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Eine Geschichte der Leere - Ein Dark-SciFi-Abenteuer zum Mitentscheiden

Screw

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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 0 "Die Crew"

Dies ist eine Geschichte, nicht nur zum Mitlesen, sondern auch zum Mitbestimmen. Wann immer es etwas gibt, bei dem ich es offen lassen möchte oder unentschlossen bin, wie es weitergeht, könnt ihr hier darüber abstimmen. In jedem Fall dürft ihr aber eure Meinung über die Geschehnisse und meinen Schreibstil dort kundtun, denn ich bin, wie jede andere Person, nicht unfehlbar und gerne auch mal blind gegenüber meinen eigenen Fehlern.

Es folgen nun kurze Charakterbeschreibungen, nach dem Prolog stelle ich diese in mehr Detailtiefe vor.

Denisa „Decay“ Kovačević
Alles was sie betrifft ... betrifft sie und nur sie. Abseits anderer Mitglieder ihres Monolithen-Kultes, ist sie nicht bereit, mehr als notwendig von sich preiszugeben. Dazu nutzt sie auch ihre Maske, die sie lediglich abnimmt, um sie in eine neue Form zu bringen, damit sie unerkannt bleibt, sollte es ihr nützen. Ihr Kult hat sie unter vielen ausgewählt und ausgesandt, einen der großen Monolithen zu finden. Es heißt, diese mysteriösen und mit fremden Zeichen übersähten Konstrukte sind ein Navigationsnetz aus längst vergangener Zeit. Während ihrer Mission ist sie bereits vielen Gefahren begegnet und hat die Narben um dies zu beweisen (6 Schussnarben, 1 Schnittnarbe, 3 Metallfragmente), außerdem hat sie sich ihre Reisen während des Krieges mit bezahlten Reparaturen und Wartungs-Aufträgen finanziert und diesen Modus zu schätzen gelernt.

Yukimura Innokenty
Er wurde gemacht, nicht geboren, also ist seine Existenz an einen Zweck gebunden. Er gedenkt, diesen Zweck zu erfüllen, also darf er nie unterliegen. Seine Schöpfer sind ein Kult, die den Monolithen huldigen, also dient auch sein Zweck diesen. Trotz seines schmierigen, dunklen Makeups, dass er als Zeichen seines Zweckes trägt, ist er freundlich und entgegenkommend, denn alle sind nur Partikel zwischen den Monolithen. Diese Eigenschaft und möglicherweise die Pistole in seinem Gürtel, ist mit Gründe dafür, dass er selten behelligt wird. Er ist ein Erkunder der Leere, auf der Suche nach dem Dienst an den Monolithen, mit den Kämpfen hatte er kaum zu tun, er war zu dieser Zeit noch zu jung um teilzunehmen.

Natalia Huxtable & Knuddel
Trotz ihrer eher schwächlichen Gestalt, ein Erbe ihrer Laborgeburt, hat sie sich in ihrer Aufgabe bewiesen. Ihr Teil der Station war immer funktionstüchtig oder zumindest nicht lange außer Betrieb. Sie ist gründlich, sagt sie, unnachgiebig pedantisch, ihre Neider. In jedem Fall ist sie bestrebt darin, einen Ort zu schaffen oder zu finden, der seinen Bewohnern ein Leben ermöglicht, dass diese Bezeichnung verdient. Dabei ist sie aber nicht rein selbstlos, sie lässt sich für ihre Dienste gut entlohnen, auch während des Krieges, schließlich haben auf allen Seiten nur Menschen gedient, die auch leben wollten. Eine feste Heimat hat sie (noch) nicht, aber einen Begleiter – die mechanische Spinne „Knuddel“, die ihr allzu aufdringliche Neider vom Leibe hält.

Philip Veronesi
Ein Ich zu finden, wie es die geborenen entwickeln, war für ihn hart genug. Dieses so zu präsentieren, dass es von anderen akzeptiert wird, ist ein endloses Arbeiten. Selbst als er für einen Stationssektor verantwortlich war, wurde er mehr als autonomes Werkzeug behandelt als als Individuum. So sehr er sich ins Zeug legt, immer wieder ändert sich das Verhalten der Leute, sobald sie erfahren, dass er kein Mensch ist, sondern ein organischer Android. Er hat sich durchaus überlegt, dieses Fakt zu verheimlichen, aber wie sollte eine Freundschaft auf Basis einer Lüge funktionieren? Wird er direkt gefragt, antwortet er immer wahrheitsgemäß und hofft darauf, dass er nicht neuerlich auf Ablehnung stößt.

Rangi Anthonsen
Der Krieg war die Hölle und er hat viel zu lange darin existiert. Als Söldner hätte er sich über das Geschäft freuen sollen, aber die Sinnlosigkeit dieses Konfliktes widerte ihn an. Er hatte also immer nach unverfänglichen Aufträgen gesucht und die großen Fraktionen gemieden, sich auf Frachtschutz spezialisiert und darauf, diese wieder aufzuspüren, sollte sie doch geraubt werden. Er weiß nicht, wie viele Jahrhunderte er das gemacht hat, die Jahrzehnte verschwimmen, wenn man meist in einer Hibernationskapsel liegt. Er ist wirklich alt, nach Jahren seit seiner Geburt gemessen, aber was bedeutet das in dieser Zeit schon. Er ist nur einer von unzähligen Milliarden zwischen den Sternen ... und er mag das auch so.​
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 1 "Die Zusammenkunft"

Decay hatte in Yukimura einen unerwarteten Begleiter gefunden, da dieser sein Leben in den Dienst der Monolithen gestellt hat. Jenen Monolithen, denen auch ihre Suche galt. Was sie am meisten erstaunt hatte, war die Tatsache, dass Yukimura ihren Wunsch nach Privatsphäre anstandslos akzeptierte – nicht, dass er nie Fragen stellte, aber wenn sie die Antwort verweigerte, nahm er dies ohne Anstoß hin. In jedem Fall, beschloss sie, entgegen ihrer bisherigen Gewohnheiten, ihren Weg vorerst mit ihm gemeinsam zu gehen. Seine offene und entgegenkommende Art war ein nützlicher Gegenpart zu ihrem stolzen Auftreten, das sich selten dazu eignete, andere zur Kooperation zu bewegen. Dennoch hatte er eine gewisse Verbissenheit an sich, die sie mit Respekt betrachtete – dieser Suchende ließ sich nicht einfach unterkriegen. Außerdem hatte er eine Knarre. Sowas war immer praktisch. Vor allem, wenn man es, wie Decay, gewohnt war, in Schießereien zu geraten.

Philip war gerade in der Nähe eines Docks unterwegs, als er eine eher lautstarke Diskussion wahrnahm. Aus einer Gewohnheit als ehemaliger Stationswart heraus, ging er nachsehen. Dort sah er eine schmale aber energetische Frau mit einem grummeligen Mann reden, wobei hauptsächlich sie redete, und zwar recht laut, und er selten mehr als einsilbig antwortete. Es ging scheinbar um den Zustand eines Raumschiffes, das an dem Dock lag und die Frau wollte den Mann davon überzeugen, das Schiff zu erwerben.
„Verdammt, ich habe das Ding von vorne bis hinten überprüft, es ist voll Einsatzbereit. Diese Fehlfunktion ist auf der Dockseite, garantiert.“
„Das kann jeder sagen. Wenn das Schott in Dock nicht aufgeht, welche Garantie habe ich, dass es unterwegs dicht hält?“ Das war der längste Satz des Mannes bisher. Er wirkte sehr verärgert, gleichzeitig aber auch unruhig und blickte immer wieder in Richtung des Bodens neben der Frau.
Neugierig ging Philip näher und wollte selbst sehen, was denn so beunruhigendes dort war, da entdeckte er eine mechanische Spinne, die ihre kalten Kameraaugen auf den potentiellen Käufer gerichtet hatte. Als dieser KI-Wächter den Neuankömmling bemerkte und ein paar der Linsen sich auf ihn richteten,wandten auch die zwei Menschen ihren Blick auf ihn.
„Hey, Natalia Huxtable mein Name,“ begann die Frau sofort, „wollen sie dieses voll einsatzfähige Schiff vielleicht kaufen?“
„Ha!“, unterbrach der Mann gleich, „so einsatzfähig, dass nicht einmal die Tür aufgeht.“
Bevor die Situation wieder eskalieren konnte, antwortete Philip schnell: „Nein, tut mir leid. Ich kann aber vielleicht anderweitig hilfreich sein. Was ist denn das Problem?“
Der Mann wollte wieder spöttisch dazwischen fahren, aber Natalia war schneller: „Das Dockschott erhält nicht genug Energie und verweigert daher die Freigabe. Der werte Herr hier“, und dabei deutete sie mit einem Daumen auf den Kaufinteressenten, der, mit einem neuerlichen Blick zur Spinne, nur verächtlich grummelte, „meint, es liege daran, dass die Luftschleuse des Schiffes defekt sei. Sie haben nicht zufällig eine Batterie dabei? Meine eigene ist offensichtlich nicht ausreichend für eine Kompensation, ich brauche eine zweite.“ Ihr hoffnungsvoller Blick musterte dabei seine Arbeitsmontur.
Philip stockte. Es waren genau solche Momente, die ihn immer wieder in ein Dilemma stießen. Ja, in der Tat, er hatte eine Batterie und könnte so einen positiven neuen Erstkontakt herstellen. Allerdings handelte es sich dabei um seinen internen Energiespeicher und die Nutzung würde seine Natur als Nichtmensch sofort offenbaren. Schließlich aber, siegte seine ehrliche Natur wieder einmal und er sagte: „Ja, in der Tat. Ich habe eine Batterie dabei.“ Dann trat er vor, schob seinen linken Ärmel hoch, was beide Menschen im ersten Moment irritierte, und zog das Verbindungskabel unter der Haut hervor.
Das Geräusch, welches der Mann von sich gab, als er bemerkte, was gerade geschah, war eines, dass Philip zu fürchten gelernt hatte. Ein unbestimmtes Brummen, eine häufige Reaktion, obwohl seine Art keine Seltenheit darstellte. Kaum stand die Verbindung, hatte das Schott auch tatsächlich genug Energie, bestätigte die Funktionstüchtigkeit der Luftschleuse des Schiffes, und öffnete sich.
„Das ist ja ein praktischer Zufall.“ Der Mann hatte offensichtlich immer noch etwas, um sich zu Beschweren. „Da kommt einfach ein Chromkind vorbei und öffnet die Tür. Wer sagt mir, ob das tatsächlich irgendwas mit den Schiff zu tun hat?“
„Was!?“ Natalia war merklich empört. „Da ist endlich die Tür offen, damit sie sich selbst von meiner Arbeit überzeugen können und sie meckern immer noch?“
„Kaufen sie das Ding doch selbst, wenn sie es so toll finden, dann kann das Chromkind auch gleich seine neue Freundin behalten.“
Auch diese Art Beleidigung war Philip bereits gewohnt. Er reagierte nicht darauf, warf aber einen Seitenblick auf Natalia. Erstaunt stellte er fest, dass diese nachdenklich und ein wenig traurig aussah. Es schien so, als wäre ihr dieser Gedanke nicht fremd. Sie hatte auch auf seine Aktion mit dem Kabel in keiner Weise reagiert, also sagte er, einem Impuls folgend: „Sollten ihnen die Mittel dafür fehlen, ich könnte ihnen auch dafür mit meinen Ressourcen zur Hand gehen.“
„Ha! Na sag ich doch!“, rief der Mann erheitert. Dann aber schlug seine Miene in Verwirrung um. „Moment, was? Soll das ein Scherz sein? Ich bin hier der Kunde! Sie wollen nur den Preis hochtreiben!“

