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Kap. 2: Karoline ...

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AW: Kap. 2: Karoline ...

Die Art und Weise, wie dieser Kleinstadt Heiler mit mir sprach gefiel mir gar nicht, aber seine Artgumente waren leider stichhaltig und erinnerten mich schmerzlich an die Tatsache, dass ich bei unserem letzten Aufenthalt in Indien unsere Schiffsarzt verloren hatte.
Ich schaute von der jungen Frau zum Heiler und hob beschwichtigend meine Arme.
"Aber, aber lieber Herr Echnad, wie Ihr wißt, bin ich eine überaus friedliebende Person."
Ich schenkte ihm ein übertrienes Grinsen. "Gerne komme ich Euren Wunsch nach."
Dann wandte ich mich an Luca. "Europa, Afrika, Asien... sucht Euch was aus, Herzchen. Nun sollte der Herr Echnad aber wirklich seine Arbeit an Euch tun. Diese Narbe steht Euch überhaupt nicht! Ich bin gespannt, was Ihr mir nachher im "beißenden Pferd" zu erzählen habt."
Ich legte die mit dem Heiler besprochene Menge von Münzen auf den nebenstehenden Tisch und tippte zum Gruß mit der Hand an meinen Hut.
Dann verschwand ich ebenfalls nach draußen.
 
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"So, dann wollen wir mal!" sprach der Heiler und drückte Luca sanft in den Stuhl zurück. Dann befestigte er eine Halterung an der Rückenlehne des Stuhls, worin er Lucas Kopf mit einem Lederband über der Stirn befestigte, so dass die verwundete Wange nach oben zeigte. Dann hob er ein Messer! Luca verzog das Gesicht in Erwartung der Schmerzen und war überrascht, als sie gar nichts spürte. Echnads Grinsen ließ seine sadistische Ader erkennen. "Toll was, die Viecher sondern ein Betäubungsmittel ab und fressen dich auf, ohne dass Du es merkst."

Nach über einer halben Stunde Werk mit Messer, Pinzette, Pinsel und anderen Gerätschaften begann Echnad die Wunde mit Nadel und Faden zuzunähen. Die Abwesenheit der kleinen Viecher, wie Echnad sie genannt hatte, zeigt sich Luca darin, dass sie doch tatsächlich begann, die letzten Stiche zu spüren.

Nachdem Echnad fertig war mit Nähen bestrich er die frische Wunde mit einer wirklich übel riechenden Salbe, band Lucas Kopf wieder los und sagte: "Das wird 'ne schöne Narbe geben, junge Dame. Sie wird euch sicherlich nicht hübscher machen aber bestimmt interessanter. Hier," er gab Luca eine Dose mit der Salbe, "das wird helfen, die Narbe kleiner und unscheinbarer zu halten. Die Fäden könnt ihr in einer Woche ziehen. Und denkt das nächste Mal besser nach, bevor ihr vor Fuchsdorf mit einer Wunde im Meer baden geht!"

Mit diesen Worten hielt er ihr die offene Hand entgegen und wies gleichzeitig auf einen kleinen Kommodenspiegel.
 
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Ich hatte die ganze Zeit über, in der der Heiler Echnad mich versorgte, meinen Gedanken freien Lauf gelassen. Während er mit allerlei Dingen hantierte, glitten die Gedanken fernab von dieser Welt, diesem Ort, diesen Menschen. Ob es Schicksal war, dass ich ausgerechnet auf einer Überfahrt nach England gekentert und hier gelandet bin? Auch fragte ich mich, ob noch andere Menschen überlebt hatten. In dieser Nacht war es stürmisch und unruhig, ich hatte kaum etwas gesehen, nur das kalte Wasser gespürt, als ich über Bord ging. Zuvor waren wir angegriffe worden, und es herrschte ein erbitterter Kampf. Einige fielen bereits nach wenigen Minuten. Ich hingegen konnte mich wacker schlagen, und ich glaube, ich habe auch jemanden tödlich verwundet. Ich versuchte krampfhaft mich an sein Gesicht zu erinnern, allerdings ließen mich die Erinnerungen im Stich.

