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Brettspiel Robinson Crusoe – Abenteuer auf der verfluchten Insel

Voltan

Heldenhaft
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58
Alter
52
Titel: Robinson Crusoe – Abenteuer auf der verfluchten Insel
Autor: Ignacy Trzewiczek
Spieleranzahl: 1-4
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 - 120 Minuten
Verlag: Pegasus Verlag
Erscheinungsdatum: November 2013
ASIN: B00BTXLVX2
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Inhalt:

Worum geht´s:
In Robinson Crusoe versuchen die Spieler gemeinsam auf einer einsamen und gefährlichen Insel zu überleben. Hierbei spielen die Tücken des Wetters eine ebenso wichtige Rolle, wie die Gefahr durch wilde Tiere oder durch nicht weniger wilde Eingeborene. Aber auch alltäglichen Dingen, wie die Suche nach Nahrungsmitteln oder dem Ausbau des Lagers, wird höchste Priorität zugewiesen. Nur gemeinsam können die Spieler ihr Überleben sichern und dabei ergänzen sie sich durch ihre unterschiedlichen Talente und Fähigkeiten.
In 6 unterschiedlichen Szenarien proben die Spieler ihren Überlebenskampf und versuchen die jeweiligen Szenarioziele zu erreichen.


Inhalt:
In der schweren und prall gefüllten Spielschachtel findet man einiges an Material. So gibt es mehr als 200 Spielkarten (kleine, wie auch normalgroße Karten), vier Charaktertafeln, den Spielplan, Inselteile aus Pappe, 12 Würfel, diverse Marker und Plättchen und mehr als 100 Holzwürfel. Auch die hübsch gestalteten Szenariotafeln sollte man nicht vergessen.
Gerade bei diesem Umfang ist der bange Blick auf das Regelheft besonders wichtig. Doch zum Glück ist dieses recht gut gelungen. In 38 farbigen und übersichtlich gestalteten Seiten wird dem Leser das Spiel verständlich und meist auch auf sehr einfache Weise näher gebracht. Hierbei werden sehr häufig anschauliche Bilder verwendet und viele Beispiele erläutert. Auch die Szenarien, sowie mehrere Spielkarten, werden im Regelheft genau erklärt. Auf den letzten Seiten findet der Leser eine Beschreibung aller Symbole und Icons, auf die man im Spiel stoßen könnte.
Das Material ist in allen Bereichen von höchster Qualität. Die Marker und Spielpläne bestehen aus dicker Pappe. Auch die Qualität der Spielkarten, Charaktertafeln und Szenariotafeln ist auf sehr hohem Niveau. Ich habe kein Element gefunden, welches ich auch nur annähernd als „billig“ einstufen würde. Hier hat man sich augenscheinlich viel Mühe gemacht und nur bestes Material ausgesucht.
Ebenso ist man auch mit den Grafiken verfahren. Zwar handelt es sich überwiegend um Grafiken in schwarz-weiß, aber gerade das ist absolut stimmig und passt wunderschön zum gewählten Thema. Das Spielbrett erweckt den Eindruck, man würde auf einen Tisch blicken, welcher mit alten Landkarten und anderem Papierschnipsel bedeckt ist. Das passt sehr schön zum Hintergrund und sorgt somit für eine gewisse Immersion.
Insgesamt lässt sich sagen, dass Robinson Crusoe ein wunderschön gestaltetes Spiel ist, welches für seine Materialien und Grafiken absolute Bestnoten verdient hat. Ob das Spiel die gute Ausstattung rechtfertigt, erfahren wir im nächsten Abschnitt.



