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Ebene 7 - Einen hab' ich noch ...

Shadow

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Eigentlich sollte Shadow nach all diesen Ereignissen nichts mehr überraschen, oder doch?
Zumindest dieser Ebene war es erneut gelungen.
 
Ratte wirkt immer noch nachdenklich, als er neben Shadow erscheint. Aber das ändert sich schnell, als er erkennt, wo sie sind. "Oh Mann ... das wird dir vielleicht nicht gefallen, Blackie. Und euch auch nicht, Adamantu. Hier wirkt gar keine Magie ... außer vielleicht der mächtigsten, damit kann man zumindest eine Kerze anzünden ... wenn man gut ist." Er wirkt entspannt, dies sollte ihre Verfolger - falls es denn welche gibt und falls es sich um solche handelt, wie er vermutet - deutlich bremsen. "Und es gibt Trolle die keinen Spaß verstehen, wenn man keinen Spaß versteht, wenn du verstehst was ich meine."

Die von Tundra beherrschte Landschaft ist durchsetzt von kleinen Hügeln und vereinzelten dichten Nadelwäldchen in denen sich hie und da sogar fremdartiges Wild zeigt. Fremdartig insofern, da es zwar im Allgemeinen dem normalen Wild ähnelt aber insgesamt ... robuster wirkt. Dickeres und gröberes Fell, größere und spitzere Zähne, wuchtigeres und bedrohlicheres Geweih, sehnigere und stärkere Muskeln ... so als wüssten sie sehr gut, wie sie sich zur Wehr setzen konnten und auch mehr als fähig dazu sein. Sogar die Schneehasen scheinen zu sagen >Na komm, trau dich nur, ich mach dich fertig<. Aber das eigentlich wichtigste und hervorstechendste Merkmal dieser Ebene, sind die Flüsse, welche sich etwa alle hundert Meter durch die Landschaft schlängeln und von zahlreichen Brücken überspannt werden.
 
Shadow genießt die frische Luft mit einem tiefen Atemzug und streckt die Arme aus, dann fällt ihr auf, dass einer ihre Arme viel zu schwer ist und erinnert sich an Adamantu.
Sie geht in die Knie, damit er nicht so tief springen muss, doch selbst dann rührt er sich nicht.
"Jetzt sei nicht so faul!"
Sie runzelt die Stirn stellt ihn dann aber einfach ab. Wieder nimmt sie einen tiefen Atemzug und streckt ihre Arme aus.
"Man, tut das gut. Damit habe ich jetzt echt nicht gerchnet. Nach diesen ganzen düsteren und engen Räumen ... keine Magie klingt doch klasse und saftige Beute hat es hier auch. Was für ein Traum! Was dagegen, wenn ich mir eine kleine Pause gönne und eine Runde jagen gehe?" Wie meinst du das mit den Trollen? Müssen wir sie vermöbeln? Kein Ding, aber kann das warten?"
Shadows blicken wenden sich wieder dem Wild zu.
 
Rattes Lachen ist herzhaft, aus vollem Halse und gleichzeitig traurig. "Blackie ... du hast ja wirklich KEINE Ahnung ..." Er sieht sie lächelnd an, aber dann wird sein Ausdruck ernst und mitfühlend. "Wir, wir Formwandler SIND magische Wesen ... ohne Magie, können wir uns nicht verwandeln. Dann bleiben wir, was wir gerade sind ... und Adamantu kann, wenn er auch nur ansatzweise ist, was er erzählt hat, maximal mit uns reden ..." Ein tiefer Seufzer entfährt ihm, dann blickt er ihr direkt ins Gesicht. "Warum sonst glaubst du, sind die Magier so interessiert an uns? Weil wir von Natur aus können, was sie nie zu beherrschen gelernt haben." Dann aber wird sein Blick hart. "Nur deshalb, habe ich mich überhaupt mit ihnen beschäftigt. Im Gegensatz zu ihnen, sind WIR nämlich dazu fähig, IHR Handwerk zu begreifen und zu nutzen. Ich habe diese Brücke überquert. Und genau aus diesem Grund muss ich beenden, was ich begonnen habe ... wenn sie nämlich meine Schritte zurück verfolgen, dann könnten sie UNSERE Fähigkeiten erlangen ... und dann brauchen sie uns nicht mehr ..."

