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Horror / Mystery Mörderhotel, Wolfgang Hohlbein

brathahn satan

Heldenhaft
Spielleiter Schnupperrunden
Beiträge
1.466
Punkte
103
Alter
43
Titel: Mörderhotel
Autor:
Wolfgang Hohlbein
Genre(s):
Thriller
Aufmachung:
Taschenbuch
Seiten: 848
Format: 18,5 x 12,5 x 5,5
Verlag: Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum: 26. Mai 2017
ISBN-13: 978-3404175260

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Inhalt:

Chicago im Jahre 1893, die Weltausstellung ist im vollen Gange und zieht Besucher von nah und fern in die aufstrebende Stadt. Die junge wohlhabende Arlis Christen ist der Einladung des Hoteliers Henry Howard Holmes gefolgt und begibt sich mit ihm auf die Suche nach ihrer verschwundenen Schwester Endres. Endres Christen hatte knapp ein Jahr zuvor eine Anstellung im Hotel von Holmes angenommen, sich aber in dessen alten Studienfreund Herman Webster Mudgett verliebt, und ist gemeinsam mit diesem verschwunden. Nun beginnt eine erfolglose Suche, zu der Arlis den ihr bekannten Versicherungsdetektiv Frank Geyer engagiert hat. Das wiederum mißfällt dem Dandy Holmes sehr, hat er doch ein Auge auf die junge Schönheit vom Lande geworfen. Geyer hingegen beginnt sofort Holmes zu verdächtigen und überprüft nicht nur ihn, sondern auch seine Geschäfte, steht er doch mit seinem fast leer stehenden Luxushotel kurz vor dem Bankrott. H.H.Holmes beauftragt schließlich seinen Handlanger, den grobschlächtigen William Peitzel, den Detektiv im Auge zu behalten. Peitzel wiederum ist nicht nur Holmes Handlanger, sondern auch Mudgett, der eigentlichen Hauptperson der Geschichte, zu Diensten. Mudgett hat sich im Keller des Hotels eine wahre Folterfabrik eingerichtet in der er gemeinsam mit Peitzel Gäste des Hotels foltert und tötet, teils um Geld aus seinen Opfern zu pressen, teils um seinem „Verbündetem“ dem Dunklen, dem Tod bei dessen ihm nicht ersichtlichen Plan zu unterstützen. Aber auch zu seinem eigenem Vergnügen.

In Rückblenden zu verschiedenen Zeiten wird der Hintergrund des H.W.Mudgett näher erläutert. Da wären sein erster Kontakt mit dem Dunklen als 5-jähriger, der erste Mord mit 10 Jahren an zwei Freunden. Desweiteren wird über seine Studienzeit berichtet, in der der Medizinstudent nicht nur seinen besten Freund Holmes kennenlernt sondern auch den zwielichtigen Hausmeister der Universität. Besagter Hausmeister erwischt Holmes und Mudgett dabei wie sie auf einem Friedhof eine Leiche stehlen, um diese als Studienobjekt an die Uni zu verkaufen. Außerdem hilft er Mudgett, nicht ganz selbstlos, den Tod seines Vaters mit einem geschickten Versicherungsbetrug auszunutzen. Mit diesem Wissen erpresst er die beiden für ihn zu arbeiten. Die Arbeit besteht darin die Leichen welche von den angehenden Ärzten im Unterricht seziert werden, von verderblichen Überresten zu befreien und die Skelette als Anschauungsobjekte zu verkaufen. Kurz nach den Prüfungen, die beide bestehen und nun Ärzte sind, stellen sie ihren Erpresser zur Rede um nicht weiter von ihm belästigt zu werden. Dabei kommt der Hausmeister ums Leben. Mudgett hatte dies ohne hin vor und möchte gern seine Freude am töten mit seinem einzigen Freund Holmes teilen, Holmes kann sich aber nicht für das blutige Hobby begeistern und die Wege der beiden trennen sich.

Mudgett schlägt sich eher schlecht als recht durchs Leben und mordet sich munter durch Amerika. Als ein besonders hartnäckiger Verfolger sich an seine Fersen heftet gelingt es Mudgett sich nach England abzusetzen. Hier lernt er die Prostituierte Kelly-Jane kennen und erkennt sofort das Dunkle in ihren Augen und beschließt ihr sein Handwerk beizubringen. Jack the Rippper lässt grüßen. Was allerdings nicht so gut gelingt und er wieder in die USA zurückkehrt.

