AW: Kap. 18a: Nachforschungen
Luca musste feststellen, dass es gar nicht so einfach war, unsichtbar über einen Platz zu gehen, auf dem die Leute kreuz und quer liefen und wahllos ohne Ankündigung die Richtung wechselten. Ein paar mal streifte sie fast einen Soldaten oder einen Botenjungen, doch schließlich gelangte sie an das Zelt der Magrale. Sie musste warten, biss die Wache einen Boten hinein ließ, bevor sie selbst mit durchschlupfen konnte.
Das Zelt war, was Möbel betraf, erstaunlich leer. Es gab einen einzigen Sessel, in dem ein Mann saß. Fünf Magrale saßen auf dem Boden, Füße oder Beine waren bei ihnen nicht zu erkennen. Aber sie hatten die Kapuzen zurückgeschlagen und beim Anblick ihrer unbedeckten Köpfe hätte sich Luca fast übergeben. Es waren Totenschädel, über die jemand pergamentartige Haut gespannt hatte. Die Augen saßen in tiefen Höhlen und es sah so aus, als hätten sie gar keine. Im Zelt war es kalt, viel kälter als draußen.
Der Mann im Sessel war ein Mensch. Er war groß und kräftig und gekleidet wie ein Söldnerführer. Eine Narbe zog sich von seiner linken Augenbraue über seine Nase bis zu seiner rechten Wange. An der Seite des Sessels lehnte ein riesiges Bastardschwert und Luca konnte sich vorstellen, welche Wunden diese Klinge reißen konnte. Gekleidet war der Mann vollständig in Leder und Felle, wobei seine muskulösen Arme frei blieben. Er hatte einen Weinkelch in der Hand, als der Bote ihm einen Brief überreichte.
Er nahm den Brief und entließ den Boten mit einem Wink. Dann las er den Brief. "Soltau wird morgen mit deinen Truppen eintreffen. Dann könne wir angreifen!" sagte er zu den Magralen gewandt. Diese nickten einstimmig. Dann erhob einer mit seiner hohen Stimme das Wort. "Falls Dombruk keinen Erfolg hat mit seiner Mission, darf niemand in der Stadt überleben. Ist das klar, Sulman?" Der Söldner nickte. "Ja, Herr!" war seine Antwort.