Erläuterungen und Kritik:

Abenteuer auf der verfluchten Insel verfügt über ein umfangreiches Regelwerk. Alle Regeln hier aufzuführen, wäre ein zähes und wahrscheinlich auf hoffnungsloses Verfangen. Deshalb werden hier nur die wichtigsten Abläufe kurz erläutert.
Jeder Spieler sucht sich einen der vier Charaktere aus (Koch, Zimmermann, Forscher, Soldat). Die Charaktere gibt es in einer weiblichen und einer männlichen Form, was jedoch keinen Unterschied in den Werten bedeutet. Jeder Charakter hat bringt eigene Vorteile mit sich. So ist der Forscher etwas besser im Erkunden der Insel, der Soldat natürlich bringt Vorteile im Kampf, der Zimmermann ist eine enorme Hilfe beim Ausbauen des Lagers und überhaupt beim Herstellen von Dingen und der Koch … kann halt gut kochen und somit die maßgeblich die Gesundheit des Teams beeinflussen. Außerdem hat jede Spielfigur eine eigene Erfindungskarte, die im Laufe des Spiels gebaut, bzw. aktiviert werden kann und weitere Vorteile bringt.
Jeder Charakter verfügt auch über eine Lebensanzeige, die alle Verwundungen festhält und dem Spieler deutlich aufzeigt, wann er mit dem Ableben des Charakters zu rechnen hat. Sobald ein Charakter stirbt, ist übrigens das Spiel für alle verloren. Insofern sollten alle sich gegenseitig helfen und versuchen, dieses zu verhindern.
Nachdem man sich auf ein Szenario geeinigt hat, wird das Spiel entsprechend aufgebaut. Hierbei kommen auf das Spielbrett mehrere Erfindungskarten, ein Startfeld der Insel und alle weiteren Karten, wie die Abenteuerkarten und die Ereigniskarten. Zu Beginn verfügen die Spieler noch nicht über ein eigenes Lager. Dies ist jedoch elementar wichtig, um in der Nacht keine Verwundungen zu erhalten.
In Abenteuer auf der verfluchten Insel sind sechs Szenarien enthalten. Anfangen sollte man mit „Schiffbrüchig“. Hier müssen die Spieler es schaffen, einen großen Holzstapel zu errichten und am Ende anzuzünden, damit die vorbeisegelnden Schiffe auf sie aufmerksam werden. Doch dummerweise benötigen die Spieler das Holz auch für viele andere lebensnotwendige Dinge (z.B. den Ausbau ihres Lagers um vor Wetter und Wildtiere geschützt zu sein) und müssen deshalb genau planen, wann sie Holz für den Stapel verwenden.
Bei den anderen Szenarien befinden sich die Spieler auf einer Vulkaninsel, oder müssen sich gegen Kannibalen wehren. Letztlich bringen die Szenarien sehr viel Abwechslung und verändern das Spielgefühl ganz wesentlich.
Jeder Charakter verfügt über zwei Spielsteine, die seine zwei möglichen Aktionen pro Runde darstellen. Setzt man beide Spielsteine für eine Aktion ein, gelingt diese immer. Dafür jedoch hat man die komplette Zeit des Tages für diese eine Aktion aufgewendet und kann nichts anderes mehr machen. Verteilt man seine zwei Aktionen auf unterschiedliche Dinge, steigt das Risiko von „Nebenwirkungen“ in Form von Abenteuerkarten, die ggf. gezogen werden müssen und Verwundungen. Außerdem kann es passieren, dass die Aktion misslingt und man sich umsonst den Gefahren ausgesetzt hat. Dies wird dadurch simuliert, dass man in solch einem Fall mit den Würfeln das Ergebnis ermittelt. Allerdings können andere Spieler helfen, indem sie einen Aktionsstein dazu steuern und somit wieder zwei Steine für eine Aktion eingesetzt werden.
