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Thema des Monats [Oktober '16] Sind P&P Rollenspiele tot?

SoulReaper

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Hallo zusammen und willkommen zum ersten Rollenspielthema des Monats! In diesem Monat wollen wir direkt mit einem besonderen Thema starten:

Sind P&P Rollenspiele tot?


Die Konkurrenz durch andere Medien ist enorm. Und seit Internet und Spiele wie World of Warcraft immer populärer wurden, muss man auch nicht mehr auf die menschlichen Mitspieler verzichten. Das typische P&P Rollenspiel am Tisch wirkt dagegen wie ein langsamer Dinosaurier...
Oder trügt der Schein? Werden P&P Rollenspiele auf mittlere Sicht hin aussterben, oder wird es auch weiterhin eine Nische dafür geben? Seht ihr vielleicht sogar ein großes Revival für die Tischrunde?

Was ist eure Meinung dazu?
 

Ancoron

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Das bezweifle ich doch stark. Klar ist es einfacher MMORPGs im Netz zu zocken; ich selber spiel ja auch SWTOR, aber im Gegensatz zu Pen&Paper Rollenspielen, kann ich mir dort nicht aussuchen, mit wem ich spiele. Je nach Tag, Uhrzeit und/oder Monat gehen mir bei SW ne ganze Menge Leute tierisch auf den Sack - einfach weil der Chat mit totalem Schwachsinn vollgemüllt wird; bei Mehrspieler Missionen hat man zu 90% selbstverliebte Primadonnen an der Backe kleben usw.
Am Tisch kann ich mir meine Runde, mit denen ich spielen will aussuchen.
Würd ich nicht am Arsch des Universums wohnen, wäre ich aufm P&P Sektor auf jeden Fall wieder aktiv.
 

puck

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Ich hoffe ja, dass P&P weiter lebt, aber wenn ich zurückblicke, ist es echt lange her, dass ich in einer Runde mal nicht zu den jüngsten gehört habe. Der Nachwuchs ist, zumindest in meiner RPG Welt, rar bis nicht vorhanden. Das finde ich schade, da ich Ancoron zustimme, dass mich die Alternativen nicht so sehr ansprechen.

Bleibt tapfer,
puck
 

hexe

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Tja, puckpuck musst Du mich mal wieder besuchen. Hier spielt jemand mit, der ist im gleichen Jahr geboren in dem ich meine ersten Würfel gekauft habe... :D

Bevor World of Warcraft erschienen ist, haben die Leute Dark Age of Camelot gespielt, wobei in meinem Bekanntenkreis eine Menge dieser Leute mit dem Pen n Paper angefangen haben. WoW ist inzwischen ja auch schon uralt für ein MMORPG, es gibt zwar noch Ältere, aber das ist ist hier ja nicht das Thema.

Das Internet bietet nicht nur MMORPG, sondern genug spielen ihre Tischrunden über diverse Tools und Webcam weiter. Es gibt sogar Leute, die über eine Forensoftware rollenspielen, stellt Euch das vor? Oder das gute alte playPerMail - bei DSA früher noch Briefspiel genannt.
Das Internet bietet also auch den PnP-Rollenspielern eine Menge Unterstützung. Man kauft dort sein Zeug ein, man finanziert es vorher über Kickstarter und ähnliches oder man findet in der Umgebung andere Rollenspieler.

Und solange alle paar Jahre die Frage aufkommt, ob Rollenspiel tot ist, ist es das noch lange nicht. Ich spiele zur Zeit häufiger als während der Schulzeit.
 

Sameafnir

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Für mich ist es auch nicht tot. Ganz im Gegenteil, ich finde es erlebt zur Zeit gerade eine Art "Revival", man muss sich nur die Kickstarter Ergebnisse (allen voran das von 7te See 2. Edition) anschauen. Ich selbst spiele zur Zeit regelmässig, d.h. 1-2 x im Monat mit 2 Gruppen (1 Star Wars D6 und 1 x Cthulhu und demnächst ab November dann Splittermond worauf ich sehr gespannt bin!). Die Auswahl an Genres und fertigen Systemen ist glaube ich so groß wie noch nie zuvor und natürlich hilft auch hier das Internet mit Publicity und Onlineshops usw.

