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Ich wäre gerne James T. Kirk

Tufir

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Hallo Rollenspielgemeinde,

ich möchte heute mal eine Diskussionsrunde darüber eröffnen, wie RPG-Settings mit cineastischen oder literarischen Vorlagen bei euch ankommen und wie sich sich von anderen "frei" erfundenen Settings unterscheiden hinsichtlich eurer Einstellung dazu.

Ich persönlich habe nämlich ein Problem mit solchen Settings, welches sich in den 26 Jahren meines RPG-Lebens nur unwesentlich verändert hat.

Ich fühle mich nämlich eingeengt in meiner Phantasie, wenn es bereits eine visualisierte Form (m)eines Characters gibt. Dabei ist es umso schlimmer, je lebendiger diese Viualisierung ist - d. h. bei Settings, die sich an Verfilmungen orientieren ist es schwieriger für mich, mir eine solche Rolle vorzustellen als bei rein literarischen Vorbildern.

Erschwert wird das Ganze nochmals in der Rolle als Spielleiter, wenn ein Spieler einen Character anders darstellt, als ich ihn aus den Filmen kenne.

Kurz gesagt: RPGs mit einem bereits verfilmten Hintergrund kommen für gar nicht und solche mit einem literarischen Hintergrund nur bedingt in Frage.

Seltsamerweise - das muss ich zugeben - habe ich kein Problem damit, wenn sich das Setting wie z. B. bei Call of Cthulhu auf real existierende Hintergründe bezieht!

Wie ist das bei euch? Gibt es da ähnliche Gefühle? Habt ihr auch solch irrationale Vorbehalte?

Viele Grüße
Tufir
 

hexe

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AW: Ich wäre gerne James T. Kirk

Ich sehe hier einen großen Unterschied zwischen dem Setting und den vorkommenden Charakteren. Auch wenn meine bisherigen Ausflüge in cineastische Vorlagen eher gering sind - einmal eine Runde Star Wars d20 und ein Nachmittag Firefly.

In einem Setting zu spielen, das man kennt habe ich weniger ein Problem, als wenn dann wirklich die Charaktere aus den Filmen auftauchen. Gerade Star Wars bietet sehr viel Hintergrundwelt, wir waren auf dem Con eine kleine Gruppe von einem Jedi, seinem Schlüler und dessen Gefolge irgendwann zu Zeiten der ersten Republik. Wir haben niemanden getroffen, den wir aus Filmen kannten und es war somit nur eine Adaption der Welt - unsere Handlungen waren auch nicht wichtig genug, als dass wir irgendwann Leute aus dem Universum treffen sollten.

Star Trek bietet ähnlich viele Möglichkeiten, wo und wann sie die Charaktere aufhalten. Ob sie jetzt Positionen wie in den Serien auf so einem Raumschiff besetzen oder was eigentlich realistischer ist nur irgendein Team bilden, das immer irgendwas erledigen muss, um dann den Vorgesetzten zu berichten.

Der Nachmittag Firefly hat mir sehr gut gefallen. Wir (also mein Charakter) hatte auch ein Schiff der Klasse Firefly und dies hatte den Vorteil, dass man sich die Innenräume verdammt gut vorstellen konnte. Wie liegen die Kabinen, wie sieht die Küche aus, die Ladeklappe, etc. Es wusste einfach jeder Bescheid. Aber unsere Charaktere hatten aber auch überhaupt nichts mit der Handlung aus der Serie zu tun.

Genau da sehe ich eben den großen Unterschied: In einem bestimmten Setting spielen? - Klar, warum nicht. Unbedingt auch die Charaktere aus Kino und Buch treffen? - Na ja, muss nicht sein. Zum Glück sind die Settings oft groß genug, so dass man sich eine Nische für seine Aktivitäten suchen kann.
 

CoffeinSpider

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AW: Ich wäre gerne James T. Kirk

Ich sehe genauso wie Hexe das Problem bei den Charakteren, nicht beim Setting.

Das Problem sehe ich bei solchen Charaktervorlagen, dass man eine gewisse Erwartungshaltung an das Verhalten des Charakters hat. Und wenn Obi Wan mit Mitte 70 (sorry an die Kenner, ich schrei hier nur irgendwelche Zahlen) auf einmal am Tisch tanzt, um einen Wookie zu verführen, kriegen alle Fans der Welt das große Kotzen. Und der Spieler kommt nicht ungeschoren davon. :mob_2

Wenn Charaktere nur einen Gastauftritt haben (Beispielsweise trifft der "Face" des Star Trek-Einsatzteams auf einem Event auf Botschafter Spock), dann hat erstens der Meister die Kontrolle, und durch den kurzen Auftritt kann man nicht viel falsch machen.

