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Brettspiel Pandemie - Auf Messers Schneide

sonic_hedgehog

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Ihr kennt und liebt Pandemie, habt es aber inzwischen so oft gespielt, dass Ihr auch in der höchsten Schwierigkeitsstufe meist gewinnt?
Nur 5 Rollen scheint Euch etwas wenig, vor allem mit diesem schwachen Betriebsexperten?
Oder ihr habt da diesen fünften Mitspieler, der immer pausieren muss?
Dann gibt es jetzt eine Lösung – die Pandemie-Erweiterung „Auf Messers Schneide“.

Sie liefert die Möglichkeit, Pandemie auch zu fünft zu spielen, drei neue Spielmodi, die den Schwierigkeitsgrad teils deutlich erhöhen und den Schwierigkeitsgrad „legendär“ durch eine siebte Epidemiekarte. Und das in der vom Basisspiel bekannten Materialqualität, mit Holzsteinen und schön designten Karten.

Hier ein kurzer Überblick über die Neuerungen:
1. Das Spiel zu fünft:
Wir hatten schon nach der Rezension des Grundspiels gemutmaßt, dass es möglich sein sollte, Pandemie zu fünft zu spielen – und diskutierten die resultierende Knappheit der Stadtkarten und die Vergabe aller fünf Rollenkarten. Matt Leacock, der Autor des Spiels, beschreitet einen ähnlichen Weg. Da sich die Zahl der Städte auf dem Spielfeld nicht ändern lässt, greift er an zwei anderen Punkten an um das Spiel zu fünft flüssiger zu gestalten. Zum einen erhöht die Erweiterung die Anzahl der möglichen Rollen, zu Arzt, Dispatcher (der jetzt Logistiker heißt), Wissenschaftler, Forscher und Betriebsexperte gesellen sich Archivarin, Eindämmungsexperte, Epidemiologin, Feldforscher, Alleskönner und Krisenmanager – wobei auch die alten Figuren überarbeitet wurden. Diese Überarbeitungen beziehen sich nur auf die Formulierungen der Fähigkeiten der Figur (die klarer gestaltet wurden), einzig der oft als zu schwach empfundene Betriebsexperte wurde mit einer zusätzlichen Fähigkeit ausgestattet, er kann nun von Forschungslabors aus Charterflüge ohne Ablegen einer Karte durchführen. Zum zweiten erhöhte Leacock die Anzahl der Ereigniskarten um weitere acht – und änderte die Regeln dahingehend, dass diese nicht mehr in den Spielerzugstapel gemischt werden, sondern jeder Spieler zu Beginn zwei zufällige Karten erhält.
Somit ergibt sich nun zum einen auch zu fünft eine zufällige Rollenverteilung und durch die Verteilung der Ereigniskarten zu Beginn werden diese besser (und leichter) verwendbar. Und das Spiel wird ein klein wenig leichter und in jedem Fall ausgewogener.

2. Die erweiterten Spielmodi (Herausforderungen):
a) Virulenter Stamm:
Für diesen Spielmodus werden die alten Epidemiekarten durch 4-6 Epidemiekarten „Virulenter Stamm“ ersetzt. Diese haben neben dem üblichen Ablauf einer Epidemie unterschiedliche Zusatzauswirkungen, die sich auf den sogenannten virulenten Stamm beziehen. Dieser wird bestimmt, sobald die erste Epidemiekarte gezogen wird – die am meisten verbreitete Seuche verhält sich nun deutlich aggressiver – weswegen die Spielanleitung auch ausdrücklich empfiehlt, auch als erfahrene Spielgruppe erstmal zum einfachen Spielmodus zurückzukehren. Für einen Sieg gelten zwar die bekannten Bedingungen, durch das geänderte Verhalten der Seuche, beispielsweiseverbreitet sie sich schneller und mutiert, wodurch das Heilmittel wirkungslos oder schwerer zu entwickeln wird, hat man aber genug zu tun. Und sollte es doch zu leicht werden, kann man diese Herausforderung auch mit den anderen beiden kombinieren (die untereinander nicht kombiniert werden können, da sie beide die violetten Seuchenmarker benötigen).
b) Mutation:
Hierfür wurde dem Spiel eine neue, violette Seuche beigefügt sowie drei Karten „Mutationsereignis“, die in den Spielerzugstapel gemischt werden und zwei Mutationskarten, die zu Beginn im Infektionsablagestapel liegen (also erst nach der ersten Epidemie gezogen werden können). Werden letztere gezogen, bricht auf dem Spielplan die violette Seuche aus. Auch wenn für diese ein Heilmittel durch Ablage fünfer beliebiger Stadtkarten entwickelt werden kann, ist dabei besondere Eile geboten – denn für die violette Seuche gibt es nur 12 Krankheitsmarker. Und am Ende der violetten Marker verlieren die Spieler das Spiel sofort, für den Sieg hingegen werden Heilmittel für alle fünf Krankheiten benötigt…
c) Bioterrorist:
Der ungewöhnlichste der neuen Modi, da er das Spielgefühl ändert: Pandemie erhält damit eine Prise Scotland Yard. Einer der (empfohlenen) 3-4 Spieler spielt nicht mehr auf Seiten des Teams, sondern verkörpert einen Terroristen, der über die Karte reist und dabei violette Keime verbreitet, entweder in der Stadt, in der er sich gerade befindet oder aus der Ferne, wofür er die passende Stadtkarte (die er von Infektionszugstapel(!) zieht) ablegen muss. Wie bei Scotland Yard zieht der Bioterrorist verdeckt, seine Züge werden vom Spieler protokolliert, und er muss sich zu bestimmten Bedingungen, z.B. wenn er sich in derselben Stadt wie ein anderer Spieler befindet, zeigen. Die Spieler können (und sollten) den Terroristen gefangen nehmen – er kann jedoch auch wieder ausbrechen und für den Sieg ist die Gefangennahme nicht unbedingt notwendig. Die Seuchenbekämpfer gewinnen nämlich, sofern sie a) für alle Seuchen Heilmittel gefunden haben oder b) Heilmittel für die normalen Seuchen gefunden und alle violetten Würfel geheilt haben. Der Bioterrorist hingegen gewinnt, wenn die Seuchenbekämpfer verlieren und sich zu diesem Zeitpunkt noch violette Würfel auf dem Spielfeld befinden. Und besonders perfide: Alle Spieler verlieren (und das Spiel gewinnt), wenn zwar die violette Seuche eliminiert wurde, aber die normalen Seuchen noch umgehen.

