AW: K1 - Kenji & Sunisa - Nachts im Centralpark
Der Kranich machte es vorsichtig. Ein zu schnelles und auffälliges Eindringen in den Geist der Donna hätte wohl nur kontraproduktive Effekte gezeigt. Jedoch war eine Sache ziemlich dominierend in diesem Aililgehirn, nämlich das Gefühl hier im Park sicher zu sein.
Sicher, die Kainitenbevölkerung hatte drastisch zugenommen, wegen der Flüchtlinge und weil massiv Neugeborene für Kriegszwecke geschaffen worden waren, aber diese neuen gingen meist so schnell wie sie kamen und Henry und seine Wölfe sorgten auf beiden Seiten für unerklärliche Verluste.
Und der Glamour, der war eigentlich nicht wirklich ein Problem. Hier in NY gab es viele erstaunlich kreative Leute und das nicht nur unter den Kindern. Die vielen Drogenabhängigen sorgten zusätzlich für einen nicht zu unterschätzenden Input, außerdem hatten die Menschen dieser Stadt gelernt, sich auf erstaunlich innovative Art und Weise zu bescheißen und zu verarschen.
Dabei fiel ihr der Pressesprecher des Bürgermeisters ein, an dem sie persönlich ihre Freude hatte, da er sich oft ganz hervorragende Ausreden einfallen ließ, warum mal wieder dies oder jenes nicht funktionierte. Dieser Perkins hatte seinen Job nicht ohne Grund.
Vor allem aber dachte sie an die Zukunft. Sie hatte schließlich Augen im Kopf. Auf wen hatten die Amerikaner nicht alles geschossen. Die Asiaten konnten da ein Lied davon singen. Koreaner, Chinesen, Vietnamesen, auf die Japaner hatte man sogar Atombomben geworfen. Und ? Inzwischen wimmelte es hier von ihnen.
Was würde wohl erst geschehen, wenn man sie einlud ?
Etwas in ihr erinnerte sich an die alten Geschichten, in der der Teufel das Haus erst betreten konnte, wenn man ihn aus Dummheit oder Unwissenheit hereinbat. Noch immer hatten sie nichts wichtiges gesagt. Auf das ganze Gerede von wegen Respektsbezeugung ging sie garnicht erst ein. Das war Etikette, Schauspielerei, Show. Und auch wenn sie als Sidhe sehr genau den Wert einer guten Show zu schätzen wußte, gab sie selbst nicht viel darauf. Zumindest innerlich. Warum waren diese Leute hier ?
Was sie sagte war das.
" Um sich mit Vampiren zu schlagen, brauchen sie sicher nicht meinen Segen, obwohl sie ihn hätten. Nun haben sie aber nicht im mindesten konkretisiert, wie sie sich unsere Beziehungen, sollten sie zustande kommen, überhaupt vorstellen.
Was erwarten sie von uns ? Was haben wir von ihen zu erwarten ?
Blutsäufer töten ? Das tun sie sowieso und wir auch, ohne das wir Hilfe benötigten. Das ist lediglich ein Versprechen, wie das Wasser auch zukünftig nass sein wird. "
Dann klopfte es an der Tür.
" Ja ? " fragte die Donna etwas ungehalten. Die Tür ging auf und ein anderer Troll stand in ihr.
" Euer Durchlaucht, Alfred hat eine Eilnachricht von Lord Henry. "
" Soll reinkommen. "
Herein flog eine dicke Hornisse, die sich der Donna auf die Schulter setzte und anfing komisch zu summen.
" Ach, hat er das, " kommentierte sie das Gesummse gelegentlich, oder mit " Ah ja, soso ". Das Summen der Hornisse Alfred steigerte sich dann nochmal und endete mit einem ziemlich hohen Ton.
" Das war ja fast schon zu erwarten. Gut, Alfred, du kannst wieder gehen. "
Das große Insekt erhob sich, summte noch mal kurz und flog wieder fort und durch die Tür, welche vom Troll wieder verschlossen wurde.
Zu den Kuei-Jin sagte sie dann, " Wie es aussieht, hat sich mein Mann entschlossen, ihre Begleiterin mit dem mangelhaften Deo, einem kleinen Test zu unterziehen. Eine Sache, um die sich Lance eigentlich hätte kümmern sollen.
Nun sind die Tests meines Gatten in der Regel etwas ausführlicher, so das man sicher die eine oder andere Stunde dafür einrechnen muß.
Vielleicht essen wir solange etwas. "
Sie klatschte in die Hände, der Troll guckte wieder herein und bekam den Auftrag etwas zu essen zu holen.
In Gedanken aber war sie garnicht begeistert von Henry's Aktion. Er hätte sie genauso gut hier im Park testen können, aber nein, Mr. Machismo wollte es natürlich wieder etwas realitätsnäher und wer wußte schon, wie viele von diesen Kuei-Dings da draußen rumliefen. Wenn das irgendwie geplant gewesen war und ihrem Henry was passierte..., dann..., dann garantierte sie für garnichts mehr.
Dieser dumme, liebe Kerl.
" Und während wir essen, erzählen sie mir doch ein paar Details. "
Sunisa wurde zu einem schäbig aber geräumig aussehenden Laster geführt, der unweit des Parks parkte. Henry würde fahren, während die Tigerin hinten mit Red, Blackneck und Harriet in der Ladefläche Platz fand. Es sollte den Wolfsaussagen zufolge ein kleines Sabbatkicken geben und würde Sunisa so wohl die Möglichkeit geben, endlich mal die Leute zu sehen, mit denen die Kuei-Jin von den Vampiren offenbar gern verwechselt wurden. Sabbat. Das war ein Wort, wie Sunisa gestehen mußte, das eine Menge Spaß versprechen konnte.