Decay und Yukimura hatten dem Treiben ebenfalls beigewohnt. Es war auch kaum zu überhören gewesen und sie waren nicht die einzigen Zuschauer. Unterhaltung war in den meisten Gegenden des Ringes schwer zu finden, ein kleines Wortgefecht unter Fremden hatte da immer Potential. Decay wusste, dass ihre Chancen, einen der großen Monolithen zu finden, deutlich anstiegen, hätte sie ein eigenes Schiff zur Verfügung. Der Biodroid wirkte hilfsbereit und leicht beeinflussbar und die Frau war offensichtlich von dem Schiff angetan und kannte es auch schon.
Sie stieß Yukimura an und raunte ihm, mit ihrer von der Maske verzerrten Stimme, zu: „Wie das Schicksal manchmal so spielt. Da fühlt sich der Gauner plötzlich selbst betrogen.“ Sie wusste, wie sie ihren Begleiter zu Entscheidungen bringen konnte, die für sie nützlich waren. Sie durfte es in jedem Fall nie zu offen ansprechen, denn er mochte es nicht, gesteuert zu werden, daher funktionierte es nicht immer.
In diesem Fall schien ihre Rechnung aber aufzugehen. „In der Tat. Die Wege der Monolithen zeigen sich den Aufmerksamen.“ Decay grinste hinter ihrer Maske in sich hinein, aber das Triumphgefühl erstarb schnell wieder, als Yukimura ihr mit einer Armbewegung den Vortritt lies. „Geh voran, sehende Schwester.“ Er hatte sie ertappt, aber offensichtlich keine Einwände gegen diese Idee.
Sie schubste seinen Arm beiseite, nicht stark, aber genug um ihren Unmut kund zu tun, und ging auf die streitende Gruppe zu. „Wir steigen mit ein“, unterbrach sie den Disput.
„Was!?“ Der Käufer lief mittlerweile schon rot an.
Natalias Gesicht hellte sich allerdings gleich auf. „Sie sind an dem Erwerb des Kommisars interessiert? Sehr gut, wir wollten eben einen Rundgang starten.“
„Ich bitte um Verzeihung für das Missverständnis“, schaltete sich jetzt auch Yukimura ein, „was meine Begleitung meinte, ist dass wir uns bei ihrer gemeinsamen Finanzierung beteiligen möchten.“
„Oh.“ Natalia zögerte.
„Ha! Kalte Füße! War mir doch gleich klar, dass mit dem Kahn was nicht stimmt.“
„Schnauze!“ Jetzt reichte es Natalia wohl auch endlich. „Ich lass mir von einem schmierigen Feilscher wie ihnen doch nicht meine Arbeit schlechtreden!“ Noch bevor der angesprochene reagieren konnte, wandte sie sich wieder an Yukimura und Decay und schloss auch Philip mit einem Seitenblick mit ein. „Welche Summen können sie denn jeweils beisteuern?“
Damit hatte der streitlustige Mann nicht gerechnet und blickte ungläubig zwischen den anderen hin und her, was allen die Möglichkeit zur Beantwortung der Frage gab. Mit diesen Informationen rechnete Natalia kurz im Kopf durch und lies dann die Schultern hängen. „Das reicht leider nicht. Dafür gibt ihn der Käufer sicher nicht her.“
Diese Nachricht rief gehässiges Gelächter bei dem Mann hervor. „Oh, ihr armen Schlucker, na da will ich mal nicht so sein. Ich lege noch 5% drauf, dann nehm ich das gute Stück.“

Gerade wollte Natalia wieder auffahren, als sich eine weitere Stimme meldete. „machen sie 20% daraus, das wäre dann mein Anteil.“ Alle drehten sich zu dem Sprecher um und blickten auf einen alten, müde wirkenden Mann, dessen Augen aber einen harten Glanz hatten. Hinter ihm stand ein Service-Arbeiter mit einer großen Kiste auf einem Rollwagen. „Oder reicht das immer noch nicht?“
Alles schwie einen Moment lang, dann nickte Natalia knapp. „Doch. Das reicht.“ Dann drehte sie sich lächelnd zu dem ausgebooteten Interessenten um. „Ich bedanke mich für ihr Angebot. Leider haben sie den Zuschlag diesmal nicht erhalten. Ich wünsche ihnen viel Erfolg beim nächsten Mal.“
Das wollte dieser jedoch nicht auf sich sitzen lassen. „Das ist doch wohl die Höhe! Eine unfähige Pfuscherin, ein Chromkind, eine Phallus-Schlampe ...“
Weiter kam er nicht, denn Decay baute sich vor ihm auf und zischte ihn bedrohlich an. „Sag das nochmal und dein Phallus braucht einen neuen Besitzer.“ Ihre elektronisch verzerrte Stimme verstärkte ihre Drohung nochmal, aber da lag auch schon eine Hand auf ihrer Schulter.
„Meine Liebe, wir wollen doch keinen unnötigen Streit anzetteln.“ Dann wandte Yukimura sich an den Herrn, der eben erschrocken einen Schritt zurück gemacht hatte. „Ich bin mir sicher, mit ihren Zweifeln an dem Schiff wären sie in jedem Fall nicht glücklich gewesen, nicht wahr? Wir haben sie also vor kommendem Frust bewahrt.“
Noch bevor der eingeschüchterte Mann antworten konnte, schob sich der alte Mann durch die Gruppe, der Arbeiter mit dem Wagen direkt hinter ihm, wodurch der Mann noch weiter zurückweichen musste. Im Plauderton sagte er: „Es wurde schon wegen geringerem Krieg geführt. Lassen sie’s gut sein und versuchen sie ihr Glück woanders.“ Dann lies ein warmes Lächeln sein Gesicht erstrahlen als er sich an Natalia wandte. „Rangi Anthonsen, angenehm. Sie sprachen von einer Führung? Ich bin gespannt auf ihre Arbeit. Bitte, gehen sie voran, junge Frau.“
Das lies sich Natalia nicht noch einmal sagen, streckte dem anderen die Zunge heraus und schritt durch das Schott. Rangi folgte ihr vergnügt, und hinter ihm stets der Arbeiter mit Wagen. Decay hatte sich nicht von der Stelle gerührt und starrte den Kerl immer noch wütend an. Von ihrem Gesicht war nichts zu sehen, aber die ausdruckslosen Züge der androgynen Maske machten das nur noch unheimlicher. Schließlich gab Yukimura ihr mit einem leichten Druck an der Schulter zu verstehen, dass es nun gut sei, also setzte sie sich auch langsam in Bewegung, wandte den Blick aber erst im letzten Moment von ihrem Opfer ab.
Philip, der seit dem Eintreffen von Decay und Yukimura nur noch schweigender Teilnehmer gewesen war, zog sein Kabel aus der Schottbuchse und sah sich verunsichert um. Immer noch stand einiges an Publikum in der Nähe und wartete, ob nicht doch noch etwas aufregendes passieren würde. Der verdutzte Mann fing sich nun wieder, bemerkte, dass Philip noch da stand und funkelte diesen nun wütend und verächtlich an. „Chromkind“, grummelte er, spuckte auf den Boden und stampfte davon. Philip senkte den Blick, schloss auch Natalias Batterie ab und folgte dann den anderen ins Schiff.
Als sich das Schott hinter ihm schloss, hatten sich bereits alle Zuschauer wieder abgewandt – keine große Show heute, aber dennoch unterhaltsam.​
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Figurenhintergrund "Decay"

Als Kind einer Familie, die sich schon immer um die Technik des Kultes gekümmert hat, war ihre Geburt von einem seltenen Ereignis begleitet worden. Gelegentlich „sprach“ der Monolith des Kultes – die Symbole darauf flimmerten, ein Vibrieren lief durch das Konstrukt, eine seltsame Aura waberte darum – immer etwas anderes, nie das gleiche zweimal. Sollte am gleichen Tag, oder zumindest innerhalb maximal einer Standardwoche zu diesem Ereignis, ein Kind im Kult zur Welt gebracht werden, ist es eines der Gezeichneten. Denisas Geburt war am gleichen Tag, etwa eine Stunde danach, um genau zu sein.

