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Brettspiel Dominion - Was für eine Welt

Voltan

Heldenhaft
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Dominion – Was für eine Welt

Klappentext:
Du bist ein Monarch, genau wie deine Eltern zuvor – Regent eines netten kleinen Königreiches mit Flüssen und immergrünen Ländereien. Doch anders als deine Vorfahren hast du Hoffnungen und Visionen. Du willst mehr! Mehr Flüsse, mehr immergrüne Ländereien. Du willst ein Imperium, dein Dominion! In allen Himmelsrichtungen liegen kleine Herzogtümer und Lehen, deren Herrscher nur darauf warten, dass du sie unter deinem Banner vereinst.
Aber warte! Es liegt etwas in der Luft ... da sind noch andere Monarchen, die genau jetzt genau die gleiche Idee haben. Du musst dich beeilen und dich gegen deine Konkurrenten verteidigen. Dafür wirst du ein Gefolge und Gebäude benötigen, deine Burg absichern und deine Schatzkammer füllen müssen. Deine Eltern werden zwar nicht wirklich stolz auf dich sein, aber wen interessiert's ...

Dominion wurde zum Spiel des Jahres 2009 gewählt. Dies stellt schon vorab hohe Erwartungen an das Spiel und so war ich gespannt, was mich alles in der Schachtel erwarten würde.

Die Schachtel selbst erscheint äußerlich dem Käufer nicht anders, als bei jedem anderen Brettspiel. Sie ist recht groß und mit einem hübschen Cover verziert. Dieses Cover verfügt übrigens über eine kleine Vorgeschichte. Denn die erste Edition von Dominion war noch mit einem anderen Cover veröffentlicht worden. Doch war man schnell der Meinung, dass die abgebildete Szene, gerade für den deutschsprachigen Raum, recht kriegerisch und aggressiv daherkam. So wurde das Cover relativ schnell auf ein wesentlich „harmonischeres“ und leicht märchenhaftes Gesamtbild umgestaltet. Mir gefällt´s. Aber letztlich ist ja der Inhalt entscheidend.

Natürlich erwartet man bei dieser Schachtel die üblichen Brettspiel-Accessoires, wie großes Spielbrett, viele Spielsteine, sonstige Gimmicks und auch viele Karten. Doch nach dem Öffnen stellt sich zuerst eine milde Enttäuschung ein. Denn von all diesen Accessoires sind es nur die Karten, die der erwartungsvolle Käufer erblickt. Viele Karten…sehr viele Karten…unglaublich viele Karten! Kein Spielbrett, keine Spielsteine…nur Karten!
Insgesamt 500 davon befinden sich in fünf eingeschweißten Päckchen. Die Karten selbst machen einen guten, stabilen Eindruck und sind mit schönen Grafiken und Bildern geschmückt. Insgesamt erscheinen die Karten sehr hochwertig.

Abgesehen davon wird die Box von einem Einlegeschuber beherrscht, der genug Platz und vor allem genaue Ablagemöglichkeiten für alle Karten vorweist. In der Mitte des Schubers befindet sich ein farbiger Index, der mit einem Blick erkennen lässt, wo sich welches Kartenset befindet. Sehr löblich. Außerdem wird so auch erkennbar, warum man für ein pures Kartenspiel eine solch große Schachtel benötigt. Nur so lassen sich alle Karten, fein sortiert und mit einem Griff abrufbar, lagern. Denn wie wir später noch mal erfahren werden, benötigt man für ein Spiel niemals alle vorhandenen Karten, sondern immer nur einen Teil davon. Dadurch, dass die Karten nun so ordentlich im Schuber liegen, hat man immer die richtigen Kartenstapel ohne langes suchen zur Hand.

Leider bedeutet dies aber nun, dass die erste Arbeit darin liegt, die ganzen Karten in die entsprechenden Fächer einzuordnen. Das kann durchaus zwanzig Minuten in Anspruch nehmen und sollte deshalb wenn möglich, noch vor dem ersten Spieltermin erfolgen. Aber keine Angst: diese Arbeit muss nur einmal vor dem ersten Spiel getätigt werden.