Shadow spürt, wie sehr ihm das zu schaffen macht. "In meinem Bestreben, ihr Joch abzuwerfen, habe ich ihnen einen Weg bereitet. Ich muss die Felder meiner Saat verbrennen oder ihnen die Ernte überlassen ... was haben die Menschen aus mir gemacht?" Adamanturatte's Körper leuchtet leicht als Antwort auf Ratte's emotionalem Aufruhr. Die Magie der Steine erinnert sich an denjenigen, der sie gebunden hat.
 
Adamantu hatte gerade ganz andere Sorgen. Kaum war Shadow mit ihm durch die Tür gegangen, da war plötzlich alles aus. Licht weg, Ton weg, klassischer Totalausfall. Eine Vorwarnung hatte es nicht gegeben. Und da er nun auch keinerlei Tastsinn besaß, spürte er auch nicht wie Shadow ihn hinstellte, genauso wie er vorher auch nicht gehört hatte, wie sie ihn angesprochen hatte.
Aus die Maus.
Also die Ratte.
Jemand anderer wäre jetzt vielleicht verrückt geworden, aber Adamantu wurde es nicht. Natürlich war es frustrierend, aber im Gegensatz zu anderen liebte er das Schwarz. Diese absolute Dunkelheit und Stille. Der heilige Ort obsidianischer Perfektion. Das Schwarz.
Er hatte Shadow davon erzählt.
Und auf dieses Schwarz konzentrierte sich der Obsidianer. Es gab nichts zu fürchten, nichts zu hassen. Das Schwarz umfasste ALLES. Die gesamte materielle Existenz spielte sich im Schwarz ab, wovon man eine kleine Ahnung bekommen konnte, wenn man nachts in den Sternenhimmel sah.
ALLES wurde umarmt vom Schwarz.
Wenn man wußte, wie man mit dem Schwarz umging, dann konnte man Kraft daraus ziehen und Adamantu wußte wie das ging. Er wußte, das das Schwarz alles barg, was er brauchte. Es würde ihm geben, was nötig war.
Und so war es auch. Nach einem Augenblick von Ewigkeit, da zeigte sich Adamantu etwas. Erst in weiter Ferne, ein Lichtpünktchen. Doch geübt träumte der Obsidianer weiter zum Lichtlein, das immer rascher an Größe gewann. Als sich im Licht langsam ein Bild erahnen ließ, da prallte Adamantu plötzlich gegen etwas festes. Obwohl fest hier relativ zu betrachten war, weil es doch irgendwo nachgab. Eine Barriere konnte man das nicht nennen. Adamantu hatte schon mit vielen Astralschilden, Manabarrieren oder artverwandten Schutzzaubern zutun gehabt und davon war es bestimmt keiner. Am ehesten konnte man das Gefühl mit einem Magneten beschreiben, der abgestoßen wurde, nur das man selbst dieser abgestoßene Magnet war.
Aber als er sich einige Male dagegengestemmt hatte, erinnerte sich der alte Obsidianer, das er auch schon mit soeiner Art Phänomen in Berührung gekommen war. In einer seiner letzten Inkarnationen, war er nämlich auf Leute getroffen, die als Schutzmaßnahmen gegen die zyklische Dämonenplage, eine Art von Bann verwandten, der Magie abstieß. An sich eine gute Idee und ein fairer Tausch, wenn man auf Magie verzichtete und mit ihr auf Dämonen, aber das kam für Adamantu natürlich nicht in Frage und den Grund merkte er jetzt gerade nur zu deutlich.
Es tat auch weh. Je mehr man sich dagegenstemmte, desto mehr.
Aber Adamantu wäre kein Tiefensänger des flüssigen Kerns geworden, wenn er sich davon abhalten ließe. Ein Wesen, das ins Feuer stieg, um gesplitterte Haut und geborstene Knochen einer heilsamen Schmelze zu unterziehen, wußte mit Schmerz umzugehen.
So drückte Adamantu immer stärker und stärker. Er beharrte auf seinem Geburtsrecht, der Kontrolle über den Stein. Er bestand nicht nur aus Stein, er beherrschte nicht nur den Stein, er WAR verdammt nochmal der Stein.
Trotzdem wäre selbst das noch nicht genug gewesen, um bis ganz zum Bild im Licht zu kommen. Gerade hörte der Obsidianer leise erste Worte, da hätte es ihn fast wieder zurückgeschleudert, wenn da nicht etwas zum festhalten gewesen wäre, das kurz vorher noch nicht da gewesen war. Es war nichts anderes, als die astralen Formen der Zaubersteine, aus denen Adamantu's momentaner Körper bestand. Jede Zaubermatrix hatte die Form des Steines, in dem er gesteckt hatte, bevor alles zu einer Ratte geworden war. Adamantu war das nicht gewesen, der nach ihrer Magie gegriffen hatte, denn er brauchte seine ganze Kraft, um sich vorwärts zu ziehen. Sehen konnte man die Zaubermatritzen auch nicht, dafür wurde die Magie zu stark unterdrückt. Aber spüren konnte er sie. Spüren, anfassen und sich so festhalten und vorwärts ziehen.
Als Adamantu schließlich so nah am Licht war, das er deutlich ein Bild sah und auch Ton hörte, da fragte Herr Ratte gerade, was die Menschen aus ihm gemacht hatten.

