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Autor Interview mit Victoria Schlederer

Tufir

Drachling
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Liebe Mitbürger,

als Teil der Rezension des Buches "Des Teufels Maskerade" wurde uns die Möglichkeit gegeben, ein Interview mit Victoria Schlederer, der Autorin zu führen. Nachfolgend findet ihr dieses Interview, das von mir mit ihr geführt wurde:

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Tufir:
Hallo Frau Schlederer! Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, sich den Fragen von RPG-Foren.com zu stellen. Wie fühlt frau sich, wenn man einen solchen Preis (Anm: Gewinnerin des Heyne-Wettbewerbs "Schreiben Sie einen magischen Bestseller") gewinnt?

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[FONT=&quot]V. Schlederer:[FONT=&quot] Großartig – und, ich gestehe es, lange Zeit fast ein bisschen unwirklich. Eine Randerscheinung kühner Träume, wenn sie sich allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz erfüllen: es hat eine Weile gedauert, bis ich realisieren konnte, was das alles wirklich bedeutet – den Sprung in das professionelle Umfeld eines großen Verlages, ein Veröffentlichungsdatum… eine Chance. [/FONT][/FONT]


[FONT=&quot]Tufir:[FONT=&quot] Was hat Sie überhaupt bewogen, an diesem Wettbewerb teilzunehmen? Stand da die Aussicht bekannt zu werden im Vordergrund oder eher die Chance, es sich selbst zu beweisen? [/FONT]

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[FONT=&quot]V. Schlederer:[FONT=&quot] Die Ausschreibung war eigentlich für mich zunächst nur eine Motivationsquelle, ein Romanfragment, an dem ich schon längere Zeit geschrieben hatte, endlich in Richtung eines Endes zu bewegen; mit dem Ende der Einreichfrist hatte ich einfach einen konkreten Termin, ein Ziel vor Augen – so gesehen kann ich sagen, ich habe mitgemacht, um mir selbst etwas zu beweisen: nämlich, das ich diesen Roman zu Ende schreiben kann, ohne mich in etlichen Hintergründen, Nebengeschichten, und dergleichen mehr zu verirren. [/FONT][/FONT]


[FONT=&quot]Tufir:[FONT=&quot] Die Affinität zu Prag könnte man Ihrem Lebenslauf entnehmen. Aber was brachte Sie auf die Idee einen Otter ins Spiel zu bringen, der doch in diesen Breiten recht ungewöhnlich ist und eigentlich auch in der Fantasy nicht unbedingt eine große Rolle spielt? [/FONT]

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[FONT=&quot]V. Schlederer:[FONT=&quot] Ich mag Otter – für mich sind es ausgesprochen faszinierende Tiere. In den ersten gedanklichen Entwürfen sollte der betreffende Charakter sich allerdings noch in einem Rattenkörper durchs Leben schlagen; dass er seine Tiergestalt ziemlich bald ändern durfte, hatte ziemlich prosaische Gründe: die Eigenschaften, das Verhalten, die man traditionell mit Ottern assoziiert, passten meiner Meinung nach besser zu seiner Persönlichkeit; und ich hatte den Eindruck dass „Körpersprache“ und Ausrucksmöglichkeiten eines Otters mir beim Schreiben entgegen kommen würden. [/FONT][/FONT]


[FONT=&quot]Tufir:[FONT=&quot] Wenn man Flüche näher betrachtet, dann erkennt man, dass selbige nur funktionieren wenn man abergläubisch ist. Sind Sie selbst abergläubisch und hat Ihnen ihre Einstellung – egal ob ja oder nein – dabei geholfen, diese Geschichte zu erzählen? [/FONT]

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[FONT=&quot]V. Schlederer:[FONT=&quot] Jetzt wollte ich gerade sagen, nein, ich bin nicht abergläubisch, aber bei genauerer Betrachtung muss ich diese Behauptung wohl etwas relativieren: mit Details und Facetten „klassischen“ Aberglaubens kann ich vielleicht nicht sonderlich viel anfangen, stattdessen finden sich allerdings etliche winzige „Rituale“, die sehr viel mit Aberglauben zu tun haben, in meinem Alltag: situationsabhängige Glücksbringer, Lieder, die am Vortag von wichtigen Entscheidungen angehört werden – solche kleinen, banalen Absurditäten. Mit dem Fluch in „Des Teufels Maskerade“ hat all das aber – zumindest soweit ich das selbst beurteilen kann – kaum etwas zu tun, sondern hängt vielmehr mit dem Spiel mit Elementen, „tropes“ von Phantastik und „gothic literature“ des 19. beziehungsweise frühen 20.Jahrhunderts zusammen, wo Familienflüche einigermaßen prominent vertreten sind. Meine persönliche Einstellung zu Aberglauben ist da kaum eingeflossen – obwohl mir witzigerweise sogar vor ein paar Jahren die zweifelhafte Ehre zuteil wurde, selbst verflucht zu werden… bisher ohne für mich erkennbare Konsequenzen. [/FONT][/FONT]


[FONT=&quot]Tufir:[FONT=&quot] Hatten Sie bei der Zusammenstellung der Protagonisten bestimmte Vorbilder im Kopf und falls ja, dürfen unsere Mitglieder erfahren, wen oder welche? [/FONT]