Doch welche Aktionen kann ein Spieler überhaupt auswählen? Die Auswahl ist tatsächlich extrem hoch und man hat nie genug Zeit (sprich Aktionssteine) zur Verfügung, um alles zu erledigen, was man gerne erledigt haben möchte. So ist es enorm wichtig, die Insel zu erforschen und neue Inselplättchen aufzudecken. Die Inselplättchen bringen mehrere Vorteile. Zum einen verfügt jeder Inselabschnitt über ein bis zwei Ressourcen (Holz oder Nahrung). Auch sind dort immer neue Entdeckungsplättchen zu finden, die den Spielern solch wichtige Dinge wie zusätzliche Nahrung, Waffen, Gift uvm. zukommen lassen. Weiterhin können einige Gegenstände und Erfindungen erst dann gebaut werden, wenn der passende Landschaftstyp (Strand, Hügel, Berge, Fluss, Steppe) offen liegt. Das Aufdecken eines Inselabschnitts kann aber auch Gefahren bergen. Je nach Szenario bedeuten die auf dem Plättchen abgebildeten Totemsymbole etwas anderes…doch nicht immer etwas Gutes!
Eine weitere Aktion ist die Jagd. Allerdings ist dies nur dann möglich, wenn sich Tierkarten auf dem Jagdstapel befinden. Außerdem sollte man gut bewaffnet sein, denn man weiß nie, welches Tier einem vor die „Flinte“ kommt. Und ein gefährlicher Tiger könnte bei unzureichender Bewaffnung für ein schnelles Ende sorgen.
Mit der Aktion Ressourcen sammeln, kann man auf benachbarten Inselteilen auf Nahrungssuche gehen, oder Holz sammeln. Hier sollte man beachten, dass jeder Charakter am Ende des Tages über genügend Nahrungsmittel verfügt.
Die Aktion Bauen ist ebenso sehr wichtig. Denn hierüber kann das Lager ausgebaut und sicherer gemacht werden; es können neue Erfindungen gebaut werden, die den Spielern das Leben leichter machen und auch Waffen können hiermit hergestellt werden.
Sehr wichtig ist auch die Präventivaktion. In der Regel liegen ein bis zwei Ereigniskarten offen auf dem Spielplan aus. Die Spieler können somit genau sehen, welches drohende Ereignis demnächst geschehen wird und versuchen, dieses vorher zu beseitigen. Hierzu stehen auf den Karten die erforderlichen Voraussetzungen, um das Ereignis zu verhindern. Kann ein Spieler diese Anforderungen erfüllen, wird das drohende Ereignis abgeworfen und damit unschädlich gemacht.
Weitere Aktionsmöglichkeiten sind das Aufräumen des Lagers und letztlich "ausruhen". Ausruhen bringt dem Charakter pro eingesetzten Aktionsstein 1 Lebenspunkt zurück.
Räumt man das Lager auf, steigt die Moral der Gruppe. Die Moral ist übrigens enorm wichtig. Denn befindet sich die Gruppenmoral auf dem Tiefpunkt, muss der Startspieler zu Beginn einer neuen Runde eine bestimmte Anzahl von Entschlossenheitsplättchen abgeben. Diese werden eigentlich dazu benötigt, um z.B. die Sondervorteile des Charakters aktivieren zu können. Hat man keine Entschlossenheitsplättchen mehr vorrätig, erhält der Startspieler in diesem Fall sogar zusätzliche Wunden!
Insofern sollte man darauf achten, die Moral der Gruppe immer hoch zu halten. Nach der Aktionsphase kommt die Wetterphase, welche mittels der Wetterwürfel ermittelt wird. Verfügt man über ein unzureichend gesichertes Lager, kann in dieser Phase einiges an gesammelten Ressourcen, wie Nahrung und Holz, über den Jordan gehen. Aber auch weitere Verwundungen könnten den Spielern drohen, wenn das Dach des Lagers den Regenmassen nicht standhält.
In der anschließenden Nachtphase können die Spieler ggf. regenerieren (wenn sie die Möglichkeiten hierzu haben) und müssen nun etwas essen. Kann ein Charakter nicht mit Nahrung versorgt werden, erleidet dieser 2 Wunden. Aber auch wenn die Gruppe sich nicht in einem echten Unterschlupf befindet (also kein Lager gebaut hat und sich auch nicht in einem natürlichen Unterschlupf befindet), erleiden alle in der Gruppe eine Wunde für das Schlafen im Freien.
Das Spiel endet mit einem Sieg, sobald das Szenarioziel erreicht wurde. Oder es endet mit einer Niederlage, sobald ein Charakter stirbt oder die letzte Runde beendet ist und das Ziel nicht erfüllt wurde.
Jedes Szenario hat eine kleine Tafel abgedruckt, auf der man Siegpunkte addieren kann. Auf diese Weise kann man die Szenarien immer wieder spielen und versuchen, die persönlichen Rekorde zu verbessern.


