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Thema des Monats [Januar '18] Kickstarter&Co.: Chance für neue Ideen oder bloße Risikominimierung der Verlage?

Thevita

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Zur Zeit ist der Bereich im Forum mit den meisten neuen Beiträgen pro Tag der Crowdfunding-Bereich, der von den zuständigen Moderatoren liebevoll gepflegt wird. Sie graben auf den Plattformen kleine, aber feine Projekte aus: Unikate, interessante Schätze in geringer Auflage und vor allem Dinge, die der geneigte Rollenspieler braucht. Darunter eine Vielzahl an Systemen, von denen sonst viele nie erschienen wären. Aber auch die großen Verlage mischen teilweise mit und lassen sich ihre Bücher so vorfinanzieren, die ihnen sonst ein zu großes Risiko bedeuten.
Das Prinzip ist für die Verlage bestimmt ziemlich attraktiv: man braucht nicht in Vorkasse gehen, bekommt das Geld schon lange bevor man die Ware ausliefert, man kann ungefähr einschätzen, wie groß der Markt für das Produkt sein wird und man braucht keine herkömmliche Werbung mehr machen, sondern kann sich auf das Internet und insbesondere die sozialen Netzwerke konzentrieren. Und ein super Bonus: man baut gleich eine Community für das Produkt aus den Backern mit auf (sofern es eine solche wie vielleicht bei Rollenspielsystemen vertragen kann).
Für den Backer ist es natürlich toll durch Feedback direkt mit den Entwicklern in Kontakt treten zu können und so vielleicht mehr oder weniger Einfluss auf das Produkt zu nehmen. Und natürlich freut er sich über exklusive Dinge oder einfach das Gefühl einer tollen Idee geholfen zu haben.

Für mich persönlich ist das ganze Crowdfundig-Zeug nichts. Meinstens stöbere ich gern in irgendwelchen (online)Läden und kaufe mir etwas, das ich dann (fast)sofort haben möchte. Ich möchte nicht erst zusagen, Geld zu investieren, dann im Falle des Erfolgs tatsächlich mein Geld abgebucht sehen, während es noch ein bis zwei Jahre dauern kann, bis ich die Ware in Händen halte. Ich persönlich empfinde das gerade bei größeren Projekten oder sogar großen Firmen, die hinter einem Projekt stehen, als unverschämt lange Vorkasse, bei der ich mal mehr, mal weniger trotz allem die Katze im Sack kaufe. Der Projektleiter hat im Falle des Erfolgs kein finanzielles Risiko mehr und es ist ausschließlich mein Problem, wenn die Leistung nicht meinen Vorstellungen entspricht, also das Buch von weniger guter Qualität ist, als gedacht oder das Regelsystem durch die Schnellstartregeln ein anderen Eindruck gemacht hat, als hinterher das komplette Regelwerk. Klar, ich kann mich beschweren, aber im Grunde ist das Geld weg. Und von Pleite gehenden Unternehmen und ewigen Verspätungen will ich erst gar nicht anfangen... Ich persönlich habe den Eindruck, dass hier das Risiko auf den Verbraucher, der in diesem Falle gleichzeitig der Geldgeber ist, abgeschoben wird. Aber ich fühle mich nicht geneigt, dieses Risiko auf mich zu nehmen.

Und im Falle der Rollenspielsysteme stellen sich noch ganz andere Fragen: Wird das System weiter gepflegt? Wird es Erweiterungen geben? Braucht/will das der Backer überhaupt?

So, jetzt habe ich einen Haufen Gedanken, die mir zum Thema Kickstarter&Co. im Kopf herumschwirren geäußert. Wie man vielleicht merkt, bin ich eher auf der Seite 'Kickstarter ist nur Risikominimierung', um es mal etwas plakativer auszudrücken. Aber wie sind eure Erfahrungen? Habt ihr eher das Gefühl, ihr helft kleinen Firmen, auch etwas zu erreichen? Stören die langen Lieferzeiten die meisten gar nicht? Was ist eure Meinung zu dem Thema?
 

