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Brettspiel Justice League - Dawn of Heroes

Marc Aurel

Gelehrt
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2.755
Punkte
158
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Quelle: boardgamegeek.com


Titel: Justice League - Dawn of Heroes
Autor/ Verlag: Abba Games/ Eigenverlag
Spieleranzahl: 2-6
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Spieldauer: 20 - 90 Minuten pro Szenario
Erscheinungsdatum: 2017
ASIN: -

In diesem Jahr erschien Justice League als Brettspiel und sah auf den ersten Blick sehr vielversprechend aus, da die Regeln im Gegensatz zum DC Universe Miniature Game recht einfach und übersichtlich wirkten.
Die spanischen Entwickler von Abba Games verkauften dann die ersten Ausgaben auf der Spiel '17 in Essen, wo ich mir mein Exemplar sicherte und bereits 4 Tage später die ersten Partien spielte.


Spielprinzip

Justice League bietet seichte Kost für Comic-Fans: das Missionsbuch bietet neben einem Tutorial-Szenario je eine Kampagne für die drei Antagonisten Joker, Lex Luthor und Darkseid. Dabei geht es hauptsächlich darum, mit einem Bösewicht oder seiner Schergen ein bestimmtes Feld zu erreichen und dabei etwas dorthin zu transportieren oder dort aufzudecken.
Das hört sich jedoch stupider an, als es in Wirklichkeit ist, da die einzelnen Ziele zum Teil sehr lustig gestaltet sind. Mal sind Zivilsten durch zuvor erreichtete Portale nach Apokolips zu verschleppen, ein andern mal versteckt sich Harley Quinn unter Passanten in der Stadt und muss unter Zeitdruck durch Aufdecken der entsprechenden Plättchen gefunden werden.
Ein Spieler übernimmt die Kontrolle über die Bösewichter und dem Rest stehen dann bis zu 4 Superhelden zur Verfügung, welche gut zusammenarbeiten müssen, um die Pläne der Fieslinge zu vereiteln.
Zusätzlich steht ein freier Skirmish-Modus mit frei zusammenstellbaren Truppen nach Punkten zur Verfügung.

In beiden Modi stehen jedem Helden und Bösewicht sowie den niederen Schurken, die immer in größerer Anzahl auftreten, eine Bewegung und eine Aktion pro Runde zur Verfügung. Die Initiativenreihenfolge bestimmt sich aus dem Geschwindigkeitswert der einzelnen Charaktere und ist neben der Bewegungsreichweite, Angriffsart und- wert sowie den Sonderregeln und -aktionen auf den Charakterbögen erfasst.
Diese sind recht übersichtlich gestaltet und zu jedem Charakter gibt es zusätzlich eine umfassende Erklärung der Eigenschaften und Sonderregeln im Regelbuch. Die Helden besitzen verschiedene Spielmechanismen, sodass Superman und Wonderwoman mit Würfeln agieren, Flash und Aquaman Spielsteine zum Bezahlen ihrer Fähigkeiten haben und Green Lantern sowie Batman mit einem Kartendeck ihre Fähigkeiten stimmig darstellen.
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Quelle: boadgamegeek.dom
Doch gerade die Karten sind teilweise sehr missverständlich und bedurften bislang immer einer Abstimmung bzw. Hausregel, wie sie die Heldenkräfte verstärken. Hier ein Beispiel: Green Lantern besitzt eine Grundattacke mit Stärke 2, seine Karte XYZ sagt jedoch "Stärke x4", was diese auf 8 anwachsen lassen würde. Da nun bis zu 2 Kampfkarten pro Runde ausgespielt werden können, würde die selbe Karte den Angriffswert auf 32 erhöhen, was sogar den mächtigen Superman direkt aus den Latschen hauen würde...somit wurde immer entschieden, dass hier +4 gemeint ist.
Auch so ziemlich alles rund um den Nahkampf (hier v.a. das Lösen aus dem Kampf mittels diverser Sonderfähigkeiten) ist ein wenig missverständlich...und hier ist das unübersichtliche Regelbuch oft keine Hilfe, da der Glossar nicht alphabetisch aufgebaut ist.