Um sie zu einer wahren Gezeichneten zu machen, war es notwendig, ihr alles, wofür der Klan stand, wonach er strebte und ihre Aufgabe und Mission für immer mit auf den Weg zu geben. Niemals sollte sie ihren Weg verlieren, niemals ihr Ziel vergessen und niemals ihre Wurzeln. Zu diesem Zweck wurde ihr all dies auf den Leib geschrieben – von der Wiege an wurden ihr regelmäßg Symbole und Bilder auf den Körper tätowiert. Erst nur kleine und einfache, wie Samenkörner, die über die Jahre hinweg austrieben und immer weiter wuchsen, bis ihr gesamter Körper davon bedeckt war.

An dem Tag an dem der letzte Fleck Haut auf ihrem Körper mit Tinte versehen wurde, verließ sie den Kult, um ihre Mission zu beginnen. Die immer wiederkehrenden Schmerzen, die endlosen Sermone und Lehrstunden, die Empfindlichkeit ihres wunden Körpers nach jedem neuen Tattoo und das ausgiebige Training, haben ihre Persönlichkeit geprägt und ihren Körper abgehärtet. Wie es in ihem Kult üblich ist, trägt auch sie vollverhüllende Kleidung, inklusive einer Gesichtsmaske, die auch die Stimme mit elektronischen Echos verzerrt. Ihre Maske ist allerdings etwas besonderes, denn sie kann deren Züge verändern und echten Gesichtern ähneln lassen – nichts, das einem näheren Blick standhielte, aber genug, um oberflächliche Beobachter zu täuschen.

Auf ihren Reisen ist sie nicht immer netten und aufgeschlossenen Menschen begegnet, und auch mal ganz anderen Dingen, und hat dabei mehr als einmal Wunden erlitten. Die Narben dieser Wunden ergänzten die Geschichte auf ihrer Haut und würden ihrem Kult, nach ihrer Rückkehr, sehr viel neues erzählen ... sollte sie oder ihr Leib wieder zurückkehren. Ihren Spitznamen hatte sie sich selbst gewählt, eine simple Aussprache ihrer Initialien – er trägt zu dem düsteren Auftreten bei, welches sie sich angewöhnt hatte. Zusätzlich half es bei Kontraktverhandlungen, eine bessere Bezahlung zu argumentieren, schließlich hatte sie nachweislich reichhaltige Erfahrungen.
 

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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Figurenhintergrund "Yukimura"

In seinen Kult ist es Brauch, dass Kinder sich eigenständig nützlich machen. Oft genug probieren sich diese in allen möglichen Bereichen aus, bis sie etwas ianden, dass ihnen liegt, gebraucht wird oder sonst niemandem abdeckt. In Yukimuras Fall, war das Technik. Nicht, dass er darin etwa gut war, eher im Gegenteil. Seine Werkstücke funktionierten selten oder jemand mit mehr Erfahrung oder Können musste ihm zur Hand gehen, aber wenn er etwas reparierte, war er deutlich schneller als alle anderen. Aus diesem Grund lies man bald immer ihn als ersten an beschädigter Ausrüstung arbeiten, denn entweder es funktionierte bald wieder, oder er hatte zumindest den Arbeitsbereich schon gründlich vorbereitet.

Vielleicht lag es daran, dass er immer höflich ist, denn selbst wenn er etwas nicht konnte, wurde er immer wohlwollend behandelt. Abgesehen davon legt sein Kult wert auf korrekte Umgangsformen und darauf, andere nicht bloßzustellen. Seine Unfähigkeit mit Technik wurde ihm also nicht als Schwäche ausgelegt, sondern es wurde sein Bemühen hervorgehoben, seine Grenzen immer wieder erneut zu testen und diese auch zu akzeptieren. Er wurde ermutigt und quasi dazu erzogen, niemals aufzugeben oder sich von einer Niederlage entmutigen zu lassen. Jeder Misserfolg ist eine Chance, sich zu verbessern.

Dass er im Krieg nicht gekämpft hat, ist zwar seinem Alter geschuldet, jedoch heißt das nicht, dass er nichts davon mitbekommen hat. Die Heimstätte seines Kultes liegt abseits der alten Frontlinien, aber hie und da haben sich doch Kämpfer hierher verirrt, meist jene, die auf der Flucht waren. Einer dieser Flüchtenden, konnte seine Verfolger jedoch nicht ganz abschütteln und wurde von diesen aufgespürt. In die Enge getrieben und mit einer defekten Waffe, brach er vor Verzweiflung zusammen, denn er konnte sich nicht einmal wehren. Yukimura kroch aus seinem Versteck, griff er nach der Waffe, holte Werkzeug heraus und reparierte sie. Zwar konnte die Pistole dann nur einen einzelnen Schuss abgeben, aber das reichte dem Fahnenflüchtigen – er nahm die Waffe dankend wieder an sich, hielt sie sich unter sein Kinn und drückte ab.

Offensichtlich gab es Schicksale, die schlimmer waren als der Tod. Diese Lektion vergaß Yukimura nie, und die Waffe in seinem Gürtel würde ihn immer daran erinnern. Mitglieder seines Kultes hatten die Szene beobachtet, den Jungen für sein ehrbares Verhalten gelobt und ihm anschließend die Waffe wieder einsatzbereit gemacht. Es war auch dieses Ereignis, dass ihm genug Anerkennung im Kult eingebracht hatte, um sich eine Brutpartnerin wählen zu dürfen. Nachdem die notwendigen Zellen rituell extrahiert wurden, und die Monate der Reife absolviert waren, verabschiedete Yukimura sich wieder von ihr, denn nun war es an der Zeit, dass er das Wort des Kultes an neue Orte brachte, wie es Sitte war.
 

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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Figurenhintergrund "Natalia"

Natalias Mutter war praktisch veranlagt, für Nachwuchs bedarf es keiner Partnerschaft. Außerdem benötigte man dafür auch nicht die eigene Gebärmutter, und die Zeit, die sie das Säugen gekostet hätte, war in ihrem Aufgabenbereich viel besser investiert. Wer eine Konbina-Raumstation betreut, kann sich biologische Mutterschaft nicht leisten. Wozu auch, wenn einem ein genstisches Labor zur Verfügung steht? Dementsprechend erlebte Natalia sie als Lehrmeisterin und erst danach als Mutter, was von dieser auch durchaus beabsichtigt war. Um den Nachschub an menschlichem Material aufrecht zu erhalten, hatte der Konbina Konzern erlassen, dass jede erwachsene Person zumindest einen Nachkommen zu produzieren hat. Es gab ausreichend Leute, die bereit waren, diese Quote auf unterschiedlichste Art zu erfüllen, und andere waren dabei gerne entgeltlich behilflich.

In Natalias Fall war es reine Pflichterfüllung und sie wurde zur Adoption freigegeben, sobald die Konzerndirektiven dies zuließen. Eine andere Station hatte kurz zuvor bei einem Angriff Verluste erlitten und benötigte neue Auszubildende, also wurde Natalia aufgrund ihres Vorwissens dorthin gebracht und übernahm nach einem Jahr den Posten einer Sektionsbetreuung. Da sie immer noch danach strebte, sich ihrer Lehrmeisterin und Mutter zu beweisen, strebte sie stets danach, die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Sie schrieb ihr regelmäßig Nachrichten, die aber selten beantwortet wurden und dann meist nur sehr knapp und fast ausschließlich sachlich. Irgendwann erreichte sie dann die Botschaft, dass die Station ihrer Mutter zerstört wurde – keine Überlebenden.

Nach dieser Nachricht, arbeitete sie mehr mechanisch als mit Hingabe. Das änderte sich auch nicht, als die Station von feindlichen Kräften erobert wurde. Die Angreifer wollten möglichst wenig eigene Ressourcen investieren, also wurde Natalia in ihrer Position belassen und anfangs überwacht. Da sie aber lediglich am funktionieren ihrer Sektion interessiert war und sich dafür sogar um die Optimierung anderer Sektionen bemühte, ließ man die Überwachung nach ein paar Monaten sein. Bald merkte sie, dass ihre Arbeit sehr geschätzt wurde und sie sich daher auch einiges herausnehmen konnte, also fing sie an, ihre Dienste an immer größere Forderungen zu knüpfen. So kam sie auch an ihre KI-Spinne, die sie als Schutz vor parasitären Lebensformen gefordert hatte.

Als ihre Forderungen einmal nicht erfüllt wurden, stellte sie die Arbeit ein und suchte sich eine neue Anstellung auf einem Schiff. Offensichtlich lag der Stationsleitung das Leben der Bewohner derselben nicht ausreichend am Herzen, also widmete sie sich der nächsten „Familie“, der sie das Leben angenehmer machen konnte. Auch, wenn sie sich gut bezahlen ließ, widmete sie sich immer mit vollem Eifer dem Ziel, den ihr überantworteten Bereich zu einem Ort zu machen, den man Heim nennen könnte. Zuletzt landete sie bei einem Reparaturdock und arbeitete somit immer nur an der Heimat anderer.
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Figurenhintergrund "Philip"

Als Philip zum ersten Mal sein Bewusstsein erlangte, war er nicht mehr, als einen Aneinanderreihung von Codezeilen, die dazu geschaffen waren, einen humaoiden Körper zu steuern. Statt dessen befand er sich in einer Simulation, die ihn lehren sollte, unter anderen Humanoiden zu funktionieren und Sozialstrukturen zu verstehen. Während dieser Ausbildung war immer seine Schöpferin anwesend, auch wenn er dies anfangs nicht wusste. Sie ist eine Forscherin mit einer kosmischen Mutation, die ihr für kurze Momente ermöglichte, das volle elektromagnetische Spektrum wahrzunehmen und sogar durch feste Materie zu blicken.

