Während Dianthe nach dem Magister schicken war, holte Seemoore einen Notizblock aus seinem Anzug, der alles zu enthalten schien, was er gerade brauchte, machte sich Notizen und störte sich nicht an der unangenehmen Stille. Diese Wirkung hatte er nunmal als Beamter und jemandem wie ihm stellte man in der Regel keine Fragen, man beantwortete ihm welche. Außerdem wollte man sicherlich nicht unnötig seine Aufmerksamkeit erregen und Rubinya schon garnicht, denn sie hatte ja im wahesten Sinne des Wortes etwas zu verbergen.
Und zwar eineen Massenvernichtungselementar, wie es den Anschein hatte.
Sodbrennen war da echt garnichts, auch für einen Halbdrachen. Faero dachte sich bloß, das der blöde Wasserkopf viel zuviel redete, wobei er weniger die Menge als den Gehalt meinte, aber er hielt in Wonderfluffin's Nähe seine große Klappe.
Schließlich hatte der blaue Mann seine Aufzeichnungen abgeschlossen, alles gesagte und gehörte rekapituliert und dabei bemerkt, das Rubinya mitnichten alle Fragen beantwortet hatte. Einem weniger peniblen Charakter wäre das wahrscheinlich garnicht aufgefallen, doch Seemoore war nunmal ein Erbsenzähler.
Eine Frage blieb noch übrig.
Er steckte seinen Block wieder ein. Seinen Stift ebenfalls und guckte dann zur Dracenprinzessin herüber.
Wonderfluffin:
"Hoheit, da ich jetzt alle Informationen miteinander abgeglichen habe, fällt mir auf, das sie tatsächlich eine meiner Fragen nicht beantwortet haben. Das war sicher nur ein Versehen, Hoheit.
Also nur für das Protokoll, wissen sie, wo der flüchtige Feuerelementar Faero sich momentan aufhält ?"
So, jetzt war es raus und Rubinya konnte nun schlecht nochmal nichts dazu sagen, mußte also wählen zwischen Lüge und Wahrheit.
Es kam aber nicht dazu, das etwas von der Halbmenschin beantwortet werden mußte, denn was da von Dianthe von draußen in die Kabine gesummt wurde, hatte eine außerordentlich befremdliche Wirkung auf den so seriösen und korrekten Elementarherren.
Er fing an, seine eigene Melodie dazu zu summen, doch mit jedem Schritt, den Dianthe näher kam, wurde die Wirkung auf den Wasserelementar stärker. Es war ganz ähnlich wie beim Muff, der beim Abendlied der Kapitänin immer so ergriffen weinen mußte. Bei Wonderfluffin war es jedoch viel, viel heftiger. Im Gegensatz zum Drummel, der eine Menge seiner Gefühle sofort rausließ, ohne sie von seinem Verstand vorher filtern zu lassen, wurde beim Bürokraten alles unterdrückt und so gab es viel mehr, was hervorbrechen konnte.
Und nun brach es.
Wonderfluffin's eigenes Summen wurde immer stärker, seine ganze Wassergestalt begann zu vibrieren und selbst Töne zu erzeugen.
Als Dianthe Rubinya's Kajüte schließlich betrat, hatte der Ermittler die Halbdrachin und die Frage völlig vergessen. Aber das war immernoch nicht alles, denn Seemoore bekam ein Lächeln aufs Gesicht. Wenn man ganz genau hinhörte, dann konnte man vielleicht das Eis knirschen hören, wie es von der ungewohnten Bewegung auf dem Eiswasser seines Gesichts brach.
Schließlich platzte es aus ihm heraus, denn es gab auch in diesem Beamten Gefühle und auch Erinnerungen an frühere Zeiten, wo er noch kein Ermittlungbeamter gewesen war, sondern einen riesigen, lebendigen Ozean leitete.
Dann verwandelte sich Wonderfluffin in eine Frau, ebenfalls blau, und begann zu singen.
Und das bekam Dianthe und natürlich auch die Drachen zu sehen und zu hören, als die Tür schließlich ganz offen war.
Schließlich endete das Lied, das 'Frau'? Wonderfluffin vorgetragen hatte und von Dianthe's Lied ausgelöst worden war. Nach dem Ende gab es einen Moment der Stille, weil jeder gerade damit beschäftigt war, diesen Ausbruch zu verarbeiten, den keiner, auch Seemoore nicht, hatte voraussehen können.
'Das' Elementar, wie es eigentlich immer gesagt werden sollte, nahm wieder seine Ermittlergestalt an, glotzte die Sternensängerin entgeistert an und fragte, was ihm seit dem Zeitpunkt am meisten auf der Seele lag, seit er Dianthe unter der Lupe gesehen hatte.
Wonderfluffin:
"Um aller Wasser Willen, WAS sind sie ?"