Kyoshiro

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Ich sehe das Ganze doch etwas differenzierter, mit 147 unterstützten Projekten, davon 135 Spiele (mit Videospielen und Brettspielen), kann man mich als Kickstarter-Fan/Suchti sehen. Ich habe einige der für mich besten Rollenspiele über Kickstarter mitfinanziert und bin mit dem Großteil der Projekte sehr zufrieden. Es ist aber auch nicht alles Gold was glänzt und bei diversen Projekten ist es wirklich Kostenabwälzung, etwa bei Monte Cook Games, wo sich eh alles gut verkauft. Bei Modiphius mit ihrem 2D20-System könnte man das auch manchmal denken, allerdings bekommt man hier wirklich was für sein Geld (40 Pfund für alle Conan-PDFs ist schon was anderes als 100$ für die Numenera 2-PDFs).

Für kleine Verlage ist Kickstarter eine tolle Möglichkeit ihr Projekt umgesetzt zu bekommen und davon habe ich schon sehr viele erlebt. Murders & Acquisitions war für mich etwa DIE Überraschung und auch die Sachen von Kevin Crawford (Stars Without Numbers, uvm) und Ben Dutter (Belly of the Beast, uvm.) sind immer 1a. Kevon Crawford hat auch immer alles fertig, die Finanzierung ermöglicht den Druck und die Abbildungen, es gibt danach dann auch immer eine Art-free-Version die kostenlos ist, welche quasi mitfinanziert wird. Gerade die kleinen Verlage und Ein-Mann/Frau-Unternehmen haben es aufgrund der Masse ja schwer und müssen schon deutlich was präsentieren, damit es klappt. Aber genau diese Werke sprengen dann meist alle Erwartungen, siehe City of Mist.
Bei den größeren Verlagen stelle ich jetzt auch mal die Behauptung auf, dass die das zur Risikominimierung machen. Man testet mal, wie etwas ankommt und hat dann direkt sicheren Absatz. Bei einigen geht es da schon ins Zwielichtige. Prometheus hat sich ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert und ist noch viele Dinge aus vorherigen Crowdfundigs schuldig. Hier sind gerade die deutschen Rollenspieler aber auch selbst schuld, dass sie da, einfach weil man deutsche Produktionen unterstützen will, mitmachen und denen Geld in den Rachen schieben.

Alles in allem bin ich aber sehr zufrieden mit Kickstarter und es gibt nur eine handvoll Projekte von denen ich enttäuscht bin, da habe ich aber teilweise auch selbst schuld. Deswegen befasse ich mich mit interessanten Crowdfundings sehr intensiv und bin durchaus kritisch geworden. Ein Quickstart ist für mich schon fast immer Pflicht, außer ich kenne die Macher schon und weiß, woran ich bin (etwa Riotminds, Free League oder oben erwähnten Kevin Crawford).
 

Luzifer

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Meinstens stöbere ich gern in irgendwelchen (online)Läden und kaufe mir etwas, das ich dann (fast)sofort haben möchte
Da streust du eine gehörige Portion Salz in meine Wunde.
Die Aufmachung der Kampagnen ist selbstverständlich dazu gedacht das Interesse zu wecken und Unterstützer zu finden, die dann Geld investieren, weil sie das Spiel / Buch / den Würfel ;) / das Objekt haben möchten. Wenn ich denn dann AIDA-mäßig Geld locker gemacht habe, muss ich meistens viele Monate auf das Kampagnenobjekt warten. Das Warten erinnert zwar ein wenig an die Adventszeit. Aber auf Dauer nervt es dann doch, insbesondere bei massiven Verzögerungen.

Das aber nur am Rande des Topics.

Chance für neue Ideen oder bloße Risikominimierung der Verlage?
Das ist meines erachtens ein Denken, das in veralteten Bahnen verhaftet ist. Kickstarter und Co verändern das Verlagswesen und die Verkaufsstrukturen. Und diese Veränderung wird nachhaltig sein.

Ich als Endkunde habe Gefallen daran gefunden ein Projekt zu begleiten (trotz lästiger Wartezeit). Die Entwicklung zu verfolgen. Vielleicht sogar durch Abstimmungen und Kommentare eine kleinen Anteil daran zu haben. Das bietet mir ein fertiger Verlag nicht.
Dafür bietet ein Verlag mir im normalfall mehr Expertise. Aspekte wie ein knallhartes Lektorat und Erfahrungen bei den Vertriebswegen sind notwendig um ein rundes Spiel / Buch / Produkt auf den Markt zu bringen. Eine Idee reicht da allerdings nicht.