Die Auswahl mit wem ich spielen möchte, ist für mich auch wichtig im Gegensatz dazu bietet das anonyme Internet für viele anders Gesinnten hier optimale Möglichkeiten.

Was mich aber auch nachdenklich stimmt ist, dass es wohl eher die älteren Generationen sind, also ich sag jetzt einfach mal deutlich über 30 und aufwärts, die P&P spielen. Gibt es den Rollenspielnachwuchs eigentlich ? (bei hexe ja, weiss ich :) aber sonst auch ?) Kann es nicht sagen.
 

Tufir

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Also ich bin jetzt im dritten Jahr als Nebenbeschäftigung IT-Dozent an einer Hochschule und habe es in den beiden zurückliegenden Jahren geschafft, jeweils eine P&P Gruppe mit Studenten (im Schnitt 22 Jahre alt) zu gründen, die sich nach dem Semester mit eigenem SL selbständig gemacht haben. Soviel zu jungen Spielern - man muss sie nur richtig dazu animieren. Dazu können wir als Forum auch unseren Teil beitragen.

Des Weiteren muss ich Sameafnir zustimmen. Gerade die Kickstarter Kampagnen von 7te See SE, The Dark Eye (DSA auf Englisch), das legendäre KULT und das laufende Trudvang Chronicles (ihr könnt noch bis morgen 16:57 Uhr teilnehmen) mit jeweils mehreren 1.000 Unterstützern und 6-stelligen Euro-Beträgen beweisen das Gegenteil. Selbst deutsche Übersetzungen wie Numenera oder Runquest 6 spielen 5-stellige Euro-Beträge ein. Spätestens als die Verlage vor 3, 4 Jahren damit begonnen haben, zu erkennen, dass man mit kostenlosen Schnellstartern im PDF Format (wie Cthulhu 7 oder Splittermond) neue Spieler gewinnen kann, geht es sanft aber bestimmt wieder aufwärts.

So sehe ich das.

Gruß
Tufir
 

sonic_hedgehog

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Wobei ich anmerken möchte, dass Kickstarter-Kampagnen ja ein bisschen dazu neigen, besonders dann gut zu funktionieren, wenn sie einen gewissen Anteil Nostalgie mitbringen.
Daher würde ich die nicht zu hoch hängen wollen.

Dennoch, ich sehe immer noch Studenten, die P&P spielen - wie wir eben seinerzeit auch. Daher gehe ich davon aus, dass RPG. Eine Nische war und eine Nische bleiben wird. Daher ist die Frage, womit vergleicht man? Vergleicht man mit den Zeiten, als DSA tatsächlich neben AD&D in normalen Spieleläden (inkl. Toys'r'us) zu finden war? Das ist vorbei. Aber das war auch nie der Normalfall. Daher gehe ich davon aus, dass das jetzt der Normalfall ist und auch bleiben wird. Man wird mit RPG nicht reich, aber man wird immer Gleichgesinnte finden.
 

Tufir

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[...] Aber das war auch nie der Normalfall. Daher gehe ich davon aus, dass das jetzt der Normalfall ist und auch bleiben wird. Man wird mit RPG nicht reich, aber man wird immer Gleichgesinnte finden.

Was ist denn in deinen Augen dieser "Normalfall"? Kannst du das spezifizieren?
 

