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Brettspiel Glen More

Voltan

Heldenhaft
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Glen More - Von Schotten, Schafen und scharfen Getränken


Worum geht´s?

In Glen More verkörpern 2 bis 5 Spieler die Oberhäupter schottischer Clans im 17. Jahrhundert. Sie versuchen Macht und Einfluss über die schottischen Highlands zu gewinnen und durch geschickte Ressourcenplanung ihr Gebiet auszuweiten. Hierzu gibt es Landschaftsplättchen, die jeder Spieler vor sich auslegt und bei Aktivierung bestimmte Güter und Waren produzieren. Aber auch neue Clanmitglieder müssen rekrutiert werden, da diese benötigt werden, um neue Gebiete erschließen zu können.
Und letztlich sollte man ein Auge auf die zahlreichen Whiskydestillen und Tavernen werfen. Denn diese bringen weitere wichtige Siegpunkte ein und entscheiden meist über Sieg oder Niederlage.


Inhalt

Die kleine Spielschachtel ist ordentlich mit Material gefüllt. So finden sich hier 25 schwarze und 5 verschiedenfarbige Männchen sowie mehrere Holzsteinchen in fünf Farben, die die unterschiedlichen Ressourcen, wie Holz, Stein, Getreide usw., darstellen. Weiter gibt es 16 „Whiskyfässer“ aus Holz, einen Würfel und Dutzende Plättchen für die Orte. Auch mehrere Münzen, Siegpunkte-Chips und natürlich das eigentliche Spielfeld runden das Spielmaterial ab. Zwei Übersichten vereinfachen das Spiel, in dem sie die wichtigsten Regeln knapp und übersichtlich darstellen.
Die ausführlichen Regeln findet man im natürlich im Regelheft. Dieses ist klar strukturiert und durch viele Bilder recht verständlich aufgebaut.
Die Qualität der Elemente ist eher durchschnittlich. Die Holzfiguren- und Steinchen sind zwar durchaus hochwertig und fassen sich gut an. Das kleine Spielbrett, die Münzen und die Marker dagegen bestehen aus recht dünner Pappe und insbesondere das Spielbrett ist auch grafisch nicht gerade sehr hübsch geworden.

Insgesamt gesehen gibt es sicherlich hochwertiger gestaltete Spiele. Doch ist die Aufmachung sehr zweckmäßig und lenkt die Spieler nicht durch zu viele unnötige Details vom eigentlichen Geschehen ab.


Das Spiel

Die kleine Spielfläche wird in die Tischmitte gelegt, jeder Spieler wählt eine Spielfigur einer Farbe und erhält das Start-Dorf-Plättchen. Weiterhin bekommt jeder noch 1 Clanmitglied (schwarze Holzmännchen) und 6 Münzen. Das Clanmitglied wird auf das Start-Dorf gestellt und die Münzen für alle sichtbar vor jedem Spieler abgelegt.
Auf dem Spielflächenrand befinden sich 14 Felder auf denen die Spielfiguren platziert werden. Die restlichen Felder, bis auf eins, werden mit den Ortsplättchen belegt.

Nun kann der aktive Spieler, der übrigens immer derjenige ist, dessen Spielfigur am weitesten hinten steht, selbige frei auf eines der Ortsplättchen stellen und dieses Plättchen in seine eigene Auslage anlegen. Hierbei ist zu beachten, dass einige Orte Ressourcen kosten. Diese muss man natürlich bezahlen, um das Plättchen ziehen zu dürfen. Fehlt einem jedoch eine Ressource (z.B. Getreide), kann man diese auch auf dem Markt kaufen. Dazu sind auf der Spielflächenmitte alle Ressourcen mit je drei Feldern abgebildet. Der erste Spieler, der z.B. Getreide kauft, legt eine Münze auf das erste Feld. Kauft ein zweiter Spieler Getreide, müsste er schon zwei Münzen auf das zweite Feld legen usw. Verkauft man Getreide (auch dies ist möglich), nimmt man sich die Münzen des höchsten Feldes. Also z.B. zwei Münzen von Feld 2. Hiermit wird auf eine sehr einfache und funktionelle Weise Angebot und Nachfrage bestimmt. Sind alle Felder mit Münzen belegt, kann diese Ressource nicht mehr gekauft werden (es herrscht Knappheit). Sind alle Felder ohne Münzen, können keine Ressourcen verkauft werden (es herrscht ein Überangebot).

Das gezogene Ortsplättchen legt der Spieler an sein Start-Dorf an. Einige Plättchen sind mit einem Fluss, andere mit einer Straße und einige ohne eines von beidem bedruckt. Flüsse und Straßen dürfen beim Anlegen nicht unterbrochen werden. Sie müssen also in einer geraden Linie aneinander angelegt werden. Neutrale Plättchen dürfen zwar überall, aber nicht so angelegt werden, dass Flüsse/Straßen blockiert werden. Außerdem dürfen Plättchen nur dort angelegt werden, wo sich ein Clanmitglied in der Nachbarschaft befindet und dürfen nicht über „Ecken“ angelegt werden (also nur Seite an Seite).
Sobald ein Plättchen angelegt wird, gilt es als aktiviert. Der Spieler erhält unverzüglich eine Ressource oder ein Clanmitglied, je nach Ortschaft. Außerdem werden durch das Anlegen des neuen Plättchens auch alle direkt angrenzenden Ortschaften aktiviert. So kann der Spieler durch geschicktes Anlegen gleich mehrere Ressourcen erhalten, oder Clanmitglieder innerhalb seines Gebietes bewegen.

