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Thema des Monats [Mai '17] Bist du lieber SL oder lieber Spieler?

Tufir

Drachling
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Die im Titel angeführte Frage gehört sicherlich zu den - möglicherweise wenigen - Fragen, die sich jeder Rollenspieler irgendwann stellen wird oder gar stellen muss. Manch einer verbringt Jahre damit, bevor sie oder er sich tatsächlich damit auseinandersetzt. Einige davon kenne ich selbst. Für andere ergibt sich die Antwort relativ schnell.

Zu den letzteren gehöre auch ich selbst. Noch vor meinem allerersten Spiel, noch während des "Studiums" des Grundregelwerkes von DSA 1 wurde mir klar, dass der "Job" des SL genau mein Ding sein würde. Und so war es dann auch - nach nunmehr 33 Jahren blicke ich auf über den Daumen gepeilt ungefähr 10.000 Stunden Rollenspiel zurück und behaupte, dass ich davon 1.000 gespielt und 9.000 Stunden geleitet habe. Ich liebe es einfach, ständig am Ball zu sein, im Verlaufe einer Sitzung ständig die Rollen zu wechseln und mir bei der Vorbereitung das Abenteuers auszumalen, wie ich meine Spieler überraschen könnte - was sicherlich nicht immer gelingt. ;) Diese Vorbereitungszeit ist dabei etwas, was mir mit am meisten fehlt, wenn ich mal über einen gewissen Zeitraum "nur" spiele und nicht leite und es ist Zeit, die ich in den 10.000 Stunden nicht mit eingerechnet habe.

Und möglicherweise ist ja dies auch der Grund, warum sich viele Rollenspieler "weigern" zu leiten, denn der Zeitaufwand für die Vorbereitung eines Abenteuers ist nicht zu unterschätzen und solte dazu noch das Regelstudium eines neuen Systems kommen, dann steigt dieser Wert möglicherweise exponentiell an. Wenn ich darüber nachdenke, wie es bei mir war, kommen zu den 9.000 Stunden Spielleitung bestimmt noch rund 20.000 Stunden Zeit für Vorbereitung und Regelstudium.

Wie ist das bei euch? Spielt ihr lieber oder leitet ihr mehr? Und warum ist das bei euch so, wie es ist?

Lasst uns teilhaben an euren Erfahrungen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Kyoshiro

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Ich bin der ewige Spielleiter, aber ich mache das gerne, denn das Ausdenken von Abenteuern, das Verkörpern von NPCs und so mag ich am liebsten am Rollenspiel. Es sind jetzt nicht ganz neun Jahre, die ich mit Rollenspiel zu tun habe und ich kann die Runden als Spieler immer noch an beiden Händen abzählen. Meistens bin ich eben auch derjenige, der etwas Neues ausprobieren möchte und sich deswegen das Regelwerk besorgt und dann eine Runde anbietet.

Das mit dem Weigern zu Leiten finde ich eine schlimme Sache. Jeder Rollenspieler sollte einmal in seinem Leben (möglichst früh) mal eine Runde vorbereiten und sehen, was ein Spielleiter so macht und was für einen Aufwand das bedeuten kann. Dann wäre meiner Meinung nach die Anzahl an Spielern, die plötzlich nicht für die Runde auftauchen deutlich geringer. Das hat noch andere Gründe, aber es ist manchmal schon traurig wie wenig die Rolle des Spielleiters beachtet wird.
Ich liebe es Spielleiter zu sein, aber Spieler sind manchmal echt undankbar. Es werden trotzdem von mir viele Runden angeboten, ich bin unverbesserlich. :p
 

Rhizom

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Bei mir ist das erstaunlicherweise gar nicht so leicht zu sagen.

Als ich mit DSA1 und D&D1 angefangen hatte, haben mich vor allem Karten, ausgearbeitete Dungeons und Städte interessiert, so dass ich auch außerhalb des Spiels eigentlich nichts mehr anderes gemacht habe, als eben solche Dungeons und Städte zu erträumen und zu entwerfen und letztlich natürlich auch die Karten zu zeichnen. Die Szenerie von vielen Kaufabenteuern oder auch die von anderen Spielleitern fand ich häufig dagegen fantasielos und wollte dann lieber meine Eigenkreationen bespielen. Sprich: Ich wollte Spielleiter werden.

Das hielt sich eine ganze Weile, und dazu kam die Faszination, ganze Welten zu kontrollieren, in einer Weise, die konsistent bleibt, obwohl sich so vieles aufeinander bezieht und sich so schnell aus Versehen Widersprüche einschleichen können. Das fand ich eine extrem große und lohnenswerte Herausforderung -- und da die Spielerinnen und Spieler auch dementsprechend begeistert von meinen Welten waren, blieb ich dabei.