Betrüb stellte ich fest, dass ich gemordet hatte und nichtmal das Gesicht meines Gegners kannte. Soetwas war nicht ehrlich, und falsch. Ich hatte nie getötet, bis zu dieser Nacht. Ich habe kämpfen gelernt mit Degen und Schwert, ich kann gut mi ihnen umgehen, aber das ist etwas völlig anderes als sie auch wirklich zu benutzen..
Ich hatte jemanden auf dem Gewissen, und erkannte mich nichtmehr wieder. Irgendwas war unausgesprochen, etwas, dass sich befreien wollte und ich es nicht zuließ. Ein Schatten legte sich über meine Seele und biss sich fest. Eine Kälte ruhte nun in mir, dass ich das Gefühl hatte nichtmehr Atmen zu können. Vermutlich hatte auch der Mann, dem ich das Leben nahm, nichtmehr Atmen können nachdem er den kalten Stahl in seinem Rumpf spürte.

Als der Heiler mit mir Sprach, registrierte ich lediglich seine Worte, hörte ihm aber nicht aufmerksam zu. Erst als er sagte, sie würde nie ganz weggehen, nickte ich und erhob mich von dem Platz. Er hatte seine Nadel durch das geschundene Fleisch gejagt, und nun zierte eine Narbe meine Wange. Ich blickte in den Spiegel, hob die Hand und strich mit feingliedrigen, langen Fingern über die Stelle. Sie war nicht sonderlich groß, auch nicht besonders gut zu sehen, doch sie hinterließ ein seltsames Gefühl auf den Fingerkuppen. Leise sagte ich "Sie ist vermutlich meine Strafe, eine Strafe, die mich immer an meine Tat erinnern soll..." Ich drehte mich zu Echnad um, blickte ihn schweigend an, nickte dann und verabschiedete mich mit einem "danke".
Ich verließ das Behandlungszimmer, mit dem Wissen, dass die Narbe auf meiner Wange nicht als einzige bleiben würde. Ich hatte noch eine, eine viel schlimmere, direkt in meinem Herzen.

Ich trat in die Sonne hinaus und war umgeben von Trubel und einem konstantem Sirren der murmelnden Leute. Ich blinzelte einige Male, und machte mich dann auf dem Weg zum "Beissendem Pferd".
Als ich vor dem Schild stand, blickte ich zur Tür, war bereits fast an der Klinke, doch zog ich meine Hand wieder zurück. Nein, ich wollte nicht in diese Schenke. Durch ein schmieriges Fenster erkannte ich, dass sie gut besucht war. Das Schild über mir quitschte im sachtem Wind, und ich wurde erneut aus der jetzigen Zeit in die Vergangenheit gezogen:

Es regnete, war kalt und ich auf dem Weg zu der einzigen Gastwirtschaft, die es in dem kleinem Ort "Bois" gab. Das Dorf trug seinen Namen zurecht, wie ich fand. Nichts als Holz gab es da. Alles werkten sie aus Holz. Kurz vor dem Eingang der Spilunke kniete ein junger Mann, der ein Kätzchen streichelte, welches völlig zerzaust vom Regen war. Ich sprach ihn an und als er sich umdrehte, erkannte ich diese unnatürlich blauen Augen, die schwarzen Haare wie Pech und das Gesicht bleich.

Ich kehrte wieder in die Echtzeit zurück und blinzelte. Das wird mich wohl noch lange, wenn nicht ewig verfolgen. Nie vergessen wird er sein, solange ich lebe. Inzwischen, habe ich es auch kaum bemerkt, bin ich am Gasthaus vorbei gegangen und befand mich auf einem kleinem Markt. Hier herrschte wirklicher Trubel. Viele Menschen, schreiende Märktler und jedes Angebot war natürlich besser als das vom Nachbarn. Ich lächelte. Das war es , was mich ablenken sollte. Und so machte ich mich auf den Weg durch die engen Gassen, die die Wagen mit ihren Waren bildeten. Es roch nach frischen Blumen, Obst, Gemüse, allem was es gab. Und alles ließ mich nicht an die Vergangenheit oder anderes denken, ich lebte für einen Moment nur in dieser Sekunde...
 