Adamanturatte: "Das..kann..ich..ihnen..leider..nicht..beantworten..Herr..Ratte."

Sagte der Obsidianer ebenso angestrengt wie wahrheitsgemäß.
 
Shadow nähert sich Ratte und bleibt nur wenige Zentimeter vor ihm stehn. Dann blickt sie ihm ernst und entschlossen in die Augen.
"Wir sind keine magischen Wesen."
Dann entfernen sich ihre Schritte und sie geht neben Adamantu in die Knie.
"Aber er schon. Das hab ich total vergessen. Was geschieht mit ihm? Ist er ..."
oO Tot?Oo
"... verletzt?"

Und da beginnt er auch schon zu sprechen oder versucht es zumindest. Für einen kurzen Moment lächelt Shadow vor Erleichterung, doch dann wird sie wieder ernst.

"Sie brauchen deine Spur nicht", wendet sie sich an Ratte und dreht ihren Kopf, immer noch kniend, in seine Richtung, "sie haben bereits eine Methode gefunden. Unsere Gabe ist erblich."
Shadow starrt auf den Boden und erbleicht.
 
In Ratte bricht etwas, beinahe sogar hörbar, zumindest, wenn man ihn kennt. Einen Moment blickt er auf Shadow hinab. "Lasst uns gehen. Heb Adamantu hoch, es ist schon erstaunlich, dass er Worte von sich geben kann. Mehr dürfen wir hier von ihm nicht verlangen." Damit dreht er sich um und geht auf eine der Brücken zu. Dort lösen sich fast sofort zwei Gestalten aus den Schatten darunter und bauen sich am Zugang derselben auf. Die Trolle hier sind groß und ein wenig unförmig, ähnlich knorrigen Laubbäumen, aber aus ihren groben und verzogenen Visagen blicken intelligente und charismatische Augen. "Kommt ein nackter Mann in eine Bar," fängt der eine Troll an, "fragt ihn der Barkeeper dreckig grinsend: >Darf ich raten, was es sein soll? N Kurzer?" Darauf antwortet Ratte: "Ne, von dir nehm ich nix," und grinst. "Der war schon alt, als ich das erste Mal hier war. Was is los, Jungs? Wenig Verkehr?" Darauf grinst der andere Troll breit und meint: "Klar, seine Frau ist ja wieder daheim." Der erste Troll funkelt den zweiten darauf hin böse an. Dann brechen alle beiden und Ratte in schallendes Gelächter aus.
 
Shadow trägt Adamantu auf beiden Armen vor ihrer Brust, beinahe wie ein Baby. Mit langsamen Schritten folgt sie Ratte und beobachtet die Situation völlig perplex.
"Oh. Hallo. Freunde von Dir?"

