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Brettspiel Pandemie

sonic_hedgehog

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Frisch von der Spielemesse in Essen liegt die von Pegasus Spiele herausgegebene deutsche Version von Matt Leacocks Pandemic vor uns. Ein Spiel, das besonders sein soll – besonders aufgrund seiner Spielmechanik: Im Gegensatz zu den meisten Spielen arbeiten die Spieler nicht gegeneinander, sondern gemeinsam gegen das Spiel. Kooperation und Absprache untereinander sind damit die einzige Möglichkeit, in diesem Spiel zu gewinnen – und entweder gewinnen alle Spieler oder es gewinnt keiner.

Worum geht es?
4 Seuchen sind an unterschiedlichen Orten der Welt ausgebrochen und drohen die Menschheit zu überwältigen. 2-4 Spieler ab 10 Jahren (was ich für eine mutige gewählte Altersangabe halte) schlüpfen in je eine zufällig zugeteilte Rolle in dem Seuchenbekämpfungsteam, das sich in einen Wettlauf gegen die Seuchen begibt und versucht, durch die Entwicklung von Heilmitteln die Welt zu retten. Die Mitglieder des Teams reisen von Ort zu Ort und behandeln Erkrankte um so eine weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern.

Zu Beginn wird, wie immer, das Spielfeld vorbereitet:
Jeder Spieler zieht eine Rollenkarte und erhält eine von der Spielerzahl abhängige Anzahl an Spielerkarten. Auf den meisten Spielerkarte sind zwei Informationen aufgeführt – zum einen der Name einer Stadt, zum anderen die Farbe der Seuche, zu deren Epidemiegebiet diese Stadt gehört. Außerdem gibt es unter den Spielerkarten noch einzelne Ereigniskarten die positive Effekte für die Spieler mit sich bringen. Die restlichen Spielerkarten werden mit den Epidemiekarten gemischt und als verdeckter Stapel bereit gelegt. (Auf die Epidemiekarten komme ich noch zu sprechen). Auch die Infektionskarten, wie auch die Spielerkarten Städtekarten mit Seuchenzuteilung, werden als verdeckter Stapel bereit gelegt. Von diesem Stapel werden noch vor Beginn des eigentlichen Spiels einige Karten gezogen und die gezogenen Städte mit Krankheitsmarkern versehen. Die Spielfiguren werden gemeinsam mit dem ersten Forschungszentrum in Atlanta (dem Standort des CDC) aufgestellt, womit das Spielfeld bereitet ist und der erste Spieler loslegen kann.

Jeder Spielzug umfasst 3 Phasen:
In der ersten Phase stehen dem aktiven Spieler insgesamt 4 Aktionen zur Verfügung: Er kann mit seiner Spielfigur über das Feld reisen, Krankheitsherde bekämpfen, Forschungslaboratorien bauen, Wissen (=Spielerkarten) mit anderen Spielern teilen oder Heilmittel entwickeln. Reisen kann der Spieler entweder mit dem Auto in benachbarte Städte oder mit dem Flugzeug überall hin – wofür er dann jedoch passende Städtekarten benötigt. Dies eröffnet auch die erste Zwickmühle, denn eben diese Städtekarten müsste man eigentlich auch für die Entwicklung der Heilmittel sammeln. Somit ist jede Flugreise ein (kleiner) Rückschritt auf dem Weg zum Heilmittel, ohne Flugreisen jedoch sind die Krankheiten kaum einzudämmen. Denn Heilmittel werden entwickelt, indem ein Spieler, dessen Spielfigur sich in einer Stadt mit einem Forschungslabor befindet, in seiner ersten Zugphase eine passende Anzahl zur selben Seuche gehörender Spielerkarten ablegt. Auch die anderen Optionen sind nicht jederzeit, sondern nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich, die zu erfüllen mitunter ein Problem darstellen kann.
In der zweiten Phase zieht der Spieler Spielerkarten nach, um schließlich in der dritten und letzten Phase Infektionskarten zu ziehen und die gezogenen Städte neu zu infizieren.
Anschließend ist der nächste Spieler an der Reihe.

