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Brettspiel Kingdom Death: Monster

Luzifer

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Titel: Kingdom Death Monster
Autor: Adam Poots
Spieleranzahl: 1-4 (5-6 möglich)
Altersempfehlung: ab 18 Jahren - besser über 21 Jahre!!!
Spieldauer: 120 - 180 Minuten (pro Runde)
Verlag: Eigenverlag via Website
Erscheinungsdatum: 2014 - Neuauflage 2017
ASIN: nicht vorhanden
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KDM ist ein Spiel. Ein Brettspiel. Ein ganz besonderes, wie wir noch sehen werden. Ich gehe soweit es als das schwarze Kronjuwel einer Brettspielsammlung zu bezeichnen. Dies ist ein Versuch einer Entmystifizierung. Mit Hilfe von Beiträgen, die ich im Netz ausgewertet habe sowie aus eigener Erfahrung.

Die erste Kampagne war bereits erfolgreich mit etwas über 2 Millionen Dollar. Bereits seit Anbeginn ranken sich Geheimnisse und Fragen rund um dieses Spiel. Dieses „Nischenprodukt“ hat nun alle Erwartungen übertroffen. Mit großer Verzögerung (knapp 3 Jahre Produktionszeit) kam es bei den Unterstützern der ersten KS Kampagne an. Trotz jahrelanger Warterei sind viele Spieler von dem Endergebnis total überzeugt und schwören auf KDM. Das Basisspiel (die Grundpledge belief sich auf 100 Dollar) war binnen kürzester Zeit nicht mehr zu haben und wurde auf Ebay mit über 400 Dollar gehandelt. Ähnliche Preissteigerungen erfuhren die zwölf (!) Erweiterungen.

Für diese 2 Millionen Dollar der ersten Kampagne benötigte das Reprint (mit Upgrade auf Version 1.5) in der aktuellen KS Kampagne gerade mal eine Stunde! Seit dem ist sie stetig auf bereits über 10 Millionen Dollar angewachsen und wird einen Rekord aufstellen, der sich gewaschen hat! Wo genau die Kampagne steht, kann man hier mitverfolgen.

Die Bewertungen sind allgemein sehr hoch. Viele Mysterien ranken sich um das Spiel und die Welt von Kingdom Death. Und das obwohl – oder gerade weil - der Begründer dieser Welt, Adam Poots, ein Künstler und kein BWLer ist. Eine falsche Berechnung der Ausgaben sowie der schieren Kosten für dieses Projekt, hätte den Erfinder fast in den Ruin getrieben. Durch Promofiguren und sogenannte Pinups hat er es aber geschafft sich über Wasser zu halten und abzuliefern. Dabei haben diese Pinups überhaupt nichts mit dem Spiel selbst zu tun. Sie sind nur für Sammler und Komplettionisten. So hat es außer einer längeren Wartezeit doch zur Zufriedenstellung aller geführt und einer Welt, die eine genauere Betrachtung verdient.



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Worum geht es?

Es lohnt sich den „Comic“ auf den ersten Seiten des Regelbuchs zu lesen. Diesen findet man im Internet oder in entsprechenden Videos. Ein rätselhafter Einstieg:

Vier „Überlebende“ erwachen in einer surrealen, albtraumhaften Welt ohne Erinnerung, nur mit einem Laken bekleidet und einer Lampe, die neben ihnen steht. Die Lampe scheint ihre Seelenkraft oder ihre Lebenskraft in ihrer Helligkeit darzustellen. Sie stehen auf einer Ebene aus steinernen Gesichtern und aus dem Dunkel hören sie ein Raunen und Knurren. Ein weißer Löwe hastet auf sie los und sie müssen sich ihrer halbnackten Leiber verteidigen und das nur mit ihren Händen und ein paar Steinsplittern, die sie aus dem Boden heraus gebrochen haben…

Nach diesem Einstiegsszenario taucht man weiter ein in die Welt von Kingdom Death: Monster!


Wie wird es gespielt?

Man kontrolliert ab sofort eine kleine Siedlung dieser Überlebenden, die auf dem Stand von Steinzeitmenschen sind. Im Weiteren müssen sie andere düstere und groteske Monster jagen, um zu überleben. Waffen und Rüstungen müssen sie aus deren Zähnen, Knochen und Häuten bauen, neue Technologien entdecken und soziale Interaktionen kultivieren (z.B. Sprache, Musik, Töpfern, …). Auch das Wetter sowie weitere Zufallsbegegnungen spielen ihnen übel mit in dieser unwirtlichen, gefährlichen und schrecklichen Umgebung.