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Während Luca das Gefühl genoss, am Leben und in relativer Sicherheit zu sein, bemerkte sie auch, wie immer wieder Leute sie anstarrten und schnell das Gesicht wegdrehten, wenn sie von ihr ertappt wurden. Sie registrierte auch, dass es nicht immer die frische Wunde auf ihrer Wange war, welche die Aufmerksamkeit der Leute erregte. Trotz der abgetragenen, einheimischen Kleider, die Eluned ihr geliehen hatte, schienen die Leute zu bemerken, dass sie fremd war. Und auf einmal fühlte sich Luca wieder einsam. Sie erkannte, dass Eluned bislang der einzige Anker war, den Sie hier in diesem fremden Land mit der fremden Kultur und der unbekannten Sprache hatte. Luca war es Eluned schuldig, dass sie sich bedankte und es wurde ihr bewusst, dass es grob unhöflich war, seinen "Lebensretter" mehr als nötig warten zu lassen. Außerdem .... wollte nicht die rothaarige Fremde, die anscheinend Europa kannte und die ihr Schiff überfallen hatte, nicht auch in dieser Gaststätte auf sie warten? Das war vielleicht die Gelegenheit, wieder einen Weg "nach Hause" zu finden. Und falls nicht, dann schien sie zumindest eine Leidensgenossin zu sein.
 
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Ich wurde langsamer.. meine Schritte kamen unregelmäßiger und ich kehrte mit einem Ruck zurück in die wirkliche Welt. Mir wurde wieder alles bewusst und die Gedanken strömten auf mich ein. Was war nur mit mir los? Ich erkannte mich selbst nichtmehr wieder, und konnte mich mit meinem "neuem Selbst" nicht anfreunden. Früher fand ich stets die Stärke in mir, die nun in ihren fundamentalistischen Säulen erschüttert war und zu bröckeln begann. Mir machte dieser neue Zustand angst, und ich konnte ihn dennoch nicht verändern. War das ein neues Kapitel? Ein Kapitel, das wir alle früher oder später aufschlagen mussten? Meines kam mir wenig beschrieben vor. Als hätte ich die Augen geschlossen, und als ich sie aufmachte fand ich mich in einem imaginären Raum wieder. Dort stand ein kleiner Holztisch, ein Buch lag darauf und eine Feder mit einem Tintengefäß. In dieser Einbildung schlug ich das Buch auf und fand lediglich leere Seiten Pergament vor. Ich sollte sie beschreiben, sollte mein eigenes Kapitel schreiben und bestimmen..
Doch die Wirklichkeit sah ganz anders aus. Hier fand ich mich auf einem Marktplatz wieder, der über und über mit bunten Stoffen und kulinarischen Wundern gefüllt war..

Ich erkannte die mich streifenden Blicke die wie heiße Glut auf meiner Haut brannten. Alle sahen mich komisch an, alle hatten diese "Sie ist fremd"- Blick drauf. Wie ich das hasste.. Ich hatte das schon früher in Frankreich immer bei Pain bemerkt. Er war ein portugisischer Stricher, blass mit saphiren Augen und schwarzer Mähne.. Er fiel neben mir auf, wir waren ein ungleiches Gespann. Was hatte die alte Marktfrau einst gesagt? "Pain, du wirst von der Sonne auch nicht geliebt was?" Er stand nur lächelnd da und zuckte die schlaksigen Schultern. Er antwortete lediglich "Dafür habe ich ja sie dabei, sie ist meine vorzeige Hautfarbe" Ich empfand das als lustig, und er meinte es völlig ernst..
Erneut traf mich ein Blick wie ein Dolchstoß. Ich sah anders aus, hatte eine andere Hautfarbe, nicht gravierend dunkel doch gut gebräunt und - .. anders. Dazu die giftigen grünen Augen und das dunkle Haar, ich hatte niemanden gesehen der mir ähnelte..Sie alle hier waren entweder blass und blond oder blass und dunkel. Kein Wunder das ich auffiel... Ich sah mich um. In diesen Klamotten half ich mir auch nicht wirklich. Mein dürrer Körper, ausgezehrt von den Strapazen der letzten Wochen, fiel sehr heraus aus den weiten Kleidern. Ich benötigte etwas anderes, ansonsten würde ich nur nochmehr auffallen..