Jedoch fallen bei diesen Verlagen viele Ideen durch. Ich nehme mein Lieblingsbeispiel: Cthulhu Wars. Ein Produkt, das einen Endpreis von ca. 200 Euro verlangt. Dafür hat sich kein Verlag gefunden. Und dank Kickstarter habe ich zum Glück viele viele Stunden bereits mit diesem Spiel verbracht.
Gleichzeitig ist der Verlag, Petersen Games, gerade von den oben benannten Punkten (und der fehlenden Erfahrung in diesem Bereich) heftig gebeutelt worden. Es gab starke Gewinneinbußen durch teurere Versandkosten, umständliche Vertriebswege und gesteigerten Verwaltungsaufwand.

Und da kommen wir zu einem wichtigen Punkt: Nur weil jemand eine gute Idee hat, macht das keinen guten Verkäufer aus demjenigen. Die Stärken sind normalerweise anders verteilt. Anderes Beispiel: Adam Poots. Hat 2 Millionen mit der ersten Kampagne eingenommen für Kingdom Death Monster. Er hat eine ganz eigene Welt erschaffen. Grandios. Aber die weiteren Abläufe waren... verbesserungswürdig, gelinde gesagt.


Was ist mein Resümee?
Aus erfolgreichen Kickstartern sind oft neue Firmen entstanden, die einem Verlagswesen zumindest ähnlich sind (bezogen jedoch auf die eigene Marke). Verlage haben erfolgreiche Ideen später aufgenommen, die sie zunächst abgelehnt haben. Man nähert sich an. Die Branche verändert sich, sie entwickelt sich.
Risiko hin oder her: Geniale Ideen können nicht aufgehalten werden!

Da ist es mir egal, wer sie vertreibt. Und wenn der Erfinder / Autor dann noch einen ordentlichen Batzen von der monetarisierung seiner Idee abbekommt, dann ist das großartig.
 

Sameafnir

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Ich sehe das ganz ähnlich wie @Luzifer trotz meiner geringen ERfahrung (< 10 unterstützte Projekte), gehöre ich zu denjenigen, denen es Spaß macht gerade die kleineren Projekte/Firmen zu unterstützen, wobei John Wick mit seiner überaus erfolgreichen Umsetzung von 7te See sicher nicht zu denen gehört. Aber auch das Risiko macht mir bis zu einem gewissen Grad "Spaß" oder anders formuliert, hält mich in seinem Bann. Das Warten macht mir eigentlich nichts aus. Wenn es allerdings dann gar nix gibt, bin schon auch sehr enttäuscht.

Die meissten crowdfunding, die ich mitgemacht habe, liegen bei max. 250 EUR, war für mich den finanziellen Rahmen auch dann nicht sprengt, wenn das Geld verloren ginge. Wobei es nicht unbedingt gesagt ist, dass das investierte Geld tatsächlich komplett und ganz weg ist. Aber damit muss man rechnen, wenn man sich darauf einlässt, und das ist, glaube ich Vielen doch nicht immer 100% präsent.

Was überaus wichtig ist aus meiner Sicht, sind die regelmässigen Updates des Projekts, damit man als Unterstützer das Gefühl hat bei der Entwicklung / der PRoduktion dabei zu sein. Manchmal kann man auch mehr von sich einbringen (Ideen, Vorschläge ...) @Tufir hat da glaube ich einige positive Erfahrungen gemacht.

Wie @Luzifer schon schrieb verändert sich das Verlagswesen oder generell die Kauf/Verkaufslandschaft international gesehen sehr in Richtung online/Internet. Da hat das Verlagswesen eigentlich gar keine andere Wahl als in irgendeiner Form mitzumischen, einfach um weiterhin "in aller Munde" zu sein. Das bleibt sicherlich noch spannend, weil natürlich die Risiken und die Flops (die es ja durchaus gibt) für deutliche Gegenströmung sorgen.