KDM wird als Kampagne über 25 Spielrunden, sogenannte “Lantern Years” gespielt. Erweiterungen können diese Kampagne auf 30 bis 35 Jahre verlängern. Es ist grundsätzlich für 1-6 Spieler, wobei die 5-6-Spielerregeln nicht besonders beliebt sind. Sie gelten als unausgewogen. Es spielt sich sowohl in der Gruppe sehr angenehm, ist aber ebenso beliebt für Einzelspieler. Mit einer guten Buchhaltung (anhand eines zweiseitigen Dokuments) lassen sich auch mehrere Kampagnen parallel spielen.

Jede Spielrunde ist in drei Phasen eingeteilt:

  1. Siedlung (settlement)
  2. Jagd (hunt)
  3. Showdown

Bei der ersten Phase werden Zufallsbegegnungen gezogen und ausgewürfelt. Generell würfelt man sehr viel auf Zufallstabellen mit W10ern (die 10 auf den gesonderten Würfeln ist übrigens eine Laterne). Bei diesen Begegnungen könnte z.B. ein Händler in der Siedlung erscheinen, das Wetter schlägt um, es passieren Naturkatastrophen, eine Seuche bricht aus, andere Fremde erscheinen, … und manchmal kann auch etwas positives passieren, so wie die Geburt von Zwillingen. Weiterhin bearbeitet bzw. entwickelt man seine Ausrüstung aus den Ressourcen, die man auf der Jagd bzw. im Showdown erhalten hatte. Der Technologie-Baum kann weiter entwickelt werden. Neue Gebäude können gebaut werden, welche weitere Fähigkeiten und Gegenstände (z.B. fortschrittlichere Waffen ) ermöglichen. Diese Phase erinnerte mich sehr an Warcraft, Command & Conquer bzw. ähnliche Videospiele. Am Ende der Phase sucht man sich immer vier der Überlebenden der Siedlung aus und schickt sie auf die Jagd. Diese Gemeinschaft kann jedes Mal (fast) beliebig zusammengestellt werden. Sie werden mit den vorhandenen Ausrüstungen und sonstigen Gegenständen des Dorfes hierfür ausgerüstet.

In der Jagdphase suchen die Vier ihre Beute (quarry) entlang eines Pfades, welcher monsterspezifische Begegnungen und eine riesige Tabelle (W100) zufälliger Events bereit hält. Es muss nicht erwähnt werden, dass ein Großteil dieser Begegnungen negativ für die Kombo ausfällt. Hauptziel ist es u.a. auch hier vielleicht schon Ressourcen zu finden. Manchmal mag auch eine Waffe dabei sein, aber es könnten auch Ungeziefer, andere Tiere, zusätzliche Beuten oder sonstige Gefahren auf die Überlebenden warten. Letztlich könnten sie bei einem üblen Würfelwurf (je niedriger, desto schlechter) auch alle vier auf einmal sterben… Das ist das meist unausweichliche Schicksal bei KDM.

Die Jagd mündet in einen Showdown mit der Beute und die Vier müssen gegen das aktuelle Monster kämpfen. Hier findet das Spiel auf einem Spielbrett mit Quadranten statt. Diese Phase nimmt etwa zwei Drittel der Spielzeit ein. Das Monster wird durch ein Zufallsdeck mit AI-Karten kontrolliert, welches auch gleichzeitig die Lebenspunkte dieses Biests darstellt. Sobald man dem Monster eine Wunde zufügt, wird eine AI-Karte daraus entnommen, was die „Taktik“ bzw. die Möglichkeiten des Monsters einschränkt – nicht immer zum Guten. Ein Treffer durch den Spieler ist hier aber nicht immer auch sofort ein Treffer. Sondern anhand einer „Hit Location Card“ wird überrüft, wo der Angriff getroffen hat, auf welche Weise und wie das Monster reagiert. Hier muss man nochmals auf eigene Werte würfeln und der Ausgang ist offen. „Laternen“ zu würfeln ist an dieser Stelle optimal, da es einen speziellen Effekt auslöst – auf jeder Karte einzeln beschrieben. Z.B. hat man dann nicht nur die rechte Pfote des Löwen getroffen, sondern sogar abgetrennt. Das Monster könnte in zukünftigen Runden dann nicht mehr mit dieser Pfote zuschlagen (ist jeweils auf den AI-Karten aufgeführt) und man hat zusätzlich noch eine Ressource (Löwenkralle) erhalten. Darüber hinaus wird zu Showdownbeginn ein spezielles Terrain generiert. Dieses kann die Taktik beeinflussen (z.B. große Steine, auf die man klettern und besser von oben herunter schießen kann, aber sonst die Sicht behindern) oder zusätzliche Ressourcen darstellen, die man während des Kampfes einsammeln könnte. Diverse Vertreter von Dungeon Crawlern kamen mir hier im Vergleich in den Sinn. Dark Souls (der bisherige König der KS-Tabletopspiele in Sachen $$) hat ein ähnliches Kampfsystem.