Ich beschloss mir etwas zu ergattern, irgendwo hinten auf dem Marktplatz, irgendwas was passte und das mich vielleicht etwas mehr kleidete. Ich hatte nie den Drang zu schönen Stoffen und freizügigen Kleidern, doch die Kleidung von Eluned, war vermutlich von einem befreundetem Mann entliehen, der um mindestens zwei Köpfe größer war als ich und auch dreifach so breit.
Es erwies sich als schwierig etwas passendes zu finden. Durch die lange Zeit ohne Nahrung und durch die Strapazen, hatte sich mein Körper wohl entschieden bedrohlich abzubauen. Man sah es nicht direkt, doch ich spürte, dass ich an Kraft und Fleisch verloren hatte. Mir war es unangenehm auf dem Markt nach Kleidung zu suchen, aber wenn Eluned sich ab hier alleine durchschlagen wollte, musste ich ihr die Sachen wiedergeben. Ich seufzte, blickte einmal umher und entdeckte einen Marktstand, an dem kaum einer war und ich in Ruhe nach passenden Kleidungstücke suchen konnte. Am liebsten wären mir meine Kleider gewesen, doch die waren irgendwie unauffindbar , Eluned oder einer der Menschen in dem seltsamen Dorf hatten sie vermutlich entsorgt. Ein weiterer Seufzer durchfuhr meine Lippen.. vermutlich waren sie auch nichtmehr zu retten gewesen. Salzig, sparkig und vermutlich völlig gebleicht.

Ich blieb an dem Stand stehen, blickte hinab und ließ meine Finger langsam aus den Taschen gleiten. Die Verkäuferin beobachtete mich und zuckte zurück, als wollte ich etwas Böses. Ich sah sie fragend an und sie lächelte verlegen. Ich schüttelte nur den Kopf und widmete mich wieder den vereinzelten Klamotten auf dem Tisch. Alles weniger mein Geschmack, dennoch konnte ich in meiner Lage nicht wählerisch sein. Hinzu kam, dass ich kein Quentchen Silber geschweige denn Gold besaß. Ich musste also irgendwie handeln, doch womit? Ich blickte an mir herunter und konnte nichts finden, was ich der Frau anbieten konnte.. Ich strich mir in wachsender Verzweiflung mit der rechten Hand über das Gesicht, meine Fingerkuppen erfühlten die feine Naht der Wunde, und ich wusste ich würde eine leichte Narbe davontragen. Als ich die Augen öffnete, erblickte ich das glänzend Ding an meinem Arm. Welch wunder, dass es niemand gestohlen hatte. Ich senkte meinen Arm, blickte den Anhänger mit traurigen Gefühlen an. Wenn, dann würde er mir sicherlich weiter helfen..

Den Gedanken verworfen - fürs erste- durchsuchte ich den Tisch mit einigen schnellen Bewegungen. Ich entdeckte eine schwarze Hose, aus, für meines Wissens, gutem Stoff und dazu ein passendes Oberteil. Es war eine weiße Bluse, mit weitausladenen Armen doch an der Taille eng geschnitten, und einem normalem Ausschnitt. Ich sah die Frau erneut fragend an, und sie verstand wohl. Ohne ein Wort zu sprechen, deutete sie auf einen kleinen, durch Tücher abgeschirmten Bereich. ""Aha"", dachte ich, ""eine Anprobe, wow."" Ich betrat den kleinen "Raum" und entledigte mich meiner Kleider. Ich stülpte die Bluse über den Kopf und blickte an mir hinab. Sie passte und saß mehr oder weniger perfekt, wenigstens sah ich nichtmehr aus wie in einen großen Sack gekleidet. Als ich wenigspäter hinaustrat, nickte die Verkäuferin lächelnd, wenn auch noch immer unsicher in meine Richtung und bestätigte damit die andere Wirkung die ich nun wohl zu haben schien. Ich nahm schweren Herzens das Armband ab und reichte es ihr. Sie beäugte dieses skeptisch und unterzog die Echtheit einem kritischem Blick, bis sie mit einem Kopfnicken bestätigte und ich erleichtert seufzte. Es war nicht richtig das Armband wegzugeben, doch es ließ sich nicht vermeiden. Ich zog meine Stiefel, die mir glückerweise noch geblieben sind, wieder an und stellte erfreut fest, dass sie sich sehr gut im Zusammenhang mit den anderen Stoffen sehen lassen konnten.