Dieses Talent nutzte sie dazu, Pilips Körper vorzubereiten und bestmöglich an seine Neuralstruktur anzupassen. Eine KI in einen Körper zu integrieren ist keine unbekannte Kunst und auch halbwegs verbreitet, allerdings nutzte seine Schöpferin ihr spezielles Talent dazu, dies mit deutlich weniger technischem Aufwand zu bewerkstelligen. Außerdem strebte sie danach, mit Philip eine neue Generation an organischen Androiden zu erschaffen, was ihr allerdings nicht so gelang, wie sie es sich vorstellte, also musste sie improvisieren.

In der gegebenen Laborumgebung würde Philip nie die benötigten Ergebnisse erzielen können, also bereitete sie ihn darauf vor, auf eigene Faust Erfahrungen zu sammeln. Jeder wusste einen guten Stations- oder Schiffswart zu schätzen, also wurde Philip dazu ausgebildet, um jederzeit eine gute Anstellung finden zu können. Danach wurde er ausgesandt, sich eigenständig zu entwickeln und regelmäßig Berichte zurückzuschicken, nach Möglichkeit auch von Zeit zu Zeit Systemdiagnosen anzustellen oder für diese sogar zurückzukommen. Er fragte, wie er das am Besten bewerkstelligen könne, die Antwort seiner Schöpferin bestand aus den Ratschlägen, ehrlich zu sein und Freunde zu finden.

Leichter gesagt als getan in einer Welt, die sich im Krieg befand, aber er verstand schnell, dass jene, die ihn auf ihre Seite ziehen wollten, dies meist nicht aus Freundschaft taten. Daher versuchte er, sich bestmöglich aus dem Krieg herauszuhalten und nur Kontrakte anzunehmen, die ihn nicht an eine der Kriegsparteien banden. Das machte es nicht unbedingt einfacher, „Freunde“ zu finden, aber zumindest reduzierte er so die Anzahl an potentiellen Feinden. Dazu kam, dass manche Menschen einen gewissen Vorbehalt gegen organische Androiden haben, die von diesen abfällig als „Chromkinder“ bezeichnet werden. Es war nicht so, dass diese Art der Diskriminierung nur seine Art betraf, aber bei KIs fiel es den Leuten meist einfacher, sie als etwas geringeres als Menschen anzusehen.

Dessen ungeachtet, blieb er dem Rat seiner Schöpferin treu, und antwortete auf die Frage seiner Herkunft immer wahrheitsgemäß. Er gewöhnte sich aber an, nicht immer das volle Ausmaß der Fakten sofort darzulegen, um anderen erst die Möglichkeit zu geben, ihn ohne solche Vorbehalte kennenzulernen. Manche reagierten dann positiver darauf, manchmal fühlten sie sich aber auch betrogen und irregeleitet – es war nicht leicht, in einer Welt voller Not, Misstrauen und alten Hasses, Freundschaften zu schließen.
 

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Schon früh in seinem Leben, hat Rangi festgestellt, Stillstand ist der Tod. Dementsprechend war er immer aufmerksam, wenn es neue Dinge zu erfahren gab und blieb selten länger an einem Ort oder bei einem Arbeitgeber, als es dort etwas für ihn zu tun gab. Er nahm primär Aufträge an, die ihn nicht an Frontlinien bringen würden, bevorzugte stets Personen- und Objektschutz und achtete bei diesen immer darauf, was genau er hier beschützte. Wann immer möglich, versuchte er mit den Leuten zu reden, um da und dort neues Wissen aufzuschnappen, denn man wusste nie, wann es mal nützlich sein könnte.

Tatsächlich war es diese Angewohnheit, die ihm den kommenden Krieg vorangekündigt hat. Er begleitete ein Prospektorenteam auf der Suche nach diesen neuartigen Kristallen im Tenebris-System, ein relativ einfacher Auftrag ohne große Zwischenfälle, aber hochinteressant, da er viel von den Leuten erfuhr. Sie fanden nichts, und redeten sich ihren Frust bei jedem vom Leib, der zuhörte, da ihnen die erfolglose Mission die letzten Mittel kosten würde, zog Rangi bald weiter, denn die mitgenommene Wissenschaftlerin hatte ohne Material nichts zu tun.

Dieser folgte er in ein Labor, das mit der Untersuchung der Kristalle beauftragt wurde, und da die beiden sich schon ein wenig kannten, erzählte sie ihm ein paar der Ergebnisse, zu denen sie gekommen waren, unter dem Versprechen des Stillschweigens natürlich. Es war weniger, was sie erzählte, als wie sie das tat – mit purer Faszination und Begeisterung. Ihm war schnell klar, was Wissenschaftler derart begeistert und Pioniere dazu verleitet, ihr letztes Hemd zu riskieren, zieht Machtsuchende an.

Erst aber kam der technologische Sprung, den dieses neue Material ermöglichte. Er bewachte eines der ersten Raumschiffe mit Brückenantrieb, sowohl in der Vorbereitung zum Sprung als auch während seiner Jungfernreise, wobei es auch tatsächlich etwas mehr zu tun gab. Es waren Saboteure eingeschleust worden, die nach ihrer Festnahme natürlich befragt wurden. Rangi war bei ein paar dieser Gespräche dabei, erfuhr weitere Details über die Technik, und erkannte noch mehr Hinweise auf das, was kommen sollte.

Dem Krieg selbst ging er größtmöglich aus dem Weg, er blieb seinem Kredo treu, lieber kleine Aufträge anzunehmen, weit weg von Tenebris, die ihn dafür nicht an eine der Konfliktparteien banden oder deren Agenden kreuzten. Zugegeben, die Bezahlung war nicht immer gut, aber dafür auch mal ausgefallen, so konnte er auch bald eine alte Kryokapsel sein eigen nennen. Dass der Krieg vorbei war, erfuhr er zufällig, denn in einem Anwerbegespräch, wollte er definitiv ablehnen, als er den Namen Tenebris hörte. Der Auftraggeber erklärte ihm, dass die Konzerne ihre Ressourcen beinahe komplett aneinander aufgerieben hatten, von einem Sieger konnte man eigentlich nicht sprechen. Jetzt befand er sich also wieder dort, wo einst alles angefangen hatte, und nicht überrascht über das Elend und die Not, die ihm hier begegneten.
 

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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 3 "Der Einzug in den Kommissar"

Natalias Führung durch das Schiff wurde kürzer als sie geplant hatte, denn Rangi versicherte ihr, dass ihm ihr Wort genügte. Er hatte ihre Arbeit gelegentlich beobachten können, und wenn er eines hatte, dann ein Gespür für Leute, die etwas weiterbrachten. Decay wollte eigentlich mehr sehen, beschloss aber, dass sie sich das Schiff auch später auf eigene Faust erkunden konnte, schließlich war sie in technischen Belangen auch nicht unbewandert. Yukimura war höflich wie immer und meinte, das Vertrauen des alten Söldners reiche ihm und ergänzte: „Sie legen eine wahrhaft bewundernswerte Hingabe an ihre Aufgaben an den Tag, Frau ...“
Natalia lächelte ihn freundlich an. „Huxtable, Natalia Huxtable. Danke. Ich glaube einfach daran, dass Technologie dafür da sein sollte, unser aller Leben lebenswerter zu machen. Um das zu gewährleisten, muss man sie aber hegen und pflegen, ebenso wie ein Kind.“ Die letzten Worte wirkten nachdenklicher als der Beginn ihrer Antwort, beinahe wehmütig.
Ob das jemand bemerkt hatte, sollte vorerst unbeantwortet bleiben, denn Yukimura war, wie üblich, die Höflichkeit in Person. „Yukimura Innokenty, angenehm.“
Rangi legte Natalia kurz eine Hand auf die Schulter. „Wohl gesprochen, Frau Huxtable. Bei ihnen ist das Schiff in guten Händen.“ Danach wandte er sich an die gesamte Gruppe. „Dann sollten wir einander nun alle vorstellen. Mein Name ist Rangi Anthonsen und das da“, er deutete auf den Kasten, den der Dockarbeiter abgestellt und dann das Schiff wieder verlassen hatte, „ist meine Cryokapsel. Im Notfall kann ich sie für Heilungszwecke zur Verfügung stellen.“
Philip stellte mit Entsetzen fest, dass er sich bei Natalia bis jetzt noch nicht vorgestellt hatte, obwohl sie ihm den ihren gleich zu beginn genannt hatte. „Philip Veronesi. Ich bitte um Verzeihung. Da habe ich mich in ihr Gespräch eingemischt und fast das Geschäft ruiniert und ihnen nicht einmal meinen Namen genannt.“
Noch bevor Natalia darauf antworten konnte, schaltete sich auch Decay ein. „Jetzt machen sie sich mal keine unnötigen Sorgen, schließlich hat sich alles zu unser aller Vorteil gewandt, oder nicht?“ Sie blickte in die Runde und erntete zustimmendes Nicken von den anderen, was Philip zumindest ein wenig zu entspannen schien. „Ich bin übrigens Decay.“

Dies löste ein leichtes Stirnrunzeln bei Natalia und einen verunsicherten Blick bei Philip aus. Yukimura lächelte entschuldigend. „Versuchen sie nicht einmal, ihr diesbezüglich Fragen zu stellen. Ich bin jetzt seit fast einem Jahr mit ihr unterwegs und auch nicht schlauer geworden.“
Rangi neigte bloß amüsiert anerkennend den Kopf in Decays Richtung. „Ein passender Name für ein Leben in diesen Zeiten.“
Niemand sah es, aber bei dieser Bemerkung konnte Decay nicht verhindern, dass ihre Mundwinkel, hinter ihrer Maske, nach oben wanderten. Etwas an diesem alten Mann war ihr sehr sympathisch.
In der so entstandenen Pause, erinnerte Natalia sich daran, dass es ja noch eine Vorstellung zu machen galt. „Oh ja, ganz vergessen.“ Sie wies mit einem Arm auf die mechanische Spinne, die nie weit von ihrer Herrin entfernt war. „Diese aufmerksame Schönheit ist meine treue Wächterin Knuddel.“
Philips Panik, bei dem Gedanken mit dieser Konstruktion Körperkontakt aufzunehmen, war klar auf seinem Gesicht zu erkennen. Die anderen waren von dem Namen wohl ebenfalls überrascht, standen dem allerdings neutral gegenüber.
In Philips Kopf jagten sich die Ideen, was der Name >Knuddel< bei einer mechanischen Wachspinne alles implizierte und er musste sich anstrengen, diese zu unterdrücken. Zu diesem Zweck brachte er schnell ein neues Thema ein. „Wir sollten uns vielleicht überlegen, wer von uns die offizielle Führungsposition übernimmt. Ein Schiff braucht einen Kapitän oder eine Kapitänin, oder?“