Manche Orte gelten als „besondere Orte“. Hier erhält der Spieler eine dazugehörige Karte die ihm noch weitere Vorteile bringt. So kann man mit „Loch Ness“ einmal pro Zug ein beliebiges Plättchen aktivieren (ohne ein anderes daran angelegt zu haben). Mit „Armadale Castle“ erhält der Spieler 3 Münzen hinzu, oder mit „Donan Castle“ 2 Whiskyfässer.

Apropos Whiskyfässer: Diese kann man erst produzieren, wenn man eine Destille angelegt hat. Für jedes Getreidesteinchen, kann dann ein Fass produziert werden (wenn die Destille aktiviert wurde). Whiskyfässer sind enorm wichtig, da diese ebenso Siegpunkte einbringen. Man sollte also nicht zu spät mit der Produktion beginnen.

Es gibt im Spiel mehrere Zwischenwertungen. Hierbei vergleichen die Spieler mehrere Errungenschaften miteinander (z.B. Anzahl der Whiskyfässer, Anzahl der besonderen Ortschaften u.a.). Anhand einer kleinen Tabelle, die auf dem Hauptspielplan aufgedruckt ist, erhält dann jeder Spieler eine gewisse Menge an Siegpunkten, die abhängig davon ist, wie viele Einheiten der jeweilige Spieler mehr besitzt, als der schlechteste Spieler. Dabei wird jede Kategorie einzeln bewertet. Der schlechteste Spieler einer Kategorie erhält dementsprechend keine Siegpunkte.

Am Ende gibt es noch eine große Wertung (bei der dann auch das Vermögen und die Gebietsgröße eine Rolle spielen) und dann siegt der Spieler, der die meisten Siegpunkte vorweisen kann.

Beim Spiel mit drei oder zwei Spielern, übernimmt im Übrigen der mitgelieferte Würfel die Rolle eines weiteren Spielers. Der Würfel wird wie eine Spielfigur bewegt, wobei die Anzahl der gewürfelten Augen bestimmt, wohin er sich bewegt (und welche Ortschaft dann aus dem Spiel genommen wird). Bei mehr als drei Spielern wird der Würfel nicht benötigt.


Fazit

Glen More ist ein interessantes Spiel. Viele Dinge müssen hier wohl überlegt werden. So ist es enorm wichtig, wo man seine Figur platziert, also welche Ortschaft man erhalten möchte. Setzt man sie zu weit nach vorne, kann es unter Umständen länger dauern, bis man wieder agieren darf (da immer die letzte Spielfigur an der Reihe ist) und womöglich wird eine wertvolle Ortschaft vor der Nase weggeschnappt.
Auch beim Anlegen der errungenen Ortschaften muss man ständig aufpassen und sich die beste Kombination ausrechnen. Denn die angrenzenden Ortschaften werden ja beim Anlegen auch aktiviert und bringen dem Spieler weitere Ressourcen. Und manchmal kann man durch das richtige Anlegen von Ortschaften, gleich mehrere Güter erhalten. Hier zeigt sich die eigentliche Stärke von Glen More: Als komplexes Spiel (trotz recht eingängiger Regeln), das von seinen Spielern eine gehörige Portion Hirnschmalz abverlangt. Hierbei gelingt es Glen More, Taktik und Strategie mit Anlege- und Handelsmechanismen auf das Trefflichste zu kombinieren.

Die Interaktion zwischen den Spielern beschränkt sich darauf, dass man sich Ortschaften gegenseitig wegschnappt, oder am Markt die Preise für gewisse Ressourcen verändert.
An der Spielerauslage, sprich den jeweiligen Gebieten der Spieler, kann aber nichts mehr geändert werden. Kein Spieler kann also direkt auf das Vermögen, oder das Gebiet eines Gegenspielers Einfluss nehmen.
Dies aber stellt keinen Nachteil dar. Die Spielmechanismen sind gut durchdacht und machen auch Spaß. Man gefällt sich darin, Rohstoffe zu produzieren, Whisky herzustellen und am Markt zu kaufen, bzw. zu verkaufen. Und die Möglichkeiten Siegpunkte zu erhalten sind derart vielfältig, dass jeder Spieler eigene Strategien entwickeln kann und auch sollte.

Zu zweit sollte man aber Glen More eher nicht spielen. Zwar hat man mit dem Würfel eine Art „dritten Spieler“ zur Hand. Doch ist dies nur ein unzureichender Ersatz für einen wirklich planenden Menschen. Zu dritt, oder am besten mit vier oder gar fünf Spielern entfaltet Glen More aber ein sehr intensives Spielgefühl und lädt immer wieder zu weiteren Partien ein.



Wir danken dem Heidelberger Spieleverlag und dem Ravenburger / alea Verlag, die uns diese Rezension ermöglicht haben.
 
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