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Hintergrund Das Schwarze Auge Historia Aventurica (2. Auflage)

Luzifer

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Titel: Historia Aventurica
System: DSA
Autor: Florian Don-Schauen und Daniel Simon Richter
Illustration: Cover Tristan Denecke Layout Ralf Berszuck
Genre(s): Fantasy
Aufmachung:
Hardcover oder PDF
Seiten: 336
Format: DIN A4
Verlag: Ulisses Spiele Verlag
Erscheinungsdatum: Juli 2015 (2. Auflage)
ISBN-13: 978-3957522276
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30 Jahre DSA! Das ist ein enormer Zeitraum. Und in diesem Zeitraum erschienen eine Legion an Texten, Publikationen und Quellen (In Game und Off Game) über Aventurien. So detailliert wie in keinem mir bekannten –erfundenen- Universum ist eine Geschichte eines fantastischen Kontinents entstanden, die viele Jahrtausende umfasst. Ein Überblick war bislang nicht vorhanden. Ein Grund die „Historia Aventurica - Die Geschichte einer Welt“
zu schaffen. Verantwortlich hierfür zeichneten sich Florian Don-Schauen und Daniel Simon Richter.

Der Ansatz einen „Ergänzungsband für Aventurien“ und dessen Geschichte zu schreiben ist aller Ehren wert. Allerdings hat selbst die Entstehung dieses Bandes schon eine eigene Geschichte. Ursprünglich erschien die HISTORIA AVENTURICA in blauem Einband und mit güldenen Lettern versehen ungefähr zur SPIEL 2014 im Oktober letzten Jahres. Allerdings zeige sich, dass diese Lettern abfärbten und die Veröffentlichung des Hardcovers verzögerte sich. Die virtuelle Version als PDF und die schließlich erschiene 1. Hardcover Auflage zog aber Unmut der Spielerschaft auf sich. Es kam nach der Veröffentlichung zu einer bislang nicht dagewesenen Rückrufaktion von Seiten des Verlages. Jedes bis dato ausgelieferte Hardcover kann umgetauscht werden. Eine Ausfertigung der HISTORIA AVENTURICA war nicht mehr zu bekommen. Ab Mitte Juli 2015 ist die 2. überarbeitete Auflage in güldenbraun im F-Shop und über andere Bezugskanäle erhältlich. Das überarbeitete PDF liegt seit Mai 2015 vor. Um den Grund dafür zu erklären bedarf es zunächst eines tieferen Blickes in das Buch.

Die HISTORIA AVENTURICA ist ein Geschichtsband. Ein Überblick über 11 Zeitalter der Historie von Aventurien sowie einiger ihrer Mysterien und was noch wichtiger ist: Auch über dessen Entstehung. Auf 336 Seiten wird Wissen aus unterschiedlichsten Quellen zusammengetragen und in einen zusammenhängenden Kontext gebracht. Hierzu mussten laut Redaktion auch einige Texte neu verfasst werden.
Das Buch erhält eine Gliederung (nach Vorwort, Inhaltsangabe und Übersicht) über die insgesamt elf verschiedenen Zeitalter, die chronologisch betrachtet werden. Dabei nehmen die ersten zehn Zeitalter gerade mal ein Drittel des Buches in Anspruch. Über 200 Seiten zeigen den Schwerpunkt bei der Geschichte des elften Zeitalters der Menschen an. Hierbei wurde vorteilhaft von der rein chronologischen Darstellung abgewichen und eine weitere Einteilung in Themenschwerpunkte wurde eingeführt wie z.B. „Nach Bosparans Fall“ oder „Borbarads Rückkehr“.
Geschichte war schon immer die Geschichte der Gewinner und nicht immer objektiv. Das ist auch in den derischen Geschichtsbüchern so. Dieser Ansatz wurde auch bei HISTORIA AVENTURICA verfolgt, wie im Vorwort deutlich geschrieben steht. Abweichungen zu anderen Publikationen sind also vorprogrammiert. Dies war aber teilweise sogar gewollt:
Vorwort schrieb:
Gehen Sie also davon aus, dass die Zahlen und Fakten, die in diesem Geschichtsband stehen, genauer sind als die in älteren Publikationen – einfach um einen gemeinsamen Stand zu erreichen.

Um die kosmologische Frühgeschichte im 1. Zeitalter nicht wie ein Faktum darzustellen, wurde ein Kniff angewandt. Es wurde nicht wie in einem Lexikon dargestellt (wie es vielleicht im 11. Zeitalter möglich ist), sondern aus der Sicht einer Unsterblichen geschrieben. Nämlich Chalwen.

Chalwen war eine unsterbliche Riesin und Hellseherin deren „Thron“ – ein Gebierge - im Gebiet des heutigen Araniens bzw. Maraskans lag. Durch Pyrdacor soll dieser Thron versenkt worden sein, es entstand der Golf von Perricum auf dessen Grund sich die Unsterbliche wohl noch bis heute befindet.
Ihre Sicht ist damit natürlich subjektiv geprägt, kann aber wie ein Bericht aus erster Hand gelesen und verwendet werden.