Ein verabschiedenes Nicken in Richtung der Marktfrau, verließ ich den Stand und trat hinaus auf die belebtere kleine Straße, die die Stände verursachten. Etwas selbstsicherer ging ich durch die Massen in Richtung des Gasthauses welches den Namen "Beissendes Pferd" trug. Mir entging nicht, dass die Menschen noch immer argwöhnisch in meine Richung blinzelten, doch wenigstens hier und dar einige der männlichen Bevölkerung stehen blieb und mir hinterher schaute. Pain hatte das stets aufgeregt. Er mochte es nicht, und er beschüzte mich stets, wenn jemand zuweit ging. Wie Darryl. Ich verwarf den Gedanken, als ich wenig später vor dem Gasthaus stand. Ich blickte abermals in die Spilunke und drückte dann die Klinke,das bündel mit Eluneds Sachen unterm Arm, hinunter, um einzutreten.
Als ich die Spilunke betrat, erkannte ich mit einem schnellem Blick, dass sie wenig besucht war. Dort sauften einige Männer und ein Blondschopf lallte irgendwelche Geschichten, und auf der anderen Seite, in einer Ecke, standen einige Muskelprotze um einen Tisch herum und schirmten diesen ab. Ich konnte allerdings Eluned und die Rothaarige nirgendwo sehen. Achselzuckend setzte ich mich an den Tresen und beobachtete das wenige Treiben in der Schenke...
 
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Während Pelgram Eluned gefährlich anstarrte, konnte diese aus den Augenwinkeln sehen, wie Luca das Lokal betrat und begann, sich umzusehen.
 
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Als Pelgram seine Geschichte beendet hatte, wußte ich nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Erleichtert, weil es wohl offenbar nicht um den Sholto ging, den ich suchte. Und enttäuscht, weil ich damit wieder seine Spur verloren hatte.
Ich rieb mir mit den Händen über mein Gesicht.

"Tut mir leid, euch enttäuschen zu müssen, aber ich stehe wohl in keinerlei Beziehung zu Pelgrams Sholto. Der Sholto, den ich kenne, war, als ich ihn zuletzt gesehen habe, weder klapprig noch alt. - Muss wohl jemand anderer sein." sagte ich ein wenig müde. Pelgrams Drohgebärden liessen mich gerade ziemlich kalt.
Ich nickte mit dem Kopf in Richtung Tür: "Da kommt Luca."
 
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Luca sah sich um, schien euch aber irgendwie nicht wahr zu nehmen!
 
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Als Luca am Tresen platz nahm, offensichtlich ohne uns bemerkt zu haben, drehte ich mich nach ihr um und winkte ihr zu:

"Hey Luca! Hier sind wir!"
 
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Ich ließ die giftig-grünen Augen für einige Zeit auf dem Blondschopf ruhen, der mir persönlich ganz und garnicht behagte. Er spielte sich auf, lallte und sah aus wie ein geleckter Affe. Schulterzurückend wand ich mich von diesem Anblick ab und entdeckte dann eine schnelle Bewegung in der anderen Ecke des Raumes. Ich blickte auf, erkannte das Gesicht Eluneds und bewegte mich langsam auf den Tisch zu. Die neue Kleidung schien sich doch besser an mir zu machen, als ich anfangs dachte. Ich spürte innerlich wie es mir etwas besser ging, und auch die Blicke der anderen, bestätigten das Gefühl.
Ich mochte es noch nie, von den anderen angestarrt zu werden und im Mittelpunkt zu stehen, doch in diesem Augenblick, half es mir, mich selbstbewusster zu geben und zu bewegen. Ich nickte einmal kurz in die Runde und schob dann Eluneds Kleider über den modrigen Holztisch. "Ähm.." ich überlegte kurz "Danke, aber ich will dich nicht unnötig daran binden, dass ich sie trage und du darauf warten musst sie wiederzubekommen."