Zu guter letzt sorgt so ein Crowdfunding natürlich auch für Tratsch und Klatsch - eben so wie bei uns im Forum - man tauscht sich aus, man teilt neue tolle Projekte oder eben auch die Flops und das was schief oder einfach nur mäßig verlaufen ist.

Also für mich eindeutig mehr: Chancen für neue (manchmal auch alte wieder neu aufgegriffene) Ideen.
 

Rhizom

Heldenhaft
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Ehrlich gesagt ist mir die Eingangs-Frage sogar ein bisschen egal. Kann ja sein, dass Kickstarter oft hauptsächlich eine Risikominimierung ist. Das macht es für mich aber nicht schlechter. Nun können wir ja hier im Forum keine moralischen Urteile / politischen Positionen zu wirtschaftlichen Modellen diskutieren, weil das sonst in einer Weise politisch würde, die die Forumsstatuten nicht erlauben, aber nur so viel: Selbst falls ich so einiges an gegenwärtigem Wirtschaften zu kritisieren hätte, würde mich die Risikominimierung durch Kickstarter nicht extra stören. Schließlich versuchen so ziemlich alle Unternehmen Risiken zu minimieren wo immer sie können, und da ist Kickstarter eben eines der Mittel. Und dadurch wird das Produkt für mich als Kunden ja nicht schlechter. Ja, wenn ich bei Kickstarter mitmache, muss ich warten, aber die meisten Produkte könnte ich danach ja auch regulär im Handel beziehen. Und die "Kickstarter-Exclusive"-Inhalte, die es oft als Goodies gibt, sind meistens für mich nicht sooo bahnbrechend, das sie mich zwingen würden, am Kickstarter teilzunehmen, statt später das fertige Produkt zu kaufen.

Wie meine Vorrednerinnen schon angemerkt haben, ist Kickstarter auch sicherlich oft eine Chance für neue Ideen, aber selbst das ist es nicht, was mich zum Mitmachen antreibt. Mir macht es einfach Spaß, anders einzukaufen als bei Amazon, lauter schräge Dinge auf einem Haufen zu sehen, über die ich vielleicht sonst noch nicht einmal nachgedacht hätte. Mitzufiebern, ob das Ding, in das ich mich kurzfristig verliebt habe, es in die Produktion schafft, ist dabei ein Extrakick. Bei mir ist das also eine reine Konsumhaltung. Kickstarter als Teil der Unterhaltungsindustrie oder so.

Lustigerweise ist der Spaß beim Erhalt der Ware dann oft schon nicht mehr ganz so groß. Wenn die Kampagne schon lange vorbei ist und ich schon mit ganz anderen Kampagnen mitfiebere, ist die gelieferte Ware dann oft sogar ein bisschen so: "Oh, stimmt. Da hatte ich ja auch mitgemacht. Gut das zu haben. Abgehakt". Ausnahmen bestätigen die Regel. Bei zweien meiner Kickstarter fiebere ich jeden Tag und kann die Lieferung seit Monaten kaum erwarten.
 

sonic_hedgehog

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Ich hatte zu diesem Thema hier schon vor ein paar Jahren sehr kritisch diskutiert. Und dem Grunde nach halte ich meine damalige Meinung auch heute noch aufrecht: Auch wenn ich verstehe, dass die Aussicht auf eine zinslose Vorabfinanzierung eines Produkts auch für Verlage sehr reizvoll ist, so ist es doch ein Verrat an dem, was ich als Kickstarter-Ideal sehen würde: Die Möglichkeit einen Traum allein umzusetzen.

Dennoch, mit der Zeit und der Erfahrung, sehe ich es differenzierter:

"Träume umsetzen"
So einfach ist das gar nicht. Man muss hier deutlich mehr Arbeit investieren, als man vielleicht vermutet. Es reicht bei weitem nicht, einfach nur ein gutes Produkt zu haben. Man muss es auch verkaufen können. Bewerben. Einen Spannungsbogen erschaffen und aufrecht erhalten. Das ist ein Fulltime-Job - und ich möchte irgendwann mal wissen, wieviele Produkte daran scheitern, dass der Erfinder genau dieses Talent nicht hat oder den Aufwand nicht kalkuliert hat. Apropos Kalkulation: Alle Eventualitäten einzuplanen - also das Produkt ab der Mindestsumme bis hin in unerwartete Höhen produzieren zu können - das kann auch in die Privatinsolvenz führen.