Ancoron

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Da liegt das eigentliche Problem in meinen Augen; wo kaufen? In München, wo ich meine Shadowrun-Regelbücher gekauft habe, war es ein explitziter P&P bzw. Brettspiel-Laden (falls es den noch gibt, is der nur zu empfehlen), in Erfurt gabs nen Laden, der sich fast ausschließlich mit Warhammer 40K beschäftigt hat....
Früher hab ich meine DSA-Abenteuer und Regelbücher im VEDES gekauft; heute sucht man sich dumm und dämlich, um nur einen passenden Laden im Umkreis von 300 km zu finden.
Es ist eher nicht der Mangel an Spielern, sondern eher der Mangel an Läden, die passendes Material verkaufen - ok, vieleicht genügt es manchen, irgendwelche Dateien runter zu laden, aber ich stöber gerne und lese gerne, bevor ich wwas kaufe....
 

Tufir

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Das Games-In in München ist leider seit 2014 aus gesundheitlichen Gründen geschlossen. Der Besitzer macht nur noch Versand.
 

Ancoron

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Sehen se, da liegt das Problem; nicht im Mangel an Spielern (Tufir zieht regelmäßig neue her), sondern am Mangel an Läden, wo man stöbern und kaufen kann
 

Ancoron

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Ist mir schon klar; wir können nur froh sein, das du Pen&Paper Nachwuchs aufziehst - wärst du Sektenführer, hätten wir alle innerhalb kürzester Zeit verschissen....wenn man bedenkt, das du IT-Profis heran züchtest
 

SoulReaper

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Die Problematik mit den Läden kommt in Deutschland wohl ganz stark auf die Gegend an. Ich Aachen habe ich Beispielsweise die Würfelkiste, die ein paar Rollenspiele führt und auf Nachfrage auch bestellt. Wenn ich dann was außergewöhnlicheres will, fahr ich mit dem Zug eben nach Köln in den Brave New World, wo ich stöbernd Stunden verbringen kann. Und im Zweifelsfall kann jeder bei Amazon bestellen oder in seinem örtlichen Buchhandel nachfragen, die ebenfalls an alles kommen, was eine ISBN Nummer hat.

Was den Rollenspielnachwuchs angeht, spiele ich seit einem Jahr in einer Tischgruppe, die zwei Mitspieler anfang 20 hat. Vor der Tischrunde hatten die beiden noch keine Berührung mit Pen and Paper. Seit ein paar Monaten spiele ich mit den beiden in noch einer zweiten Runde, in der noch zwei weitere Neulinge dabei sind, die beide um die 18 sind. Und davon mal abgesehen zähle ich selber mit 30 ja auch in vielen Runden noch als Frischling. ;) An fehlender Begeisterung der jüngeren Generation kann es also nicht liegen.

Interessant finde ich da auch die Aussage einer ehemaligen Arbeitskollegin. Sie erzählte mir mal, dass sie immer schon mal gerne Pen and Paper Rollenspiele ausprobiert hätte, aber nie jemanden gekannt hat, der ihr das zeigen konnte. Und da liegt auch für mich ein Stück weit das Problem. Manche Gruppen schotten sich wohl eher ab und wollen keine Neulinge aufnehmen. Das Wichtigste für mich an diesem Hobby ist aber jemand Erfahrenes, der einen Anfänger an die Hand nimmt, im Endeffekt also mindestens einen erfahrenen Spielleiter, der bereit ist, eine Gruppe aus Anfängern zu leiten, so wie Tufir das tut.
 

Tufir

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Ich denke, das hat weniger mit Abschottung zu tun, als mit der Herausforderung über dieses außergewöhnliche Hobby zu erzählen. Ich kenne selbst Personen, die spielen, davon aber nie in einer Runde Nicht-Spieler davon erzählen würde, weil sie Angst haben, nicht für voll gehalten zu werden.

Meine Erfahrungen sind jedoch positiv. Ich bin bisher überwiegend auf Neugier gestoßen und habe mir angwöhnt, dieses Hobby als mein Hobby Nummer 1 zu positionieren und darzustellen.
 

