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Kap. 8b: Eluned & Pelgram am Bug

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Tufir

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Pelgram nickte, ließ sich aber von Eluneds Bemühungen um Distanz nicht beirren und zog sie sanft am Arm zum Bug. Dort bot er ihr eine Traurolle zum Sitzen an und lehnte sich selbst gegen die Reling und hielt sich mit einem Arm an der Takelage fest. Er sah nach vorne, während die Sonne links von ihm der Wasserlinie entgegen sank. "So ist es fast wie auf einer Kreuzfahrt, nicht wahr?" Das war mehr eine Feststellung als eine Frage. "Hashtet hat ziemlich wenig Erfahrung mit "Ladys". Bin mal gespannt was das wird." Er deutet nach hinten, wo sich Hashtet um Lucas bein zu bemühen schien. Obwohl Eluned Pelgrams Gesicht nur von der Seite sah, konnte sie feststellen, dass er mal wieder grinste. Offensichtlich war er erneut guter Laune. Und ebenso offensichtlich war er momentan wohl auch redselig.
 
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Etwas verwundert liess ich Pelgram meinen Arm. Wenn er unbedingt den Galan spielen wollte...Ich war viel zu neugierig, um nicht mitzuspielen. Folgsam nahm ich auf der Taurolle platz und sah ihn erwartungsvoll an. Die Anspannung des Kampfes hatte nun endgültig nachgelassen, ich fühlte mich gelöst, was vielleicht auch am Wein lag, der noch ein wenig in mir glühte.

Wie er da so stand und Belanglosigkeiten von sich gab...was sollte das? Egal. Ich beschloss, das Thema zu wechseln:

"Pelgram, was hast Du eigentlich gemacht, nachdem Du das Kloster verlassen hattest? Bevor Du Dich in Trempolvjia niedergelassen hast." ich hatte im Plauderton gesprochen und lächelte ihn an.
 
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Pelgram sprach noch immer nach vorne. Aber der Wind wehte Eluned seine Worte zu. "Ich zog durch die Gegend, ziemlich ziellos. Ich hatte ja fast 10 Jahre in dem Kloster verbracht und wusste nicht so recht, wo ich hin sollte. Dann sagte ich mir, aus den Jungs von damals sind ja bestimmt auch Männer geworden und die Hänseleien von damals sicher lange vergessen. Ich benötigte 2 Jahre für den Rückweg und verdingte mich unterwegs als Söldner. Es dauerte nicht lange, da war mein Ruf gut bekannt und die Angebote überschlugen sich. Irgendwann hatte ich die Schnauze voll, änderte meinen Namen, verpackte Dorn und Leid, so dass sie niemand sah und kam zurück in die Heimat. Mit dem verdienten Geld eröffnete ich meinen Laden. Das ist jetzt ... lass mich überlegen ... auch schon wieder 6 Jahre her. Dann kam dieser Sholto und den Rest kennst Du ja. Und Du? Wie war dein leben so in den letzten Jahren?" Erst bei dieser Frage wandte er sich wieder Eluned zu.
 
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"Unstet." Ich blickte mit gesenkten Lidern an ihm vorbei in die Sonne. "Mein Leben war unstet." Das war fast schon untertrieben. Ich konnte mich an kein Jahr erinnern, an dem wir nicht von einem Ort zum anderen gezogen waren, nicht in einem Monat besser gelebt hatten als Könige, nur um danach wieder mit nichts da zu stehen.

"Im letzten Jahr war ich auf der Suche nach Sholto. Ich kann dir nicht mehr sagen, wo ich überall war. Es war..."

ich suchte nach einem Wort, gab dann auf und liess des Satz unvollendet.

Ich sah Pelgram an und lächelte ein wenig schief, in Gedanken an all die Orte, die in der Erinnerung immer schöner sind und weniger grausam als in der Wirklichkeit.
 
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"Unstet? - Ja, das passt zu dir! Und Sholto? Hat er dir das Kämpfen beigebracht oder konntest Du das schon veorher. War er ein Mentor, eine Art Vater oder doch eher ein Liebhaber? Verzeih, ich will dir nicht zu nahe treten. Diese Frage musst du nicht beantworten. Obwohl es mich schon interessieren würde, auf welchen Typ Mann Du stehst." Pelgram war sehr direkt.

"Sieh' mal," rief er plötzlich und deutet aufs Wasser, "Delphine! Das bringt Glück!" Komisch, Pelgram machte nicht den Eindruck, einem Aberglauben anzuhängen. Von der Seite betrachtet wirkte er nun wie ein großes Kind, als er dem Spiel der Delphine zusah. Er drängte Eluned nicht zu einer Antwort, auch nicht, als er sich erneut ihr zu wandte. Die Farbe seines Gesichtes wirkte unwirklich rot-orange im Sonnenuntergang, so als wären die Schuppen nicht wirklich verschwunden, obwohl die Struktur der Schuppen fehlte. Da fiel Eluned etwas auf. Heute Mittag noch, vor dem Kampf, war Pelgram unrasiert gewesen mit 2 bis 3 Tage Bart. Darauf konnte Eluned schwören. Nun war sein Gesicht glatt und rosig wie ein Kinderpopo.
 