"Verlage"
Das ist etwas, was Verlage sicher besser können. Die Kalkulation sollte (Ausnahmen bestätigen die Regel) passen, Prodktionswege sind eingespielt, Zeitplanung eingeübt. Dafür ist die Zahl derjenigen, die Geld verdienen müssen, auch deutlich größer. Und auch für den Verlag ist das Risiko nicht zu unterschätzen: Im Normalfall kostet ein schlechtes Produkt Geld, Da es sich nicht verkauft. Das ist zwar ärgerlich genug, muss aber nicht zum äußersten führen. Wie anders ist da Kickstarter: Ständiger "Input" schon während der Entwicklung, Erwartungshaltungen die weit über die Erwartungen hinausgehen, die man an ein normales Produkt stellt (nur Lesebändchen als Stretch-Goal? Keine Minis? Wa sind die kostenlosen Erweiterungen?) - wenn die dann nicht so erfüllt werden, wie es sich die Backer anhand der Vorabwerbung vorstellen, dann geht ein veritabler Shit-Storm los. Den muss man erst mal überstehen.

Für beide nicht ohne Risiken - von daher ist die Entscheidung für Kickstarter sicher nie zu kritisieren.
 

SoulReaper

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Hier wurden ja schon viele sehr gute Punkte sowohl für als auch gegen Crowdfundings aufgeführt. Ich denke, das passt auch ganz gut zu diesem Thema, denn Crowdfundings haben viele Vorteile, aber bei weitem nicht alles ist Gold, was hier glänzt.
Was Rollenspielverlage und deren Risikominimierung angeht aber noch folgendes:
Gerade der deutschsprachige Rollenspielmarkt ist verglichen mit anderen (etwa dem englischen) winzig. Reine Rollenspielverlage sind hier daher auch eher selten und sehr klein. Das Risiko ist da natürlich dann besonders groß, weswegen ich es schon verstehen kann, dass man da gerne auf die vergleichsweise sichere Finanzierung Crowdfunding zurückgreift. Wenn dadurch die Anzahl deutscher Übersetzungen größer wird und das Angebot deutscher Bücher breiter wird, unterstütze ich das. Das hilft vielleicht dann auch irgendwo dabei, dieses Hobby bekannter zu machen, da dadurch Anfangshürden geringer werden.
Außerdem können relativ professionell aufgezogene Kampagnen von Verlagen den generellen Standard von CFs im Bereich Rollenspiele anheben. Und je aufwendiger und professioneller eine Kampagne laufen muss, damit sie am Ende auch finanziert wird, desto uninteressanter wird dieses Modell für schwarze Schafe (das ist zumindest meine Hoffnung).

Ich weiß, Prometheus Games mit seinen Kampagnen fällt da ein wenig raus, aber ich nehme das einfach mal als eine Ausnahme und (zumindest in diesem Ausmaß) als einen Einzelfall.
 

sonic_hedgehog

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Ich bin noch unsicher, aber der Gedanke kam mir: Sitzt uns bei Kickstarter der Geldbeutel lockerer?
Ein Brettspiel für 100 € - im Laden denke ich da nochmal nach.
Ein Brettspiel bei Kickstarter für 90$ zzgl. Versand - irgendwie nicht ungewöhnlich.

Geht das nur mir so?

Gut, ich überlege da auch zweimal. Aber wenn ich zuschlagen, habe ich im einen Fall noch zwei Rezensionen gelesen und mit dem Verkäufer geschnackt, im anderen Fall bleibt es eine Katze im Sack...
 

Thevita

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Nun, was hier an Kickstartern vorgestellt wird, scheint immer sehr aufwändig zu sein. Also mich interessieren Miniaturenspiele fast überhaupt nicht, deshalb schaue ich im normalen Laden nicht danach. Die eigentliche Frage ist aber: Schaffen die das überhaupt in einen "normalen" Laden? Oder gibt die maximal online? Wer stellt sich denn Kingdom Death: Monster in den Laden??? (Moment, das gibt es außerhalb der Kampagne gar nicht weiter, oder?)
 