Ich blickte kurz zu dem jungen Mann zu Eluneds Rechten, ich kannte ihn nicht, wie auch - wieder nur ein Versuch ein bisschen Ähnlichkeit mit Europa zu finden.
Ich beobachtete ihn wohl einen Moment zulange, denn sein Blick traf den meinen.. Irgendwas in seinen Augen, löste in mir eine Welle der Gefühle aus. Ich kannte diese Augen, zumindest glaubte ich das...
 
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"Soso, Du heißt also Luca?" Der Ausdruck auf Pelgrams Gesicht war eine Mischung aus Erstaunen, Erleichterung und Begierde. "Ich heiße Pelgram und habe deinen beiden Freundinnen hier gerade ein Angebot gemacht. Sie meinten, dass könnte dich auch interessieren. Also erzähle mal, was Du bislang so getrieben hast in deinem Leben, damit ich abschätzen kann, ob wir dich gebrauchen können bei unserem Unternehmen." Da Pelgram Come'Tang sprach hatte Luca nur ganz wenig Probleme, ihn zu verstehen. Auch entging ihr nicht dieser Blick, mit dem Pelgram sie förmlich verschlang.

Aber auch für Eluned und Karoline war die Art des Blickes offensichtlich. In dieser Hinsicht konnte Pelgram anscheinend seine Emotionen nicht verbergen. Ein Minuspunkt für ihn also. Aber nun waren beide sichtlich neugierig, was Luca aus dieser Situation machen würde.
 
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Der Blick, mit dem mir Pelgram begegnete, ließ mich für eine Sekunde stuzen. Ich war es nicht gewohnt so angesehen zu werden. Seine Worte hallten mir im Kopf wieder, und die Bedeutung wurde mich immer klarer. Ich musste eine Geschichte erzählen, die nichtmal für zwei Seiten eines Pergaments reichte. Ich hatte nie etwas bewirkt, war nie sonderlich aufgefallen, doch dieser sabbernde Köter da vor mir, wollte etwas hören, ansonsten konnte ich mein Leben wohl für immer hier verbringen, oder gleich sterben. Ich beschloss auf die Karte zusetzen, die er mir bereitwillig zusteckte. So setzte ich ein Lächeln auf, war mir dessen Wirkung auf Männer schon seit längerem bewusst. Männer - sie waren leicht zu überzeugen, wenn man das bot, was sie wollten. So umspielte das Lächeln meine roten Lippen, die sich wunderbar von der dunkleren Hautfarbe abhogen und das Leuchten, welches in meine Augen trat, wirkte wie ein Verstärker für das Grün. Ich stüzte mich auf die Ellbogen, den Blick von Pelgram nicht abwendend und setzte dann, in der Hoffnung Eluned würde für diesen einen Moment mitspielen, und keinen falschen Gesichtsausdruck oder irgendwelche Laute von sich geben, die ihrer Verwunderung hätten Ausdruckverleihen können, immerhin hatte ich mich bisher immer völlig unauffällig und ruhig verhalten, zu meinem Plan an.

"Interessiert dich wirklich mein Leben, oder einfach nur die Tatsache ob mich dein kleines Angebot reizen könnte?" schlug ich ihm entgegen und hob die Augenbraue für eine Sekunde an. "Immerhin fallen dir gleich die Augen aus dem Kopf, du solltest dich sammeln, damit wir dann zu den Details deines Geschäftes kommen können.. Möchtest du vielleicht einen Moment rausgehen, Luft schnappen?" grinste ich und richtete mich auf."Was immer das auch ist, fährt Eluned mit, kann es ja nicht schlecht sein, und an die hier," ich deutete auf Karoline "habe ich ebenfalls noch fragen! Ausserdem,"ich sah wieder Pelgram an "Das könnte interessant werden!" Mit kurzem Blick auf Eluned und Karoline, hoffte ich, sie würden mir jetzt weiterhelfen, sodass ich ohne viele Worte bei diesem "Angebot" dabei sein konnte.
 
