Seemoore nickte. Ja, das hatte er sich gedacht. Diese Fleischlinge hatten keine Ahnung. Das war einerseits gut, denn dann schliefen sie wahrscheinlich besser. Andererseits konnten sie unabsichtlich oder nicht eine außerplanmäßige Katastrophe auslösen und das durfte nicht passieren, denn bis zu soeiner Verheerung waren es nach Wonderfluffin's Uhr doch noch ein paar tausend Jahre.
Und seine Uhr ging seeeehr genau.
An sich hatte der Wassergeist ja nichts gegen einen kleinen Genozid, empfand ihn erfrischend und persönlich sogar als notwendig, aber es ging nicht nach seiner Meinung und Seemoore war Profi genug, um Pflicht vor Laune zu stellen. Es war einfach noch nicht an der Zeit. Die nächste größere Ausrottung mußte warten, bis sie dran war, und um das sicher zu stellen, war er hier.
Wonderfluffin: "Madame Käpt'n, bitte verstehen sie mich nicht falsch. Es geht nicht um Verfehlungen des Muff's, sondern darum, das er tut, wofür er da ist.
Nur zur falschen Zeit.
Verstehen sie ?"
Nein, tat sie wohl nicht. Die Drachen guckten ähnlich ratlos aus ihren Schuppen.
Wonderfluffin: "Sehen sie, die Fleischlinge, und da meine ich alle, ganz ungeachtet der Spezies, vermehren sich in unvernünftigen Maßen. Das war schon immer so. Oft regeln sie ihre Population mit Hilfe ihrer Aggression selbst. Doch ab und an, wenn sie das nicht wollen, oder das Gleichgewicht der Arten nicht mehr gegeben ist, weil eine zu stark wird, müssen wir eingreifen.
Durch Krankheiten, Ressourcenverknappung oder Naturkatastrophen.
Das ist für die Evolution äußerst wichtig, Madame Käpt'n.
Nun gibt es sowas immer wieder. Stürme, Erdbeben, Fluten und dergleichen. Jedoch sind nicht alle zur selben Zeit gleich stark. Es gibt eine stark begrenzte Anzahl von Aktivposten, die nur zum Einsatz kommen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Im Falle von Faero wären das z. B. Sternenexplosionen, die einen Einfluss auf diese Welt haben oder auch der unbedachte Einsatz gewisser Techniken und Kräfte, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte.
Beim Drummelmuff ist es ähnlich. Er wird eigentlich bloß gebraucht, wenn ein Superkontinent, eine Mondneukalibrierung oder auch ein Meteroiteneinschlag Windgeschwindigkeiten erfordern, die nur jemand wie der Muff bieten kann.
Damit will ich sagen, das sowohl Faero, als auch der Drummel zur Klasse der sogenannten globalen Zerstörer gehören.
Ihre Aufgabe ist es zu vernichten, damit sich etwas neues und besseres entwickeln kann, denn es gibt noch einige unter uns, die die Hoffnung in die Fleischlingheit nicht aufgegeben haben.
Diese Aufgabe haben beide Elementarkollegen bislang ganz hervorragend erfüllt, das darf ich ihnen versichern.
Und DAS wiederum bringt mich zur Aussage dieses Exzentrikers namens Flasche, die sie erwähnten, Madame Käpt'n. Ja, es ist ganz sicher nicht leicht ein Muff zu sein, wenn man bedenkt, das er geschaffen wurde, um zu vernichten, bis zu seinem nächsten Einsatz aber friedlich bleiben soll. Er MUß sich unentwegt zurückhalten.
Friedlich bleiben und das mit einem Wutpotenzial, das für einen Sturm ausreicht, um problemlos einen Kontinentalbrocken zu zerreißen.
Sie erinnern sich vielleicht an die Zerstörung des Brockens, auf dem der Haupttempel der Ceres stand ?
Das war einer von Drummels kleineren Cousins."
Wonderfluffin machte eine Kunstpause, um seine Worte etwas sacken zu lassen.
Wonderfluffin: "Ich erzähle ihnen das alles nicht, um ihnen Angst einzujagen, sondern damit sie alle notwendigen Fakten haben, um beurteilen zu können, WIE launisch und empfindlich der Elementar ist, den sie an Bord haben. Und mit Faero verhält es sich ähnlich. Selbe Abteilung, andere Spezialisierung.
Darum ist es im Grunde keine Verfehlung, wenn die beiden zerstören, denn es ist ihre Natur, aber jetzt verstehen sie vielleicht, wieso wir eine Aggressionsbewältigungstherapie für nötig hielten, solchen wie ihnen aber gleichzeitig einen gewissen Freiraum geben. Sie müssen sich einfach auch mal ein wenig abreagieren, sonst platzen sie noch, um es salopp auszudrücken.
Nur eben alles in Maßen, nicht wahr.
Es gibt deshalb auch ziemlich strenge Beschwörungsrichtlinien, was solche Geister angeht. Die Dauer, den Preis, die gewährten Dienste, das Machtmini- und maximum eines Beschwörers und noch einiges mehr. Und LOSWERDEN können sie den Muff überhaupt nicht, wenn der nicht will. Da könnten sie auch der Luft befehlen, einen Bogen um ihr Schiff zu machen, wofür sie aber wieder einen Drummel bräuchten, damit es auch funktioniert, nicht wahr.
Darum habe ich durchaus noch Fragen."
Seemoore unterhielt sich vielleicht nicht sonderlich gerne, aber dozieren, das mochte er schon. Bei seinen Monologen war er sich wenigstens sicher, das kein Unsinn erzählt wurde.
Er wandte sich an Rubinya.
Wonderfluffin: "In welchem Verhältnis stehen sie zu Faero, Hoheit ? Wissen sie, wo er sich aufhält ? Können sie ihn rufen ? Und wenn nicht, kennen sie jemanden, der es kann ?"
Dann drehte er seinen blauen Kopf zu Dianthe und fragte auch sie etwas.
Wonderfluffin: "Von ihnen, Madame Käpt'n, würde ich gerne wissen, wer ist dieser Magister Fidelius K. Promt und kann ich ihn sprechen ? Ich bin sehr gespannt auf denjenigen, der sich getraut hat, den Drummel meistern zu wollen. Der letzte Meister des Muff's hat das mit seinem Leben bezahlt. Er war übrigens auch Piratenkapitän, wenn ich mich recht erinnere."
Natürlich erinnerte Seemoore sich recht. Das tat er eigentlich immer.