Dann kam mein Studium. Ich wechselte die Stadt, studierte Philosophie, beschäftigte mich mit Politik in der realen Welt und fand dann irgendwann das Rollenspiel kindisch und falsch. Von wegen: In eine Fantasiewelt zurückziehen, statt die reale Welt zu verändern. Das führte zu einer fast zehnjährigen Pause, nach der ich dann aber meine Liebe zum Rollenspiel wieder deutlich spürte und es sehr vermisste -- und auf einmal gar nicht mehr wusste, was daran kindisch und falsch sein sollte. Ich suchte also neue Gruppen. Die meisten Gruppen, die ich fand, existierten schon länger und hatten bereits Spielleiterinnen. Ich wurde also Spieler.

.. und siehe da -- es gefiel mir außerordentlich gut, Spieler zu sein. Viel mehr als damals erlebte ich, wie krass ans Eingemachte es geht, wenn man einen Charakter in einiger Tiefe rollenspielt, und wie sehr dessen Leid und Freud dann auch auf den Spieler, also mich, wirken kann. Dieses krasse Empfinden hatte ich als Spielleiter nicht in der gleichen Weise. Insofern bin ich heute auch sehr gern Spieler.

Was die Zukunft bringt? Ich weiß es nicht. Nach wie vor liebe ich es Karten zu malen und Welten zu erfinden. Nach wie vor liebe ich es, Spielerinnen in eine Welt einrtreten zu lassen, die ihnen Spaß, aber auch Angst und Sorgen bereitet. Aber genauso liebe ich das hineinwachsen in einen Charakter, der mich, wenn ich ihn spiele, vielleicht sogar manchmal selbst überraschen kann...
 

Elric

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Also ich spiele extrem gerne meine Charaktere aus, vorausgesetzt sie werden lange gespielt und können sich entwickeln.

Andererseits leite ich auch gerne.
Aber nur, wenn man sich auf meinen Spielstil einlässt. Das sind meist vorgefertigte Abenteuer mit wichtigem Plot für die Welt, die ich dann spontan umarbeite (weil ja kein Autor mit kreativen Spielern rechnet :D ).
Ich lese gerne Texte vor, beschreibe aber trotzdem auch frei die Spielwelt.
Nur gestochen soziale Abenteuer mag ich nicht leiten.... Dafür fehlt mir die spontane Eloquenz....
 

hexe

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Nachdem mir mein großer Bruder vom Rollenspiel erzählt hat, als wir gemeinsam von der Schule nach Hause gelaufen sind, wollte ich spielen. Ich wollte mir einen Charakter ausdenken, jemand in einer anderen Welt sein, diesen Charakter erleben, diesen Charakter entwickeln, mit diesem Charakter Herz klopfen haben, sich mit diesem Charakter freuen und auch weinen.

Das ist 20 Jahre her und bis jetzt hat nie so wirklich geklappt. Ich fand keine Runde, keinen Spielleiter, nichts was länger als ein Jahr, vielleicht mal zwei Bestand hatte. Die meisten Versuche waren kürzer. Dann hatte irgendeiner keine Zeit mehr, keiner hatte sich mehr gemeldet, die Spielleitung zieht weg, bekommt ein Kind, verschwindet ohne einen Kommentar... Und dann steht man wieder am Anfang da. Ich weiß nicht mehr, wie viele Runden ich neu angefangen habe. Aber einen beständigen Spielleiter zu finden, erscheint mir unmöglich.

Als Spielleiter - kein Problem. Seit 2001 läuft die letzte Runde (teilweise gleiche Charaktere, gleiche Spieler, lange Geschichte). Da bekommen Mitspieler auch Kinder oder ziehen weg oder suchen sich ein anderes Hobby, aber dann sucht man eben Neue. Deshalb muss ich die Runde nicht auflösen.

Darum spielleite ich seit Jahren. Ich habe mit dem Rollenspiel mit dem Spielleiten angefangen, weil es keine Runden gab, weil jemand damit anfangen musste und niemand... wollte es mal übernehmen. Aber ja lieber spielleiten als gar nicht spielen.

Ich würde gerne mehr selbst spielen, mal einen Charakter haben, den man über Jahre entwickelt und erlebt, statt immer nur neue Runde, neuer Charakter wieder bei Stufe 0 anfangen und bei 3, 4, 5 aufhören...
 

