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Diskussion Spielbericht Kleines Post Mortem nach 6 One Shots mit über 20 verschiedenen Spielern, meist hier gefunden

ChePhan

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Hallo ihr Spielerinnen und Spieler und Meisterinnen und Meister,

ich habe in den vergangenen 3 Monaten verschiedene One Shots als Spielleiter angeboten und durchgeführt. Die meisten Spieler dafür habe ich hier gefunden und ich woltle Euch mal meine Erfahrungen teilen.
Gespielt haben wir zwei verschiedene D&D Abenteuer sowie ein Science Fiction Abenteuer. Die meisten Teilnehmer waren ziemlich unerfahren, dafür aber sehr neugierig und aufgeschlossen.
Das Teilnehmerfeld war über ganz Deutschland (inkl. Bayern) verteilt, daher hat das nur im Online-Format geklappt.

Spieler finden und verwalten


Die Suche hier im Forum sehe ich mit gemischten Gefühlen. Die Möglichkeit als Forenpost nach Mitspielern zu suchen ist besser als die bloße "Suche Spieler" Anzeige auf anderen Boards/Seiten (und von anderen Seiten hatte ich nicht eine einzige Rückmeldung bekommen. In dem Post kann man Detials zur Runde angeben und den Interessenten einen Eindruck von sich selbst vermitteln. Passt schon der Post nicht zu den eigenen Vorstellungen, kann man sich die Kontaktaufnahme sparen, klingt es spannend und interessant, ist man vielleicht eher geneigt den "Antworten"-Button zu drücken.
Auf der anderen Seite tummeln sich nur dann Menschen hier herum, wenn sie konkret suchen. Der Anreiz auf die Seite zu kommen, wenn gerade kein konkreter Bedarf besteht ist eher gering.
So kommt es, dass ich duch das Anschreiben anderer Forenteilnehmer mehr Kontakte gewonnen habe, als durch meine eigenen Anzeigen.

Im Zweifel, ob es besser ist, One Shots kurzfristig anzusetzen oder langfristig zu planen, habe ich beides ausprobiert. Dabei hat sich herausgestellt, dass das Feedback im Durchschnitt besser ist, wenn langfristig geplant wird als bei spontanen aufrufen, die langfristig geplanten Termine aber oft eine spontane Nachbesetzung benötigten, weil Teilnehmer, die vier Wochen vorher zusagen, zwischendurch absagen oder zum Termin gar nicht auftauchen. Letzteres ist der Grund, warum ich teilweise die Runden überbuche, denn ein Termin ist ausgefallen, weil auf einmal nur noch zwei Spieler da waren. Von ursprünglich fünf.

Der Plan sich aus den auf dem Discord Server angemeldeten Teilnehmern neue Runden zu bauen ist bisher nicht aufgegangen. Der RPG-Kanal hat 28 Memeber, für viele war das aber ein einmaliges Einloggen und dann nicht so richtig wiederauftauchen.

Wer dasselbe Abenteuer mehrmals hintereinander mit verschiedenen Teilnehmern durchführen will, dem rate ich, eine Excel-Tabelle o.ä. anzulegen. Zwischen Nicknames auf dem Forum, die sich teilweise von denen auf Discord unterschieden, Vornamen und Charakternamen ist es eine Herausforderung eine Person dem richtigen Termin zuzuordnen.


Spielen mit Anfängern und Profis

Das Spielen mit Anfängern, so haben mir einige berichtet, wird in vielen anderen Runden wohl als kritisch gesehen. "Ältere Quereinsteiger" oder gar Vox Machina-Fans sind scheinbar für größere Kampagnen unbeliebt. Für mich ist das schwer nachzuvollziehen und ich kann berichten, dass die besten Runden, die ich hatte solche waren, wo die Teilnehmer wenig bis keine Erfahrungen hatten. Natürlich ist das Spielen mit Menschen, die weder die Mechanik des Spiels noch die Regeln und Inhalte kennen etwas zeitaufwendiger und ein bisschen anstrengend, doch eben diese mangelnden Kenntnisse verhindern auch Regelgenörgel und andere negative Aspekte des Spiels