Wie für Trolle üblich, sind auch diese Exemplare ausgesprochen hässlich und haben einen markanten Eigengeruch.
oO Fehlen nur noch die Fliegen über den Kopf. Wobei für Trolle riechen sie noch ganz erträglich. Liegt es an der Kälte? Oder hat mein Geruchssinn einfach nachgelassen? Wenigstens sind die beiden lustig drauf und erschlagen und nicht gleich mit einer Keule. Oder Bäumen. Oo

Da Shadow immer noch nicht begriffen hat, wie das hier so abläuft, steht sie einfach nur da und wartet mit leicht gerunzelter Stirn ab. Mit der Adamantu-Ratte in ihren Armen macht sie einen ungewohnt hilflosen Eindruck.
 
Und Adamantu ebenfalls, nur das er nicht nur den Eindruck machte. Der sonst so starke Steinmensch, konnte mit all seiner Kraft nur piepsen.
Das zwei der drei Neuankömmlinge einen hilflosen Eindruck machten, konnte der heimischen Tierwelt nicht verborgen bleiben.

Killerkrähe 1: "Du, Fred, guck mal. Menschen."

Killerkrähe 2: "Was ? Wo ? Ich dachte, wir hätten ein Spray dagegen benutzt."

Killerkrähe 1: "Scheint, als ob die Werbung wiedermal übertrieben hätte. Dort drüben sind sie und sie haben was Glitzerndes bei sich."

Killerkrähe 2: "Hey, tatsächlich. Hmmm, die sehen nicht sehr kräftig aus. Solln wirs probieren ?"

Killerkrähe 1: "Klar, Fred, wieso nicht. Es ist eh unfair, das die blöden Trolle immer alles bekommen. Außerdem kann ich diese blöden Witze nicht mehr hören."

Killerkrähe 2: "Warum, Klaus ? Du hast Witze doch immer gemocht ?"

Killerkrähe 1: "Schon, aber sie funktionieren nich. Oder hat dich in letzter Zeit mal ne Olle lustig gefunden ?"

Killerkrähe 2: "Nöö, stimmt."

Killerkrähe 1: "Eben. Unsere Trolle sind Scheiße. Das sind die unlustigsten Arschgeigen überhaupt. Aber wenn wir so ein Superduperfunkelglitzerdingbums hätten..."

Killerkrähe 2: "...dann würden die Weiber auf uns fliegen. Du bist ein Genie, Klaus."

Killerkrähe 1: "Du hast Recht, Fred, warum soll ich lügen. Aber erzähls nich weiter."

Damit flatterten die beiden großen Krähen hoch, mit der Absicht, das hübsche glitzernde Dingsbums der Menschen zu klauen und damit mal tüchtig in den Puff zu gehen.
Und welcher Augenblick konnte besser geeignet sein, als wenn die Menschen gerade mit den Trollen abgelenkt waren und die Trolle mit den Menschen ?
 
Ratte und die Trolle sind so sehr voneinander abgelenkt, dass Shadow einfach weiterläuft und die Brücke betritt.
In diesem Moment empfindet sie es als besonders störend, keine ihrer Hände freizuhaben.

"Ich hoffe Du verzeihst mir das", flüstert sie Adamanzu zu und verstaut ihn in ihrem Beutel. Zumindest versucht sie es. Anstatt in einer geräumigen Rumpelkammer mit zahlreichen nützlichen Dingen wie Waffen, Speisen, Medizin, verzauberten Artefakten und sogar einem Zelt zu landen, verschlingt die Öffnung Adamantu nur zu Hälfte - eben wie ein gewöhnlicher Beutel.

oO Verdammt. Das Teil ist ja magisch! Was ist jetzt mit meinen Liebsten? Oo
Sie drückt Adamantu etwas fester hinein und überprüft den Halt des Beutels, damit er nicht hin und her baumelt. Daraufhin verstaut sie ihre Hände in zwei ihrer - nicht magischen - Manteltaschen, die immerhin ein paar ihrer Liebsten beherbergen.
Sie blickt noch einmal zu Ratte, dann geht sie einfach weiter.
 
Ein dritter Troll scheint sich geradezu auf der Brücke zu materialisieren, so schnell und plötzlich schwingt er sich von darunter über das Geländer und direkt vor Shadow. "Was haben wir denn hier? Willst wohl die Maut prellen? So nicht, kleine Schwammhaut. Witz oder sitz."
 