Sameafnir

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Also ich bin - glaube ich - ein Vollblutspielerin, weil es einfach toll ist sich in seinen Charakter zu versetzen und diesen in allem möglichen und unmöglichen Situationen auszuleben. Habe ausserdem das Glück in einer sehr beständigen Gruppe seit vielen Jahren zu spielen, die von @Tufir (zu 95%) geleitet wird. In der Gruppe sind wir über DSA zu 7te See jetzt bei Splittermond gelandet. (Ein paar Cthulhu Abenteuer haben wir mal aus Interesse dazwischengeschoben, war aber nicht so mein Ding).

Darüberhinaus spiele ich in meiner anderen Gruppe Star Wars D6, mit wechselnden SL's und dort hab ich dann eben auch mal den SL gegeben. Das hat überraschenderweise extrem viel Spaß gemacht. Und zwar sowohl das Vorbereiten, was wirklich viel Zeit in Anspruch genommen hat a) weil ich es sehr lange nicht mehr gemacht hatte [habe vor Urzeiten mal ein selbstgeschriebenenes DSA Abenteuer geleitet] und b) weil ich es einfach GUT machen wollte. Das Abenteuer lief dann auch sehr gut und ich würde es wieder tun, wenn der Bedarf oder die Notwendigkeit bestünde.

Das bringt mich zur Aussage von @Kyoshiro, dass jeder Spieler/in mal Leiten sollte. Einfach um das Gefühl der "anderen Seite" sozusagen am eigenen Leibe zu spüren. Das trifft übrigens auch für "nur" Spielleiter zu, die ab und an mal spielen sollten, um wieder die Spielerseite besser oder wieder neu einordnen zu können.
 

puck

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Ich kenne beide Seiten, bin aber lieber der Spieler. Die Vorbereitungszeit als SL bereitet mir keine Probleme, viel mehr bin ich mit meiner Leistung am Spieltisch unzufrieden. Einerseits bin ich schnell überfordert, wenn ich mehrere NPC gleichzeitig darstellen soll. Andererseits bin ich von meinem Improvisationsvermögen nicht überzeugt, wenn die Spieler vom grundlegenden Plan abweichen, was nicht zu verhindern ist. Trotzden habe ich das Erscheinen von DSA5 zum Anlass genommen um meine alte Truppe aus Jugendtagen nochmal zusammenzutrommeln. Wir leben sehr weit verstreut und ich hatte Befürchtuingen das ganze könnte nicht klappen. Daher habe ich den von allen beteiligeten ungeliebten SL-Posten übernommen, da ich befürchtungen hatte das ganze könnte sonst nicht zustande kommen.

Bleibt tapfer,

puck
 

Kyoshiro

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Das bringt mich zur Aussage von @Kyoshiro, dass jeder Spieler/in mal Leiten sollte. Einfach um das Gefühl der "anderen Seite" sozusagen am eigenen Leibe zu spüren. Das trifft übrigens auch für "nur" Spielleiter zu, die ab und an mal spielen sollten, um wieder die Spielerseite besser oder wieder neu einordnen zu können.

Ja, man sollte grundsätzlich beide Seiten kennen. Dadurch weiß man, worauf es jeweils ankommt und wo der Fokus drauf liegt. Ein ewiger Spielleiter weiß vielleicht nicht wie wichtig Beute und Belohnungen sind, selbst bei einem Oneshot wollen die Spieler etwas haben, selbst XP wollen sie haben. Andererseits muss man eben auch wissen, wie viel Aufwand ein Spielleiter haben kann. Ich habe auch schon Sitzungen ohne jegliche Vorbereitung geleitet, aber das war dann in Systemen, die ich sehr gut kenne und ich bin sehr gut im Improvisieren.

Daher habe ich den von allen beteiligeten ungeliebten SL-Posten übernommen, da ich befürchtungen hatte das ganze könnte sonst nicht zustande kommen.

Das finde ich sehr löblich, dass du zum Wohle der Gruppe den SL-Posten übernommen hast. Wenn du mehrere NPCs verkörpern musst, was bereitet dir da genau Probleme? Zwischen den Rollen zu wechseln? Oder die generelle Handhabung?
 

puck

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Wenn du mehrere NPCs verkörpern musst, was bereitet dir da genau Probleme? Zwischen den Rollen zu wechseln? Oder die generelle Handhabung?
Das erstgenannte. Verschiedene NPC gleichzeitig zu handeln und das noch am besten ohne jeden Satz mit "X sagt: ..." einzuleiten.