Hessenthor

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Zudem sind die Sachen bei Kickstarter meist auch recht ausführlich vorgestellt mit sehr vielen Hintergrundinfos zum Spielablauf, vielen Fotos, usw. Im 08/15-Laden hat man mitunter nur die Box in der Hand mit den entsprechenden Abbildungen und einem kurzen Text zum Inhalt.
Wenn der Verkäufer dann zum Spiel selber kaum was sagen kann...
Ok, in einem "Fachladen" sieht das anders aus, da stimme ich @sonic_hedgehog zu.
 

sonic_hedgehog

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Die eigentliche Frage ist aber: Schaffen die das überhaupt in einen "normalen" Laden? Oder gibt die maximal online? Wer stellt sich denn Kingdom Death: Monster in den Laden??? (Moment, das gibt es außerhalb der Kampagne gar nicht weiter, oder?)
Wenn es so wäre, dass Spiele, die über Kickstarter finanziert wurden, per se in Spieleläden unverkäuflich wären, dann wäre das natürlich im Sinne unserer Diskussion ein weiteres Argument - auch für Verlage. Dann muss man für solche Projekte KS nutzen.

Ganz so ist es aber nicht: CMONs Zombiehorden sind spätestens seit dem Vertrieb durch Asmodee flächendeckend verfügbar - waren aber auch schon vorher verbreitet. Ein Freund hat sich gestern Gloomhaven im FLGS zugelegt. Und auch Verlage wie Schwerkraft oder Sweet Lemon Publishing vertreiben die unter ihrer Beteiligung / Federführung entstandenen Produkte nach dem KS auch in der Fläche.
 

SoulReaper

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Wenn es so wäre, dass Spiele, die über Kickstarter finanziert wurden, per se in Spieleläden unverkäuflich wären, dann wäre das natürlich im Sinne unserer Diskussion ein weiteres Argument - auch für Verlage. Dann muss man für solche Projekte KS nutzen.

Ganz so ist es aber nicht: CMONs Zombiehorden sind spätestens seit dem Vertrieb durch Asmodee flächendeckend verfügbar - waren aber auch schon vorher verbreitet. Ein Freund hat sich gestern Gloomhaven im FLGS zugelegt. Und auch Verlage wie Schwerkraft oder Sweet Lemon Publishing vertreiben die unter ihrer Beteiligung / Federführung entstandenen Produkte nach dem KS auch in der Fläche.
Ich denke, hier wirkt Kickstarter aber auch noch als Werbeplattform nach. Dann bewirken Bereiche wie unser Crowdfundigbereich hier, dass auch Leute von dem Spiel erfahren, die sonst nichts mit KS am Hut haben. Ausführliches Werbematerial wird ja dann in der Kampagne geliefert, dass hier gerne verbreitet und rege diskutiert wird. Bei mir hat das so schonmal funktioniert und ich habe mir dadurch ein sehr schönes Brettspiel geholt, dass mir ansonsten sicherlich durch die Lappen gegangen wäre...
 

Tufir

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Sehe ich genauso wie @SoulReaper. Neu bei einem Erfolg in KS werden diese Spiele eventuell auch in Läden auftauchen - halt mit Verspätung. Ohne einen Erfolg im KS wäre das Risiko noch viel unwägbarer für den Verlag.

Auch @Hessenthor's Argument mit der Beschreibung, FAQ, Gameplay Videos, die Möglichkeit den Erstellern direkt Fragen zu stellen etc. ist im Laden nicht zu toppen, es sei denn dieser bietet Demorunden an - und selbst dann ist es vom Wissen des Erklärbärs abhängig.

Ich betrachte KS mittlerweile sowohl für Brettspiele als auch für alles andere (eventuell mit Ausnahme von Technikprodukten, die ich gerne vorher ausprobiere - obwohl ich auch hier bereits KS genutzt habe) als WIN:WIN Situation für Käufer und Verkäufer. Das einzige, das an KS-Produkten nervt, ist die Wartezeit. ;)
 

sonic_hedgehog

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Auch @Hessenthor's Argument mit der Beschreibung, FAQ, Gameplay Videos, die Möglichkeit den Erstellern direkt Fragen zu stellen etc. ist im Laden nicht zu toppen, es sei denn dieser bietet Demorunden an - und selbst dann ist es vom Wissen des Erklärbärs abhängig.
@ Erklärbären: Das ist auch meiner Meinung nach vom Laden abhängig. Je kleiner desto größer die Chance, dass fundiertes Wissen vorhanden ist. Das zahlt man mit - auch das ist klar. Wie immer und überall.