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Pelgram war anscheinend nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Er grinste und ohne rot zu werden tätschelte er die Wange Lucas, die noch heil war. "Jaaa, ich denke, wir hätten da durchaus Verwendung für dich. Was meint ihr?" blickte er fragend Karoline und Eluned an.
 
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Ich war mir nicht sicher, ob Luca tatsächlich bewusst war, was sie getan hatte, als sie sich Pelgram als Frischfleisch für unterwegs anbot. Ganz schön mutig. Ich war geneigt, heftig zu widersprechen, aber dann dachte ich daran, dass die Kleine auch hier in Hagenport ganz allein und ohne Hilfe Schwierigkeiten hätte. Vielleicht konnte ich sie ja auf Karolines Schiff ein wenig im Auge behalten und vor dem Schlimmsten bewahren.

Innerlich schüttelte ich den Kopf über meine Besorgtheit. Warum kümmerte mich das eigentlich?

Ich zuckte mit den Schultern, dann sah ich in Pelgrams Augen und bekundete meine Zustimmung mit einem knappen Nicken.
 
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Ich hob die schmalen Schultern "Dann ist das ja geklärt!" murmelte ich, warf noch einen letzten Blick auf Pelgram. Dann drehte ich mich um, schenkte Eluned ein unbemerktes Zwinkern und ein keckes Lächeln. Dann schritt ich an den "Wachen" vorbei und setzte ich zurück an den Tresen. Es interessierte mich nicht, was die Drei vorhatten- ich wollte nur nach Hause, wo immer das auch sein mochte. Ich würde diese Chance nutzen, um Karoline zu befragen , und eventuell zurück nach Frankreich oder England zu kommen. Ich hatte dort eine ungeklärte Aufgabe, sozusagen einen Schwur gleistet, wenn auch nur mir selbst. Doch ich wollte zu Ende bringen, was bisher noch nicht möglich gewesen war. Gedankenverloren starrte ich aus dem siffigem Fenster, der Schenke und achtete nichtmehr auf die "Verhandlungen" der anderen Drei...Ich würde mich zu ihnen gesellen, wenn es and der Zeit war, aber das geschäftlich hatte für mich wenig Interesse.
 
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Pelgram sah Luca hinterher, als sie davonschritt. Dann riss er sich zusammen und lächelte etwas schief wieder Eluned und hauptsächlich Karoline zu. "Dann wäre dies ja geklärt. Nun denn. Ich denke, ihr habt beide noch etwas zu erledigen. Ausrüstung vervollständigen und ähnliches. Ich nehme an, dass Du dafür noch ein oder 2 Tage benötigen wirst, Karoline, das heißt morgen und übermorgen. Diese Zeit brauche auch ich noch, um meine Geschäfte zum Abschluss zu bringen." Pelgram nestelte etwas von seinem Gürtel ab und legte eine klimpernden Beutel auf den Tisch. "Hier, das soll mein Anteil an der Ausrüstung sein, die ihr noch benötigt. Wir treffen uns also übermorgen Abend auf deinem Schiff." Dann warf er 3 Silbermünzen für den Wirt auf den Tisch und verließ ohne weitere Worte das Lokal. Seine vier Leibwächter folgten ihm.

Keine zehn Augenblicke nach dem sich sich die Tür geschlossen hatte, sah Eluned aus den Augenwinkeln wie sich Zorgan schwankend auf ihren Tisch zu bewegte. Sein Gesicht war eine Mischung aus Wut und Schmerz. In einer Hand versuchte er vergeblich einen kleinen, aber sicherlich scharfen Dolch verborgen zu halten, während er in der anderen mit einem Bierkrug herumfuchtelte. Spielte er etwa nur den Betrunkenen?
 
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Während mir noch ein paar unzusammenhängende Gedanken und Ideen durch den Kopf gingen - alle mehr oder weniger unerfreulich mit meiner nahen Zukunft verknüpft, sah ich wie Zorgan wieder Anstalten machte, sich uns zu nähern.
Langsam wurde das wirklich lästig. Unter dem Tisch stiess ich Karoline leicht mit dem Knie an, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Als sie zu mir sah, hob ich leicht die Augenbrauen und nickte in Zorgans Richtung, bevor ich meine Ärmel zurückwarf, um an die Dolche in den Unterarmscheiden zu gelangen.