Sollte man das Monster erlegen (ja! Konjunktiv! Es ist nämlich alles andere als sicher, dass die Überlebenden dies immer schaffen) erhält man weitere Ressourcen, die man triumphierend in die Siedlung zurück bringt.

In unregelmäßigen Abständen muss man automatisch gegen eine „Nemesis“ kämpfen, sowas wie einen Endgegner. Hier gibt es keine Jagdphase. Und diese Gegner sind noch fordernder, als die regulären Kämpfe.

Jedes Monster hat mehrere Level in Bezug auf ihren Schwierigkeitsgrad. Je höher dieser Grad, umso mehr Belohnungen (Ressourcen) erhält man. Die Spieler können selbst entscheiden, welches Level sie angehen. Jedoch allein durch den Levelunterschied kann sich das AI-Deck in ihrer Auswirkung stark verändern und die Taktik muss angepasst werden. Hier heißt es „Trial and Error“ für die Überlebenden, um sie zu erfolgreichen Jägern werden zu lassen.

Und zu sehr sollte man sich nicht an seine Überlebenden gewöhnen. Der Tod ist bei KDM allgegenwärtig. Und das zu jeder Zeit. Solange sie überleben, können sie an weiteren Jagden teilnehmen und erhalten jeweils Erfahrungspunkte. Diese können sich in neuen Fähigkeiten im und für den Kampf auswirken. Entsprechend den Entscheidungen aus der Siedlungsphase hat man hier diverse Auswahlmöglichkeiten. Dieser Aspekt erinnert mich an ein Rollenspiel und das aufleveln. Allerdings an ein Rollenspiel, bei dem man NPCs lenkt, denn man darf sich aus den oben beschriebenen Gründen nicht zu sehr an sie gewöhnen oder gar an ihnen hängen. Dann wird KDM nichts für denjenigen sein. Die Überlebenden sterben irgendwann (können aber auch in Ruhestand gehen – wenn auch eher unwahrscheinlich). Wahrscheinlicher ist, dass sie erblinden, Arme oder Beine verlieren, verrückt werden oder auf andere Art und Weise zu einer Belastung für die Siedlung werden und gleichzeitig unbrauchbar im Kampf. All diese Effekte werden anhand von Tabellen ausgewürfelt.

Die Überlebenden kehren also in die Siedlung zurück, wo sie sich mit der „Beute“ und deren Gaben weiterentwickeln – sie selbst, die Siedlung und auch weitere Events, die ausgelöst werden. Manchmal zufällig, manchmal auch nach Drehbuch.

Innerhalb der Kampagne lernt man mehr und mehr über die Welt von KDM kennen und kann ihr so manches Geheimnis entreißen. Wo genau und was genau sich hinter dem Mythos der Kampagne verbirgt, kann ich selbst derzeit nicht sagen. Es ist aber ein interessanter Aspekt und auch ein Freude dies nach und nach heraus zu finden.


Ist es sein Geld wert?

Unheimlich viele Fans “da draußen” behaupten, KDM sei das beste Spiel aller Zeiten. Vielleicht sind sie Systemblind. Vielleicht müssen sie sowas sagen, um den Preis vor sich selbst zu rechtfertigen. Es mag an den verschiedenen System liegen, welches es vereint. Ich erwähnte bereits die Assoziationen zu anderen Spielsystemen, die ich hatte: Rollenspiel, Technologie-Entwicklung wie bei Warcraft, Dungeon Crawler…

Nochmal erwähnt sei der wahnsinnig hohe Preis. 400 – 500 Euro zum jetzigen Zeitpunkt oder bei der KS-Kampagne mitmachen und 250 $ plus Versand (ca. 40$) zahlen. Wahnwitzig für ein Brettspiel. Ich habe guten Gewissens bei Cthulhu Wars mehr für ein Spiel mit Erweiterungen ausgegeben. Hier sprechen wir aktuell „nur“ vom Grundspiel.