Rangi nickte bestätigend. „Das stimmt. Für alle offiziellen Belange und außerdem auch in Krisensituationen. Wenn schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen, dürfen wir einander nicht mit unseren individuellen Ängsten und Sorgen im Wege stehen. Eine klare Hierarchie ist von Vorteil.“ Dann wandte er sich direkt an Natalia. „Frau Huxtable, sie kennen das Schiff am Besten, ich denke, sie wären durchaus für diesen Posten geeignet.“
„Ähm.“ Natalia hatte selbst noch gar nicht daran gedacht, daher kam dieser Vorschlag Rangis doppelt unerwartet. „Naja, das stimmt schon. Allerdings wäre ich dann nicht als Cheftechnikerin besser? Als Kapitänin wäre ich mehr mit befehligen beschäftigt, als mich um den Kommissar zu kümmern.“
Decay schaltete sich mit ihrer blechernen Stimme ein. „Mit Technik kenne ich mich auch aus. Sie können mich also einweisen und ich könnte diesen Posten übernehmen.“
„Als Kapitänin würde sie andererseits ein scharfes Regime führen“, warf Yukimura ein, „das kann uns auch zum Vorteil gereichen. Alternativ biete ich mich auch selbst an. Sie mögen mich als sehr zurückhaltend wahrnehmen, aber ich kann ihnen garantieren, dass ich sehr zielstrebig sein kann, wenn es um meine Aufgaben und Pflichten geht.“
Diese Aussage wurde von expressivem Kopfnicken Decays unterstrichen. „Das kann ich bestätigen.“ Sie wusste sehr gut, wie unnachgiebig er sein konnte. „Und er kann recht gut mit Leuten umgehen.“
Philip hatte den Punkt angesprochen, sich aus der Lösungsfindung aber bisher herausgehalten. Jetzt richteten sich aber acht Augen auf ihn. Sechzehn, wenn man Knuddel mitzählte, was er aber tunlichst vermied. „Ich?“ Er dachte kurz nach. „Nun, zugegeben, ich habe als Sektor- und Schiffswart einige Erfahrung, allerdings noch nie eine wirkliche Führungsposition bekleidet.“ Er sah sich nochmal in der Runde um. „Herr Anthonsen, sie scheinen mir befehlsgewohnt und sehr erfahren. Was ist mit ihnen?“

Rangi machte ein nachdenkliches Gesicht, doch bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, hatte Yukimura noch etwas zu sagen. „So wichtig die Suche nach einer Führungsposition ist, habe ich tatsächlich noch eine dringlichere Frage, die diesen Entscheidungsprozess beeinflussen könnte.“ Er machte eine kurze Pause, bis er sich der Aufmerksamkeit aller sicher war. „Was hat es mit der Notfallnummer auf sich?“
Ratloses Schweigen bemächtigte sich des Raumes, dann folgten alle Blicke dem Yukimuras zu Natalia. „Ah, ja. Nun“, sie wirkte ein wenig verlegen. „Ich hatte überlegt diese Schrift zu entfernen, aber ich dachte, man weiß ja nie.“
Decay war die erste, die ihre Ahnungslosigkeit zum Ausdruck brachte. „Was für eine Notfallnummer? Welche Schrift? Könnte bitte jemand Klartext reden?“
Yukimura blickte unverändert auf Natalia, die einmal tief durchatmete, bevor sie erklärte. „Im Verteilerschacht zur Abfallverwertung ist an einer Wand eine Nummerfolge geschrieben mit dem Verweis, diese im Notfall anzuwählen. Ich habe sie noch nicht überprüft, aus Sorge, damit die Adressaten zu vergraulen oder aufzuscheuchen. Sollte es allerdings ein ernstgemeintes Angebot sein ... warum es von vornherein ausschlagen?“ Sie wartete kurz ab, aber niemand schien sie unterbrechen oder zusätzliche Fragen stellen zu wollen. „Ich habe natürlich versucht, in der Blackbox Hinweise zu finden, aber die ist DNA-verschlüsselt und ohne entsprechende Person oder Probe nicht abrufbar.“
Nach diesem Geständnis, herrschte einige Momente lang Schweigen, bis Rangi anmerkte: „Jedes Schiff hat seine Geschichten und Geheimnisse.“
 

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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 4 "Verlorene Pläne"

Anatasij Forest wusste immer, dass er für Großes vorgesehen war. Er arbeitete hart, nutzte jede Chance, die sich ihm bot, und heuerte als junger Mann auf dem Kommissar an, weil dessen Missionen viel Gewinn und Ansehen versprachen. Dieses Raumschiff wurde 121 Jahre vor dem Krieg in den Dienst der Vodykov gestellt und für den Zweck entworfen, schnellstmöglich Erkundungsteams auf die Oberfläche potentieller Kandidaten für Kolonisation oder Ressourcenabbau zu bringen. Planeten, Monde, Asteroiden, ja sogar Gasriesen und Kometen befanden sich auf der Liste seiner Missionsziele, und in seltenen Fällen sogar noch exotischeres.

Dann begann der Krieg und Anatasij boten sich plötzlich ganz neue Chancen. Aufgrund der Erfahrung der Mannschaft, wurde das Schiff auch für militärische Aufklärungsmissionen herangezogen, außerdem sollten sie manchmal auch kleine Teams von Spezialisten hinter den feindlichen Linien absetzen. Um zu verhindern, dass die dafür notwendigen sensiblen Informationen nicht Feinden in die Hände fallen, wurde die Blackbox genetisch codiert. Nur die befehlsgebende Person oder deren Verwandte ersten Grades konnten die Codierung entschlüsseln. Um aber der Mannschaft auch die Möglichkeit zu geben, die Missionsdetails im Notfall einzusehen, wurde eine Kapsel mit entsprechendem genetischen Material mitgegeben, die allerdings nur für eine einzelne Anwendung reicht und leicht zu vernichten ist, sollten sie von Feinden festgesetzt werden.

Für Anatasij kam es jetzt noch mehr darauf an, im rechten Moment den richtigen Leuten die richtigen Dinge zu sagen, bei positiven Konsequenzen ganz vorne und bei negativen weit hinten zu stehen. So gelang es ihm, mit der Zeit immer weiter in der Rangfolge aufzusteigen, allerdings stellte er zu spät fest, dass Kommandoposten nur an blutsverwandte Mitglieder der Familie Vodykov vergeben wurden. Er fühlte sich um all die Jahrzehnte harter Arbeit betrogen und fasste nun den Plan, den Kommissar und seine Geheimnisse anders an sich zu bringen.

Seine folgenden Versuche, die Tochter des Vorgesetzten des Kommissars zu umwerben, waren nicht erfolgreich, und zuletzt musste er sich eingestehen, dass es ihm nicht gelingen würde, einen direkten Erben verfügbar zu haben. Den Plan gab er aber nicht auf, wenn nicht in dieser Generation, dann sollte es die nächste werden, also heiratete er eine entfernte Cousine, um so zumindest einen Fuß in die Tür der Vodykovs zu bekommen. Die Ehe war für ihn nur ein Mittel zum Zweck, dennoch war ihm seine Frau zugetan, schließlich war er strebsam und erfolgsorientiert. Elf Jahre nach Kriegsbeginn, wurde Kumar geboren.

Kumar wuchs in dem Wissen auf, dass er dazu ausersehen war, eine Vodykov ersten Grades zu ehelichen und das Kommando über den Kommissar zu erhalten. Da sein Vater alles tat, um ihn in den Militärdienst für den Konzern zu bringen, wurde er tatsächlich direkt nach seiner Grundausbildung auf diesen versetzt. Es half auch, dass er sich, während dieser Zeit, mit Angharad Mikhailova angefreundet hatte, die Tochter eben jener Frau, die Anatasij ursprünglich heiraten hatte wollen. Mit geschickten Manipulationen seines Vaters, gelang es Kumar regelmäßig, mit Anharad alleine oder zumindest zusammen zu sein. Zu seinem Leidwesen, war sie aber nur an einer Freundschaft interessiert.

Das war im Plan der beiden Forest-Männer nicht vorgesehen, also griff Anastasij zu einer Notlösung. Er organisierte wieder eine Situation, wo die beiden alleine sein würden und setzte die junge Frau unter Drogen,die sie zu einer leidenschaftlichen Aktion hinreißen sollte. Um sicher zu gehen, dass dabei auch ein Erbe gezeugt würde, und somit ein Grund für eine Ehe, mischte er Medizin zur Empfängnissteigerung darunter. Sein Plan sollte nur halb aufgehen.

Die Leidenschaft übermannte Angharad tatsächlich, Kumar war allerdings nicht auf die Intensität gefasst, mit der sie über ihn herfiel. In dem resultierenden, turbulenten Liebesspiel, beschädigten die beiden jungen Menschen eine Konsole. Leider befand sich der Kommissar gerade auf einer seiner sensiblen Missionen und die resultierende Fehlfunktion machte ihre Präsenz den Feinden bekannt. In dem resultierenden Kampf wurde der Kommissar empfindlich beschädigt, fiel dem Feind in die Hände und nur 5 von den 12 Besatzungsmitgliedern entkamen mit drei der Rettungskapseln. In dem Enterkampf wurde Kumar von seiner Partnerin getrennt, fand sich aber mit seinem Vater gemeinsam in einer Rettungskapsel wieder. Angharad saß mit der Kapitänin, die die junge Frau in total desorientiertem Zustand gefunden hatte, in der zweiten wieder, der erste Offizier saß in der dritten – aber davon wussten die beiden nichts.

