• RPG-Foren.com

    DIE Plattform für Fantasy & Sci-Fi Rollenspiele

    Ihr findet bei uns jede Menge Infos, Hintergründe zu diesen Themen! Dazu Forenrollenspiele, Tavernenspiele, eigene Regelwerke, Smalltalk und vieles mehr zu bekannten und weniger bekannten RPG-Systemen.

Sci-Fi / Fantasy Meer der Finsternis

Luzifer

Ältestenrat
Beiträge
5.504
Punkte
133
Der Name "Dean Koontz" eilt dem Autor voraus. Mit dem Titel als einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller im Bereich der fantastischen Literatur der Gegenwart ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis man an eines seiner Bücher gerät. Warum also nicht einen Roman mit seiner "faszinierendsten Figur"?

Odd Thomas ist anders, um nicht zu sagen: irgendwie seltsam. Dabei führt er grundsätzlich ein ganz mittelmäßiges Leben. Er sieht durschnittlich aus, ist Grillkoch mit dem Wunsch vielleicht Schuh- oder Reifenverkäufer zu werden, mag Sweat-Shirts und er hegt keine besonderen Ambitionen. Sein Leben könnte so ruhig im Strom aller anderen durchschnittlichen Menschen dahin plätschern, wären da nicht seine übernatürlichen Begabungen: Er sieht die Geister von Verstorbenen. Und zwar von denjenigen Seelen, die nicht los lassen können und den nächsten Schritt scheuen. Es ist ja auch nicht gerade so, dass Odd Thomas um diese Gabe gebeten hätte. Im Gegenteil – sie hat ihm schon mehr als genug Unglück gebracht. So hat er seine große Liebe und seinen besten Freund verloren. Über sein Schicksal kann ihn nicht mal darüber hinweg trösten, dass er sogar Elvis Presley’s Geist den Weg in die nächste Welt gewiesen hat.

Der Weg von Odd Thomas hat ihn dank der Vision eines brennenden Ozeans, der Tod und Verdammnis mit sich bringt, in das ruhige und beschauliche Magic Beach geführt. Noch nicht ahnend, was dieses Orakel bedeutet, gerät er schon nach kurzer Zeit an eine Horde Schläger, ein Rudel Hyänen, eine mysteriöse Frau – welche ihn bittet sein Leben für sie zu opfern – und an einen Sherif mit höchst politischen Ambitionen. Und nicht zu vergessen: an Frank Sinatra! Zumindest seinem Geist.

Wieso er von der gesamten Polizei von Magic Beach und der Hafenmeisterei verfolgt wird, weiß Odd nicht. Auch nicht, warum die junge Frau aus seinen Träumen ihn bittet, sie zu beschützen. Und auch wenn sein derzeitiger Arbeitgeber, ein altender Schauspieler, versucht ihn hauptsächlich mit Rat als Tat aus alten Fernsehschinken zu unterstützen, wollen die Hilfestellungen einfach nicht auf die absonderliche Situation passen, in die Odd Thomas hinein gerutscht ist.

Und in der gleichen Nacht, die von unheilsschwangerem Nebel durchzogen ist, hat Odd die Möglichkeit etwas wirklich Großes zu vollbringen… mal wieder.


Schon das vierte Mal schickt Dean Koontz einen seiner beliebtesten Figuren auf eine seltsame und fantastische Reise. Der Roman ist aus der Sicht von Odd Thomas selbst geschrieben, verfasst als Manuskript seiner Erlebnisse. Er ist ein Jedermann – versucht es zumindest zu sein – und das macht ihn so sympathisch. Deswegen fällt es einem leicht sich mit ihm zu identifizieren. Auch wenn die seltsamen Begabungen ein wenig aus der Reihe fallen.

Mit der Fähigkeit von undurchschaubare Visionen ereilt zu werden, die Geister von rastlosen Seelen zu sehen, und bemüht ihnen den Weg in die andere Welt zu zeigen, schafft Dean Koontz die Grundlage für die besondere Romanreihe um Odd Thomas. Diese „Gabe“ ist zwar in der Welt der Fantasy und der Mysterythriller nichts absolut ungewöhnliches. Aber die Art, wie Odd Thomas damit um geht, ist einzigartig. Neben dem selbstironischem Humor verfällt man der zentralen Figur auch aufgrund der Lockerheit, mit der er sein Schicksal akzeptiert, es annimmt und das Beste aus jeglicher noch so abstrusen Situation macht.