Rhizom

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Also ich glaube ja eher, dass es in der näheren Zukunft und eigentlich auch schon in der Gegenwart einfach ein viel spezielleres Bedürfnis ist, das durch P&P abgedeckt wird. Von der Zeit als D&D erfunden wurde bis hin zu der Zeit, als sich ein Spiel wie DSA bei Schmidt-Spiele und bei Karstadt verkaufte, gab es halt weniger verschiedene Angebote. Und D&D oder DSA war für viele Bedürfnisse das einzige, was es gab: Menschen, die eigentlich gar kann kein großes Interesse an sozialem Kontakt hatten, aber gern in eine Fantasywelt flüchten wollten, konnten nicht einfach The Witcher 3 kaufen und den Winter allen vor ihrem Rechner zubringen. Ebenso Leute, die eigentlich nur besonders durchgeregelte taktische Kämpfe spielen wollten. Es gab ja auch kein Fire Emblem. Wer früher einfach seine Charakterwerte hochleveln und seine Ausrüstungslisten verbessern wollte spielte da auch noch nicht WOW oder Diablo. Heute gibt es für viele Bedürfnisse, die früher P&P Spiele miterfüllt haben, spezialisiertere, ja vielleicht sogar bessere Alternativen. Für viele, aber nicht für alle.

Was am Pen & Paper einzigartig geblieben ist, ist nur eine Teilmenge dessen, wofür es früher einzigartig war. Immer noch kann kein Computerspiel die _wirkliche_ *Freiheit* ersetzen, dass ein Charakter im P&P wirklich sagen kann, was er will, und auch tun kann, was er will. Naja, zumindest es versuchen; es kommt dann ja noch auf die Würfel an. Aber es wird (zumindest, wenn die spielleitende Person nicht total unfähig ist) niemals die Situation geben, dass ich etwas nicht versuchen kann, weil dafür keine Regel besteht.
Und das andere ist, eng verbunden mit der Freiheit, das Soziale, vielleicht sogar das Psychologische. Natürlich haben WOW und auch Brettspiele immer eine soziale Komponente, aber bei P&P ist die weitaus tiefer und mehr ins Spiel integriert. Dadurch, dass eine Gruppe von Charakteren zusammentrifft, bei der jede Unterhaltung, die sie am Spieltisch führen, eben Teil des Spiels sein kann, zumindest wenn es eine ingame-unterhaltung ist, ist das Soziale, was sich zwischen den Charakteren entwickelt um einiges komplexer als ein WOW Chat, aber eben auch um einiges komplexer als bei einem Boardgame, bei dem man zwar ggf. miteinander verhandeln kann oder auch mal seine Moves spielen, als sei man wirklich der Usurpator, der in das Nachbarland einfällt, aber hier sind Spielmechanik und das Spielen einer Rolle am Spieltisch getrennt. P&P ist das einzige Spielerlebnis, bei dem das Spielen einer Rolle direkt mit den Regeln und dem gesamten Settings des Abends verknüpft und integriert ist. Deshalb würde ich behaupten, P&P Spiele sind nach wie vor die einzigen, die genuin das Bedürfnis nach *Rollenspiel* erfüllen.

Für diese zwei Aspekte, Freiheit und Rollenspiel, wird auch in der näheren Zukunft niemand um P&P herumkommen. Deshalb glaube ich, dass sich unsere kleine Nische erhalten wird, weil das zwei sehr schöne und sehr wichtige Bedürfnisse sind.
 

sonic_hedgehog

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Was ist denn in deinen Augen dieser "Normalfall"? Kannst du das spezifizieren?
Die Nische begrenzter Größe. Schon Brettspiele sind gewissermaßen eine Nische - bei Kindern noch verbreitet, aber wenn ich alleine sehe, wieviele meiner Kollegen aufrichtig verwundert sind, dass auch Erwachsene noch Spiele spielen, die über Mensch ärgere dich nicht, Schafkopf oder meinetwegen noch Scotland Yard hinaus gehen. Da verwunderte es doch eher, dass RPGs es je aus der Nische wenigstens ansatzweise in den Massenmarkt geschafft hatten. Ob sie dann da auch angekommen waren, steht auf einem anderen Blatt. Wäre aber vielleicht auch zu viel verlangt.
 
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