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[FONT=&quot]V. Schlederer:[FONT=&quot] Nein. Konkrete, bewusst gewählte Vorbilder haben die Herrschaften keine; dass ich hier und da, Stückchen, Aspekte, Details von realen Personen in die Charaktere habe einfließen lassen, traue ich mich allerdings nicht auszuschließen, selbst wenn es mir nicht bewusst ist. [/FONT][/FONT]


[FONT=&quot]Tufir:[FONT=&quot] Vampiren eine „menschliche“ Note zu geben, ist mittlerweile ja keine Neuheit mehr. Nachdem Bram Stoker und dessen Nachahmer sie zum absoluten Bösen erkoren hatten ist dies eigentlich nur eine natürliche Entwicklung. Was hat Sie selbst bewogen, diese Wesen nicht als das Teuflische in Person darzustellen? [/FONT]

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[FONT=&quot]V. Schlederer:[FONT=&quot] Kann sein, dass mich meine persönlichen frühen Leseerfahrungen hier ein bisschen geprägt haben: „Dracula“, beispielsweise, habe ich, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, erst vor ein paar Jahren gelesen, als sich das Bild vom Vampir als mehr oder weniger romantischen Antihelden schon lange bei mir festgemacht hatte. Dazu kommt, dass ich versucht habe, eine gewisse grau-grau „Moral“ durch den Roman zu ziehen, die (Anti)-Helden und (Anti)-Schurken auf allen Seiten gewissermaßen auszubalancieren; ein Wesen, das von Natur aus „böse“(oder „gut“) ist, hätte das ganze zu einer anderen Geschichte gemacht. [/FONT][/FONT]


[FONT=&quot]Tufir:[FONT=&quot] Einige Rezensenten – so auch der unsrige – werfen Ihnen vor, dass die handelnden Charaktere nicht genug Tiefgang entwickeln. Wie stehen sie selbst zu dieser Kritik? Sehen Sie das im Nachhinein auch so? [/FONT]

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[FONT=&quot]V. Schlederer:[FONT=&quot] Eine schwierige Frage – besonders, wenn die lächerlichen Erstimpulse, die in etwa lauten „aber, aber, aber, alles ist absolut so, wie es sein sollte“ gefolgt von einem „Oh nein, ich hätte alles anders machen sollen!“ überwunden ist, und man soweit ist, sich einzugestehen, dass vielleicht beides nicht direkt zutrifft. Kurz gesagt: ich glaube, ich kenne die Charaktere, ihre Vorgeschichte, ihre Hintergründen, all die Details, die es nicht in den Roman geschafft haben (weil sie mit der eigentlichen Geschichte herzlich wenig zu tun hatten), zu gut, um hier etwas Sinnvolles sagen zu können. Ich gebe schon zu, die Versuchung ist groß, Kritikpunkte (und auch Komplimente) als Anlass zu langen Überlegungen und Gedankenspielereien zu nehmen, was nicht alles auch ganz anders hätte gemacht werden könne, zu nehmen – was deutlich weniger bringt, als Kritikpunkte zu sammeln, zu verinnerlichen und sich Mühe zu geben, sie in Zukunft zu umgehen (und im Ausgleich dazu vermutlich wieder andere Fehler zu machen).[/FONT][/FONT]


[FONT=&quot]Tufir:[FONT=&quot] Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass Ihre Wortwahl manches Mal verschachtelt und ermüdend wirkt und Handlungen nicht nachvollziehbar sind – zumindest im ersten Anlauf. Könne Sie das nachvollziehen? [/FONT]

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[FONT=&quot]V. Schlederer:[FONT=&quot] Aber sicher; die Sprachverwendung, die Entscheidung für altmodische, für moderne LeserInnen vielleicht geschwollen-überzogene Formulierungen, war ja ein bewusstes Experiment, ein Versuch die Erzählerstimmen ein wenig an den Tonfall der gängigen Unterhaltungsliteratur des späten 19. beziehungsweise frühen 20.Jahrhunderts anzupassen. Dass solche Spielereien nicht unbedingt alle ansprechen können, war mir schon klar; wobei ich persönlich sicherlich eine ziemlich hohe Toleranzschwelle für übertriebene, veraltete, oder verschachtelte Sprache habe. [/FONT][/FONT]


[FONT=&quot]Tufir: [FONT=&quot]Am Ende des Romans bleiben einige Fäden offen, die es Ihnen erlauben, die Geschichten um das „Büro für okkulte Angelegenheiten“ fortzusetzen. Verraten Sie uns, ob dies tatsächlich geschehen wird und falls Ja, wie weit Sie damit sind? [/FONT]

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[FONT=&quot]V. Schlederer:[FONT=&quot] Um konkrete Dinge zu erzählen, ist es wohl noch ein bisschen früh: ich kann momentan nur (kryptisch) sagen, dass auch ich nicht den Eindruck habe, dass die Geschichte des „Bureaus“ und seiner Mitglieder zu Ende erzählt ist… [/FONT][/FONT]


[FONT=&quot]Tufir:[FONT=&quot] Liebe Frau Schlederer, ich danke für das Gespräch![/FONT]

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[FONT=&quot]V. Schlederer:[FONT=&quot] Ich danke ebenfalls! [/FONT][/FONT]

 
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