Bleibt tapfer,

puck
 

SoulReaper

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Ich halte es fast schon als eine Form der Höflichkeit, auch mal die Spielleitung zu übernehmen. Es muss ja nicht für eine riesige Kampagne sein. Dann kann der "reguläre" Spielleiter sich auch mal zurücklehnen und sehen, wie die anderen Spieler leiten. Auch als alter Hase kann man sich ja immer wieder etwas abschauen oder für sich neu entdecken.

Das erstgenannte. Verschiedene NPC gleichzeitig zu handeln und das noch am besten ohne jeden Satz mit "X sagt: ..." einzuleiten.

Bleibt tapfer,

puck
Sowas lässt sich ja gut üben. Was mir dabei hilft, ist meine Stimme zu verstellen und den NSCs unterschiedliche Sprechweisen zu geben. Toll daran ist, dass man sowas auch super als Spieler üben kann, indem man beim spielen für seine Charaktere auch auf sowas achtet. Und mehr als zwei oder drei unterschiedliche Stimmen braucht man in der Praxis eh meist nicht. Das lässt sich also noch ganz gut händeln.
 

hexe

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Oder anders hinsetzen. Körpersprache macht viel. Ich spiel mit meinen Haaren, wenn der NSC eher schüchtern ist. Oder verwende mal mehr, mal weniger Gestik. Betrachte gelangweilt meine Fingernägel oder verschränke die Arme und grummel in meinen nicht vorhanden Bart. Lümmel mich zurück oder leg mich auf den Tisch. Spreche besonders deutlich oder nuschel irgendwas dahin...

Wenn zwei NSCs sich unterhalten reicht es auch mal sich mal nach links mal nach rechts zu beugen, wenn der eine und wieder der andere spricht.

Aber ja, man kommt sich dabei trotzdem immer etwas doof vor. Besonders wenn es sie auch noch anfangen sich zu streiten diese NSCs... Deshalb versuche ich zu viele NSCs auf der Bühne zu vermeiden. Damit der Dialog mit den Spielern und nicht nur zwischen NSCs stattfindet.
 

puck

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Danke für die Anregungen. Derlei Techniken hab ich auch schon angewendet, war aber trotzdem nie so richtig zufrieden. Vielleicht erwarte ich aber einfach zu viel.

Bleibt tapfer,
puck
 

Zylerath

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Warum ich angefangen habe Spiele zu leiten ist einfach: Ich war es leid den Käse zu spielen, den andere SL verzapft haben!
Heute weiss ich: Ich war der falsche Spieler in der richtigen Runde, vielleicht war es auch umgekehrt. Jedenfalls hätte ein Gruppenwechsel die Sache schon bereinigen können.
Und die Moral von der Geschicht': Verplempere deine Freizeit mit unbefriedigenden Dingen nicht!

Mein Grund zu Leiten war, dass sich manchmal, oft beim Autofahren oder in seltenen Momenten der Langeweile, unglaublich coole Szenen in meinem Kopf abgespielt haben. Kämpfe, Intriegen, Abenteuer, manchmal ganze Filme schwirrten mir da durch den Schädel. Das waren dann die Momente in denen ich beschlossen habe eine Runde zu leiten, das Zeug musste aus dem Kopf raus und gepielt werden. Bei Leuten die ähnlich ticken funktioniert das ganz wunderbar. Es wird immer eine Mischung aus Cyberpunkt-Fantasy-Fiction, auch wenn ich mir die beste Mühe gebe im Setting zu bleiben. Defacto setze ich meinen Spielern daher immer das aufgewärmte Popcorn meines Kopfkinos vor.

Aber Popcorn aufwärmen ist zeitintensiv, einigen schmeckt es nicht, viele waren gar nicht zufrieden und immer nur am maulen, genau das war dann der Zeitpunkt an dem ich aufgehört habe zu Leiten. Mit zu wenig Zeit, zu dünnem Fell und auch irgendwie ohne den Bock den Kasper zu machen sitze ich jetzt schon seit fast drei Jahren nur noch als Spieler am Tisch.
Ich habe wieder gelernt wie einfach es ist ein Spieler zu sein! Man hat nur einen einzigen Charakter, den man glaubhaft rüberbringen muss. Leider muss man sich zwar die Zeit mit den Anderen teilen, aber hey! Keine Vorbereitung, nur Spass, das ist fast wie Urlaub.