Das Lieblingswort des Autoren ist mit Abstand „wie“. Der Roman besteht zu einem Großteil aus Vergleichen, die sich Anhäufen wie ein die Tannennadeln auf einem Ameisenberg. Diese sehr bildreiche Sprache ist äußerst auffällig und unterstützt den Charakter der Figur, welche von sich selbst behauptet über eine ziemlich rege Phantasie zu verfügen.

Die Handlung des Romans wird in einem Zug erzählt. Es gibt keine zeitlichen Absätze oder Unterbrechungen. Sie hält sich am Anfang auch nicht mit langen Erklärungen oder abschweifenden Rückblicken auf, sondern steigt direkt ein.

Die Spannung hält sich dabei von Beginn an, bis zum leicht offenen Ende, welches auf einen fünften Roman mit Odd Thomas schließen lässt. Die Geschichte um das „Meer der Finsternis“ ist zwar an sich abgeschlossen, allerdings wird darin ein neuer Erzählbogen gespannt, welcher nicht abschließend erläutert wird – die mysteriöse schwanger Frau betreffend, welcher Odd sich verpflichtet hat.

Einsteiger in die Reihe um den „kauzigen“ oder „seltsamen“ (engl. Übersetzung von „odd“) Thomas haben keine Probleme der Geschichte zu folgen und schließen die Figur schnell in ihr Herz. Verweise auf die vorangegangenen Romane finden zwar Erwähnung, aber sie sind nicht zwingend Notwendig für das Verständnis der Handlung von „Meer der Finsternis“.

Leser, die Odd bereits auf seinen Abenteuern „Die Anbetung“, „Seelenlos“ und „Schattennacht“ begleitet hatten, dürften ohnehin nur auf die Fortsetzung seiner sonderbaren Reise mit ungewissem Ziel gewartet haben.

Das „Meer der Finsternis“ ist für Fans von Dean Koontz aber auch für neugierige und unbefleckte Leser zu empfehlen. Eine charismatische, durchschnittliche und doch andersartige Hauptfigur machen den spannenden Roman in seiner bildlichen Sprache und den vielen witzigen Einfällen zu einem wahren Vergnügen. So dass man sich wünscht er wäre noch länger bzw. die nächste Geschichte von Odd Thomas wäre schon veröffentlicht.


Übersetzung:

Der Roman wurde aus dem amerikanischen Englisch von Bernhard Kleinschmidt übersetzt. Leider haben sich bei der Übersetzung einige Fehler und sonderbare Wortkombinationen eingeschlichen. Da wurde z.B. ein „der“ zu seinem „des“, was den Sinn des Satzes durchaus verzerrt bzw. den Leser kurzfristig stocken lässt um darüber zu sinnieren, was wohl gemeint war. Einmal ist Keinmal: Dieses Sprichwort trifft darauf nicht zu. Die Fehler treten wiederholt auf, was dem Buch etwas von seinem Glanz nimmt.
[MI]Und findet sich bei der Bewertung durch einen Abzug bei Layout/ Cover Art wieder[/MI]


Über den Autor:

Dean Koontz ist am 9. Juli 1945 in Everett, Pennsylvania geboren worden. Neben seinen Versuchen als Lehrer seinen Lebensunterhalt zu verdienen schrieb er immer wieder Kurzgeschichten, die ihm nach einiger Zeit seine ersten Erfolge bescherten. Mit „Flüstern in der Nacht“ (Night Whispers) schaffte er es 1981 zum ersten Mal auf die Bestseller-Liste der New York Times. Seit dem hat er über 50 Bücher veröffentlicht. Seine Werke sind in 38 Sprachen übersetzt worden. Pro Jahr werden etwa 17 Millionen Bücher von ihm verkauft. Neben seinem wahren Namen schrieb er auch Bücher unter den Pseudonymen „Leigh Nichols“, „Brian Coffey“, „K. R. Dwyer“, „Deanna Dwyer“, „Owen West“ und „David Axton“.
Er lebt heute mit seiner Frau in Kalifornien.

Vielen Dank an den Heyne Verlag, welcher diese Rezension ermöglichte.
 
Oben Unten