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Ort/Region Shadowrun Reiseführer in die deutschen Schatten

sonic_hedgehog

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Seit der Übernahme der Shadowrun Lizenz durch Pegasus gibt es viel positives, das man sagen könnte. Ein Punkt ist sicherlich, dass das vorher teils etwas merkwürdige Setting Deutschlands in den Schatten deutlich überarbeitet und ausgeweitet wurde. Nachdem in den ausführlichen Stadt-/Plexbeschreibungen für München (noch bei Fanpro), Frankfurt, Hamburg, Berlin, Hannover und der Rhein-Ruhr-Plex beschrieben wurden, liegt nun mit dem "Reiseführer in die deutschen Schatten" ein Update all dessen vor, was keinen eigenen Quellenband rechtfertigt. Ein Update deswegen, weil für das beschriebene mit Deutschland in den Schatten II und insbesondere Brennpunkt ADL bereits zwei Bände vorliegen, die aber den Zustand vor den Crash beschreiben. Wissen aus diesen Bänden wird zwar nicht vorausgesetzt, schadet aber nicht. Natürlich werden einige Inhalte auch wiederverwendet.

Beginnen wir mit der Verpackung: Der Reiseführer in die deutschen Schatten ist ein schönes Buch. Gebunden in Kunstleder, golden bedruckt und im handlichen DIN A5-Format. Ein Buch, dass man gerne liest. Gedruckt in schwarz-weiß mit einzelnen Vollfarbseiten weiß auch die innere Optik zu überzeugen - auch die Illustrationen (inklusive der Location-Karten) gefallen mir sehr gut.

Das allein ist aber noch lange kein Grund, sich ein Quellenbuch zu kaufen. Daher galt mein erster Blick dem Inhaltsverzeichnis: Die Gliederung des Bandes ist die bewährte. Beginnend mit den Reiseinformationen werden allgemeine Rahmenbedingungen geschildert - Wege in die und aus der ADL, Recht und Gesetz sowie allgemeine Leben in den deutschen Schatten.
Im Anschluss werden die Entwicklungen in einzelnen Regionen genauer beleuchtet, genauer gesagt in der Trollrepublick Schwarzwald, Pomorya, der SOX, Westphalen, Leipzig-Halle, Stuttgart und im Harz. Weitere HotSpots werden schlaglichtartig beleuchtet. Bis zu diesem Punkt sind dann auch rund 130 der insgesamt 224 Seiten verbraucht. Auf weiteren gut 20 Seiten werden dann "Leute" vorgestellt, oder besser diverse Organisationen und einzelne Player des 'mittleren Managements'. Also nicht Lofwyr, sondern für Runner relevante Personen wie Hehler, Informationsbroker, etc.
Die verbleibenden Seiten sind gefüllt mit alltäglichen Tipps für den geneigten Runner: Wie komme ich an mein Equipment, gerade wenn es mal wieder an Kleingeld mangelt. Wie schaffe ich es, dass Schmidts auf mich aufmerksam werden und wie sorge ich für den Fall vor, dass die Sch... in den Ventilator fliegt? Mit welchen Auftragsarten muss ich rechnen und gibt es vielleicht allgemein nützliche Ziele, bei denen ich Eigeninitiative zeigen kann. Und natürlich Gerüchte, Gerüchte, Gerüchte...

Reicht das?

Dazu kann man geteilter Meinung sein:
Der Reiseführer liest sich gut. Es ist die gewohnte Mischung aus (anzweifelbaren) Fakten und Shadowtalk, die locker geschrieben ist und fesselt. Er wirft Licht auf Randbereiche und auf Alltägliches. Auf all das, was man als Spielleiter zur Auflockerung einstreuen kann. Was dafür sorgt, dass der Weg zwischen zwei Städten nicht im luftleeren Raum stattfinden muss. Und was mir als Spieler hilft, in Deutschland auch zwischen den Runs aktiv zu werden. Ohne gleich die Critterpeitsche oder Go-Gangs auszupacken.
Die Hotspots sind teilweise sofort verwendbar, nicht zuletzt aufgrund der detaillierten Karten, die auch die Sicherheitsmaßnahmen abbilden. Und die, wie immer bei Shadowrun auch katastrophal falsch sein könnten. Das Buch enthält nicht die zwingenden Brennpunkte, auf die jeder gewartet hat und ist gerade deswegen wertvoll. Wer sich immer schon fragte, wer die deutschen Shadowtalker sind und welche NSCs in den einzelnen Regionen die Fäden ziehen, an denen die Runner hängen, wird hier Antworten finden. Ebenso der, dem noch einzelne Organisationen fehlten.
Letztlich kann man das Buch als gelungene Ideensammlung und als Schatz voller Anregungen verstehen.
Andererseits ist das nichts, was man nicht auch aus anderen Quellen beziehen könnte. Sicherlich, es gab einige politische Umwälzungen im Zuge des Crashs, aber interessiert mich die Regierungsstruktur Sachsens, wenn ich im Rhein-Ruhr-Plex in den Schatten laufe? Reichen dann nicht die allgemeinen und älteren Informationen? Ist es nicht viel reizvoller, wenn ich die NSCs und Locations selbst entwerfe?
Und sei es auf Basis der allgemeineren Veröffentlichungen wie dem Sprawl Survivalbuch oder Asphaltdschungel, die ihren Einfluss nicht leugnen können?

Das sind die Überlegungen, die der geneigt Käufer anstellen wird und anstellen sollte. Und es sind, so zumindest mein Eindruck, Fragen, die sich auch die Shadowrun-Redaktion gestellt hat. Und daraus die Schlussfolgerung gezogen hat, dass man die Entscheidung durch die gelungene Verpackung erleichtern könnte. Eine nachvollziehbare und konsequent umgesetzte Entscheidung.

Anders als die Vorgängerbände zu Ihrer Zeit passt der Reiseführer nicht in die Reihe der anderen Quellenbücher. Es entsteht eine Lücke. Dafür sieht er in seinem Format und seiner Aufmachung einfach um Längen besser aus. Und ergänzt das Setting um einige durchaus interessante Aspekte. Ob das reicht, muss jeder für sich entscheiden - ich hatte mit dem Band viel Spaß und vieles gefunden, für das ich Verwendung hätte.

Ich danke dem Pegasus Verlag für das Rezensionsexemplar und verweise gerne auf die Verlagshompage für einen Blick auf das Buch
 
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