Hätte sich das alles in der gewohnten Welt abgespielt, dann hätte Adamantu mit dem Troll dort als zweieinhalb Meter großer Steinklotz auf Augenhöhe reden können, aber weil die Dinge nunmal anders standen, oder in seinem augenblicklichen Falle steckten, befand sich der Obsidianer in einem jetzt unmagischen Beutel und hatte Mühe, die Welt auch nur wahrzunehmen. Das machte den Troll auf der Brücke zu einer sehr viel größeren Angelegenheit, als es hätte sein sollen.
Aber diese Trolle waren sowieso keine richtigen Trolle, sondern Konstrukte dieser künstlichen Dimensionsebene und gehorchten sowieso nicht den Gesetzen der physikalischen Ebene, sondern eben dieser hier und diese Ebene schien etwas anderes zu fordern als Reime. Der dritte Troll dort hatte es ebenso kurz wie klar in Worte gefasst.
Witz oder sitz !
Ob dieser fordernde Reim ein Nachhall der vorherigen Ebene war ?
Egal. Es galt die Forderung zu erfüllen. Die Parole lautete Humor. Das jeoch war eine sehr komplizierte Disziplin für Adamantu. Für ein geschlechtsloses, urelementares und inkarniertes Zauberwesen fand er einfach andere Dinge lustig als Fleischlinge. Das war sicherlich nachzuvollziehen, würde die Trolle dort aber nicht die Bohne interessieren. Deshalb analysierte er die Dinge, die er bisher von den anderen gehört hatte und stellte fest, das die hier geforderten Witze, sich auf die Beziehung zwischen den Geschlechtern bezogen, womit es auf ein Terrain ging, auf dem Adamantu sich so überhaut nicht heimisch fühlte. Er hatte ebend kein Geschlecht und hatte auch noch nie eines gehabt.
Allerdings hatten sich doch die allermeisten Lebewesen für eine Zweigeschlechtlichkeit entschieden, also mußte da irgendetwas dran sein. Anders als andere Obsidianer simulierte er nicht nur ein Verständnis für Fleischlinghumor, er versuchte ihn wirklich zu verstehen. Leider war er bisher noch nicht allzu weit gekommen und bis dahin mußte er sich mit einem ausweniggelernten Repertoire an Standardwitzen behelfen. Diese benutzte er immer dann, wenn es ihn an einen Ort wie eine Taverne verschlug oder auf eine Feier. Manchmal reichten schon ein paar gutgeleunte Leute.
Diesmal waren es aber Trolle.

Adamanturatte: "Verzeihung, Frau Obsidianfell, ich weiß nicht ob es ihnen etwas nützt, aber ich habe in meinen Erinnerungen etwas gefunden. Könnten sie vielleicht diese pointierte Lustigkeit gebrauchen ?

Ein Domteur betritt die Manege eines Zirkus', begrüßt alle Anwesenden und bietet jedem 1000 Goldstücke, der das Vorgeführte nachmachen könne. Dann führt er ein Krokodil herein, baut sich vor dem Tier auf und schlägt es mit einem Knüppel auf den Kopf. Die Panzerechse reißt daraufhin die ihr Maul auf. Als nächstes macht der Domteur seine Hose auf, hält sein Gehänge in das Krokodilmaul, schlägt das Tier nun zweimal auf den Kopf und läßt damit das Maul zuschnappen. Dann schlägt er nach einer Kunstpause erneut einmal auf den Krokodilkopf, das Maul öffnet sich und der Domteur präsentiert sein unversehrtes Gemächt der staunenden Menge.
Dann wiederholt er sein 1000 Goldstücke schweres Angebot. Wer das nachmachen könne, der solle sie bekommen.
Es herrscht absolute Stille.
Schließlich meldet sich nach einer Weile eine altes Mütterchen.
'Ich täts schon machen, Herr Domteur. Aber bitte schlagen sie mich nicht gar so fest auf den Kopf, ja ?'

Sollten wir noch etwas rausbekommen, dann darf der Herr Troll den Wechselwitz gern behalten, das können sie ihm sagen, Frau Obsidianfell."


Der gehandykappte Obsidianerr war sich nicht sicher, ob er das Thema dieser Brücke richtig getroffen hatte, aber einen Versuch war es sicher wert.
 