Ich glaube, die "emotionale Bindung", die Fans und auch normale Kenner der Welt zu den Charakteren aufbauen führt - so dramatisch das auch klingen mag - zu einer Verletzung ihrer Gefühle und in weiterer Folge zu Zorn auf denjenigen, der diese Figur wider ihren Vorstellungen agieren lässt, oder auf Deutsch die Figur verhundst.

Deswegen kann man sich IMHO gerne einen Charakter bauen, der an eine Vorlage angelehnt ist, aber nicht die Vorlage spielen.

Greetz,
Spider
 

SoulReaper

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AW: Ich wäre gerne James T. Kirk

Ich hatte mal die Gelegenheit, das HdR-RPG zu bekommen, hab mich aber dagegen entschieden. Selbst in meiner aktiven Zeit als Tabletop Spieler habe ich mich mit dem HdR Tabletop nie anfreunden können. Denn irgendwie erschien mir die Welt von Tolkien als zu klein für viele weitere große Helden neben denen aus der Gemeinschaft des Ringes. Und wenn man die bekannten Charaktere spielte, war der Ausgang entweder von Anfang an genau klar, oder (wenn er von der Story abwich) einfach nur falsch. Deswegen habe ich um solche Systeme von da an immer einen großen Bogen gemacht.

Wenn aber mal ein bekannter Charakter beispielsweise bei DnD auf unsere Gruppen trifft, ist das weniger unpassend, solange es nicht ausartet oder überhand nimmt.
In diesem Rahmen kann eine solche Aktion sogar den Rollenspielabend bereichern.
 

Tufir

Drachling
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AW: Ich wäre gerne James T. Kirk

Mir geht es nicht darum, ob bekannte Charaktere auftauchen.

Ich habe ein Problem mit dem, wie ich mir einen Wookie oder einen Klingonen vorstelle, weil mir das aus den Filmen sugeriert wurde. Wenn der Spieler das nun anders macht, ist die Differenz zw. meiner und seiner Vorstellung möglicherweise viel größer als bei einem DSA-Zwerg oder Midgard-Elfen. Dort gibt es das natürlicherweise auch, aber bei weitem nicht so ausgeprägt.

Das Bild, das in meinem Kopf auftaucht, wenn ein solcher Film-Charakter ins Spiel kommt, ist eben viel detailreicher als bei einem RPG ohne einen solchen Hintergrund. Und eine Differenz zu einem solchen Bild löst in mir gewisse Vorbehalte aus, die umso ausgeprägter sind, je deutlicher das Bild im Kopf ist. Es macht das Zusammenspielen schwieriger, weil die Akzeptanz des Charakters schwieriger wird, je mehr er von diesem Bild abweicht - was ja nicht die Schuld des Spielers ist, sondern die des Bildes in meinem Kopf, das wiederum aus dem Film stammt.

Deswegen lehne ich solche Settings grundsätzlich ab!
 

hexe

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AW: Ich wäre gerne James T. Kirk

Mir geht es nicht darum, ob bekannte Charaktere auftauchen

Dann ist vielleicht der Faden-Titel etwas unpassend gewählt... :hoffnarr

Ich selbst gehe einfach davon aus, dass sich nicht alle Klingonen so verhalten müssen, wie die Klingonen, welche irgendwo mal im Fernsehen vor gekommen sind. Warum auch?
Es gibt sicher unterschiedliche Klingonen so wie es unterschiedliche Menschen gibt. Es sind dann doch eher eigenen Schranken, durch die man sich einschränken lässt, wenn alle Klingonen exakt so sein müssen wie die im Fernsehen. Mein Klingone bäckt eben gerne Muffins oder hat eine Orchideenzucht, auch wenn Worf, dass vielleicht blöd findet.

Wobei auch Worf über alle Folgen hinweg immer wieder eine andere Meinung dazu hat, ob Klingonen sich jetzt vor dem Tod fürchten oder nicht. ;)

Um dann die Ursprungsfrage richtig zu beantworten: Ich habe keinerlei Bedenken in einem auch durch Film und Buch bekannten Setting zu spielen und dieses auch durch meine Wünsche zu erweitern.

Der einzige Einwand kam bereits von SoulReaper, wenn die Geschichte des Settings schon erzählt ist oder das Setting selbst kaum noch Platz für anderes bietet.
 