Fazit:

Wie schon oben angekündigt, gibt die Regelbeschreibung nur einen groben Überblick über alle Möglichkeiten und Besonderheiten des Spiels wieder. Robinson Crusoe ist einfach zu „gehaltvoll“ um wirklich alles im Detail beschreiben zu können.
Aber eines sollte man schon beim Lesen bemerkt haben: Es gibt tatsächlich viele Dinge zu beachten und vor allem auch viele Möglichkeiten zu sterben. Die Regeln spiegeln sehr schön das Überleben auf einer einsamen Insel wieder und erlauben den Spielern ein tiefes Eintauchen in die Thematik. Ich möchte behaupten, dass es kaum einem anderen Spiel so gut gelingt, das Regelwerk mit dem gewählten Thema in Einklang zu bringen. Hier wirkt nichts aufgesetzt, sondern alles sehr schlüssig und passend. Das Überleben auf der Insel ist enorm schwierig und noch schwieriger ist das Erreichen des Szenarioziels. Bei Robinson Crusoe gilt noch viel mehr, dass man nur gemeinsam das Ziel erreichen kann. Insofern ist die Absprache zwischen den Spielern elementar wichtig…was leider auch zur Folge haben kann, dass besonders ehrgeizige Spieler die Planung fast komplett übernehmen und die restlichen Mitspieler zu Handlangern degradieren. Doch stellt dies ein grundlegendes Problem von kooperativen Spielen dar und sollte deshalb vor dem Kauf jedem bewusst sein.
Eine weitere Sache sollte aber auch bedacht werden: Robinson Crusoe stellt viele Ereignisse durch das Ziehen von Karten oder auch Würfeln dar. Insofern spielt der Glücksfaktor eine sehr hohe Rolle. Zwar können einige Ereignisse vorhergesehen werden. Aber wenn man ständig versucht, drohende Ereignisse abzuwenden, fehlen einem die nötigen Aktionssteine für andere Dinge und man kommt unter Umständen im Szenario nicht weiter.
Wir haben zu dritt 8 Anläufe gebraucht, um alleine das erste Szenario zu schaffen! Dabei gab es Runden, in denen wir eine üble Karte nach der anderen gezogen haben und nur mit den Auswirkungen beschäftigt waren. Das kann nach einigen verlorenen Partien für ziemlichen Frust sorgen. Allerdings hat uns das tolle Spielgefühl immer wieder dazu motiviert, es noch einmal zu versuchen.
Insofern kann das Spiel besonders denen empfohlen werden, die nicht gleich nach einigen verlorenen Partien aufgeben, sondern es immer wieder versuchen und ihre Taktik den gegebenen Umständen anpassen können. Spieler, die Glück im Spiel für einen Störfaktor halten, werden wohl Robinson Crusoe nicht lange treu bleiben können. Aber dann verpassen sie leider auch ein Spiel, welches wie kaum ein anderes, eine extrem intensive Stimmung aufbaut und (gefühlt) die Spieler tatsächlich auf eine Insel voller unvorhersehbarer Gefahren mitnimmt.

Für längere Motivation sorgen auch neue Szenarien, die zum Teil im Netz (z.B. auf der Homepage von Pegasus) veröffentlicht werden, sowie auch durch Erweiterungen, von denen die erste mittlerweile schon käuflich erhältlich ist.



Autor:
Voltan

Link zum Basis-Spiel:

Vielen Dank an den Pegasus-Verlag, der die Rezension dieses Werks ermöglichte.
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[41/50] - Spielspaß
[17/20] - Spielthema/-regeln
[20/20] - Ausstattung
[9/10] - Peis/Leistungs-Verhältnis
87% - gesamt



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