Abgesehen von den Karten und dem Schuber, befinden sich auch zwei dünne Regelhefte in der Box. Die Hefte sind schön bunt gehalten und bieten viele Bilder und recht gut beschriebene Beispiele und Regelerläuterungen. In einem Heft findet man auch die Erklärungen der verschiedenen Kartensets und sollte deshalb, ganz besonders beim ersten Spiel, immer in der Nähe der Spieler liegen.

Doch worum geht es jetzt eigentlich in Dominion?
In Dominion geht es darum, möglichst viele Siegpunkt-Karten zu erringen. Diese Siegpunkt-Karten stellen Anwesen, bzw. Herzogtümer dar und bringen, je nach Karte, 1, 3 oder gar 6 Siegpunkte ein. Doch leider kosten diese Siegpunkt-Karten auch Geld. Und das nicht zuwenig. Immerhin 8 Geldeinheiten kostet z.B. die Herzogtum-Karte (die 6 Siegpunkte einbringt).

Zu Beginn erhält jeder Spieler zehn gleiche Karten. Nämlich 7 Geldkarten á 1 Gold und 3 Anwesenkarten (die je ein Siegpunkt wert sind).
Dies stellt für jeden Spieler den eigenen Nachziehstapel dar. Denn in die Hand werden in jeder Runde nur fünf Karten genommen. So mischt also jeder Spieler seine Karten durch, legt sie verdeckt vor sich und zieht daraus fünf Karten.

In der Tischmitte liegen nun weitere Kartenstapel offen aus. Dabei handelt es sich zum einen um Geldkarten (1 Gold, 2 Gold, 3 Gold), um Siegpunktkarten und um Aktionskarten. In jedem Spiel werden nur 10 unterschiedliche Aktionskarten aus den insgesamt 25 in der Schachtel befindlichen benutzt. D.h. man kann aus 25 Aktionskarten für jedes Spiel 10 auswählen. Das macht jedes Spiel immer wieder interessant und neu, da neue Kartentypen gespielt werden und das Spiel dadurch eine ganz andere Dynamik und Taktik erhält. Hierzu findet man in der Anleitung auch unterschiedliche Empfehlungen (z.B. eine sehr interaktive Variante, wo sich die Spieler immer wieder in die Quere kommen; oder eine Variante, wo die Spieler recht schnell zu viel Gold kommen usw.) Natürlich kann man aber auch per Zufall einfach die 10 Kartentypen auswählen und sich überraschen lassen.
Auf jedem der 10 Aktionskartenstapel liegen 10 Karten aus. Z.B. das Dorf, oder die Schmiede.
Und jede Karte bringt dem Spieler gewisse Vorteile. Es gibt z.B. Karten, die dem Spieler eine zusätzliche Aktion pro Runde einbringen. Oder einen zusätzlichen Kauf. Oder mehr Gold für den nächsten Kauf.
Es gibt aber auch Karten, wie die Hexenkarten, die jedem Gegenspieler einen Fluch auferlegen. Das bedeutet, dass die Gegenspieler eine Fluchkarte ziehen müssen und damit einen Siegpunkt weniger in der Endrechnung aufweisen. Allerdings können sie sich auch gegen die Hexe schützen; wenn sie die Burggrabenkarte AUF DER HAND haben.
Es gibt auch Diebkarten, die es einem Spieler ermöglichen, dem anderen Gold zu stehlen usw. usf.

Dazu hat jeder Spieler pro Spielrunde (im Normalfall) die Möglichkeit EINE Aktionskarte abzulegen und danach EINEN Kauf EINER Karte zu tätigen (wenn genug Gold vorhanden). Einige Aktionskarten erlauben aber auch weitere Aktionskarten auszuspielen und/oder mehr Käufe zu tätigen.