Andererseits ist das Grundspiel alleine schon ein 7,5-Kilo Brocken! Die Liste des Inhalts ist hier nochmal aufgezeigt:

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Das Spiel ist NUR in einer Kampagne interessant. Man kann es nicht aufbauen und mal für einen Abend spielen. Entweder die Kampagne oder gar nicht. Bei 25 Spielrunden a 2-3 Stunden sind das im Durchschnitt etwa 63 Stunden reine Spielzeit. Dabei ist der Auf- und Abbau noch nicht mit eingerechnet (gehört ja auch nicht unbedingt zum Spaß bei einem Spiel). Oft wird an dieser Stelle von Fans die folgende Rechnung aufgemacht: Allein eine Kampagne bringt für die 400 Euro (immer bedenken, dass die ersten Unterstützer „nur“ 100 Dollar für das Grundspiel bezahlten) pro Stunde einen Kosten-Nutzen von 6,3 Euro pro Stunde. Das ist bei einem Spielabend eine Ausgabe von 15,75 Euro. Das ist ungefähr ein 3D-Filmabend mit Überlänge. Wenn man mehr als nur eine Kampagne spielt, verringert sich der „Preis pro Spielabend“ erheblich. Nun, man kann sich alles schön rechnen. Eine gewisse Logik ist natürlich dabei. Lässt sich allerdings gleichermaßen auch auf andere Spiele anwenden.

Was hier noch nicht mit bedacht wurde, sind die Miniaturen und deren Zusammenbau. Auf die Miniaturen gehe ich noch gesondert ein. An dieser Stelle sei nur schon mal erwähnt, dass sie alle zusammen gebaut werden müssen. Alle! Das schreckt einige ab. Andere – wieder Fans – geben an, dass es für sie zum Spielgefühl gehört, die Figuren zusammen zu bauen. Sie beschäftigen sich in der Zeit mit dem Spiel, mit der Welt, mit den Miniaturen und haben ihren Spaß am Modellbau. Und bemalt werden können sie obendrein noch… Für diese Gruppe von Spielern fällt also nochmal mehr Kosten-Nutzen-Zeit an. (Ist wiederum auf beliebige Miniaturenspiele anwendbar).

Muss man also so viel Geld für ein Brettspiel ausgeben? Das kann letztlich nur jeder für sich entscheiden. Das "richtige" Spiel ist so viel Geld durchaus wert. Besser als 10 andere - günstigere - Spiele im Schrank liegen zu haben, die man nie oder nur selten oder ungern spielt. Dann lieber eines, das man mit Ehrfurcht, Samthandschuhen, Freude und Euphorie auf dem Spieltisch ausbreitet: Ein schwarzes Kronjuwel eben.


Scheinbar ebenso episch wie dieses Spiel wird diese Rezension. Sie wird fortgesetzt…
 
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Luzifer

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Was spricht dagegen?

Naja, der Preis. Aber das hatten wir ja eben schon.

KDM ist darüber hinaus nicht ohne Fehler. Es ist äußerst komplex. Das Regelbuch ist zum Niederknien mit seinen 200 Seiten (über die Hälfte davon besteht aus Tabellen, Graphiken, Comics, Zeichnungen und Artwork). Dabei lassen sich manche Regeln vergessen. Das ist meist zum eigenen Nachteil.

Es ist aber nicht nur komplex, sondern auch schwierig. Überlebende sterben, immer wieder. Würfelpech kann zudem ein Konglomerat gleichzeitiger Plagen über die Siedlung bringen, welche gleichzeitig angegangen werden müssen und die gebeutelten Überlebenden noch weiter quälen. Manche der Nemesis sind quälend schwer zu besiegen. Die Population in der Siedlung in diesen Zeiten aufrecht zu erhalten ist ein hehres Unterfangen und wird nicht immer gelingen. Jedoch ist der Schwierigkeitsgrad auch ein Teil des Spaßes und das Überwinden aller Hemmnisse das Ziel des Spiels. Man lernt automatisch hiermit umzugehen. Wer sich jedoch an diesem erhabenen Schwierigkeitslevel stört, der spart sich besser sein Geld.

