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Info J. G. Ballard - High Rise

sonic_hedgehog

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Ich muss vorweg sagen: Ich bin spätestens seit meiner Rezension zu Paradiese der Sonne bin ich ja Fan von JG Ballard. Auch, oder gerade weil er ein Autor ist, den man sich erarbeiten muss.

Nun war ich letztens mal wieder in einer meiner Lieblingsbuchhandlung hier Berlin, dem Otherland und habe gestöbert. Ich wusste, dass ich eigentlich nur ein Regelwerk kaufen wollte, aber wenn ich schon mal da bin. Und dann doch: High Rise - Ballards Fabel über das, was seine Vorstellung der Entgleisung eines Luxus-Wolkenkratzers ist.

Da habe ich denn doch wieder zugegriffen und wurde nicht enttäuscht. Und trotz seines Alters (Erscheinungsdatum 1975) ist der Roman fast unheimlich aktuell. In Berlin wird bspw. ein neuer Wohnturm in der Nähe des Alexanderplatzes geplant. Kaufpreise jenseits von gut und böse, dafür aber ein eigenes Schwimmbad, private und gemeinsame Terrassen auf mehreren Ebenen, ein Concierge-Service, etc pp. All das bietet auch der Wohnturm, den Ballard entwirft. Und mit einem eigenen Supermarkt auch noch ein bisschen mehr.

Logisch, dass sich ein solches Wohnprojekt mit der Hautevolee füllt, Ärzte, Architekten, Anchormen, etc. Die sich, auch das passt zu den aktuellen Kaufpreisen, innerhalb des Gebäudes schichten - je höher, desto teurer die Wohnungen, desto exklusiver die Gesellschaft. Und dann die Abgründe die Ballard auftut: In seiner Vorstellung, definiert man sich über Abgrenzung, Und wenn man sich nicht mehr gegenüber dem Pöbel abgrenzen kann, indem man in die Edelwohngebiete zieht, muss man sich innerhalb der Gruppe abgrenzen. Und so entwickeln sich erst lächerliche, dann immer ernstere Konflikte zwischen den Stockwerken. Konflikte, die überraschend schnell dazu führen, dass die dünne Firnis der Zivilisation abfällt.

In seinem speziellen Stil, auf den ich in der Rezension sehr intensiv eingegangen bin, aber nicht ganz so abgehoben wie in anderen Romanen, ist Ballard erneut ein fessenldes Werk gelungen. Mehr als einmal dachte ich - so viel Ehrlichkeit muss sein - dass Ballard es jetzt übertreibt. Kein kultivierter Mensch würde so weit gehen, man würde doch den Absprung schaffen. Und dann musste ich an diverse reale Ereignisse denken. Sei es eine Berichterstattung der Zeit, in der ein schwangeres Flüchtlingspärchen in den Taunusgemeinden versuchte, Unterkunft zu finden (Maria und Josef in Hessen). Sei es, nun ja, wir wollen ja nicht politisch werden. Und da begann ich an meiner eigenen Einschätzung zu zweifeln. Dennoch: Natürlich übertreibt Ballard. Übertreibung ist ein Stilmittel. Aber gelungen.

Kennt jemand das Buch? Oder den Film (den ich noch nicht kenne)?
 
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