Ihre Rettungskapsel wurde von Gesetzlosen aufgegriffen, die sich immer in der Nähe der Frontlinien aufhielten, um von eventuellen Trümmern nützliches abzugreifen. Mit ihrem Plan, so kurz vor der Vollendung vereitelt, schmiedeten Vater und Sohn einen neuen. In diesem Fall war die Beute der Plünderer zwar nicht sofort ertragreich, aber vielversprechend, denn Anatasij versicherte ihnen, dass er ihnen ein Vodykov-Schiff und dessen geheime Informationen zugänglich machen könnte. Die Gesetzlosen erklärten sich einverstanden, die beiden bei ihrer Mission zu unterstützen, mit der Auflage, dass sie getrennt agierten und ein KI-Wachtier bei sich führten, über welches sie überwacht werden können. Anatasij übernahm die Aufgabe, nach Angharad und seinem eventuellen Enkelkind zu suchen, während Kumar Nachforschungen über den Verbleib des Kommissars anstellte.

Die Jahre vergingen, der Krieg endete, und vor einem Jahr konnte Anatasij tatsächlich eine Spur der Vodykov-Tochter finden. Der Drogencocktail war nicht spurlos an ihr vorübergegangen, und sie hatte sich in einen entfremdeten Schatten ihres früheren Selbst verwandelt. Ironischerweise, hatte sie sich der Chemie zugewandt ... oder bewusst, denn ihr ungeborener Sohn war noch in ihrem Leib an den Langzeitwirkungen zugrundegegangen. Diese Informationen hatte der, alte aber noch lebendige Vater, Kumar noch nicht mitgeteilt, als dieser den Kommissar schließlich fand. Notdürftig wieder instandgesetzt und zum Verkauf angeboten, um einen Preis, den er mit geschicktem Verhandeln ausreichend drücken hätte können – wäre da nicht dieser Zwischenfall gewesen.
 

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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 5 "Aufgabenteilung"

Nachdem Rangi, Philip und Decay sich der Reihe nach die Schrift angesehen hatten, versammelten sich wieder alle in der Messe, um die Wahl abzuschließen. Rangi ergriff als erstes das Wort: „Decay sollte den Kapitänsposten übernehmen. Ich finde ein hartes Regime gut, außerdem spricht sie geradeaus.“
„Könnte uns aber nicht gerade das auch zum Problem werden“, warf Philip ein. „Verstehen sie mich bitte nicht falsch, Decay, ich denke hier an die Interaktion mit anderen Parteien.“
Decay reagierte nicht darauf, Yukimura stimmte dem jedoch zu. „In der Tat, das habe ich bisher nicht bedacht. Es machte ein schlechtes Bild, schickte unser Kapitän immer jemand anderen zum Reden vor.“
Jetzt meldete sich Decay doch. „Und du, Yukimura, bist zu glatt. Man muss dich kennen, um deinen Worten eine ernsthafte Drohung zu entnehmen.“ In ihrer verzerrten Stimme klang kein Vorwurf mit und Yukimura schien keinerlei Anstoß an der Kritik zu nehmen. Die beiden kannten einander offensichtlich schon besser.
Natalia richtete sich auf und sah zu Rangi. „Das lässt dann wohl nur noch sie als ernsthaften Kandidaten übrig, Herr Anthonsen. Angsichts ihrer offenkundigen Erfahrung, finde ich das auch angemessen.“
Niemand widersprach. Rangi brummte nachdenklich, es mag sogar ein leichtes Seufzen dabei gewesen sein. Dann nickte er aber entschlossen. „Gut. Unter einer Bedingung.“ Alle blickten zu dem alten Söldner. „Ich will Decay als zweite in der Hierarchie.“
Ein paar kurze Blickwechsel später, klatschte Natalia in die Hände. „Alles klar. Wenn wir Forderungen stellen dürfen, dann mach ich die Technik. So wie ich das verstanden habe, übernehmen sie, Yukimura, dann die Kontrakt-Verhandlungen?“
Der angesprochene bestätigte das mit einem knappen Nicken. „Bleibt noch Herr Veronesi“
Wieder richteten sich alle Augen auf den bisher stillsten Teilhaber des Kommissars. „Nun, dann werde ich Inventar und Instandhaltung übernehmen. Mit solchen Aufgaben bin ich ja vertraut.“

Nachdem es keinerlei Einsprüche zur festgelegten Aufgabenverteilung gab, nahm Rangi eine aufrechte Haltung an und räusperte sich. „Dann also an die Arbeit. Huxtable, ich vertraue ihrer Arbeit, aber checken sie nochmal alle Systeme auf Startbereitschaft. Haben sie auch Flugerfahrung?“
Natalia wackelte mit einer ihrer Hände. „Ich komme klar. Aber wenn das im Ernstfall jemand anderes übernimmt, bin ich nicht böse.“
„Dann werde ich das tun“, stellte Yukimura trocken fest. „Ich habe mir die Passage hierher als Shuttlepilot verdient.“
Decays maskiertes Gesicht drehte sich ganz langsam zu ihrem Kollegen. „Das ist neu.“
Rangi nickte nur knapp. „Gut. Sie übernehmen also bis auf weiteres die Position des ersten Piloten. Decay, gehen sie Natalia zur Hand und lassen sie sich in alles einweisen. Veronesi und ich machen derweil eine Bestandsaufnahme des Lagers und unserer Mittel, ich will mir auch die Blackbox nach Möglichkeit ansehen. Yukimura, sie werden sich nach verfügbaren Kontrakten umsehen. Sobald wir einen kompletten Überblick über unsere Kapazitäten haben, filtern sie bitte jene raus, die wir übernehmen können.“
Philip antwortete mit einem leisen „Ja, Sir“, Yukimura deutete mit dem Kopf eine knappe Verbeugung an und setzte sich in Richtung Schott in Bewegung. Natalia sah abwartend zu Decay, aber diese musterte ihren frisch gewählten Kapitän noch kurz.
Rangi reagierte seinerseits mit einem prüfenden Blick, konnte sie aber wegen der Maske nicht wirklich einschätzen. Er war nicht ganz glücklich mit dem Ausgang dieser Wahl, aber es schien tatsächlich das vernünftigste, dass er Kapitän sein würde. Schließlich wandte er sich von ihr ab und Philip zu. „Sie sehen mir wie ein kräftiger junger Mann aus, Veronesi. Seien sie so gut und helfen sie mir, meine Kryokammer gleich ins Lager zu schaffen, dort steht sie am wenigsten im Weg."

Als die zwei die Messe ebenfalls verlassen hatten, räusperte sich Natalia. „Sir, bitte mir zu folgen.“ Ihr Ton war dabei eine Mischung aus Scherz und Ernst, sie war sich noch nicht sicher, wie die Nummer Zwei der Crew ihre Position exekutieren würde.
Decay reagierte nicht auf die militärische Anrede, setzte sich aber in Bewegung. Gerade von Philip ausgebootet zu werden, hatte ihr nicht gefallen, und Rangi war nicht ihre erste Wahl als Kapitän geswesen. Allerdings hatte sie auch keine schlüssigen Gegenargumente gehabt, also war es wohl akzeptabel. Als sie Natalia folgte, schnitt sie Knuddel den Weg ab, was dieser mit einem Hochzeihen des vorderen Beinpaares und klackernden Mandibeln kommentierte.
„Sir“, beklagte sich Natalia halbherzig, „sie machen Knuddel nervös, wenn sie sich so dazwischenschieben.“
„Dann wird es Zeit, dass Knuddel einen neuen Trick lernt“, antwortete Decay distanziert.
Harte Schiene von Anfang an also, dachte Natalia bei sich und ein klein wenig enttäuscht. „Verstanden, Sir.“

Ein paar Minuten vergingen schweigend, wenn man von der zweckgebundenen Kommunikation absah. „Wie lange kennen sie Veronesi eigentlich schon?“
Als Decay sie so unvermittelt ansprach, und dann noch diese Frage, brachte das Natalia aus dem Konzept. „Hä? ... Ich meine, wie bitte, Sir? Wir sind uns bei dem Verkaufsgespräch zum ersten Mal begegnet.“
Die andere Frau schwieg, wirkte aber nachdenklich, als prüfte sie die Antwort auf ihren Wahrheitsgehalt. Dann erläuterte sie ihren Verdacht. „Sie haben den gleichen Aufnäher auf ihrer jeweiligen Kopfbedeckung.“
Die Pilotin hielt in ihrer Arbeit inne und blickte Decay direkt in die Vertiefungen der Maske, wo die Augen sitzen sollten. „Ernsthaft?“
Decay blickte zurück. „Erntsthaft. Das erklärt auch, warum der andere Kunde derartige Vorwürfe geltend machen wollte, bevor wir hinzukamen.“
Natalia blinzelte ein paar Mal und blickte an Decay vorbei ins Leere. Tatsächlich machte dessen Verhalten dadurch deutlich mehr Sinn. Veronesi hatte wirklich den gleichen Aufnäher? Sie nahm ihre eigene Kappe ab und drehte sie so, dass sie den Aufnäher über dem Schirm lesen konnte. Ein Aufnäher, den sie immer als Witz aufgefasst hatte, der sich aber auch schon als hilfreich erwiesen hatte.
>Help Wanted<
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 6 "Neuer Plan"

Das Auftragsboard zu manipulieren ist kein Scherz, sollte Kumar erwischt werden, stünde er auf der Kopfgeldliste schnell deutlich weiter oben als er es bereits tat – er könnte damit sogar seinen Vater überholen. Zum Glück hatte er zwei Vorteile. Einerseits hatte er sowieso vor, bald hier zu verschwinden, andererseits musste er nicht allzuviel tun, da er wusste, dass die neue Mannschaft des Kommissars knapp bei Kasse war. Ihrem Gespräch nach, sollten sie kaum genug übrig haben, um sich länger als ein Monat zu ernähren. Er musste also lediglich dafür sorgen, dass er einen Auftrag erwischte, der für die Mannschaft machbar, nicht zu weit entfernt und für ihn leicht beeinflussbar war.