Wirklich gestört hat mich persönlich irgendwie das Dokument der Überlebenden. Die wichtigen Daten trägt man mittels Bleistift auf ein dünnes Blatt Papier ein und fügt so auch Verbesserungen hinzu. Leider werden aber auch sich ständig verändernde Werte auf dem Bogen eingetragen. Wie z.B. der "Rüstungswert" am Kopfbereich, da dieser "Survivor" im Moment einen "Skull helmet" trägt mit einem Rüstungswert von 3. Sobald man einen Schaden gegen den Kopf bekommt, reduziert es sich der dortige Wert auf 2. Und schon geht es los mit dem wilden Radieren. Beim Rollenspiel habe ich früher ein gesondertes Buch geführt, in welchem ich variable Werte notierte, wie z.B. Astralenergie. Hier lohnt sich das nicht bzw. würde bei der Anzahl an Überlebenden ausarten. Also ist man aktuelle gezwungen diesen Weg zu gehen. Gefallen tut es mir persönlich aber nicht. Das Heldendokument sieht nach drei bis vier Jagden aus wie Sau. Da es insgesamt übersichtlich aufgebaut ist, lässt es sich gerade so verschmerzen. Das Dokument ist auch frei verfügbar und lässt sich immer wieder neu ausdrucken und neu beschriften... und neu vollkritzeln.

Bereits angeklungen ist die wilde Zufälligkeit bei KDM. Unzählige Würfeltabellen sind vorhanden und wollen genutzt werden. Hier kann es sein, dass eine „1“ direkt mit dem Tod eines (oder mehrerer) Überlebender gleichzusetzen ist. Insbesondere in der Jagd- und Siedlungsphase schlägt diese Zufälligkeit mit verbitterter Unbarmherzigkeit zu. Die Version 1.5 soll hierbei etwas Abhilfe schaffen, da der Autor sich diese Kritik am Spiel von mehreren Seiten zu Herzen genommen hat. Wie das allerdings aussieht und sich auf das Spiel auswirkt, bleibt offen. Ganz abschaffen wollen viele diesen grundsätzlichen Aspekt der Zufälligkeit allerdings nicht. Er soll u.a. den Charme des Spiels ausmachen und gehört mit dazu.

KDM ist ein Spiel für Erwachsene! Themen wie z.B. Kannibalismus, Menschenopfer, Suizid, Verbannung von Menschen, Mord oder Tod im Kindesalter können vorkommen. Die Zeichnungen des Grundspiels sind größtenteils sehr morbide, dunkel und abstoßend. Dies ist nicht allgegenwärtig, darf aber auch nicht außer Acht gelassen werden. Gleichsam sind die Monster teilweise grotesk, surreal, ja sogar verstörend. Ich persönlich werde mir nie wieder freiwillig das Bild des „Frogdog“ ansehen (hierbei handelt es sich um eine Erweiterung zum Grundspiel). Widerlich! Aber auch diese grotesken Fratzen und Figuren sind Bestandteil von KDM und müssen in Kauf genommen werden. Ebenso wie manche eher kindischen Konzepte des Autors, die dann und wann durchdringen – meist bei Events. Eine Altersfreigabe ab 21 Jahren wäre meines Erachtens die richtige Entscheidung. Vielleicht auch erst ab 31, weil man in diesem Alter eher mal das Geld für so ein Hobby „locker“ hat

Nicht alle Entscheidungen in der Siedlungsphase sind ausbalanciert und über die Kampagne gesehen gleichwertig wirksam. Manche Vielspieler haben einige Lücken und auch Fehler entdeckt, welche sich bei der Komplexität und der Größe des Spiels eingeschlichen haben. Diese Fehler sind offenkundig in einschlägigen Foren benannt worden und Adam Poots ist daran mit der Version 1.5 einiges davon zu verbessern.

Kingdom Death: Monster ist episch. Ich sagte dies einst von Runewars. Aber im direkten Vergleich ist mythologisch gesprochen Runewars ein Held wie Achilles und KDM ein Titan wie Atlas!


Die Website des Autors lautet shop[dot]kingdomdeath[dot]com. Aber vorsicht! Es ist nicht alles leicht zu verdauen! Die Figuren sind teilweise grotesk, abstoßend, widerlich, oft auch anzüglich mit Darstellung von Genitalien oder übertriebenen Sexualmerkmalen. Deswegen werden hier keine Bilder dieser Figuren aus dem Shop dargestellt.

Ergänzung: Das Grundspiel selbst enthält keine sexuell anzüglichen Figuren.


Die Miniaturen


Natürlich ist KDM nicht nur auf den ersten Blick ein Miniaturen-Spiel. Betrachtet man lediglich die Kampagnen Seite, wird man fast nichts anderes finde (außer noch ein etwas Design und verrückten Zeichnungen). Das äußert sich letztlich auch am Preis.