Hierzu nimmt er allerdings nur die Karten, die er auf der Hand hat. Möchte der Spieler z.B. eine Aktionskarte kaufen, die 3 Gold wert ist, legt er drei Goldkarten aus seiner Hand offen vor sich aus, nimmt die Aktionskarte, die er kaufen möchte, aus dem entsprechenden Stapel und legt sie danach auf SEINEN Ablagestapel.
Danach legt er alle Karten, die er noch auf der Hand hat auf seinen Ablagestapel und am Ende alle Karten, die er in dieser Runde benutzt hat (also auch die Goldkarten, die er zum Kauf benötigt hatte).
Ist der Nachziehstapel leer, mischt man einfach seinen Ablagestapel und macht diesen dann zum Nachziehstapel. Somit werden Karten, die man gekauft hat und auf den Ablagestapel gelegt hat, unweigerlich irgendwann wieder in den Nachziehstapel wandern. Genauso auch die Aktions-und Goldkarten die man im Laufe des Spiels zum Kauf anderer Karten eingesetzt hat.

Somit bleiben also immer alle Karten, die der Spieler jemals im Besitz hatte, auch weiterhin bei ihm. Es sei denn ein Gegenspieler klaut eine Karte (durch einen Dieb z.B.), oder es geschieht eine andere Sonderaktion.
Allerdings weiß man natürlich niemals, welche fünf Karten man tatsächlich aus seinem Vorrat in die Hand bekommt. Denn in jeder Runde zieht man ja fünf neue Karten (nachdem alle anderen Karten abgelegt wurden).

Auf diese Weise sammelt und erweitert man Runde für Runde seinen eigenen Kartenstapel und versucht ein möglichst mächtiges Set zusammen zu bauen. Würde man jedoch zu früh damit anfangen Siegpunktkarten zu kaufen, würde man natürlich sich selbst behindern. Denn die Siegpunktkarten besitzen keine weitere Funktion und blockieren natürlich einen Kartenplatz auf der Hand, wenn sie gezogen werden. Wenn man einmal vier Siegpunktkarten á 1 Punkt und nur eine Goldkarte auf der Hand hat, wird man schnell erkennen, wie Übel diese Konstellation ist.

Sobald entweder der Herzogtums-Stapel (6 Siegpunkt-Karten), oder drei Aktionskartenstapel leer sind, endet das Spiel. Dann zählt jeder Spieler seine Siegpunkte. Derjenige, der die meisten vorweisen kann, gewinnt.


Das Spiel überzeugt durch seine eingängige Spielmechanik. Selbst Neulinge, bzw. „Wenigspieler“ haben die Grundprinzipien sehr schnell verstanden und können eifrig mitsammeln. Im Grunde ist Dominion so ähnlich, wie die bekannten Kartensammelspiele. Nur, dass hier keine Kartensets nachträglich gekauft werden müssen, sondern alle schon in der Schachtel vorhanden sind und somit jeder Spieler die gleichen Vorraussetzungen besitzt. Jeder Spieler baut sich sein Kartenset selbst zusammen und versucht damit so schnell als möglich (aber nicht zu schnell) an die begehrten Herzogtümer zu kommen.

Dominion ist kein typisches Brettspiel, schon alleine daher, dass es kein Spielbrett aufweist. Aber es hat nicht umsonst den Titel „Spiel des Jahres 2009“ erhalten. Nein, für mich gehört das Spiel ganz klar zu den Highlights des Jahres. Es ist auch für diejenigen geeignet, die sich normalerweise nicht so sehr für Kartenspiele interessieren. Man kann es sehr interaktiv spielen und mit einigen Karten die Mitspieler richtig ärgern. Oder ein Kartenset auswählen, bei dem es etwas gemütlicher zugange geht und jeder „still“ vor sich hin sammelt. Es bietet so viele Möglichkeiten und Varianten, dass es für zwei Spiele gereicht hätte.

Ich empfehle übrigens einen Blick auf die Homepage von „Hans im Glück“. Hier findet man nämlich einen sehr schön gezeichneten Ablageplan auf dem jeder Spieler seine Kartenstapel verwalten kann. Ist für das Spiel an sich nicht notwendig, aber gibt ihm eine gewisse Note und sieht einfach schöner aus. Ganz abgesehen davon, erleichtert es den Neulingen die Handhabung, da auf dem Ablageplan die notwendigen Schritte und Aktionsmöglichkeiten pro Runde aufgezeichnet sind. Ich habe mir die Pläne einfach auf stabilem Karton geklebt. Man kann es aber auch einfach auf Papier belassen. Auf jeden Fall macht es mir persönlich damit noch mehr Spaß, als die Karten einfach auf dem Tisch zu ordnen!