Allein hatte er aber nicht die Fertigkeiten dafür, also nutzte er das Geld, das eigentlich für den Kommissar gedacht war, um diese Angelegenheit an einen Kontraktor abzugeben. Aufgrund der Natur dieser Aufgabe, war es entsprechend teuer, aber das Geld war so oder so dafür gedacht, an das Schiff heranzukommen. Der Plan, der ihm schließlich präsentiert wurde, war aber nicht unbedingt das, was er erwartet hatte.

Es war ein fingierter Auftrag erstellt worden, auf der Basis eines echten. Eine Minenbasis auf dem Mond Inauro wollte zum Schutz vor einer konkurrierenden Minencrew Waffen organisiert haben, Kumars Kontraktoren würden den Auftrag annehmen, und zeitgleich einen neuen auf dessen Basis einstellen. Dieser neue Auftrag war derart abgeändert, dass die Crew einen KI-Leibwächter zum Auftragsort bringen sollte, um die Mine vor Aggressoren zu schützen. Der dafür angeworbene KI-Leibwächter würde mit dem zusätzlichen Befehl versehen, den Kommissar nach seiner Ankunft am Abflug zu hindern. Kumar würde mit seinen Kontraktoren folgen und der Minencrew die seinerseits mitgebrachte Waffen im Austausch gegen den Kommissar anzubieten. Aufgrund des „Versagens“ der Kommissar-Crew, würden die Bergleute wohl akzeptieren, da sie damit bekamen was sie brauchten und einer inkompetenten Mannschaft einen Denkzettel verpassten. Den Rückflug auf dem nächsten Rohstofftransporter würden sie sich dann verdienen müssen.

Kumar gefiel diese Herangehensweise, denn über den KI-Leibwächter könnte er so schon Informationen über den aktuellen Kommissar sammeln, bevor er diesen endlich in Besitz nehmen konnte.

Einheit 5 der Kampf-, Gefährdungs- und Attentats-Prävention, kurz CHAP-5 (englisch: Combat- Hazard- & Assault-Prevention), hatte schon einige ungewöhnliche Aufträge absolviert, Sabotage und Spionage waren bisher aber nicht darunter. Zu Beginn hatte CHAP-5 Probleme damit, die geforderten Parameter mit seiner Grundaufgabe in Übereinstimmung zu bringen, aber die Auftraggeber konnten diese Diskrepanzen aufklären. Das betreffende Schiff und dessen Crew liefen Gefahr, attackiert zu werden, und um dies zu vermeiden, musste das Schiff in eine Position manövriert werden, in der gewaltsamer Widerstand keine Option mehr darstellte. So konnten Mensch und Material geschont werden.

Die beigestellten Personenbeschreibungen der Subjekte a bis E halfen CHAP-5 dabei, eines der betreffenden Crewmitglieder aufzuspüren und die notwendigen Routinen einzuleiten. Allerdings war nur für Subjekt A ein Name bereitgestellt worden: Natalia Huxtable, eine nicht unbekannte Person in diesem Ringsektor, aber bisher hatte CHAP-5 keinerlei nähere Daten über sie sammeln können. Eben als CHAP-5 erwog, sich näher über Subjekt A zu erkundigen, nahmen seine Sensoren Subjekt D wahr, denn dieses studierte eben die vorhandenen Aufträge an einem Anschlagsbrett.
„Anfrage“, schnarrte CHAP-5 die Person an, „Suche nach Kontrakt.“
Subjekt D wirkte nur kurz überrascht und reagierte mit einem leichten Lächeln. „Nein, danke. Wir haben keinerlei Verwendung für Leibwachen.“
CHAP-5 prozessierte die Reaktion kurz. „Korrektur. Sie suchen, ich biete an.“
Subjekt D lächelte weiterhin. „Nein. Wir suchen keinen Leibwächter, wir suchen einen Kontrakt, den wir mit unserem Schiff ausführen können.“
„Korrekt.“ CHAP-5 unterstrich die Aussage mit einem knappen Kopfnicken.
Subjekt D runzelte verwirrt die Stirn. „Bitte erläutern sie das genauer.“
„Kontraktangebot. Sie verfügen über ein Schiff, mein Kontraktgeber benötigt meinen Transport. Die Zieldestination befindet sich auf dem Mond Inauro.“
Ein KI-Leibwächter, der damit beauftragt wurde, einen Teil des Auftrages selbst weiterzugeben, das war ungewöhnlich. Yukimura, von CHAP-5 als Subjekt D identifiziert, überlegte, was genau ihn daran störte, kam aber zu keiner rechten Lösung. „Kompensation?“ Er beschloss, die Sache ein wenig auszudehnen, vielleicht half ihm mehr Information.
„Zusicherung zukünftiger Hilfestellung.“

Ein Gefallen also. Ein einfacher Transport vom Ring im Orbit Inauros auf dessen Oberfläche war keine große Sache, die einzigen anfallenden Kosten wären ein paar Tage Verpflegung und der Treibstoff um wieder von dort zu starten. Der Verbrauch für Flug und Landung war vernachlässigbar. Außerdem war Inauro voll von Resten des Krieges, da der Mond einmal das größte bekannte Vorkommen der Kristalle besaß. Jetzt war es ein durchlöcherter Felsbrocken, übersäht mit Schiffswracks und totem Gerät, effektiv die planetare Version des Ringes, der Inauro umgab, denn dieser bestand aus alten Schiffen, Stationen und Satelliten, die es geschafft hatten, die Kämpfe entweder halbwegs intakt zu überstehen oder lange genug in einer Umlaufbahn zu verbleiben um eingefangen und irgendwo festgeschweißt zu werden. Das klang nicht unplausibel und käme ihrer derzeitigen Situation entgegen. „Auftraggeber?“
„Minencrew. Ich bin zum Schutz vor feindlichen Übernahmen bestimmt.“
Auf der guten Seite einer Minencrew zu stehen, war auch keine schlechte Sache. Vor allem, wenn diese Minencrew eine der wenigen glücklichen sein könnte, die noch ein Restvorkommen entdeckt. Eine gute erste Chance, wenn auch gering, so zumindest mit kaum Risiko. „Koordinaten?“
„Diese sind nach Annahme des Kontraktes zugänglich.“ Mit dieser Aussage, wandte sich CHAP-5 selbst dem schwarzen Brett zu und rief den entsprechenden Kontrakt auf, der von Kumars Leuten dort hinterlegt worden war.
Yukimura studierte diesen aufmerksam und grübelte in sich hinein. „Ich werde das mit meinem Kapitän besprechen. Ich nehme an, sie werden hier zu finden sein?“
„Positiv. Meine Designation lautet CHAP-5, sollten sie mich nicht finden können.“
Yukimura nickte knapp und machte sich auf den Rückweg zum Kommissar. Er war von der Interaktion zu abgelenkt, um sich auf die weitere Auftragssuche zu konzentrieren. Wenn er nur wüsste, was ihm an der Sache komisch vorkam.
 

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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 7 "Erste Entscheidung"