"Was? Maus? Witz?"
oO Wo kommt der denn jetzt her? Ich soll also bei der Witz-Runde mitmachen? Oo


Mit einem munteren "Hey" verschaffte sie sich Gehör, doch zunächst blieb es bei dieser Einleitung, denn plötzlich hörte sie Adamantu flüstern.

"Warte, das kann ich mir nicht merken", unterbrach sie Adamantu.
"Hey", leitete sie erneut ein, damit der Troll auch wusste, dass sie ihn nicht vergessen hatte. Dann löste sie den Beutel und hielt in so hoch, wie möglich.
"Ich hab eine Sackratte", witzelte sie und dann setze Adamantu seinen Witz drauf.

oO Hoffentlich flüstert Adamantu laut genug. Oo

Als er fertig war, schmunzelte sie.
oO Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut! Wie gern würde ich die Blicke des Dompteurs sehn! Oo
 
Auch die beiden anderen Trolle und Ratte hatten mittlerweile mitbekommen, dass auf der Brücke gehandelt wurde und lauschten aufmerksam. Nach Shadows erstem "Hey" war alles still geworden - bis auf die Grille, die sich auf dem Schulterblatt eines der Trolle ausruhte - und Troll Nummer 3 blinzelte sie abwartend an. Als sie dann, nach dem zweiten "Hey" Adamanturatte mit ihrem Spruch präsentierte, hörte man anschließend für einen kurzen Moment nur Adamantus leise Stimme - ja, sogar die Grille hielt inne. Die Trolle blickten auf die Kristallratte, dann auf Shadow und schließlich auf Ratte. Ratte konnte nicht anders und fing als erster an zu grunzen, was sofort einen wahren Anfall an Gelächter auslöste. Adamantus Witz ging fast unter, aber der näheste Troll war nahe genug und quittierte das mit "Ist ja ekelhaft. Aber gut."

Als sich alle wieder beruhigt hatten, gaben die Trolle die Brücke bereitwillig frei. Einer der Trolle klopfte Shadow anerkennend auf die Schulter und meinte "Geniale Ansage, Mädchen. Als Frau mit einem Typen namens Ratte so nen Spruch mit passenden Requisiten ... Hammer."
 
Könnten Zaubersteinratten schwitzen, diese hätte es getan. Einmal vor Anstrengung und zum Zweiten wegen der Aufregung. Humor wirkte noch nichtmal bei allen Fleischlingen gleich. Was für den einen lustig war, mochte den anderen beleidigen. Mit Witzen mußte man vorsichtig umgehen und Adamantu hätte mit sowas gefährlichem garnicht erst angefangen, wenn der Brückentroll nicht darauf bestanden hätte.
Glücklicherweise war man gnädig mit ihm.
Das Lachen der anderen war für ihn doppelt befreiend und er hätte dabei fast seine Konzentration und damit seinen Halt verloren. Doch er konnte sich noch halten.
Wieder aber hatte sich gezeigt, wie unberechenbar humoristische Angelegenheiten waren. Shadow hatte mit einem Hey und einem kurzen Satz mehr Wirkung erzielt, als Adamantu mit seinem auswendiggelernten Zirkusvortrag.
Er hoffte, das er hier bald wegkam, doch man sollte nicht nur mit Witzen vorsichtig sein, sondern auch mit dem, was man sich wünscht.
Da es für ihn sehr anstrengend war und der ganze Witz ihn erschöpft hatte, sagte Adamantu nichts weiter und wartete darauf, das er eingesammelt wurde.

Die beiden Krähen aber konnten sich nicht mehr halten. Klaus und Fred wollten das Ding, das nicht nur funkelte, sondern auch noch Witze erzählen konnte, nun mehr denn je haben. Als geübte TagTeam-Partner stießen sie herab und wollten es in bewährter Manier angehen. Der Erste lenkte ab, der Zweite schlug zu. So eine Ratte war ja nicht allzu schwer und wenn sie dann auch noch so unbeweglich herumlag, dann strampelte und biss sie auch nicht nach ihrer Entführung.
Die fast perfekte Beute, nur das man sie nicht fressen konnte.
 