Läuft das Spiel zu Beginn in relativ ruhigen Bahnen, ändert sich dies, sobald einer der Spieler die erste der unter die Spielerkarten gemischten Epidemiekarten zieht. Dann nämlich verschärfen sich die Infektionen schlagartig. Zum einen wird eine zufällig bestimmte Stadt von der vollen Wucht einer Neuinfektion getroffen, zum anderen werden die Karten, die die bereits infizierten Städte repräsentieren, wieder auf den Zugstapel der Infektionskarten gelegt und werden somit in der dritten Phase erneut gezogen. Und die erneute Infektion einer Stadt kann fatale Ausbrüche in den Nachbarstädten zur Folge haben. Und zu guter Letzt erhöht sich die Infektionsrate, also die Zahl der Infektionskarten, die jeder Spieler in der dritten Zugphase ziehen muss und damit die Anzahl der Städte, die jede Runde neu infiziert werden.

So kämpfen die Spieler gemeinsam gegen sich stetig verschlimmerten Seuchen, haben aber auch ein paar Trümpfe auf der Hand:
Zum einen sind dies die Rollen, die sie nach ihren Rollenkarten spielen. Zur Verfügung stehen 5 verschiedene Teammitglieder, von denen jedoch maximal 4 am Spiel beteiligt sind: Der Arzt, der Forscher, der Dispatcher, der Wissenschaftler und der Betriebsexperte.
Jede dieser Personen besitzt eine besondere Fähigkeit, die sie in diesem Feld den anderen überlegen macht – so fällt es beispielsweise dem Arzt wesentlich leichter, Erkrankungen zu bekämpfen, während der Betriebsexperte leichter die für die Entwicklung eines Heilmittels benötigten Forschungsstationen bauen kann und der Wissenschaftler weniger Karten benötigt, um das Heilmittel gegen eine Seuche zu entwickeln.
Zum anderen ist es ihre Kooperationsfähigkeit – je besser sich die Spieler beraten und je besser sie ihre Aktionen aufeinander abstimmen, umso erfolgreicher werden sie agieren.

Ziel des Spiels ist die Entwicklung von Heilmitteln gegen alle 4 Seuchen – und das bevor die Seuchen zu viele Ausbrüche verursachten oder die Spielerkarten aufgebraucht sind. Ein Ziel das auch in der einfachsten Spielvariante (von dreien) alles andere als einfach ist und das zu erreichen (oder eben nicht) ungefähr eine Stunde Zeit in Anspruch nimmt.


Gewohnt gut ist die materielle Umsetzung des Spiels:
Der Karton enthält zu oberst einen großformatigen Spielplan mit darauf abgebildeter Weltkarte und mit verschiedenen Farben markierten Städten. Die Farbmarkierungen stehen dabei jeweils für das Epidemiegebiet einer der vier Seuchen. Dass die Auswahl der Städte etwas willkürlich wirkt, stört nicht, denn warum sollen es denn immer Hauptstädte sein? Darunter verbergen sich Spieler- und Infektionskarten, die in solider Qualität bedruckt und ähnlich stabil wie normale Spielkarten sind. Die auf dem Spielfeld zu verteilenden Infektionsmarker sind zwar nur einfache Würfel, dafür aber aus Holz hergestellt. Der Plastikboom scheint fürs erste eingedämmt. Insgesamt gefällt das Spielmaterial und zeigt eine angenehme Qualität. Ein Bild des Herstellers von der Spielemesse in Essen mag dazu dienen, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen (Die Plüscherreger sind leider nicht dabei).
[mi]
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[/mi]
Einzig die Unterteilung des Spielkartons hätte etwas besser ausfallen können, so vermisst man Fächer, in denen man die Spielkarten einigermaßen sicher hätte aufbewahren können. So greift man dann zu Gummiringen um sie zusammenzuschnüren und im schmäleren der beiden durch die Kartoneinlage gebildeten Fächer zu verstauen. Die Spielsteine landen in der mitgelieferten Plastiktüte mit Zip-Lock.
Das Verstauen des Materials ist damit zwar nicht ideal, aber doch funktional gelöst.