KDM enthält einiges an Figuren. Erst mal 8 Monster und eine Vielzahl an "Survivor" Figuren. Sieben davon haben eine feste Pose (Die Start-Survivor, der "Young Survivor" und zwei weitere, die sich "Intimacy Survivors" nennen). Der Rest besteht aus Einzelteilen. Diese kommen wie z.B. die Games Workshop- Figuren im Plastikgussrahmen daher. Sie müssen davon gelöst und dann zusammen gesetzt werden. Hier hat der Spieler - oder eher Figurenmodellbauer eine Unzahl an Möglichkeiten seine Figuren einzigartig zu erstellen. Verschiedene modulare Köpfe, Rüstungen, Waffen, Armhaltungen, können beliebig kombiniert werden. In einem "Armor Kit" sind zusammengehörige Waffen / Rüstungen einer Gattung vorgesehen. Aber auch diese kann man mit anderen Kits tauschen und kombinieren. Auch mit späteren Monsterbauteilen ist eine Verschönerung / ein Mix möglich.
Die Krux daran ist, dass es KEINE Anbauanleitung gibt. Das muss man sich selbst erarbeiten und vielleicht auch erst erlernen. Zum Glück gibt es Vorreiter im Internet, die eigens Anleitungen erstellt haben. Denn auch die späteren Monster haben KEINE Anbauanleitung. Ja das gibt es! Verrückt. Und eigentlich eine Sauerei. Aber trotzdem für viele kein Problem. Es wird sich bei KDM vieles schön geredet. Das kann m.E. nicht dazu gehören.

Modellbauer werden es lieben. Alle anderen eher verfluchen! Ohne die o.g. Seite, dürfte es vielen schwer fallen. Aber es soll alles möglich sein, wenn denn auch tricky. Ich habe die zum Teil sehr kleinen Bauteile live und in Farbe gesehen. Es bedarf auch einer ruhigen Hand. Wer sie bemalen will, muss sich auch "Green Stuff" oder anderes Plastik Zement anschaffen. Denn die Lücken werden ab Werk nicht immer geschlossen. Ein geübter Modellbauer dürfte das gewohnt sein. Andere Brettspieler eher nicht.
Zusätzlicher Kritikpunkt, der immer wieder aufkommt: Die Posen der Kits sind oft sehr ... lahm. Statisch. Unaufgeregt. Passiv.

Die Steigerung für Nerds dürfte im Hinblick z.B. auf die Waffen die Magnetisierung der Arme / Hände sein. So dass je nach aktueller Ausstattung auch die ausgestattete Waffe für den jeweiligen Showdown am Modell zu sehen ist. Ja, das gibt es. Es ist High End (meiner Meinung nach).

Wenn die Grundfiguren und zumindest die Monster erst mal geklebt sind, kann man das Spiel auch mit diesen Figuren durchzocken. Man braucht theoretisch nur vier Survivor Modelle. Denn Rest kann man anpassen, muss man aber auch nicht. Also könnte man die Vielzahl an anderen Figurensets auch unzusammengebaut im Regal verrotten lassen...

Fakt ist: Aus der Box und auf den Tisch, ist bei KDM nicht!

Wer es aber durchgezogen hat, steht vor der Qual der Wahl sie Figuren zu bemalen. Die zweite KS-Kampagne hat im Video für die Figuren einen "Statuen" Effekt für die Figuren vorgestellt, der sich vielerseits der Beliebtheit erfreut. Dieser Effekt ist auch für ungeübte Maler relativ leicht nachzuahmen. Ansonsten bieten die Vielzahl an Figuren an Malfetischisten ein El Dorado an Möglichkeiten. Von den Monstern ganz zu Schweigen.

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Fortsetzung folgt...
 
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Marc Aurel

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Achtung KD:M-Jünger:

im Shop findet derzeit der Post-GenCon-Schlußverkauf statt, wo zahlreiche Promos erhältlich sind (z.B. die limitierten Summer Dice in gelb/ rot) aber auch die normalen Erweiterungen stark reduziert sind :)
 

Yakosh-Dej

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Meine Bewertung der Pro und Kontras des Grundspiels von Kingdom Death : Monster in der Version 1.5:

Kontra:

- Hoher Anschaffungspreis
- Modellbau erforderlich
- Recht glückslästig durch viele Würfelwürfe
- Bookkeeping (Verwaltungsaufwand)
- Erwachsenenspiel (Thematisch und im Artwork)
- Sprachausgabe (Nur englischsprachig)

Pro:

- Massig Spielmaterial
- Modellbau
- Große Spieldauer (100 Stunden+)
- Hohe Wiederspielbarkeit
- Sehr hohe Qualität aller Komponenten
- Ausgeklügelte Mechaniken (Gear-System, AI-Steuerung)
- Vielschichtige Charakerentwicklung
- Einzigartige Genremischung
- Unverbrauchtes Setting (Düster bis alptraumhaft)
- Vielfach erweiterbar
- Solo spielbar