Ok, manchmal passiert es, dass der innere Spielleiter mir zuflüstert: "Das hätte man besser machen können." oder "Die Szene hätte mit dieser oder jener Änderung noch cooler rüberkommen können." Dann horche ich immer in mich hinein, vielleicht ist mal wieder Zeit das Popcorn aufzuwärmen und den Kasper zu machen aber mein innerer Schweinehund hat das Popcorn meist schneller gefressen als der Kasper es servieren könnte.

Das Fazit: Bei zuviel Stress ist "einfaches" Spielen qualitativ fast so gut wie das verlängerte Wochenende in Fantasy-Hausen, kann ich nur wärmstens empfehlen! Spielleiten ist manchmal auch Spielleiden, das geht nur mit ausreichend Power.
 

Rhizom

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Keine Vorbereitung, nur Spass, das ist fast wie Urlaub.

Na da erwarte ich aber von einem Spieler etwas mehr. Ich erwarte, dass er sich mit der Zeit (oder auch schon zu Anfang) eine konsistente Hintergrundgeschichte strickt, die mit seiner Psychologie und seinem Handeln zusammenpasst, ich erwarte, dass der Charakter wirklich ein eigener in sich stimmiger Charakter ist und nicht je nach Spielerlaune ganz verschieden (Verschiedenheit ist natürlich ok, muss aber aus dem Charakter kommen, nicht aus dem Spieler). In meiner AD&D2 Gruppe in Berlin erwarten wir sogar noch viel mehr von den Spielern: Wenn man dort einen neuen Zauberspruch lernen will, muss man aus seiner Vorstellung heraus, wie Magie für einen funktioniert, in einer (ästhetisch) glaubhaften Weise einen Plan entwickeln, wie dieser Zauber sich denn jetzt lernen lassen soll. Da gibt es viele Fehlschläge und Sackgassen, und je besser der Spieler sich vorbereitet, auch zwischen den Sitzungen ausgearbeitete Konzeptvorschläge an den Spielleiter schickt, desto besser funktioniert das meist. OK, das ist jetzt schon ziemlich speziell. Aber was jeder Spieler auf jeden Fall machen sollte --finde ich-- ist: Alles, was er in der Kampagne bisher erfahren hat vor jeder Sitzung nochmal zusammensuchen und sich ins Gedächtnis bringen -- und die Handlungen der nächsten Runde auf diesem Wissen aufbauen.

Und da der Spieler die ganze Zeit da ist, und nicht wie die NPCs mal da und mal weg, finde ich, dass vom Spieler manchmal viel Schwierigeres verlangt ist als vom Spielleiter, nämlich eine psychologische Tiefe und Konsistenz des Charakters, die eben nur SCs haben, über eine ganze Kampagne zu erhalten/entwickeln.
 

Kyoshiro

Auf Abenteuer
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... noch immer Urlaub im Vergleich zu dem was ein SL leisten muss.

Kommt auf das System und das Abenteuer drauf an. Etwa in Apocalypse World habe ich wenig Vorbereitung, man erstellt zusammen die Welt und die Spieler geben dir den Hintergrund. Natürlich muss man dann noch diverse Sachen erstellen, aber es nichts im Vergleich etwa zu DnD oder Shadowrun.

Mal was anderes, in einem anderen Forum kam die Diskussion auf, dass es einen Spielleiterschwund gibt. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht, dass die Zahl an Leuten, die bereit sind zu Leiten, schwindet? Die Zahl an Gesuchen, die "nur" noch einen SL suchen, hat nach meinen Gefühl doch zugenommen.
 

hexe

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'Hier' gibt es genauso wenig SL wie immer. ;)
 

Rainbow van Belzar

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Ich persönlich spiele lieber selbst. Aber meine Mitspieler sind oft so lethargisch, dass ich fast immer leiten muss. Zwischendurch mache ich das auch gerne, aber oft ist es ein Krampf, gerade wenn alle Spieler versuchen möglichst passiv zu bleiben.
 

Sameafnir

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Ich persönlich spiele lieber selbst. Aber meine Mitspieler sind oft so lethargisch, dass ich fast immer leiten muss. Zwischendurch mache ich das auch gerne, aber oft ist es ein Krampf, gerade wenn alle Spieler versuchen möglichst passiv zu bleiben.

Das ist interessant. Meine Erfahrungen sind genau umgekehrt, alle wollen immer alles gleichzeitig machen (reden, spielen, kämpfen ...), da hat es der SL schon schwer den Überblick zu behalten. Eine Gruppe mit "lethargischen oder passiven" Spielern kann ich mir folglich gar nicht vorstellen ... wie gelingt es dir denn sie "aktiv zu schalten" ? ;-)
 
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