Nach mehreren Spielen mit verschiedener Teilnehmerzahl denke ich, ein erstes Fazit ziehen zu können:
Pandemie ist verdammt gut… und verdammt schwer.
Dem Spiel gelang es bisher alle, denen ich es vorstellte, in seinen Bann zu ziehen. Die Optionen der Spieler sind leicht zu verstehen und daher schnell erklärt, weshalb schon nach wenigen Minuten die erste Runde gestartet werden kann. Wesentlich länger dauert es, bis man die Komplexität durchschaut hat, die sich aus diesen einfachen Zügen ergibt und verstanden hat, wie und vor allem wann man die Fähigkeiten seiner Spielfigur am besten einsetzt. Und dann, wenn man denkt Lösung gefunden zu haben, überrascht einen der Zufall in Form der Epidemiekarten oder es ereilt einen der Zeittod, da die Spielerkarten zur Neige gehen. Und trotzdem ist man nicht frustriert, sondern beginnt sofort zu überlegen, wo der Fehler gelegen haben könnte.
Der Zwang, nicht nur die eigenen Züge, sondern auch die aller Mitspieler zu überdenken und mitunter mehrere Züge im Voraus zu planen, macht es mir schwer zu glauben, dass das Spiel von 10-jährigen befriedigend gespielt werden kann, für gesellige Hobbystrategen, die sich am Zufallselement nicht reiben jedoch ist das Spiel ein Genuss.
Auch der Wiederspielwert ist hoch – zum einen da das zufällige Ziehen der Karten ausreichend Variation in den Spielablauf bringt, zum anderen aufgrund des fordernden Schwierigkeitsgrades. Alles in allem eben ein gelungenes Spiel, das den Hype, der um es gemacht wurde, durchaus rechtfertigt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Luzifer

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AW: Pandemie

Nicht zuletzt, sondern ausschließlich auf Sonics Rezension hin, habe ich mir Pandemie auch besorgt. Ich habe es nicht bereut! Wirklich ein tolles Spiel.
Vorallem der kooperative Spielstil fand ich erfrischend anders. Das war mir an einem Brettspiel bisher nicht untergekommen und ich hatte davon auch bislang nur ähnliches von Arkham Horror gehört, aber selbst nie getestet.

In den letzten 2 Wochen habe ich es zig mal in unterschiedlicher Besetzung gespielt und allen Schwierigkeitsgraden. Der Glücksfaktor spielt durchaus eine tragende Rolle.
Häufig war es aber wirklich nur einen Zug knapp, wenn man das Spiel gewann, oder konnte sehen, dass beim nächsten Zug (der nächsten "Übertragung" der Krankheiten) das Ende da gewesen wäre.

So freut es mich viele weitere Spieler infiziert zu haben ;)

Was Aufmachung, Spielspaß und Variation angeht, stimme ich Sonic vollkommen zu.
Seltsam aufgefallen ist mir, dass die Einwohnerangaben auf den Stadtkarten nicht stimmen. So hat Essen z.B. über 5 Millionen Einwohner...


Falls ihr also auf der Suche nach einem mal anderen Spiel seid: Uneingeschränkt zu empfehlen!

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Falls jemand das Spiel schon gespielt hat, mag vielleicht folgende Fragen mit mir diskutieren. Ich hab es mal als MI gesetzt:

[mi]
Es sind 5 Rollen zu vergeben. Kann ich es nicht auch zu fünft spielen? Vor der Frage standen wir am ersten Abend, da wir zufällig 5 Leute waren. Haben es aber nicht probiert.
Ich denke es könnte zum einen eng mit den Stadtkarten werden. Zum anderen vermute ich, dass das Spiel konzipiert ist, dass eine Sonderfertigkeit nicht vorhanden ist.