Sobald sich die Spieler am Tisch auf die allgemeine Auslegung der Regeln geeinigt haben, kommt richtig Spaß auf, der jedoch nicht nur einmal abrupt unterbrochen wurde. Denn auch die Superschurken besitzen noch ein paar Asse im Ärmel…und das im wahrsten Sinne des Wortes. Vor jeder Mission erhält die Partei der Antagonisten mehrere Plan-Karten und „Ace up your Sleeve“-Karten, welche spontan gespielt werden können und neben zusätzlicher Stärke für eine Attacke auch einmalig Sonderfähigkeiten wie Einfrieren oder mehr Bewegung enthalten.
Mehrfach habe ich so (für die Heldengemeinschaft) aus dem Nichts ein Szenario gewonnen, da die Plan- und Ass-Karten zum Teil sehr stark sind.


Umfang und Präsentation

In den ersten Ankündigungsposts auf BGG sowie auf der Homepage von Abba Games sah noch alles so schön aus, aber auch dort wurden bereits Fragen bzgl. der Figurengröße nur verhalten seitens der Entwickler kommentiert. Die Renderings sahen toll aus, doch die Figuren sind derart klein und zerbrechlich, dass Verformungen und matschige Details beinahe selbstverständlich sind und das vernünftige Anmalen fast unmöglich machen (zumindest für einen Hobbymaler). Und Figuren haben nur die Haupthelden sowie –bösewichte erhalten, alle anderen Charaktere werden über Pappaufsteller oder nur Papp-Plättchen dargestellt.
Die Missionsbücher sind comichaft mit einzelnen Bilderrahmen gehalten und auch die Karten, Umgebung und Pappaufsteller haben eine altmodische Comic-Grafik erhalten. Das wäre gar nicht so schlecht ,wenn die Qualität der einzelnen Teile nicht derart schlecht wäre. Die Spielbrett-Teile wölben sich sehr stark, sodass hier nicht nur eine optische Beeinträchtigung entsteht.
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Quelle: boardgamegeek.com
Das Regelbuch wirkt sehr lieblos gestaltet und ist wirr sortiert, sodass schon Erfahrung aus ein paar Spielen benötigt wird, um einigermaßen schnell das Gesuchte zu finden.
Die Plastikeinlage funktioniert solange, bis die vorgestanzten Pappbögen geleert wurden…dann wird alles in die von Abba Games auf der Spiel ‘17 verteilten Zippbeutel verpackt und in die Kiste geschmissen. Das passt allerdings zum Rest des Spiels, denn es wirkt irgendwie undurchdacht.


Licht und Schatten

Hier eine kurze Zusammenfassung über das Für und Wider:

+ tolle Idee
+ einfache Regeln
+ starke Superhelden mit unterschiedlichen Mechanismen
+ explodierende Autos und einstürzende Häuser :D

- Spielmaterial ist schlecht (Bodenteile wölben sich, Miniaturen zu klein und verbogen)
- Regeln wirken unfertig
- Balancingprobleme (v.a. Plan-/ Asskarten)
- Regelbuch unübersichtlich, Glossar nicht alphabetisch
- viel zu teuer für das minderwertige Spielmaterial


Fazit und Wertung

Justice League lässt mich ein wenig ratlos zurück: einerseits ist das Spiel in knapp 15 Minuten erklärt und es macht tierisch Spaß, sich Autos um die Ohren zu schmeißen und auf die Gegner mit zahlreichen Spezialfähigkeiten einzukloppen, sie einzufrieren, mitzuschleifen oder in Häuser zu stoßen, bis diese über ihnen einstürzen.
Das macht aber nur solange Spaß, bis die ersten Sondersituationen auftauchen, bei denen das Regelbuch nicht sonderlich weiterhilft. Dann zeigt Justice League sein anderes Gesicht: schwammige Regeln, schlecht oder gar nicht erklärte Ausrüstung und Sonderfähigkeiten und das schlechte Balancing sind nur einige der Kritikpunkte.
Zu allem gesellt sich das unterirdische Spielmaterial, welches zwar viel Aufwand erahnen lässt, aber eben einfach nur schlecht verarbeitet ist. Ebenso wirkt die Kartoneinlage aus Plastik nur auf den ersten Blick durchdacht, ist aber bei losem Spielmaterial nur teilweise nützlich.
Bei einem Preis von ca. 80€ ist dies alles nicht mehr akzeptabel, sodass Justice League höchstens etwas für eingefleischte Superhelden-Fans oder Spielesammler ist.
Hier gilt mehr denn je: lieber erst vor dem Kauf ausprobieren!


[40/50] - Spielspaß
[15/20] - Präsentation
[05/20] - Spielmaterial
[03/10] - Preis/ Leistungs-Verhältnis
63% - Gesamt
 
Hier geht's zum allgemeinen Thread mit Bildern der z.T. verformten Figuren und hier ein paar Impressionen vom Spielfeld auf der DreieichCon
 
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