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Diese ganzen Fragen nach Sholto lösten in mir sehr widersprüchliche Gefühle aus. Dass Pelgram sie stellte, machte die Sache keinen Deut besser. Ich schwieg und kaute nachdenklich auf meiner Unterlippe - unschlüssig, ob und was ich ihm erzählen sollte.

Er löste das Dilemma für mich, als er auf die Delphine wies. Unwillkürlich lächelte ich - soviel Feingefühl hatte gar nicht erwartet. Ich trat neben ihn an die Reling, um einen besseren Blick auf die eleganten Tiere zu haben.

Während ich ihnen zusah, fiel es mir leichter, zu sprechen:

"Ich konnte schon vorher ganz gut kämpfen. Sholto hat mir aber noch einiges beibringen können, hat meinen Stil verfeinert.
Er half mir aus einer Situation, die ich ohne ihn nicht überlebt hätte. Er war vor allem ein Mentor. Mit ihm unterwegs zu sein, ohne etwas zu lernen, ist nicht möglich. Aber er war auch ein guter Freund."

Ich hatte die Hände auf die Reling gelegt und schaute immer noch konzentriert aufs Wasser und die Delphine.
 
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Pelgram legte seine rechte Hand auf Eluneds Linke und sah ihr mal wieder in die Augen, als sie den Kopf aufgrund der Berührung ihm zudrehte. "Er fehlt dir wohl sehr, habe ich Recht?!" Der Bass seiner Stimme klang plötzlich sanft wie Seide. Der Satz war sowohl Feststellung als auch Frage. Eluned erkannte, dass Pelgram viele Gesichter hatte und sie nur einige wenige davon bislang gesehen hatte, geschweige dann kannte.
 
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Ich verharrte reglos und schaute auf Pelgrams Hand, die über meiner lag. Dann sah ich auf und begegnete seinem Blick. Was tat ich hier nur? Wie war das passiert? In mir war immer noch ein Rest Misstrauen gegenüber Pelgram. Was wenn er recht hatte und Sholto wirklich auf der anderen Seite stand? Ich schloss die Augen und drehte den Kopf zur Seite. Angst schnürrte mir die Kehle zu und ich musste schlucken, bevor ich einen Ton herausbrachte. Trotzdem klang meine Stimme leise und flach:
"Ja. Ich vermisse ihn."
 
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"Dann wünsche ich dir, dass Du ihn findest und er immer noch derjenige ist, den du suchst." Pelgram dreht sein Gesicht in die mittlerweile blutrot gewordene Sonne, ohne seine Hand von Eluneds zu lösen. Sie konnte spüren, wie ein seltsames Pulsieren durch seine Haut fuhr. Sie spürte, wie dieses Pulsieren von ihrer eigenen Haut Besitz ergriff. Ein wohliger Schauer durchfuhr sie und sie war unfähig sich diesem Wohlbefinden zu entziehen. Trotzdem waren ihre Gedanken klar und sie erkannte, dass Pelgrams Berührung mitnichten ein Annäherungsversuch gewesen war, sondern er darauf aus war, ihr mehr von sich zu offenbaren. Als die Sonne endgültig versunken war und nur noch ein roter Streifen den Horizont erfüllte, löste er seine Hand von der Eluneds und drehte sich ihr zu. Schon wieder oder immer noch lächelte er. "Sobald die Zeit gekommen ist, wirst Du noch mehr über mich erfahren. Vorerst aber wünsche ich dir eine gute Nacht!" Mit diesen Worten ließ er Eluned im kühler werdenden Nachtwind stehen. Eluned jedoch fühlte sich seltsam vital, erfrischt, als hätte es heute nie einen Kampf gegeben.
 
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Als Pelgram gegangen war, lehnte ich mich gegen die Reling und legte den Kopf in die Hände. Am Horizont war immer noch ein schmaler heller Streifen zu sehen, wo die Sonne untergegangen war. Ich sah zu, wie er langsam verschwand und die Dunkelheit schliesslich vollständig war. Der Wind strich mir durch die Haare und ich löste das Tuch, mit dem ich sie zusammengebunden hatte und legte es mir um den Hals. Es war kühl geworden. Aber ich wollte noch nicht zurückgehen.

So aufgewühlt und beunruhigt wie ich war, fühlte ich mich nicht in der Lage, anderen Menschen gegenüberzutreten. Ich wollte allein sein, um meine wirren Gedanken zu ordnen und Abstand von den Ereignissen dieses Tages zu gewinnen.
Mir kam in den Sinn, dass es mir gut getan hatte, mit Pelgram über Sholto zu reden - auszusprechen, worüber ich mich sorgte. Ich wünschte, ich könnte Pelgram vertrauen, aber ich hatte vergessen, wie man das macht. Zweifel und Misstrauen waren zu sehr ein Teil von mir geworden. Der letzte Mensch, dem ich vertraut hatte, hatte mich im Stich gelassen.
 
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