Ohne jetzt auf eine spezielle Meinung eingehen zu wollen, ... einfach mal so aus den Hirnwindungen herausgequetscht:
Worldbuilding an sich ist eine Sache, aber auch Kleinigkeiten können sich aufbauschen, wie ein Steinchen, das eine Lawine ins Rollen bringt. Es gibt Spielleiter, die lieben Micromanagement, sind sehr restriktiv und reiten die Regeln gerne bis ins kleinste Detail. Da ist nicht viel Leine, die man einem kreativen Spieler lassen kann.
Ein Beispiel wäre in Vampire:
Ich kann Stunden damit verbringen, mich durch fiktive Rechnungen und Geschäftsbücher eines erfolgreichen Ventrue Geschäftsmannes zu wälzen, damit auch bloß kein Cent mehr ausgegeben werden kann, als er verdient. Und damit kann ich wiederum genau ausrechnen, wieviel Feuerkraft ich ihm entgegen setzen kann.
Oder ich akzeptiere, dass der Charakter ein erfolgreicher Ventrue Geschäftsmann ist und somit nahezu alles kaufen kann, was er möchte. Ich konzentriere mich lieber auf die übergeordnete Story und lebe damit, dass der Spieler plötzlich eine heftig gut ausgerüstete Söldnertruppe sein eigen nennt und meinen NPCs die Hölle heiß macht. Klingt jedenfalls realistisch.
Letzteres ist aber auch eine Art von Worldbuilding. Evtl denkt sich der Spieler dann auch einen Namen für die Söldner aus. Dann folgt im Verlauf ein Gespräch, in dem auf frühere Einsätze hingewiesen wird. Söldner bekommen Namen und Hintergrundgeschichten. Einige Söldner können dauerhafte NPCs werden oder von anderen Spielern als Ghoul übernommen werden. Der Spielleiter muss plötzlich eine andere Söldnertruppe als Gegengewicht erschaffen. Und so weiter.
Letztendlich hat der Spielleiter dem Spieler nur durch eine Kleinigkeit oder Unterlassung von Regeln die Möglichkeit gegeben, kreativ zu sein, ohne dass sie sich dessen überhaupt bewusst waren oder von vorn herein die Welt erschaffen wollten. Und kreative Spieler sind grundsätzlich auch ein A-Ha Erlebnis für den Spielleiter.