönnt haben. Frisch gestärkt fuhren wir dann direkt durch bis Dumfries und suchten uns einen Campingplatz und ein neues B&B. Allerdings schlug das Wetter auf Kurz-vor-Orkan-Regen um und wir bekamen nur noch ein einzelnes Zimmer eines Apartments - dafür aber direkt an einem Loch, nämlich dem "Auchenreoch Loch" westlich von Dumfries. Trotz des Wetters ließen wir uns aber den abendlichen Absacker nicht nehmen und kehrten in den Pub am Campingplatz ein, wo wir uns zwei weitere Runden Ale genehmigten. Außerdem besann ich mich der wahren Getränkequalität dieses Landes, pickte mir eben jene Flasche aus dem Angebot heraus, die noch ungeöffnet war und genoss mit meiner Frau einen echt guten 10-jährigen Aberlour, der möglicher Weise schon eine halbe Ewigkeit dort stand, da ich ihn auf der Webseite der Distillerie nicht finden konnte ...

Tag 3 Runaway-Wedding
Gleich nach einem englischen (also guten aber beinahe ungewürzten) Frühstück, brachen wir wieder auf, und zwar nach Gretna, wo sich meine Schwiegermutter und ihr Lebenspartner beim Standesamt registrieren ließen, schließlich wollten sie nach 200 Jahre alter Tradition fernab jeglichen Trubels und Familiengedöns heiraten. Außerdem nutzten wir den Stopp auch gleich, um unsere Vorräte aufzustocken, und zwar, ich musste echt lachen, in einem Spar. Kaum waren wir aus dem wieder raus und abfahrbereit, sprach uns ein Herr in den mittleren 40ern an, ob wir für ihn und seine Frau Trauzeugen sein könnten, die vorgesehenen Personen waren ihnen abgesprungen. Trotz knappen Terminplan meiner Schwiegermutter, wollten wir diesem armen Paar helfen, da - seien wir uns ehrlich - nicht viel schlimmer ist, als am Tag der Hochzeit ohne Zeugen dazustehen. Nachdem meine Frau und ich (ungeschminkt und in Gammel-Reise-Montur) einer 15minütigen und wirklich anrührenden kleinen Zeremonie beiwohnen durften, verabschiedeten wir uns von den freudestrahlenden Frischvermählten und holten unsere verlorene Zeit problemlos wieder auf (mein Schwager in Spe ist ein recht offensiver Fahrer).
Schließlich kamen wir bei dem sehr vornehmen "Dalston Hall Hotel" nahe Carlisle an und durften zur Abwechslung mal so richtig vornehme Zimmer beziehen. Aber wir blieben dort nur zum Duschen und zum Umziehen, und zogen, richtig schick angezogen wieder los - allerdings diesmal getrennt, eine Partie mit der Braut, die andere mit dem Bräutigam, wie es sich gehört. Gretna Green ist traditionell die erste Anlaufstelle für minderjährige Paare nördlich der englisch-schottischen Grenze, seit England 1753 ein Gesetz verabschiedet hatte, dass für eine Hochzeit das Einverständnis der Erziehungsberechtigten erforderte. 200 Jahre lang stahlen sich junge Paare über die Grenze, um rechtlich bindend ihre Ehe zu schließen. Meine Schwiegermutter fand diese Tatsache passend, da ihr Lebensgefährte alles andere als Lust auf großen Hochzeitstrubel hat, also schnell von England über die Grenze "geflüchtet" und dort geheiratet (obwohl die zwei dennoch überrascht waren, dass da recht viele Worte notwendig sind, damit alles seine Richtigkeit hat). Anschließend noch eine Flasche Sekt geköpft, ein zwei Ales getrunken (außer den Fahrern natürlich) und britische Lekereien gefuttert, bevor es wieder zurück ins Hotel ging.
Und dort: FOTOSHOOTING! Schließlich hat die Familie meiner Frau nicht umsonst zwei ausgebildete Fotografen in ihren Reihen. Begleitet wurde das ganze, mittlerweile schon fast traditionell, von ein paar Gläsern Ale. Dabei habe ich eine Marke entdeckt, die mir sehr gut gefällt: der "Wychwood Brewery Hobgoblin" - wer mich ein wenig kennt, weiß auch warum. Außerdem schmeckt das Zeug echt gut. Als Abschluss dieses Tages stand ein fantastisches Abendessen von dem ich gar nicht wissen will, was es gekosten hat, aber um Geld ging es ja eh nicht.

Tag 4 Speed-Tourism continued
Nach einer echt angenehmen Nacht brachen wir auf, den Schottland-Trip wieder in Schottland fortzuführen, und zwar erst mal in Jedburgh, wo wir uns eine aufgegebene unter Denkmalschutz stehende Abtei ansehen durften. Das Schloss inklusive Gefängnis ließen wir aus, da der Fußweg dorthin inakzeptabel viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Und zwar Zeit, die wir am nächsten Ort sicherlich schmerzlich vermisst hätten - Saint Abb's, eine schmucke kleine Hafenstadt mit wirklich lauten Möwen. Außerdem gibt es dort ein Natur-Reservat, den "St. Abb's Head", zum Schutz der Nistplätze von Seevögeln. Die Duft-Mischung aus Wald, ähnlich denen in Österreich und Süddeutschland, und der salzigen Meeresluft hat mich mehr fasziniert als alles andere davor in Schottland.
Natürlich haben wir uns auch hier wieder Campingplatz und B&B organisiert und uns außerdem eine Flasche 12jährigen Old Pulteney für zu Hause besorgt. Da es unser letzter Abend hier auf der Insel war, warfen wir ein weiteres Mal den Grill an und sorgten dafür, dass die Vorräte deutschen Bieres weiter schwanden. Ich stelle gerade fest, dass der ganze Bericht ziemlich alkoholgeschwängert klingt, aber ehrlich ... außer am Abend nach der Hochzeit waren es nie mehr als drei Gläser ... anders hätte ich den Trip wohl nicht überstanden.

Tag 5 Rückkehr
Bevor wir zur Familie stießen, hatten wir nun doch endlich das Vergnügen eines echten schottischen Frühstücks: Rührei, Toast, Würstchen, Tomaten, Blutwurst und Haggis ... und zwar ALLES aus der Pfanne, ja sogar den Toast. Meine Frau hat nur den halben Teller geschafft und anschließend war ihr von so viel Fett leicht schlecht. Erinnerte mich an die traditionelle Hausmannskost aus Tirol oder Kärnten, da schwimmt auch alles in ordentlich Schmiere.
Nach der herzlichen Verabschiedung am Wohnwagen wurden wir zum Flughafen geführt und nutzten die Zeit bis zum Abflug noch für einen Bummel in der Duty-Free-Zone. Ein Take-2-get-%-Angebot hat uns davon Überzeugt, dass wir noch zwei weitere Flaschen 12jährigen Single Malt Highland Scotch mitnehmen sollten - Aberlour und Glen Garioch. Der Flug verlief ruhig, obwohl es ein paar mehr Turbulenzen als am Hinflug gab, und nach einer beinahe 2stündigen Busfahrt befanden wir uns endlich wieder daheim ... schade, wir wären gerne länger geblieben.

Lange Geschichte, kurzer Schluss: Schottland ist immer einen Besuch wert, aber der Whiskey ist genauso teuer wie überall sonst auch ... aber es gibt dafür eine Auswahl, die man hier nicht hat.

Hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen.

cul8r, Screw​
 
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