SoulReaper

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AW: Ich wäre gerne James T. Kirk

Hm... um ehrlich zu sein, fällt mir kein System ein, das ich bisher gespielt habe, wo bestimmte Völker, Klassen, etc. so fest vordefiniert wurden. Auf Anhieb fällt mir aber auch keine Filmumsetzung ein, wo dies der Fall wäre. Und im extremen Fall spielt man dann einfach einen sehr untypischen Vertreter seines Standes.
Beim Meister würde sowas natürlich noch am ehesten auffallen. Wenn er wirklich alle NPC Klingonen als weinerliche Weicheier darstellt (wobei ich nicht zu 100% weiß, wie Klingonen sein sollten), kann das schon ziemlich stören. Aber einen gewissen Rahmen, in dem man auf die Vorstellungen des anderen eingeht, sollte man ja sowieso beim RP mitbringen. Aber der entwickelt sich in gut passenden Gruppen nach meiner Erfahrung eh recht schnell von selber.
 

sonic_hedgehog

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AW: Ich wäre gerne James T. Kirk

Einerseits kann auch ich mir nicht vorstellen, eine Kampagne zu spielen, die nah an dem ist, was ich in den entsprechenden Filmen gesehen habe. Und auf keinen Fall würde ich einen Charakter aus den Filmen spielen wollen.

Andererseits sehe ich gerade in der Bekanntheit solcher Settings auch einen Vorteil: Man teilt schon mal gemeinsame Vorstellungen. Wenn man 5 DSA-Spieler befragt, wird man vermutlich 6 verschiedene Vorstellungen über das passende Spiel einer beispielsweise Thorwalerin bekommen. Fragt man nach Klingonen, dürfte sich das reduzieren. Da bietet ein Film-Universum ähnliche Vorteile wie reale Hintergründe: Man kann sich in großer Breite und Tiefe informieren.

Darüber hinaus sollte man aber nicht vergessen, dass ein gutes Setting wie beispielsweise StarWars viel mehr bereit hält als nur das aus dem Film bekannte. Das Universum ist groß und bunt - und hat viele Jahre Geschichte auf dem Buckel. Alles das kann man nutzen und ist frei, dennoch bleibt als Konstanten vieles, was sofort in allen Spielern ähnliche Vorstellungen weckt. Ein Jedi ist letztlich ein Jedi :)

Und dann stellt sich mir noch die ein oder andere Frage: Schließt Du dann auch Settings bekannter Romane aus? Also z.B. Mittelerde? Oder erst, seit es die Kinofilme gibt? Und was machst Du mit DSA, sollte doch mal ein richtiger DSA-Film produzert werden. Und wie sieht es mit PC-Spielen aus?

Ich sehe in der Summe mehr Vorteile in der Nutzung bekannter Settings als Nachteile: Eine Gefahr ist sicher der Super-Nerd, aber auch nicht wesentlich größer als der bibel...ähm..büchertreuer DSA-Fan. Man sollte das Setting als Hintergrund verwenden und nicht versuchen Filme nachzuspielen - aber dann sehe ich keine Probleme.
 

Integra

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AW: Ich wäre gerne James T. Kirk

Ich habe kein Problem damit, ein verfilmtes Setting zu verwenden. Filme/Serien sind selten so tiefgründig, wie das i.d.R. bei Büchern der Fall ist. Um SoulReapers Beispiel aufzugreifen: Tolkiens Elben sind Marmorstatuen. Unveränderlich, ewig - der Goldstandart für die meisten Fantasysettings.

Twi'lek
hingegen? In der ersten Trilogie tauchen sie nur am Rande auf - im RPG hingegen, egal ob D20 oder D6 - sind es oft gesehene Spielercharaktere, ebenso wie Duros, die aus den Filmen kaum jemand im Gedächtnis behalten haben wird, die aber unverzichtbare Piloten der meisten RPG-Runden darstellen.

Ohne Probleme kann man denen einen eigenen Stempel aufdrücken (genauso wie das bei Earthdawnelfen oder meinethalben auch DSA-Zwergen der Fall wäre, die ja ebenfalls recht umfangreich beschrieben sind), ohne dass jemand irritiert wäre.

Vielleicht, lieber Tufir, könnte ein Versuch in einem entsprechenden Setting Deine Bedenken zerstreuen. Du würdest Dich wundern, wie viele passable bis hervorragende Klingonen, Nautolaner, Noghri und andere Spieler vorgeprägter Rassen Dir begegnen würden :).
 

Sameafnir

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AW: Ich wäre gerne James T. Kirk

Genau wie einige meiner Vorschreiber, habe ich auch kein Problem mit dem Setting, sondern bestenfalls mit einem der darin vorkommenden Hauptcharaktere (nehmen wir mal den im TItelthread genannten James T.) das fände ich irgendwie unpassend. Aber im Stark Trek Universum könnte ich prima mal spielen (noch nie gemacht), genauso wie es sehr viel Spass macht im Star Wars Universum mit dem Millenium Falcon rumzudüsen (auch wenn er total veraltet ist).

Und genau wie Integra schrieb, hab ich meine Echani (kommt in den Filmen überhaupt gar nicht vor) ist diese auch eine tolle Figur. Die vorhandene "Filmkulisse" im Kopf wird ohne weiteres mit der Abenteuerkulisse und den Charaktern der anderen Spieler angefüllt. So entsteht ein ich nenn das mal ein für mich intro-visuell sehr intensives Spiel.
 
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