One Shots bzw. Abenteuer, bei denen sich eine Gruppe Unbekannter findet, einen Auftrag annimmt und durchführt und das innerhalb von 4-6 Stunden Spielzeit, haben von Natur aus einen eingeschränkten Aktionsradius. Die Handlung ist meist relativ einfach gehalten und es bleibt keine Zeit für "Side Quests" oder dramatische Charakterentwicklungen. Damit umzugehen fällt Anfängern deutlich einfacher als den Veteranen. Bei einer Gelegenheit hatte eine sehr erfahrene Spielerin beinahe den Abend gesprengt, weil sie den geretteten Geiseln nicht glauben wollte, dass die Gruppe ein Artefakt sicherstellen musste. Sie hatte eine umfangreiche Verschwörungstheorie entwickelt. Es war ein anderer Spieler der sagte "das ist ein One Shot und wir haben noch eine Stunde, so komplex wird die Handlung nicht sein". Es war Schade, dass nicht endgültig ausspielen zu können, aber dem Rest der Gruppe war es wichtiger die (dünne) Story zu Ende zu spielen.

Online Pro&Con

Die virtuellen TableTops haben mir das Spielen gerettet. Ohne Zögern kann ich sagen, dass ich heute nicht mehr spielen würde, wenn ich mich nur auf das Spielen am Tisch versteift hätte. Gleichzeitig gebe ich gerne und offen zu, dass das Spielen von Angesicht zu Angesicht um längen besser ist. Dennoch ziehe ich inzwischen Online spielen vor: Keine An- oder Abreisezeit, kein Aufräumen davor oder danach, keine fremden Leute im Haus. Der größte Vorteil am Ende ist aber ohne Zweifel die Zuverlässigkeit. Meine aktuelle Kampagne läuft seit ca. 15 Monaten und die Ausfälle sind selten und noch seltener spontan und ungeplant. Nächsten Mittwoch spielen wir die 56. Sitzung. Durch die Erweiterung der Zielregion auf "überall da wo Deutsch gesprochen wird", steigt Pool potentieller Spieler ernorm an.

Die Herausforderungen entstehen bei der Koordination. Am Tisch schauen wir uns in die Augen und jedem ist klar, wer grade welche Aufmerksamkeit genießt. Das geht online selbst mit einer Kamera nicht. Bei SL-Spieler Interaktionen komme ich mir dann immer etwas lehrerhaft vor, wenn ich die Spieler der Reihe nach aufrufe. Diskussionen unter den Spielern sind auch nicht ganz einfach, oft gibt es mal Durcheinandergerede, so dass der SL in einer Moderationsrolle kommt, obwohl eigentlich Schweigen angesagt wäre. Die digital erzogenen Millenials und 2 Jahre Homeoffice haben hier aber schon viel geholfen.

Sehr oft erwische ich mich, wie ich für NPC gestikuliere, Grimassen schneide oder Körperhaltungen einnehme. Wenn ich es bemerke, beschreibe ich das dazu, aber das klappt nicht immer. Beim gestrigen One Shot hatten wir eine Situation, bei der ein Charakter einem anderen gestikulieren wollte, dass er kurz und heimlich zu ihm kommen sollte. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie der Spieler vor dem Monitor saß und frenetisch den Kopf in eine Richtung bewegt hat, nur gesehen hat das keiner. Und es zu sagen ist nicht so spaßig, wie es am Tisch zu erleben.


Fazit

Vielen Dank an jeden, der es bis hier hin geschafft hat!

Die One Shots haben mir als Spielleiter viel Spaß gemacht. Mit fast allen Spielerinnen und Spielern würde ich noch (oder habe schon) eine weitere Runde spielen. Anfängern dabei zu helfen in die fantastische Welt der Rollenspiele einzudringen ist lohnenswert und Veteranen die Gelegenheit zu geben aus dem eigenen Trott aktiver Kampagnen auszubrechen, und etwas anderes zu erleben ebenso.

