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Spielhilfe Shadowrun Konzernenklaven (Shadowrun 4)

sonic_hedgehog

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Konzernenklaven ist das zweite Buch aus der Serie der Hotspot-Bücher, in denen jeweils mehrere, thematisch zusammenpassende Städte aus der ganzen Welt gemeinsam vorgestellt werden. Hier nun also ein Zusammenstellung von Städten, in denen das in den Schattenstädten beschriebene Gleichgewicht verschiedener Mächtegruppen entschieden ist – in diesen Städten werden alle relevanten Bereiche durch einen oder mehrere Megakonzerne kontrolliert. Das 216 Seiten starke Buch folgt der bereits etablierten Gliederung:
Mit Los Angeles, Neo-Tokio, Manhattan und Groß-Frankfurt werden 4 Städte detailliert vorgestellt, kurze Informationen zu Dubai, Europort, Nairobi und Tenochtitlán und Spielleiterinformationen zu den ausführlich vorgestellten Städten runden das Buch ab.
Innerhalb der Kapitel liefert das Buch die üblichen Informationen – einen kurzen geschichtlichen Überblick, ein Vorstellung des Flairs der Stadt, der wichtigen Stadtteile und der wichtigen Spieler, legaler, illegaler und schattiger Natur.

L.A. ist Showbusiness – in all seinen Aspekten. Nachdem die Kombination eines Megaerdbebens und einer Alchera die Stadt teilweise im Meer versinken ließ und teilweise um hundert Meter angehoben hat, haben das PCC und Horizon die Stadt gewissermaßen übernommen – und sie nach ihren Wünschen gestaltet. Dies definiert auch die beiden Hauptthemen – zum einen die versunkenen Teile der Stadt (mitsamt den ehemaligen Konzerngebäuden und den dort lagernden Informationen) und die neuentstandenen unterirdischen Strukturen – zum anderen das Showbiz. Jeder strebt nach seinen 15 Minuten Ruhm – und allgegenwärtige Kameras und das Pito-Netzwerk (Persona 2.0) begleiten live – immer und überall. Sehen und gesehen werden, Du bist wen Du kennst und was Du tust – die ehernen Gesetz der Stars und Starlets galten nie mehr als hier. Und mitten drin sind die Runner – und spielen dieses Spiel mehr oder weniger erfolgreich. Doch es gibt noch mehr als den ständigen Mediendschungel – am Horizont lauern die Geheimnisse der Mojave-Wüste und vor allem Big-A, die damals zur „Rettung“ L.A.s zu spät kamen und seitdem immer an der Grenze eines Krieges stehen…

Ganz anders Neo-Tokio – wo alles anders ist. Japanische kulturelle Gewohnheiten waren für westliche Gäste schon immer schwer zu verstehen – ihre Merkwürdigkeit füllt ganze Bücher und daran hat sich auch in der erwachten 6. Welt nichts geändert. Tokio ist eine besondere Herausforderung, denn nirgends ist es wichtiger, auf Höflichkeit, Ehrerbietung und das Wahren der Gesichter aller Beteiligten zu achten – sonst läuft man schnell Gefahr ohne jeglichen Rückhalt mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Kontrolliert wird der Sprawl von den Japan-Konzernen sowie vom wieder erstarkten Kaiser – beziehungsweise dessen Frau, einer Tochter des Hauses Shiawase.

Einen weiteren Kontrapunkt stellt Manhattan dar – nach der Zerstörung der Stadt wurde die Insel von einem Konsortium der Konzerne gemeinsam wieder aufgebaut und in diesem Zuge in ein gesamt extraterritoriales Gelände verwandelt. Die Rückkehr der Börse und der Einzug des Konzerngerichtshofs böten jede Menge Arbeit für Schattenkreise – die Insellage und die dadurch bedingte gute Abschottbarkeit stellen jedoch besondere Herausforderungen. Jedoch wurde nicht jeder Tunnel im Zuge der eiligen Aufbauarbeiten gefüllt, und so erstreckt sich unter der Stadt ein Netzwerk alter Tunnel und Gebäude und findige Schmuggler und Neoanarchisten wissen diese zu nutzen – letztere in ihrem erbitterten Widerstand gegen die Konzerne.

Die Beschreibung Groß-Frankfurts geht wiederum auf das Konto der deutschen Shadowrun-Redaktion – alle, die die Kampagne um die Schockwellenreiter erleben durften, haben die Machtübernahme des Frankfurter Bankenvereins und der AG Chemie erleben können. Groß-Frankfurt unterscheidet sich von anderen Sprawls insbesondere dadurch, dass es nicht aus einer Keimzelle entstanden ist, sondern durch die Verschmelzung mehrerer Städte – wodurch sich auch eine enorme Bandbreite verschiedener Flairs ergibt. Wie schon erwähnt schätze ich die ADL insbesondere deswegen, weil sie als Nachfolge Deutschlands vertrautes Terrain ist. Und für Groß-Frankfurt sollte man festhalten, dass es gelungen ist, das Gebiet auf Basis der heutigen Tatsachen glaubwürdig weiterzuentwickeln. Flughafen, Geldgewerbe und Chemie – Aufgabenfelder wohin man blickt…

Wie auch schon bei den Schattenstädten ergänzen kurze Beschreibungen in diesem Fall vier weiterer Städte das Buch – vier kurze Beschreibungen die nicht mehr können als erste Eindrücke zu vermitteln, jedoch durchaus anregend sind:
Dubai unterscheidet sich nicht übermäßig von dem Bild, das es heute schon vermittelt, Europort ist ein vollautomatisierter Hafenkomplex unüberschaubarer Größe und voll konkurrierender Konzerne und von Schmugglern, Nairobi das Tor zum Weltraum, seitdem der Kilimandscharo gewaltsam von Geistern bereinigt wurde und dort eine Abschussrampe errichtet wurde (was weder bei Geistern noch bei den ansässigen Stämmen auf Gegenliebe stieß), während Tenochtitlán ein Hauptstandort Aztechnologies ist – mit allen Folgen. Keine dieser Beschreibungen ist erschöpfend, geben interessierten Spielleitern aber interessante Möglichkeiten.

Insgesamt hinterlässt Konzernenklaven ein wesentlich runderes Bild als Schattenstädte – die präsentierten Ideen sind neu und faszinierend und bieten in der altvertrauten 6. Welt ein anderes, interessantes und forderndes Spielgefühl. Neo-Tokio wirklich gut im Spiel umzusetzen scheint mir auch und vielleicht gerade nach Lektüre des Kapitels schwer, sofern man nicht schon mit japanischer Kultur vertraut ist, aber das sollte niemanden vom Versuch abhalten. Die drei anderen Sprawls jedoch sind mindestens genauso faszinierend, aber zugänglicher. Die Karten sind zwar wie immer nur bedingt nutzbar, insbesondere die des Manhattankapitels sind sogar eher lächerlich (interessanterweise wirken im ganzen Kapitel die Illustrationen eher unfreiwillig komisch und heben sich damit negativ vom Rest des Buches ab) und es finden sich kleinere Rechtschreib- und Übersetzungsfehler sowie ein einzelner gröberer Schnitzer im Layout (wodurch ein Halbsatz verloren ging) – insgesamt aber ist Konzernenklaven solide gearbeitet und der Inhalt erfrischend. Wer immer Interesse an konzerndominierten Spielplätzen hat oder sich für eine der Städte besonders interessiert, sollte sich den Quellenband nicht entgehen lassen!

Mein Dank gilt Pegasus Spiele für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
 
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