Die Erweiterung ist prall gefüllt – neben den neuen Karten sind auch alle Karten des Originalspiels enthalten. Der Käufer muss also nicht mühsam alle Karten sortieren und durch neue Karten ergänzen oder ersetzen, man kann und sollte einfach alle alten Karten beiseite legen und komplett durch die neuen ersetzen um auf dem aktuellsten Stand zu sein. So wird auch der bekannte Druckfehler der Ereigniskarte „Zähe Bevölkerung“ (die Karte wird aus dem Ablagestapel, nicht aus dem Zugstapel gewählt) elegant beseitigt. Neben den für die neue violette Seuche notwendigen Spielsteinen und neuen Figuren für die neuen Rollen, liegen dem Spiel auch 6 Petrischalen zur Aufbewahrung der Spielsteine bei. Das ist nicht nur stimmungsvoll, sondern praktisch und führt zu Ordnung in der alten Spielschachtel, die auch das Spielmaterial der Erweiterung komplett aufnimmt. Leider sind bei den Aufklebern für die Schalen zwei Fehler unterlaufen – zum einen sind sie sogar für die Deckel der Schalen ca. zwei Millimeter zu groß, zum anderen passen Forschungslabore und Spielfiguren nicht in eine Schale, die Forschungslabore müssen entgegen der Beschriftung bei der violetten Seuche untergebracht werden. Aber das sind Kleinigkeiten.

Insgesamt ist „Auf Messers Schneide“ eine gelungene Erweiterung. Selbst diejenigen, die das Spiel auch weiterhin zu viert in einem mittleren Schwierigkeitsgrad spielen wollen, profitieren von den Regeländerungen und den neuen Rollen, hier haben wir quasi Pandemie 1.5. Angesichts eines empfohlenen Preises von knapp 25 Euro sollte man aber als Gelegenheitsspieler, wenn man auch im einfachen Spielmodus nur die Hälfte aller Spiele gewinnt, einen Moment nachdenken. Denn die neuen Herausforderungen sind schon sehr anspruchsvoll und können frustrieren. Nützt man aber die Erweiterung nicht vollständig, könnten die wenigen Änderungen durch neue Ereignisse und Rollen den Kauf nicht rechtfertigen.
Wer aber vom Basisspiel inzwischen nicht mehr so stark gefordert wird, wird an der prallgefüllten Erweiterung wahre Freude haben. Dann erhält man für angemessenes Geld eine Fülle an Material, das eine ganze Weile beschäftigen wird und ersetzt nebenbei die abgespielten Karten durch schöne neue.

Wie bei den meisten Erweiterungen gilt also auch hier: Für begeistere Vielspieler und Profiweltretter ein Pflichtkauf, für alle anderen Luxus, den man sich leiten kann, aber nicht muss.

Ich danke dem Pegasus Verlag für die Möglichkeit, dieses Spiel zu rezensieren!
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Basis-Version braucht man aber trotzdem, oder?
Das Spielbrett ist das alte?

Bin schon gespannt, was die neuen Charaktere mitbringen! Ich schreibe hier, sobald ich schlauer geworden bin.
 
Scheint vergriffen zu sein. Nicht mal in einem Fachgeschäft konnte ich es anfordern. Hat jeamnd eine Ahnung, wo ich noch an ein Exemplar komme?
 
Das überrascht mich jetzt echt, aber du hast recht. Auch ich habe nur noch Angebote mit dreisten Preisen gefunden. Was es noch gibt ist die englische Version, witzigerweise im Pegasusshop. SB: Pandemic
 
Sollte das noch relevant sein: ich bin heute über eine Neuauflage des Basisspiels gestolpert. Da sollten auch die Neuauflagen der Erweiterungen nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Würde ich zumindest vermuten.
 
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