@ Videos: Tatsächlich empfinde ich die Fülle an Videos zu einigen Kickstarter-Produkten mitunter als hinderlich - da sind gefühlt sehr viele darunter, die einfach für jedes Produkt nur das Positive darstellen. Vielleicht auch, da diese Videos auf Prototypen beruhen, die nur dann besprochen werden können, wenn die Ersteller des Kickstarters vorab bemustern. Wichtig ja, aber mit Bias.
Bei über den Einzelhandel zu beziehenden Produkten ist das weniger extrem: Immer noch ist nicht jeder Rezensent neutral, aber das Bild wird realistischer.

@ Kontakt zum Erfinder: Der ist natürlich in der Tat in der Regel nur bei KS möglich - aber zu einem Zeitpunkt, zu dem noch lange nicht klar ist, ob Zusagen eingehalten werden (können). Aber das ist auch ein Qualitätsmerkmal - mein Eindruck ist: je schneller und realistischer hier reagiert wird, desto größer die Chance, dass auch das Produkt überzeugt. Oder habt ihr da andere Erfahrungen. Mich freute, um ein aktuellen Beispiel zu nennen, die Aussage der Projektstarter bei Nemesis, dass ddie Backer hier keine Unmengen an Plastik erwarten sollten, da das Spiel zwar Miniaturen enthält, aber das Spiel im Vordergrund steht.
 

SoulReaper

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Ich habe gerade einen sehr interessanten Beitrag von DICED auf Youtube gesehen, der genau dasselbe Thema hat. Es geht dabei zwar um Brettspiele, genauer gesagt um das Spiel Hate von CMON. In allen Punkten stimme ich Denis zwar nicht zu, aber es gibt dort einen wie ich finde sehr interessanten Punkt. Ich versuche das mal zusammenzufassen:

In dem Video wird bemängelt, dass CMON das Spiel HATE nur exklusiv nur auf Kickstarter herausbringen wird und nicht für den normalen Laden produziert werden soll. Ebenfalls kritisiert wird der Grund von CMON für diese Entscheidung, dass in dem Spiel zuviel Gewalt und Sex vorkommen, als das es in einem Laden verkauft werden könnte. Die Argumentation in dem Video ist, dass dieser Grund eher fadenscheinig ist, da die Figuren sich dort kaum von anderen Systemen (wie etwa Warhammer) unterscheiden und auch die Artworks und Texte wohl kaum viel krasser werden als bei anderen. Hier wird wieder Warhammer als Beispiel genannt. (PS.: Ich selber kann das kaum überprüfen.)
Auf jeden Fall erzeugt, laut Video, CMON so eine künstliche Verknappung, die den Verkauf ankurbelt. Denn wenn man das Spiel interessant findet, muss man jetzt zugreifen, da man es später nicht mehr unbedingt bekommt. Außerdem muss man im Extremfall alles kaufen, da man ja auch nix nachordern kann. Den Punkt kann ich sehr gut nachvollziehen und sehe ihn auch sehr kritisch bei vielen Projekten.

Und jetzt wird im Video eine gewagte These aufgestellt, die ich sehr interessant finde: CMON hat den Grund für das Kickstarter only nur vorgeschoben, da sie in Wirklichkeit nicht voll von dem Spiel überzeugt sind und vermuten, dass es im Laden ein Rohrkrepierer werden würde. Daher wird auf diese Weise der Verkauf angekurbelt.

Ich muss sagen, dass ich diese These garnicht mal so abwegig finde...

PS.: Hier ist übrigens das ganze Video
 

Tufir

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Gibt es nicht schon genug Verschwörungstheorien auf diesem Planeten? Wenn mir etwas nicht passt, setze ich einen negativen Post in den sozialen Medien ab und schon nimmt das jeder für bare Münze. Ich kann es nicht überprüfen - also lasse ich meinen Glauben entscheiden! Wie wäre es mit einer neuen Religion? :(
 
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