Die oft aufgeführten Kontrapunkte sind nicht völlig von der Hand zu weisen, müssen aber je nach persönlicher Sicht gewertet werden. Der Preis ist für mich kein Kritikpunkt, da Ausstattung, Umfang und Qualität diesen rechtfertigen. Ich habe kein anderes Spiel in meiner recht umfangreichen Sammlung, das allein schon von Inhalt und Ausführung auch nur ansatzweise ähnlich hohe Ansprüche an sich selbst hat. Modellbau ist nicht jedermanns Sache, allerdings hält sich dieser für die ersten Spiele im Rahmen (5 einfache Figuren) und mit der Online-Anleitung ist dies meiner Meinung nach auch für Anfänger zu machen. Der Schwierigkeitsgrad der Modelle steigt erst mit späterem Verlauf der Kampagne. Der Spielablauf ist bei Kingdom Death : Monster sehr variabel aufgebaut und lebt von zufälligen Ereignissen und unvorhersehbaren Wendungen, welche das Spiel meiner Meinung nach auch ausmachen. Würfel sind hier ein Teil dieses Mechanismus, der jedes Spiel anderes macht und Spannung erzeugt. Für jemanden, der zu viele Zufälle und / oder Würfelwürfe nicht mag, kann dies ein Kritikpunkt sein. Uns hat dies beim Spielen nicht gestört. Die Verwaltung der Überlebenden und der Siedlung selbst, wird über entsprechende Bögen gemacht, ähnlich wie bei einem Rollenspiel, was teilweise dazu führt, dass man an diversen Stellen ein Kreuz, eine Zahl machen oder etwas wegradieren muss. Dieser als "Bookkeeping" kritisierte Punkt, lässt sich mit Apps, laminierte Bögen, Folienstifte und zusätzliche Marker reduzieren und funktioniert je häufiger man spielt erstaunlich flüssig. Kingdom Death : Monster ist ein Spiel für Erwachsene. Kinder und jüngere Jugendliche sollten es sicherlich nicht spielen, da Setting, Artwort und einzelne Themen, schockierend oder überfordernd sein können. Auch für einige Erwachsene ist es vielleicht deshalb nichts. Ist man der Meinung, dass Themen wie Tod, Mord, Kannibalismus, Sex und Gewalt in einem Brettspiel nichts verloren haben, sollte es sich besser zweimal überlegen, ob er sich Kingdom Death : Monster anschafft. In unseren Spielgruppen haben die besagten Themen jedenfalls niemanden abgeschreckt und sind eher wie eine gut dosierte Prise Pfeffer zu einem insgesamt bereits sehr guten Gericht. Noch eine Randnotiz, die von Kritikern oft beispielhaft ins Feld geführten Pinups sind im Grundspiel nicht enthalten, müssen extra gekauft werden und haben keinen erweiternden Inhalt, außer eben einer thematischen Figur. Deshalb stehen diese Figuren auch nicht unter meinen möglichen Kritikpunkten. Gerade im deutschen Sprachraum wird immer wieder kritisiert, dass das Spiel keine Lokalisierung erfahren hat und somit nur in englischer Sprachausgabe zu kaufen ist, dass ist eine Tatsache und wird sich allein aufgrund des immensen Umfangs an Karten- und Szenariotexten nicht ändern. Wer gar kein Englisch versteht, sollte dies wissen und sich fragen, ob er in seiner Spielergruppe jemanden hat, der dies kann. Für jeden der etwas Englisch kann, sollte die Sprachhürde allerdings zu bewältigen sein, da das verwendete Englisch klar und einfach, und durch den sinnvollen Aufbau der Regeln gut strukturiert ist.