Als der Troll Shadow auf die Schulter klopfte, wäre sie beinahe umgefallen - hätte sie nicht instinktiv den passenden Schritt zum Ausgleich gemacht.
"Ihr seid klasse. Nur auf Ankh-Morpork bin ich bisher ähnlich schrägen Trollen begegnet. Jetzt müssen wir aber weiter, machts gut, Jungs."
Sie befestige die 'Sackratte' wieder und winkte mit einer Hand zum Abschied.

Dann ging sie voran und musste immer wieder einen etwas größeren Schritt machen, da hin und wieder einzelne Bretter der Hängebrücke fehlten.
Am Ende fand sie nur eine kleine Fläche, die zur nächsten Brücke führte. Immerhin hatte es bei diesem Zwischenstopp genug Platz für ganze vier Trolle, die an einem gemütlichen Lagerfeuer saßen.
oO Hier will ich kein Holz holen müssen.Oo
Shadow blickt noch einmal zur Brücke - insbesondere den fehlenden Brettern - zurück.
oO Die Trolle wohl auch nicht. Oo

"Ein nackter Mann auf dem Marktplatz ...", versuchte Shadow ihr Glück, doch weiter kam sie nicht.
Eine der Trolle erhob sich und verdrehte die Augen, "Nein, nicht noch einer dieser langweiligen Späße unserer Kollegen! Die kennt doch jeder!"

"Genau", stimmte ein weiterer Troll zu und erhob sich ebenfalls, "wir erschaffen dagegen ständig Neues! Worte, die ihr noch nie gehört habt."

"Wir stellen euch ein Rätsel", meldete sich wieder der erste Troll "witzige Rätsel. Legen wir los: Was ist bunt und läuft über den Tisch davon?"

Die übrigen drei Trolle grinsten bereits wissend - so unbekannt konnten ihre Späße also nicht sein.

Shadow grübelte.
oO Ein unlustiger Narr? Bunt und hätte einen Grund zum Fliehen ... aber was ist daran witzig und was neu? Mit dieser Antwort bin ich wohl selbst der Narr. Oo

Wie die Trolle auf ihre Antwort reagieren würden, erfuhr sie nicht, denn sie machte sich durch ihre Unaufmerksamkeit auf ganz andere Weise zum Narren. Ihre geschwächten Sinne, die nur noch die Schärfe eines gewöhnlichen Menschen hatten, warnte sie reichlich spät vor Fred, der einen Sturzflug auf die Tasche anpeilte, in der sich Hel befand.
oO Ausgerechnet Hel! Mein geliebtes Stilett.Oo
Rasch presste sie beide Hände auf die Tasche und gab somit den Beutel frei.
Das war Klaus Chance, seinem Namen gerecht zu werden!
 
Klaus' Klauen waren nur noch Zentimeter von Adamantu und dem Beutel in dem er steckte entfernt, als ein Faustgroßer Stein die Killerkrähe voll in der Seite traf. Der plötzliche und aggresive Richtungswechsel entlockte ihm aber nur ein kurzes überraschtes Krächzen, dann fing er sich wieder und zog in einem weiten Bogen in die Luft. "Nach § 37 des interdimensionalen Diebstahlgesetzes, Artikel 4 Absatz 2 ist es untersagt, Dieben oder ihren unmittelbaren Begleitern Eigentum oder Besitz zu entwenden solange dieses nicht als regulär erworbenes Gut des betreffenden Diebes verifiziert worden ist. Sag Danke für den Stein, sonst würde dich die Diebesgilde lebendig dünsten." Ratte stand ein paar Meter hinter Shadow mit einer Faust in die Seite gestemmt und einem weiteren Stein in der anderen Hand. "Übrigens ... die Antwort auf die Frage ... ist das vielleicht Däumelinchen nach der Musterung für's Weiberregiment?"
 
Nein, da war nichts mehr zu löten. Fred rollte mit den Augen, als Klaus sich die Beute so einfach nehmen ließ, aber andererseits wußten die Krähen auch nicht, das sie es mit ziemlich professionellen Dieben zutun hatten. Zumindest hatten sie es nicht gewußt, aber jetzt kam dieser Nacktaffe mit Diebesgesetzen.
Unklar, das Ganze...
Klar war jedoch, das jetzt auch die Trolle auf die Vögel aufmerksam geworden waren und die schmissen mit größeren Steinen. Eine kluge Krähe wußte wann sie noch ein letztes Mal auf die Leute unter ihr schiss und sich dann verpisste.
Für Klaus und Fred war dieses wann jetzt und so entluden ihre Bombenschläuche Abschiedsgeschenke auf Ratte, bevor sie sich die Ehre gaben.