Dominion macht übrigens auch zu zweit einen RIESENSPASS und ist schnell zu spielen (wenn man sich auskennt, dauert eine Partie meist nicht länger als 20 bis max. 30 Minuten). Somit hat man stets genug Zeit für eine Revanche. Und bei diesem Spielspaß wird man darauf sicherlich auch nicht darauf verzichten wollen.
Selbst unsere 8-jährige Tochter konnte (mit etwas Hilfe vom Papa) schon richtig gut mitspielen!

Meine Empfehlung:
Unbedingt KAUFEN!
 
Zuletzt bearbeitet:

sonic_hedgehog

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Dominion ist in der Tat ein gelungenes Spiel.

Um ehrlich zu sein, im ersten Moment und als ich das Spiel auf der Messe in Essen gesehen ahbe, war ich eher irritiert. Ein Kartenspiel als Spiel des Jahres? Sicher, es gibt gute und spannende Kartenspiele, aber irgendwie... Man sollte nciht auf Vorurteile hören, noch nicht mal bei Spielen.

Voltan hat das Spielprinzip bereits sehr gut beschrieben - jeder Spieler ergänzt durch Kartenkäufe seinen Kartenstapel, wobei er darauf achten muss, zum einen Karten zu kaufen, die es ihm ermöglichen, Geld und Karten zu gewinnen, zum anderen darauf achten sollte, mit dem Kauf der für den Sieg wichtigen (aber während des Spiel eher störenden) Punktekarten nicht ins Hintertreffen zu geraten. Das ist auch genau die taktische Komponente des Spiels - das Zusammenkaufen eines flexiblen Kartenstapels aus 10 verschiedenen Aktionskarten, 3 Geldkarten und gleichzeitig darauf zu achten, weder zu viele noch zu wenige der Siegkarten in diesem zu halten. Nichts macht mehr Spaß, als wenn man sich durch Aktionskarte 1 zwei zusätzliche Aktionen erhält, diese dazu nutzt, seine Hand mit frischen Karten aufzufüllen und unnütze Handkarten zu entsorgen, um dann genug Geld gezogen zu haben um die letzte Provinz im Spiel zu erwerben (6 Siegpunkte) und damit lächelnd an den Mitspielern vorbeizuziehen.
Je nach Zusammenstellung der Aktionskartenstapel spielt übrigens jeder Spieler mehr für sich oder es kommt zu Interaktionen und Störaktionen - je nach gusto...

Das Spielprinzip könnte nciht einfacher sein, selbst wenn nach der Erklärung noch Fragen bleiben, klären diese sich spätestens in der ersten Runde - und es wird noch mehrere Runden dauern, bis man wirklcih erfasst hat, welche Kartenkombinationen in welchen Situationen Vorteile bringen.

Was uns zum (einzigen) Wermutstropfen bringt - man mag noch so gut planen und noch so schöne Kartenkombinationen in seinem Stapel verstecken - am Ende mischt man die Karten und zieht 5 davon. Deren Zusammenstellung ist und bleibt zufällig und so kann es durchaus vorkommen, dass alle Planung ins Leere läuft. Statistisch mag sich das mit der Zeit ausgleichen, trotzdem sollte man sich dieses Glücksfaktors bewusst sein. Man kann ihn durch flexible Kartenkombinationen abmildern, wenn aber einem Spieler mehrere Runden hindurch Fortuna lacht, wird dies eine Vorentscheidung sein. Bei uns hat dies den Spaß am Spiel aber nicht im geringsten getrübt!

Ist Dominion nun zurecht Spiel des Jahres? Die kurze Antwort lautet Ja, die lange Antwort enthält ein aber. Es ist eben das Problem, wenn man am Ende aus verschiedenartigen Kandidaten einen Sieger küren will - man wird nie einer Meinung sein. Alle Spiele haben Schwächen und Stärken und sprechen unterschiedliche Spielertypen an, wer will da sagen, ob ein Spiel besser oder eben nur anders ist? Dominion hat den Titel verdient, aber das wertet die anderen Kandidaten nicht ab. Versuchen, entscheiden, kaufen - das muss eben doch jeder einzelne tun!
 
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