Yukimura kam mit einer kleinen Auswahl an Aufträgen zurück, das meiste reine Service-Jobs und Kurierdienste, die den Kommissar entweder gar nicht, oder nur geringfügig involvierten, und die Mannschaft nie in vollem Umfang bedurften. Die Crew saß zusammen und beriet sich.
„Ich bin nicht einer Mannschaft beigetreten, um dann lauter Einzel-Jobs zu erledigen“, brachte Decay die Sache schnell auf den Punkt.
„Nachvollziehbar“, entgegnete Yukimura, „jedoch könnten solche Aufträge helfen, uns im Ring als Schiffscrew bekannt zu machen.“
„Eine Schiffscrew, die nicht als Crew agiert.“
Unerwartet schaltete sich Philip mit ein. „Ich stimme unserem ersten Offizier zu.“ Bei der Bezeichnung richtete Decay sich leicht auf. Es mochte auf andere wie Stolz wirken, Yukimura allein, wusste, dass das auch ihr Equivalent von Irritation war. Philip merkte davon nichts und fuhr fort. „Jedoch leiden wir unter Ressourcenknappheit, was längere Reisen betrifft. Wir haben einen vollen Treibstofftank, aber kaum Vorräte.“
Yukimura nickte bekräftigend. „Das habe ich mir bereits gedacht, weshalb ich diese Sammlung an Kleinstaufträgen zusammengetragen habe.“
„Nichts größeres dabei, was wir als Crew mit dem Kommissar erledigen können?“ Natalia wirkte offen enttäuscht und war sichtlich begierig darauf, das Schiff in Aktion zu sehen.
Yukimura zögerte. „In der Tat gibt es da einen Auftrag, den wir ohne großen Aufwand mit dem Kommissar erledigen könnten. Genaugenommen, könnten sie das sogar alleine, sollten wir ein paar der anderen Kleinaufträge auch annehmen.“
Natalias Interesse war sofort geweckt, jedoch mit Verunsicherung. „Inwiefern, alleine?“
„Ein Kurierdienst zu einer Mine auf Inauro.“
Alle warteten darauf, dass Yukimura mehr dazu sagen würde. Nach einer kurzen Stille, ergriff Rangi das Wort. „Karten auf den Tisch, Yukimura. Was hat es damit auf sich?“
Wieder ließ der angesprochene sich Zeit. „Nicht viel. Ein KI-Wächter soll dorthin gebracht werden. Die Crew der Mine benötigt ihn zur Sicherung. Als Gegenleistung bieten sie einen Gefallen an.“
„Das klingt doch gut.“ Rangi fragte sich, warum Yukimura diesen Auftrag nicht gleich zur Sprache gebracht hatte.
Philip nickte zustimmend. „Einen Minencrew auf Inauro hat sicherlich einiges greifbar, was sie selbst nicht benötigen, für uns aber sehr nützlich sein könnte. Dort unten liegen noch genug Schiffe und Gerätschaften herum, die noch nicht komplett ausgeplündert wurden.“ Er wandte sich dann gleich an Natalia. „Mit Glück sogar ein funktionstüchtiges Modul für den Kommissar. Damit wären wir gleich deutlich marktfähiger.“
Natalia fühlte sich hin und hergerissen. „Stimmt ... aber ...“ Sie kaute auf ihrer Unterlippe. „Aber alleine kann ich das dann nicht suchen, sichten und bergen, geschweigedenn montieren.“ Dann sah sie zu Yukimura. „Außerdem ... warum haben sie das nicht gleich zu Beginn gesagt? Warum diese ganzen anderen ... Hilfsdienste?“ Ein anderes Wort fiel ihr nicht ein.
Das war allerdings eine gute Frage, die sich mit Rangis Bedenken deckte. „Nun, Yukimura?“
Yukimura atmete einmal tief durch. „Der Auftrag wurde von den zu transportierenden KI-Leibwächter selbst an mich herangetragen. Er hat mir sogar den betreffenten Kontrakt auf dem Board aufgerufen.“
„Ich sehe das Problem nicht“, brummte Rangi.
„KI-Wächter sind reine Schutz-Dienstleister. Dass einer herumläuft und einen Transport zu ihrem Dienstgeber sucht, ist in der Tat ungewöhnlich.“ Natalia hatte als Stationswart öfters mit diesen semiintelligenten Maschinen zu tun gehabt.
Philip fühlte sich ein wenig unwohl, da er ja selbst eine künstliche Intelligenz ist, und ergriff Partei für das Subjekt des Gespräches. „Es gibt durchaus Berichte von KI-Wächtern, die erweiterte Autonomie entwickeln. Vielleicht haben die Mienenleute eine Vermittlung kontaktiert, die auf diesem Weg Zeit sparen möchte.“
Die Crew versank in allgemeines Grübeln, bis Decay die Stille brach. „Ich sage, wir nehmen den Kontrakt an.“ Alle wandten sich erwartungsvoll ihr zu. „Der Kommissar schafft die Landung, unsere Pilotin ist mit ihm vertraut, der Start sollte aufgrund der geringen Gravitation auch kein Problem darstellen. Eine Minencrew auf Inauro ist ein Partner mit großem Potential und Herr Veronesi hat recht. Die Chance, dass wir ein nutzbares Modul finden könnten, verbessert unsere Position für weitere Kontrakte erheblich.“ Insgeheim hoffte sie auf ein Lager- oder Kryomodul, denn damit könnten sie potentiell deutlich größere Strecken zurücklegen, was ihre Reichweite für ihre Mission ebenso erhöhte.
Yukimura tauschte einen Blick mit Natalia, worauf diese wieder an ihrer Unterlippe kaute. Schließlich schnaubte sie. „Gut. Ich bin auch dafür. Aber nicht alleine. Ich will die ganze Crew dabeihaben. Allein wegen der Montage, sollten wir tatsächlich etwas finden.“
Rangi sah sich fragend in der Runde um, Philip zuckte mit den Schultern, Decay nickte nur knapp. „Okay. Aber wir sehen uns dennoch die anderen Kurierkontrakte an, vielleicht können wir auf dem Weg was dazuverdienen. Vorräte zum Beispiel.“ Mit einem Seitenblick auf Yukimuras Pistole, fügte er dann hinzu: „und vielleicht sogar Waffen. Sicher ist sicher.“

In der Tat gab es gleich drei Kurierdienste, die zu naghegelegenen Ringsektoren führten, also beschlossen sie, sich für diese doch kurz aufzuteilen. Der Ring war zu Inauro geostationär, drehte sich also mit der gleichen Winkelgeschwindigkeit und in die gleiche Richtung wie der Mond. Die Sektoren waren grob nach den Winkelmaßen nummeriert, damit man sich leichter orientieren konnte. Der Kommissar lag derzeit an Sektor 279 angedockt, zwei der Kontrakte führten zum Sektor 284 und einer zu 276. Sektor 276 war auch ohne Schiff innerhalb eines Tages zu erreichen, und da Philip und Yukimura beide einen leichten EVA-Anzug besaßen, machten sie sich dorthin auf den Weg. Sie würden versuchen, die Bezahlung in Waffen zu erhalten oder umzutauschen. Der Rest nahm den Kommissar zum Sektor 284, mit dem Ziel die Bezahlung in Nahrung und Wasser umzusetzen, und würde die anderen beiden danach aufsammeln. Philip und Yukimura würden alle paar Stunden einen Bericht über ihren Fortschritt und Standort in das Ringnetz setzen, Rangi wollte diese dann abrufen und beantworten, sobald sie wieder angedockt waren. Funk entlang des Ringes war zwar möglich, aber langsamer und, durch die Unmengen an überlagernden Frequenzen in dem regen Treiben, unzuverlässig.
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 7 "Erste Geschäfte"

„Bist du dir sicher?“ Philip und Yukimura drifteten langsam durch den gebrochenen Verbindungstunnel. Vorsichtig hangelten sie sich von einem Griff zum nächsten, wobei diese meist eher behelfsmäßig waren, stellenweise sogar nur mit Klebeband befestigt. Sie hatten sich mit einem direkten Kabel verbunden, um ungestört miteinander reden zu können, ein paar Griffe vor ihnen, hantierte eine weitere Gestalt in einem EVA-Anzug an einem Schott.
„Ja, und jetzt beruhige dich endlich.“ Yukimuras Stimme war fest und bestimmt. „Wollte er uns reinlegen oder ausrauben, hätte er mehr Aufwand als Gewinn. Hast du seine Blicke nicht gesehen?“
Philips Schweigen schien ihm als Antwort zu genügen.
„Er weiß, dass wir nichts lohnenswertes dabei haben. Außerdem ist er von hier und will es sich sicher nicht mit den Empfängern unseres Pakets verscherzen.“
„Woher willst du das wissen?“ Philip schien nach einem Grund zu suchen, dem Mann, der sich als Baldarich Neroni vorgestellt hatte, nicht zu vertrauen.
„Einfach. Er hat beim Nachdenken nicht uns angesehen, sondern den Blick nach innen gerichtet, sobald wir ihm gesagt haben, wen wir suchen. Er kennt hier also Leute. Außerdem wollte er als Gegenleistung der Vermittler unserer weiteren Transaktionen hier sein, das geht nur, wenn er in diesem Sektor etabliert ist. Fängt er jetzt an, Kuriere von außen abzuziehen, macht er sich nur selbst das Geschäft kaputt.“
Die Diskussion schien damit beendet, auch wenn Philip darüber nicht restlos glücklich war. Baldarichs Angebereien über seine Taten und Leistungen im Krieg, fand der Android nicht sehr sympathisch, und die hochgestylten Robohände schreckten ihn aufgrund derselben mittlerweile ebenso ab.

Die beiden hatten den Mann in einer Seilbahnstation getroffen, die zwei Teilsegmente ihres Zielsektors verband. Während der Wartezeit, hatte Philip ihn wegen seiner künstlichen Hände interessiert angesprochen, woraus sich schnell ein recht informatives Gespräch ergab. Mit wachsendem Unmut, bereute Philip bald, mit Baldarich in Kontakt getreten zu sein, aber Yukimura hatte erkannt, dass dieser versuchte, die beiden auszuhorchen. Information war offensichtlich sein Geschäft, also begannen die Verhandlungen. Am Ende der Gondelfahrt, sagte Philip nichts mehr, Yukimura und Baldarich schlugen aber geschäftsmäßig ein. Informationen über den Grund ihres Hierseins, was sie mit dem Verdienst erwerben wollten, und wie sie wieder von hier weiterzureisen gedachten, waren neben den Vermittlungszusagen die ganze Bezahlung dafür, dass er sie schnell und sicher an ihr Ziel brachte. Denn selbst mit Adresse, war der Weg dorthin oft beschwerlich, wenn man die Gegend nicht kannte.
Baldarich hielt sein Wort. Das Schott brachte sie direkt zu einem Verteilersegment, von dem aus, sie in wenigen Minuten beim Empfänger ihres Paketes ankamen. Tatsächlich hatten sie dann noch eine Stunde mehr Zeit, als gedacht, um ihre Besorgungen zu machen, was durch die Kontakte ihres neuen Bekannten weiter vereinfacht wurde. Als der Kommissar schließlich andockte, besprachen sie sich schnell mit Rangi und dem Rest der Mannschaft, zahlten Baldarichs Händler aus, und präsentierten ihre Erwerbungen.
Rangi, Decay und Natalia hatten Wasser und Proviant für 5 Tage besorgt. Konzentratpaste in Tuben und Pseudobrot, nicht sehr schmackhaft, aber immerhin überlebt man damit. Yukimura und Philip hatten ein Vibromesser, einen Graviton-Dolch und einen KI-Revolver erwerben können, ebenso je ein Magazin Munition für letzteren und Yukimuras Pistole.
„Nicht gerade ein Arsenal, aber was will man mehr, um 300 Holos.“ Rangi wirkte zufrieden. „Gut gemacht, Leute. Und jetzt machen wir uns an unseren richtigen Auftrag.“
Was ermutigend klingen sollte, erzielte leider den gegenteiligen Effekt. Alle hatten plötzlich das Gefühl, niedere Botenläufer zu sein, denn selbst ihr sogenannter richtiger Auftrag war ja nichts anderes als die Zustellung eines humanoiden Roboters. So machte sich der Kommissars also, mit bedrückend schweigender Crew, auf den Weg.
 
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