Hier begenet er seinem Freund Holmes wieder aus dem nie ein Arzt geworden ist und setzt ihn als Betreiber eines neu errichteten Hotels ein. Besagtes Hotel wurde nach den persönlichen Vorgaben Mudgetts errichtet und enthält geheime Keller, Gänge und Folterräume von denen Holmes nichts weiß.

Als Arlis und Holmes bei der Durchsuchung des Hotels auf eine Geheimtür stoßen die sich allerdings nicht so leicht öffnen lässt. Erfährt auch der Detektiv Geyer davon und beginnt Holmes öffentlich zu beschuldigen am Verschwinden von Endres, der Schwester Arlis´s, Schuld zu haben. Nun überstürzen sich die Ereignisse ist Holmes tatsächlich schuldig? Gibt es den bis dahin im verborgenen agierenden Mudgett überhaupt?


Erläuterungen und Kritik:

Gewohnt blutrünstig beginnt Hohlbein mit einer Folterszene im Geheimkeller des Mörders Herman Webster Mudgett. Welcher wohl einer einer der ersten Serienmörder Nordamerikas ist, wurden ihm damals doch 27 Morde bewiesen und 230 weitere nachgesagt. Basierend auf einer wahren Geschichte versucht Hohlbein das Wirken des H.W.Mudgett mit etwas zu erklären das dieser in den Augen der Menschen sehen kann und ihm bei seinen grausigen Taten aus den Schatten beobachtet. Bereits als Kind sammelt Mudgett Erfahrung mit seinem Dunklen Begleiter und verfolgt seinen scheinbaren Plan.

Die Kapitel werden nur mit Ort und Jahreszahl überschrieben und springen zwischen 1893 bis 1865 und den Personen hin und her und lassen so Häppchen weise hinter die Motivation der Akteure blicken. Wobei einige Kapitel nicht unbedingt nötig wären, mir im Gegenzug allerdings eine ausführliche Erklärung für den Versicherungsbetrug lieb gewesen wäre.

Die ganze Atmosphäre aus dem Jahr 1893 bzw. davor wirkt plastisch, man kann die Leute, die Stadt und die Gebäude quasi vor seinem inneren Auge erkennen und bekommt direkt Lust, den Backenbart zu kämmen, die Hosenträger zu spannen und mit Spazierstock und eingehakter Dame einen Spaziergang durch die lebhaften Straßen Chicagos zu unternehmen. Besonders der Bummel von Arlis und Henry über die Weltausstellung finde ich gelungen, kann man hier nicht nur elektrisches Licht bestaunen sondern auch das Ferris-Wheel das erste Riesenrad der Welt. Auch die Wortwahl scheint mir sehr gelungen, benutzt Hohlbein doch Worte wie z.B. Fauxpas, Trottoir, obsolet und weitere altmodisch klingende Synonyme.

Die Folter- und Mordszenen in diesem Buch sind realistisch beschrieben. (Nicht das ich wüßte, wie so etwas auszusehen hat). Man fühlt nicht nur mit den Opfern sondern kann sich, was mich ein wenig erschreckt hat, sogar in den Folterer hinein versetzen. Über fast die gesamte Länge des Romans ist man am Grübeln und denkt man hätte etwas herausgefunden. Jedoch gelingt es dem Autor, diese Vermutungen wieder zu zerstreuen.

Was mir gar nicht gefallen hat, ist das mindestens zweimal Namen vertauscht werden und in einem der letzten Kapitel sind soviele Rechtschreibfehler das man sich fragen muss, ob dieses Kapitel beim Lektorat übersprungen wurde.


Fazit:
Das von mir rezensierte Taschenbuch kam mir erst sehr dünn oder weich vor, bezogen auf Einband und Papierqualität, lässt sich aber erstaunlich gut lesen. Kein Knick im Rücken bei über 800 Seiten. Das Cover ist gut gewählt. Aber ein wenig stört das Vorwissen, das man durch den Buchdeckeltext erfährt. Ein gut durchdachter Thriller für den man sich Zeit nehmen sollte.

Vielen Dank an den Bastei-Lübbe Verlag, der die Rezension dieses Werks ermöglichte.

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[30/40] - Handlung
[35/40] - Stil
[6,5/10] - Aufmachung
[8/10] - Preis/Leistungs-Verhältnis
79,5% - gesamt
 
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