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sonic_hedgehog

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Es ist nur ein dünnes Heft, aber das hat es in sich: Das vom 13Mann-Verlag selbst entwickelte Abenteuer für Traveller. Hephaistos

Wäre es nicht unmöglich, da das Vakuum keinen Schall trägt, müsste man sagen: Plötzlich tat es einen Schlag und ein riesiges Schiff tauchte auf. In der Realität müssen wir auf den dramatischen Schlag verzichten.
Dennoch: Die Charaktere treffen mitten im Nichts vollkommen überraschend auf ein riesengroßes Wrack - das auch noch sofort einen zwar verschlüsselten, aber von jedem nachzuverfolgenden Notruf absetzt. Neben der humanitären Verpflichtung dürfte den meisten Charakteren auch klar sein, dass sich hier eine einmalige Chance auftut. Bei beträchtlichen Risiken - denn wer weiß schon, welche Gefahren an Bord eines (von der Bauart) vollkommen unbekannten, überdimensionalen Schiff lauern könnte.

Sebastian Witzmann hat mit Hephaistos ein interessantes Abenteuer vorgelegt, das (da es nicht der offiziellen Traveller Linie entstammt) als Traveller kompatibles Produkt firmieren muss. Das sollte interessierte Spieler aber nicht irritieren.

>>> Achtung: Um das Abenteuer wirklich vorstellen zu können, ist es unvermeidlich, im folgenden Text zu spoilern. Spieler sollten daher unter Umständen darauf verzichten, hier weiterzulesen und bis zum Fazit springen.<<<
[MI]
Die Hephaistos ist ein Forschungsschiff der Andarianer, einer Spezies, über die sich in den offiziellen Datenbanken keine Informationen finden lassen. Die Hintergründe der Andarianer werden dem Spielleiter selbstverständlich offenbart - ich fühlte mich hier an die Hyach aus Babylon 5 erinnert. Nicht des Aussehens wegen, sondern aufgrund des Genozids, den auch die Friedensbringer (so die Eigenbezeichnung der Andarianer) vor Jahrhunderten begangen haben und der Frage, ob auch hier ein Zusammenhang zu den auftretenden Krankheiten besteht. Das kann aber auch gut Zufall sein.
Wer auf der Hephaistos die Gelegenheit nutzt, wird feststellen, dass sich in den Computern des Schiffen auch keine nutzbaren Navigationsdaten finden lassen. Die dort gespeicherten Sternenkonstellationen lassen sich mit den bekannten nicht in Übereinstimmung bringen. Umso rätselhafter ist, wie das Schiff so plötzlich auftauchen konnte und warum es - ganz offensichtlich - sehr schwer beschädigt ist. Klar ist nur, die Andarianer hatten verschiedene Experimente durchgeführt, darunter auch eines, das eine Art Quantenantrieb betraf. Auch dies können die Charaktere mit etwas Geschick herausfinden - ob das Ergebnis reproduzierbar ist, hängt allerdings vom Willen des Spielleiters ab. Dieses Experiment katapultierte die Hephaistos aber in jedem Fall in das bekannte Universum und führte zum Tod der Besatzung.
Umso spannender ist es zu versuchen, in das Schiff einzudringen. Entweder um das gesamte Wrack zu bergen oder zumindest interessante Technik. Spannend und nicht ungefährlich - denn das Wrack ist mitnichten vollständig tot. Und auch andere Experimente der Andarianer haben gefährliche Ergebnisse hinterlassen - die aber auch sehr wertvoll sein können. Seien es die Ergebnisse aus der Genetik-Abteilung, aus der Botanik oder auch in den medizinischen Einrichtungen. Und dann ist da auch noch die KI des Schiffes, die kein Interesse daran zeigt, in Einzelteile zerlegt zu werden.

Für die Charaktere gilt es also, das Wrack aufzubringen. Möglicherweise gelingt es sogar, die Treibstoffversorgung wieder herzustellen und auch die Steuerung zu reparieren. Oder es endet als klassische Plünderung. In jedem Fall sollten sich die Charaktere beeilen. Denn dasselbe Notsignal, das sie empfangen haben, werden mit Sicherheit auch andere empfangen.

Im Metaplot werden an dieser Stelle weitere Strippenzieher präsentiert. Offenbar ist die Hephaistos nicht die erste Spur der Andarianer im bekannten Universum - womit ganz schnell eine geheime Abteilung des Imperiums auf dem Spielfeld auftaucht. Und natürlich solche Parteien, die bei der Bergung von Schiffswracks "helfen" wollen. Diese werden bei unverändertem Ablauf unweigerlich einer nach dem anderen beim Wrack auftauchen. Es hängt allein von den Charakteren ab, ob sie dies hinauszögern oder vollkommen verhindern können. Die Zeit läuft aber gegen sie...

Hephaistos ist ein Baukasten. Es beginnt mit einer kurzen Einleitung zu den Hintergründen des Schiffes und seiner Erbauer, dem grundsätzlichen Aufbau des Schiffes und den Problemen, die sich bei Versuch des Eindringens stellen können. Es schließt sich die Schilderung des Inneren des Schiffes an. Die einzelnen Segmente des Schiffes, oder was davon über ist, werden kurz, aber ausreichend detailliert dargestellt. Wo Beute möglich ist, werden auch Preise und mögliche Probleme skizziert. Optional wird dargestellt, was zu beachten ist, wenn der Spielleiter eine erneute Inbetriebnahme des experimentellen Antriebs ermöglicht.
Es folgt eine Schilderung möglicher Einstiegspunkte in das Abenteuer (sofern die Charaktere kein eigenes Schiff besitzen oder eine Abneigung gegen Zufallsentdeckungen haben), der Antagonisten, die früher oder später in das Geschehen eingreifen und deren Zeitplan sowie eine Zusammenfassung der anderen bedingten Ereignisse. Besonderes Bergungsgut und mögliche Anknüpfungspunkte bilden den Abschluss des Bandes.[/MI]

Hephaistos zeigt, dass ein gutes Abenteuer nicht unbedingt viel Platz benötigt. Das Layout ist etwas gewöhnungsbedürftig, da der Text zum Abenteuer ein gehefteter Einleger in den sonst leeren Kartoneinband ist. Das Abenteuer ist, zugegebenermaßen, nicht über alle Maßen innovativ, verbaut aber die bekannten Ideen sehr gefällig. Als Baukasten sollte der Spielleiter das Abenteuer intensiv vorbereiten und auf seine Spieler zuschneiden - dafür ist Railroading hier kein Thema.

Angesichts des Preises von knapp unter 10 Euro können Traveller Spieler und Spieler anderer SF-Systeme hier nichts falsch machen und sollten zugreifen.
Weitere Informationen finden sich auf der Website des 13Mann-Verlags, dem ich für das Rezensionsexemplar herzlich danken möchte.
 
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