Adamanturatte bekam von der Krähenangelegenheit nicht viel mit. Er hatte damit zutun, sich im Wahrnehmungsbereich zu halten und jetzt kam auch noch eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme der Labyrinthbauer zum tragen. Eine Witzänderung. Lustig alleine reichte nicht mehr, es mußte auch noch mit einem Rätsel verbunden sein.
Sehr anstrengend.
Jedenfalls empfand der Obsidianer das so und nicht nur wegen ganzen Konzentration, die schon dafür draufging, bloß etwas zu hören.
Und dann war da auch noch irgendwas bunt und lief über den Tisch davon.
Mußte das sein ?
Doch die kompromisslosen Minen der Trolle beantworteten diese ungestellte Frage.
Es mußte.
Also maltretierte Adamantu seinen Verstand so gut er konnte und versuchte herauszufinden, wo hier wohl der Witz war. Aber natürlich brachte das nichts. Mit seinen Standardwitzen kam er auch nicht weiter, also versuchte er es mit dem Rezept von vorhin. Ekelhaft, aber gut. So ähnlich hatte der letzte Troll gemeint. Vielleicht schaffte er jetzt ja noch 50 %.
Was war also bunt und lief über den Tisch davon ?

Adamanturatte: "Frisch Erbrochenes. Besonders wenn man vorher Obstsalat..."

Aber die Blicke der Trolle lies ihn innehalten.
 
"Klasse Einsatz!", lobte Shadow Ratte.
"Wobei, so ein bisschen Vogel wär auch lecker gewesen."
Sie blickte an sich hinab und fragte Adamantu
"Was wollen die von dir? Die kriegen dich doch gar nicht runter."

In ihrer rechten Hand hielt sie Hel, bereits zum Einsatz und hielt es drohend empor.
"Wenn die wieder kommen, spieß ich sie auf. Feuer haben wir ja schon."

Plötzlich fing einer der Trolle zu lachen an.
"Däumelinchen, nicht schlecht!"

"Was?"
, unterbrach ihn ein anderer Troll, "das ist total falsch."
"Richtig. Falsch. Richtig ist, was witzig ist".
"Aber das ist nicht witzig!"
"Na gut, dann eben nicht und die bunte Kotze ist es auch nicht, wobei der Obstsalat ist ja schon fast ..."
"Nichts da. Daneben. Lasst euch etwas Besseres einfallen!"


"Ein Obstsalat auf der Flucht also", denkt Shadow laut nach "das kann ja nur ein Fluchtsalat sein!"
Die Trolle brechen in Gelächter aus.

"Ich glaub die fanden das irgendwie lustig. Lasst uns geh´n, Jungs", fordert Shadow Ratte auf und trägt Adamantu weiter.

Dieses Mal scheint den Trollen einer zu genügen, denn sie halten niemanden auf.
 
Der Weg zu den nächsten Trollen zieht sich in die Länge.
oO Oder hat es sich ausgetrollt?Oo

"Hey, wie viele kommen denn eigentlich noch?", frägt sie Ratte, bekommt aber keine Antwort. Sie dreht sich um und ist allein.
oO Keine Trolle, Keine Ratte, kein ... Oo
Nervös tastet sie ihren Beutel ab, doch sie spürt schon vorher, dass Adamantu nicht mehr da ist. Sie blickt auf den Boden, der eine Hängebrücke ist.
oO Er ist doch nicht ...Oo
Mit suchenden Blicken schaut sie herab, sieht aber nur Nebel. Überall sieht sie nur noch Nebel, er scheint sie zu umschlingen.
oO Meine Güte das ging ja schnell. Zum Glück kann ich mich nicht verlaufen. Oo

Dennoch schreitet sie nur vorsichtig voran.
"Hey, Jungs, wo steckt ihr denn?", ruft sie im Gehen.
 
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