Wäre eine Veränderung des Forschungslabors am Anfang spieleingreifend, oder schlichtweg egal? Meinungen?


Und zuletzt die wichtigste Frage:

Warum Essen??? :D

[/mi]
 

sonic_hedgehog

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AW: Pandemie

Schön dass es Dir gefällt. Wir haben heute auch die nächsten mit dem Virus Pandemie infiziert - und tatsächlich endlich mal gewonne. Man muss die Fähigkeiten der Rollen wirklich genau erkunden...

Zu Deinen Fragen - ich bleibe mal im MI-Modus, auch wenn er wohl nicht unbedingt Not tut...
[mi]
> Kann ich es nicht auch zu fünft spielen?

Ich glaube dass es eine zusätzliche Herausforderung ist, dass immer eine Rolle wegfällt. Die Erleichterung durch alle Rollen könnte aber dadurch aufgehoben werden, dass man mit 4 Epidemiekarten und 5 Spielern ja nur (63-10=) 53 Karten auf dem Nachziehstapel hat. Wenn spätestens nach (53/4=) 13 Karten die erste Epideme-Karte kommt, stehen die Chancen sehr gut, dass das schon vor Ende der ersten Runde passiert. Einfacher macht es das sicher nicht. Aber warum nicht versuchen...

> Wäre eine Veränderung des Forschungslabors am Anfang spieleingreifend, oder schlichtweg egal?

Ich würde nur nicht die Startstelle der Spielfiguren vom ersten Forschungslabor trennen - in welcher Stadt ich anfange ist egal...

> Warum Essen???

Das würde mich auch interessieren - müsste ich raten, würde ich die Spielemesse als Grund wählen, die ja angeblich die weltgrößte ist...
[/mi]
 

Shadow

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Inzwischen bin ich auch in den Genuss dieses Spiels gekommen und ich liebe es!
Gemeinsam gegen ein Brettspiel - ein klasse Spielprinzip und in diesem Fall sogar richtig gut ausgewogen. Unsere Spiele (immer zu 4) waren stets sehr knapp. Oft ging es nur um einen Zug. An die schwerste Variante haben wir uns aber noch nicht gewagt. Da brauchen wir wohl mehr Übung. ;)
Von den Charakteren her mag ich am liebsten den Arzt - ohne den spielen wir nicht ;) und auch die Forscherin (Karten übergeben leicht gemacht) finde ich sehr stark. Logistiker (andere Spieler ziehen) ist vor allem in Kombination mit dem Arzt äußerst hilfreich! Weniger interessant finde ich den Betriebsexperten (Forschungslabor leicht gemacht) und den Wissenschaftler (eine Karte weniger nötig).

An Luzifer:
Zu 5 haben wir das Spiel noch nicht probiert, vermute auch, dass es mit dem Schwierigkeitsgrad problematisch werden könnte.

An alle, die das Spiel noch nicht kennen: Ändert das!
 

sonic_hedgehog

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Wir haben zwischenzeitlich eine klitzekleine Schwäche ausgemacht. Ein zu dominanter Mitspieler kann dazu führen, dass statt kooperativ nach dem Plan einer Person gespielt wird. Da muss man gegensteuern, das Spiel kann selbst keine Mechanismen bieten, hier einen Riegel vorzuschieben.
Aber das ist mehr ein Problemchen der Gruppendynamik
 

Luzifer

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Die erste Auflage ist und bleibt legendär. Da in diesem Thread noch Bilder fehlten, schiebe ich die nun nach. zusammen mit der Erweiterung "Auf Messers Schneide". Die Erweiterung brachte die schicken Petrischalen mit sich.
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