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Sci-Fi / Fantasy Gutes Spielleiten

SoulReaper

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Was wäre eine schöne Rollenspielrunde ohne einen guten Spielleiter? Leider tun sich unglaubliche viele Spieler schwer mit dieser Aufgabe und sind froh, wenn sie an ihnen vorbeigeht. Für solche Leute und jene, die von sich überzeugt sind, einen schlechten SL abzugeben, gibt es mitterweile Bücher, die ihnen helfend zur Seite stehen wollen. Einige dieser Ratgeber wurden sogar von bekannten Rollenspielautoren geschrieben, wie auch in diesem Fall, wo sich Robin D. Laws die Ehre gibt, ein paar Worte zum Thema „gutes Spielleiten“ zu verlieren.

Laws ist bei vielen Rollenspielern bekannt. Er hat bereits für Verlage wie White Wolf oder Wizards of the Coast geschrieben und hat Rollenspiele wie „Feng Shui“, „Rune“ und „Hero Wars“ geschrieben. Daneben hat er einige Romane geschrieben und ist für das „GURPS Fantasy II“ verantwortlich.

Wenn man das gerademal 44 Seiten dünne Buch aus dem Regal fischt, fällt einem schnell das Cover mit der netten Zeichnung zweier Abenteuerer auf, die in einem alten verfallenen, ägyptischen Tempel auf einen Altar einen großen, leuchtenden, zwölfseitigen Würfel finden. Auf den zweiten Blick könnten die beiden Abenteurer sich auch als Spielleiter entpuppen, die auf der Suche nach dem Gral des Spielleitens nun endlich am Ziel ihrer Träume angelangt sind. Auf der Rückseite locken den potentiellen Käufer markige Sprüche damit, ihn im Handumdrehen zu einem meisterlichen Spielleiter zu machen.
Alles in allem macht das Buchäußere einen ansprechenden Eindruck, der auch im Inneren nicht abbricht. Das Papier ist dick und angenehm griffig, der Text ist lesefreundlich auf den Seiten angeordnet. Das Format des Buches ist so gewählt, dass es zwar klein genug ist, um überal mitgenommen zu werden, aber gleichzeitig gut in der Hand liegt, was das Lesen angenehm macht.

Das Buch ist in zehn große Sinnabschnitte aufgeteilt (auch wenn es ein paar Kapitel mehr besitzt). Dabei stellt der Autor unter anderem verschiedene Spielertypen vor und erläutert, dass die Zusammensetzung der Gruppe auch Auswirkungen auf das System haben sollte, das man mit ihnen spielt. Danach beschäftigt er sich mit dem Design von ganzen Kampagnen sowie einzelnen Abenteuern und gibt Tipps, wie man sich optimal auf einzelne Sitzungen vorbereiten kann. Zuletzt befasst er sich mit den Themen „Selbstbewusstsein, Stimmung und Fokus“ und dem großen Schreckgespenst Improvisieren. Am Ende kommen noch ein paar letzte Worte und ein kleiner Abschnitt über den Autor selbst.
Auf unnötigen Schnickschnack wird dabei komplett verzichtet. So finden sich keine Bilder in dem Buch, die wahrscheinlich eh nur vom Wesentlichen ablenken würden. Hin und wieder findet man aber Tabellen, die man als Spielleiter für seine eigenen Notizen übernehmen kann oder die für ein Beispiel herhalten muss. Der Text selbst wurde in kleine Abschnitte unterteilt, die jeweils eine passende Überschrift erhalten haben. Das führt dazu, dass man sich beim Durchblättern des Buches sehr schnell zurechtfindet.

Die Kapitel bauen aufeinander auf und führen dabei von sehr allgemeinen Einteilungen der Spieler und Spielsysteme immer tiefer in die Thematik ein, bishin zu Tipps für Mimik, Gestik und unterschiedliche Sprechweisen, um NSC´s zusätzliche Tiefe zu geben. Dabei schreibt der Autor allerdings zu keinem Zeitpunkt so theoretisch, dass der Text trocken oder langweilig wird. Man bleibt als Leser auf Augenhöhe mit dem Autor, der es immer wieder schafft, mit kleinen lustigen Passagen den Text aufzulockern.

Der Inhalt des Buches richtet sich an Leute, die zumindest schon ein paar Erfahrungen mit Rollenspielen und dem „Meistern“ einer Runde gesammelt haben. Neulinge wären erstmal besser im obligatorischen Spielleiter-Kapitel des Rollenspiels ihrer Wahl aufgehoben. Wer dieses Buch allerdings dazu verwenden möchte, um seinen Stil zu verbessern, ist hier genau richtig.
Zwar dürften viele Tipps für erfahrene Rollenspieler nichts Neues sein und andere verwenden viele Techniken bereits unbewusst. Dennoch bietet dieses Buch einen interessanten Blick darauf, wie man in einer RP- Runde Spaß für alle Anwesenden erzeugen kann. Dabei ist folgende Aussage besonders hängen geblieben, die das Einsatzgebiet des Buches sehr gut beschreibt: „Wie wir alle hast du deine guten und schlechten Tage. [...] Dieses Buch ist für die schlechten Tage, um dir Techniken in die Hand zu geben, die dich über unsicheren Boden bringen.“ (S. 3) Und genau dies schafft das Buch auf eine sehr schöne Art und Weise.
Anstatt dem Spielleiter starre Vorgehensweisen aufzulisten, wie man ein Rollenspiel „richtig“ leitet, bringt es eine Reihe Methoden zusammen, die sich unter Spielleitern als sehr beliebt und erfolgreich etabliert haben. Daneben vergisst es in fast keinem Kapitel zu erwähnen, dass es nicht darauf ankommt, wie man ein RP leitet, sondern darauf, dass alle dabei Spaß haben.
Der Autor führt den Leser in einem lockeren Plauderton durch die Kapitel und erzählt bei vielen Gelegenheiten passende Anekdoten aus seinen eigenen Erfahrungen als Spielleiter. Außerdem bezieht er sich öfters auf Rollenspiele, an denen er entweder mitgeschrieben, oder mit denen er wahrscheinlich als Spieler Erfahrungen gesammelt hat. Daneben bringt er zahlreiche Beispiele, um seine Tipps verständlich zu machen.

Leider kann die Übersetzung qualitativ in keiner Weise mit dem Inhalt dieses Buches mithalten. Einige Passagen wurden sehr hakelig übersetzt, was man aber im Grunde noch übersehen könnte. Doch wenn pro Seite oftmals mehrere Rechtschreibfehler der übelsten Sorte aufwarten und Wörter wider jede Regel getrennt wurden, stört dies den Lesefluss ungemein. Die schlechte Rechtschreibung stört sogar so sehr, dass man manchmal das Buch einfach entnervt in eine Ecke werfen will. Dass man so etwas als ein fertiges Buch zum Verkauf anbietet, ist für mich eine Frechheit.

Fazit: Die plaudrige Schreibweise und die netten Anekdoten machen dieses Buch sehr unterhaltsam. Beim Lesen kann mit Sicherheit jeder Spielleiter noch den einen oder anderen Tipp für seine Spielrunden mitnehmen, um diese noch etwas besser zu gestalten. Leider ist die deutsche Übersetzung absolut mies. Wer der englischen Sprache auch nur in Ansätzen mächtig ist, sollte auf die Originalausgabe zurückgreifen, die hoffentlich besser korrigiert wurde.

Die Rezension entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit Pegasus Press.
 
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