Wenn der Junge spielen wollte, war ich nur zu bereit auch ein wenig Spass zu haben...
 
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Als Eluned Zorgan fixierte, erkannte sie, dass es doch nicht so einfach werden würde. Die blau unterlaufenen Augen zeugten davon, dass dieser Idiot neben dem Alkohol wohl auch noch Kashbah zu sich genommen hatte. Dieses Zeug war eigentlich als Aufputschmittel gedacht, vor allem für Männer. Aber in Zusammenhang mit Alkohol machte es unberechnbar und wild. Seine Reflexe waren jetzt übersteigert und so gut wie die einer Springspinne. Dafür glich sein Intellekt nun dem eines Queschbullen. Und er war nun bestimmt genauso stur.

Karoline konnte Zorgans Augen nicht sehen. Aber sie sah Eluneds Haltung und nickte anerkenned. Ihre neue "Freundin" schien kein schlechter Zuwachs in punkto Kampf zu sein. In Erwartung was nun folgen würde, lehnte sie sich entspannt zurück und schielte kurz nach Luca. "Europa!" schoß es ihr durch den Kopf. Dann griff sie geistesabwesend nach dem Beutel, den Pelgram auf den Tisch gestellt hatte.
 
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Die Erkenntnis, dass Zorgan Kashbah genommen hatte, drängte alle anderen Gedanken aus meinem Kopf. Ihre Hintergrundgeräusche endeten und ließen mich mit mir selbst allein in einer seltsam klaren Welt. Ich war hellwach.

Der Trunkene bewegte sich immer noch langsam und schwankend auf uns zu. Ich erhob mich ebenfalls nur sachte, um nur ja keinen frühzeitigen Angriff zu provozieren, bewegte mich seitlich von meinem Stuhl weg, brachte den Tisch zwischen uns. Die Idee, die beiden Dolche zu ziehen, hatte ich in dem Moment fallen lassen, als ich den Schatten des Kashbah in seinen Augen sah. Er würde mir keine Zeit für Spielchen lassen.
Mit der linken Hand griff ich meinen Stuhl weit unten an der Lehne, sodass, wenn ich ihn anhob, sein Gewicht von meinem ganzen Unterarm abgestützt würde. Noch liess ich ihn am Boden, zog ihn jedoch noch ein Stück näher zu mir, dann warf ich noch einen schnellen Blick auf Zorgan, der uns nun fast erreicht hatte.

"Wirt!" schrie ich jetzt, so laut ich konnte durch den Raum, "Eure Gäste werden bedroht."

Dann zog ich das Kurzschwert an meiner Hüfte.
 
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Kaum hatte Eluned ihren Ruf ausgestoßen, als Zorgan auch schon seinen Angriff begann. Seine Schläue wurde Eluned schon bei seinem ersten Schritt bewußt. Er hatte sie fixiert und war auch auf sie selbst zugegangen. Doch sein eigentlicher Angriff galt Karoline, die bequem zurückgelehnt auf ihrem Stuhl keine Chance hatte, seinem erstem Stich zu entgehen. Doch soweit kam es nicht. Urplötzlich schauten links und rechts aus Zorgans Hals die Enden eines grün gefiederten Pfeiles hervor. Die Seite mit der Spitze war darüberhinaus rot von Blut. Gurgelnd begann Zorgan sich um seine eigene Achse zu drehen und zu fallen. Karoline war dabei aufzuspringen. Ihr Stuhl fiel polternd nach hinten. Eluneds Gedanken rasten und ihre Augen versuchten, den Schützen zu entdecken, der soeben möglicherweise Karoline das Leben gerettet hatte. Sie sah auf der Galerie, welche zu den Zimmern führte, die der Wirt stundenweise an die leichten Mädchen vermietete, ein offenes Fenster. Alles was Eluned noch sehen konnte, war das Wehen eines blattgrünen Umhangs, den derjenige trug, welcher dort soeben aus dem Fenster in den Hinterhof des Wirtshauses gesprungen war. Es gab einen dumpfen Ton, als Zorgan leblos auf den Boden fiel. Dann wurde es still in der Kneipe.
 
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