Nun mal zu den Dingen, die mich und meine Spielergruppe von Kingdom Death : Monster überzeugt haben. Wenn man das Spiel bekommt, ist man allein schon von Gewicht (ca. 10 Kg) und Größe des Spielekartons (ca. 70 x 40 x 15 cm) beeindruckt. Schon beim Öffnen des schweren Deckels merkt man wie hochwertig und durchdacht alles ist. Der Karton ist randvoll mit Spielmaterial, keine Maus hätte mehr zusätzlich hineingepasst. Neben den Miniaturensätzen sind hunderte Karten für Monster, Ausrüstung, Ressourcen usw. vorhanden. Dazu ein Dutzend Würfel, Gebäude und Ereignis-Marker in Postkartengröße, ein 228-seitiges Hardcover-Buch mit Regeln (ca. 20 %) und Szenarien (ca 70 %), und vieles mehr. An diesem Punkt kann man erahnen, wie viel Arbeit und Spielumfang in diesem Spiel steckt. Der Modellbau hat mir persönlich viel Spaß gemacht, und war gut zu bewältigen. Die wenigen Figuren für die ersten paar Spielrunden hat auch der Ungeübte in weniger als einer Stunde zusammengebaut, und kann quasi ab da sofort loslegen. Das Spiel ist in drei Abschnitte gegliedert (Jagd-, Kampf- und Siedlungsphase). Alle Phasen spielen sich völlig anderes und ergeben trotzdem einen erstaunlich runden Spielzug. Man spielt pro Runde etwa eine bis zwei Stunden und benötigt mindestens 30 Runden, um einmal komplett die Kampagne des Grundspiels durchzuspielen. Dies wird einem aber wegen dem recht fordernden Schwierigkeitsgrad nicht im ersten Anlauf gelingen, zudem hat man mit einem Durchgang nur einen bestimmten Teil des Spielumfangs gesehen. Gesamtspieldauer und Wiederspielbarkeit sind also sehr hoch und ich denke, dass jeder der das Spiel komplett erleben möchte, in jeden Fall mehr als 100 Stunden Spielspaß vor sich hat, wahrscheinlich aber deutlich mehr. Während des Spielens fällt einem immer wieder die Durchdachtheit und hohe Qualität des Spielmaterials auf. Selten hat ein Spiel mich mit so einer unglaublich hochwertigen, intelligenten Aufmachung begeistert. Dies spiegelt sich auch im Aufbau der einzelnen Phasen eines Spielzugs wieder. Die Jagdphase ist stimmig, die Kampfphase ist spannend, und die Siedlungsphase belohnt und lässt das Spiel in verschiedene Richtungen gestalten. Besonderes die Intelligenz der selbstständig agierenden Gegner ist schier der Wahnsinn, auch für erfahrende Spieler immer wieder fordernd und voller überraschender Wendungen. Nach einem solchen Kampf kann man die erbeuteten Ressourcen und die gemachten Erfahrungen in der Siedlungsphase je nach Geschmack in Ausrüstung, Entwicklungen oder Gebäuden investieren. Auch die einzelnen Überlebenden selbst durchlaufen eine vielschichtige Entwicklung mit Verletzungen, Kampfkünsten, Erfahrungen und Boni. Kingdom Death : Monster lässt sich schwer in ein bereits bestehendes Genre einordnen, da es weder Dungencrawler, noch Zivilisationsspiel, reines Ressourcenmanagement oder Rollenspiel ist. Die besondere, einzigartige Mischung macht es zu einem ganz speziellen Genrehybriden, zu dem mir keine Entsprechung in einem anderen Brettspiel einfällt. So besonderes die Genremischung, so besonderes ist auch das verwendete Setting. Es ist düster, bedrohlich, hart, geradezu alptraumhaft und damit erfrischend neu. Sicherlich nicht jedermanns Sache, aber mich persönlich hat es weit mehr angesprochen als das Xte Fantasy- oder Zombiesetting. Als letzten Punkt möchte ich kurz noch die unglaublich vielfältige Erweiterungsmöglichkeit des Grundspiels erwähnen. Zurzeit sind 12 Erweiterungen verfügbar, die teilweise neue Gegner in das bestehende Konzept einbringen, teilweise aber auch ganz neue Geschichten inklusive vollständiger Kampagnen beinhalten. Mit den bereits geplanten 16 zusätzlichen Erweiterungen ist der Umfang so hoch, dass ich mir derzeit bei besten Willen nicht ausmalen kann, wann ich alles davon wirklich durchgespielt haben werde. Diese neuen Erweiterungen entwickeln Kingdom Death : Monster zu Teil auch gezielt in ganz spezielle, neue Richtungen. Man darf also gespannt sein und ich freue mich auf viele weitere Partien mit diesem Spiel. Das Spiel hat einen extremen Suchtfaktor.

Fazit: Wie bei vielen Spielen sicherlich kein Spiel für jeden. Für viele aber, die es bereits gespielt haben, sicherlich eins der besten Spiele aller Zeiten. Ich bin jedenfalls voll überzeugt und kann jeden nur raten einmal selbst mal einen Blick auf dieses außergewöhnliche Spiel zu werfen. Trotz kleiner Schwächen / Kritikpunkte, für mich persönlich volle 10 Punkte.
 
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