In den weiteren Kapiteln und Beschreibungen der Zeitalter hilft pro Seite eine ungemein übersichtliche Zeittafel mit den wichtigsten Ereignissen der jeweiligen Seite für eine Zusammenfassung und einen hervorragenden Überblick.
An die Geschichtsschreibung fügen sich ein 15seitiger Anhang an: „Bekannte Herrscher und Herrscherinnen der wichtigen Menschenvölker“. Hierin sind nebst Wappen die herrschenden Adligen namentlich aufgeführt und dem Zeitraum in dem sie an der Macht waren. Daran schließt sich ein 14 Seiten starker Index an.


Die Kontroversen

Die Erzählweise durch Chalwen und das erste Zeitalter hat für viele Irritationen in der Leserschaft geführt, da er teilweise bisherigen Angaben und Darstellungen der Kosmologie und der Götterwelt widerspricht. Zudem wurde diese Erzählweise als unpassend empfunden.
Fraglich ist warum die HISTORIA AVENTURICA keinen Zusammenfassung bzw. eine Übersicht über die bisherigen mythologischen Erzählungen bietet, sondern neue Mythen und Sagen verbreitet, die nicht immer im Konsens mit den bekannten Publikationen standen. Die Entmystifizierung einiger Punkte wurde auch nicht von allen gut geheißen, z.B. dass bekannte noch vermeintliche Lebende Götter als tot oder nie existent beschrieben wurden. Zudem wurde bemängelt, dass es keine Quellenhinweise oder Querverweise im Band gibt.
Einige eindeutig falsche Daten wurden entdeckt und durch den Verlag – soweit gewollt – verändert in der Neuauflage. Ansonsten wurde der eingeschlagene Weg hinsichtlich der Frühgeschichte und Chalwens Erzählungen weitestgehend beibehalten. Auf alle Punkte einzugehen, war nach Ansicht der Redaktion, nicht möglich.
Die Zielrichtung ist offenbar eine neue Referenz zu erschaffen und wie das Vorwort schon belegt, einen neuen Stand, der auch noch in den nächsten Jahren (und damit auch mit DSA5) noch herangezogen werden kann.


Fazit

Die HISTORIA AVENTURICA ist eine Zusammenfassung aventurischer Geschichte. Es lässt sich hervorragend darin schmökern. Passagenweise lässt sich in kürzester Zeit ein Überblick über die Jahrhunderte gewinnen. Für Meister und Spielleiter ist dies eine passende Ergänzung bei den Vorbereitungen. Auch im Spiel selbst sehe ich Verwendungsmöglichkeiten. Man bedenke die Gier nach Wissen der Spielerhelden in verschollenen Archiven oder der seltenen aber möglichen Audienz mit einem Drachen oder anderen Unsterblichen. Wer weiß, ob Alrik Sturmfels nicht mal genauer nachfragt, wie das so gewesen ist mit dem Zweiten Drachenkrieg oder einem der Karmakorthäon. :D
Daraus lässt sich allerdings auch gut ersehen, dass dieser Ergänzungsband nur schwer Verwendung in Spielerhänden findet. Eine Trennung zwischen Spielerwissen und Heldenwissen muss immer wieder unterstrichen werden. Bei der Erstellung des Helden können sich darin aber tolle Hintergründe finden lassen. Eine Spielrunde benötigt diesen Band nicht notwendigerweise aktiv in einem laufenden Abenteuer. Es ist aber schön darauf zurückgreifen zu können – insbesondere für den Meister.
Ergänzt durch mehr Kartenmaterial der alten Welt, der politischen Mächte, der geologischen Veränderungen und mehr, hätte die HISTORIA AVENTURICA meines Erachtens noch einen weiteren Mehrwehrt erlangt.
Die HISTORIA AVENTURICA ist also die neue Referenz der aventurischen Geschichte. Verfügt man über die PDF, so kann man darin wunderbar in schnellster Zeit nach Stichworten suchen. Im „analogen“ Hardcover hat man hierfür den Index, der natürlich im Vergleich behäbiger ist. Dafür ist es unvergleichlich ein (kunst-)ledergebundenes Kompendium in Händen zu halten und darin zu schmökern und zu stöbern.

Wer sich selbst ein Bild um die Kontroversen über diesen Band machen möchte, ist gehalten selbst einen Blick ins Buch zu werfen.



Mit freundlicher Unterstützung von Ulisses-Spiele GmbH und www.f-shop.de.



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[31/40] - Kreativität
[30/40] - Spielspaß
[8/10] - Aufmachung
[7/10] - Preis/Leistungs-Verhältnis
76% - gesamt



 
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