Die RPG-Foren sind eine große Hilfe, die richtigen Personen zu finden, auch wenn es manchmal mühsam ist.
Online VTTs helfen dabei einen großen Pool an Menschen anzusprechen und so viele Runden steigen zu lassen. Ich hoffe neben meiner eigenen regelmäßigen Kampagne noch viele One Shots spielen, neue Leute kennenzulernen und aufregende Abenteuer erleben zu können.
 
Hi @ChePhan

Ich danke dir für deine Zusammenfassung und die konstruktive Kritik.

Ein paar Fragen habe ich noch:
Mit welcher (Erfahrungs-)Stufe werden die Charaktere erstellt?
Gibt es vorgegebene Charaktere bzw. Eckpunkte beim Charakterbau?
Machst du "Charaktertutorials" für die Neulinge?

Du bist eine Inspiration für meine eigenen Vorhaben.

cul8r, Screw
 
Moin,
danke für den Spielbericht… sehr interessant, da ich ebenfalls gerade Spieler suche und Ähnliches feststelle…

BG
Birdy
PS: besonders lustig finde ich den Zusatz (auch Bayern ??) ist das denn so ungewöhnlich ??
 
PS: besonders lustig finde ich den Zusatz (auch Bayern ??) ist das denn so ungewöhnlich ??
Ich denke, es ist eine Anspielung darauf, dass manche in Deutschland Bayern aktiv nicht als Teil Deutschlands betrachten - Stichwort Freistaat.
 
Die Charaktererschaffung dauert unter Umständen Stunden und ist eher ein Prozess als ein Ereignis. Damit mehr Zeit zum Spielen bleibt, habe entweder ich die Charaktere gebaut, oder erfahrenen Spielern die Möglichkeit gegeben, selber etwas (z.B. auf DnD Beyond) zu machen.

Der Umgang mit den Charakteren / Level hing vom jeweiligen Szenario ab:

Für die Wüste habe ich Lvl 3 und vier verschiedene Rassen vorgegeben (Mensch, Halbling, Gnom und Zwerg). Die Spieler sollten eine Klasse wählen mir eine äußerliche Beschreibung der Figur geben. Optional sollten sie etwas beschreiben, auf das der Charakter stolz ist und etwas vor dem er sich fürchtet oder ekelt. Letzteres hatte keine regeltechnische Auswirkung, sondern sollte als 'Hook' dienen. So wollte ich die Spieler ins Rollen spielen bringen, ohne dass die Charaktere seitenlange Hintergrundgeschichten hatten. Das hat auch soweit ganz gut geklappt. Die Charaktere selber habe ich dann mit Standard-Array und leicht modifiziertem Quick-Build vorbereitet


Der Anfängerzirkus war auf Player's Handbook beschränkt. Die Spieler konnten entweder Rasse+Klasse selber auswählen, Archetyp (Krieger, Schurke, Magisch)+Rasse auswählen oder sich überraschen lassen. Der Level war 1, um möglichst wenig Fähigkeiten zu haben, die (regeltechnisch) man erlernen musste. Auch hier gab es die Möglichkeit mir einen fertigen Char zuzuschicken oder von mir bauen zu lassen.

Bei dem Science Fiction Abenteuer sollte die Charakterwahl zum "Setzen des Tons" beitragen. Bei SciFi stellt sich ja die Frage, spielen wir Star Wars, Star Trek, Alien oder Futurama. Daher gab es eine Auswahl an fertigen Charakteren mit der Ansage: "Ihr braucht mindestens einen Piloten und einen Mechaniker, der Rest ist egal". Und dann ist das etwas ausgeartet, und ich habe diese Seite für die Spieler vorbereitet: Stars Without Numbers
Jeder der Charaktere hatte dann noch eine Hintergrundgeschichte, die die Story auf der Seite ergänzt und teilweise erklärt. In wie weit diese dann Berücksichtigung findet, bleibt dem Spieler überlassen.

Am zeitaufwendigsten ist immer ein passendes Bild als Charakter Art zu finden.
 
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