AW: Kap. 19: Das Schicksal von Trondheim
Ich hörte die Tür hinter mir ins Schloss fallen und die Stimmen von Pelgram und Eluned verstummten. Ich atmete aus. Langsam, bedacht. Dann schlossen sich meine Augen und ich sog frische Luft wieder ein. Seit langem konnte ich die Einsamkeit wieder spüren, konnte sie genießen und in diesem Moment nur für mich leben. Da war niemand, der auf mich aufpassen wollte, da war niemand dem ich Rechenschaft ablegen musste, niemand der mich zu etwas zwang, niemand der mich zu etwas machte, was ich nicht sein wollte. Aber eben nur für diesen einen Moment...
Als ich die Augen einige Sekunden später wieder öffnete war alles wieder da: Meine sogenannte Bestimmung, mein Drang sich von unsichtbaren Ketten zu befreien, mein Bedürfniss nach Ruhe und Zeit, meine Konzentration auf die Dinge, die mir am Herzen lagen, die Sehnsucht nach Frieden, die immer kleiner werdende Hoffnung jemals eine Chance zu erhalten, Pain zu finden, all das zerann in weniger als zwei Sekunden. Nun war ich wieder da.. ich, als Luca die ich nicht kenne, ich als jemand der Großes vollbringen muss, ich als jemand der Schwert führt und Mord nicht verurteilt. Ich als jemand, als Teil einer Gruppe, die in keiner Weise zu mir passte, ich als Teil eines undurchsichten Ganzen ohne Aussicht auf Erfolg oder Erlösung..
Wer bin ich? Wohin gehe ich? Was bin ich? Wieso ist das aus mir geworden? Warum bin ich hier? Wie kann ich mich selber verlieren? Wozu lebe ich, wenn es doch nicht mein Leben, sondern das einer anderen ist...
Während meiner Gedanken hatte ich nicht bemerkt, dass sich meine Füße bereits in Bewegung gesetzt hatten. Ich spürte wieder diese Last auf meinen Schultern, konnte mich förmlich selbst sehen, blass und müde. Dunkle Ringe zieren nun mein Gesicht, eine kleine Narbe, meine bleiartigen Beine, die Finger taub, den kalten Stahl des Schwertes an meinem Unterarm spürend, erinnert er mich schmerzlich daran, wer ich geworden bin..
Ich erreichte die Seasprite und trat an Bord. Ich verlangte nach Karoline und erklärte ihr, wie die Sachlage stand. Bereit wieder zurück zu gehen, wartete ich schon wieder auf festem Boden, dass Karoline folgen würde.