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Hintergrund Das Schwarze Auge Die Reisende Kaiserin (DSA-Regionalband XV)

Luzifer

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Titel: Die Reisende Kaiserin - Der reisende Kaiserhof der raulschen Krone (DSA Regionalband XV)
System: Das Schwarze Auge
Autor: Jens Ullrich
Illustration: Fabrice Weiß
Innenillustrationen & Karten
Steffen Brand, Tristan Denecke, Niels Gaul, Janina
Robben, Nadine Schäkel, Fabrice Weiß
Genre(s):Fantasy
Aufmachung:
Hardcover oder PDF
Seiten: 128
Format: DIN A4
Verlag: Ulisses Spiele Verlag
Erscheinungsdatum: Nov. 2013
ISBN-13: 978-3-86889-329-8
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Die Reisende Kaiserin


Eine Regionalspielhilfe ist es, ersichtlich am grünen Einband. Ausgabe XV. Doch welche Region wird dem interessierten Spielleiter und oder Spieler nähergebracht? Keine wirkliche, denn dieser Band befasst sich nicht mit einer Örtlichkeit, sondern mit einer ganzen Institution: Dem Reisekaisertum. Kein einfaches Thema um es in einen Band zu fassen. Bei der ersten Überlegung würde man da eher an einen langweiligen Job eines Verwaltungshöflings denken, der ellenlange Listen mit Besorgungen, politischem Protokoll und Personal befüllt… Aber da sind auch die Hoftage, Bälle, Turniere, das sich bewegende Zentrum der Macht, die höfischen Intrigen, die lukrativen Ämter, der neu aufkeimende Begriff der Ehre, die Ritter und Edelleute, die sich konzentrisch in Wellen der Bedeutung und des Einflusses um die Kaiserin bilden.

Der Autor Jens Ullrich ist bei dem Verfassen seiner ersten Spielhilfe bei diesem eher trockenen Thema ein kleines Wagnis eingegangen. Und gleich vorweg: Er hat die Herausforderung gekonnt gemeistert.

Fürs Auge

Das Cover des Bandes zeigt die Kaiserin in fast schon schlicht ritterlichem, blauen Kleid, darunter verbirgt sich – am Arm erkennbar – eine Rüstung, geschmückt lediglich durch Schwert und Banner. Vor ihr kniend, ehrerweisend ein Edelmann, dahinter vermutlich eine Pfalz und Rittersmannen. Thema passend getroffen. Bei dem Buch handelt es sich um einen Hardcoverband, außer man hat die PDF-Version vorliegen (so wie der Rezensent). Betrachtet man die weiteren Illustrationen und Zeichnungen so fällt auf, dass sie unheimlich detailliert und weich gezeichnet sind, fast schon an Radierungen erinnernd. Fürs Auge sehr angenehm. Auch hier stilistisch toll umgesetzt.

Struktur

Der Regionalband ist grundsätzlich zweigeteilt. Im ersten Teil wird das Reisekaisertum beschrieben. Die Historie mit den Gründen für die Entstehung dieser besonderen Regierungsform. Eine Regierungsform, die uns deutschen aus der eigenen Historie ja nicht gerade unbekannt ist. Die Adaption ins Aventurische hat ohne Probleme eins zu eins funktioniert. Abgekehrt von dem bisherigen Zentrum allen kaiserlichen Tuns in Gareth hat die leidgeprüfte junge Kaiserin Rohaja die Zügel in die Hand genommen und sucht ihre Vasallen persönlich gastierend in allen Regionen des Reiches in Angesicht zu Angesicht auf. Neben dem Warum wird in mehreren Kapiteln auch beschrieben Wie ein solcher Tross überhaupt unterwegs aufgestellt ist. Der Autor schafft es hier überraschend einfach den Leser bei Laune zu halten. Relativ einfach indem zunächst die Kaiserin und ihr näheres Umfeld politisch, wie auch im alltäglichen Leben beschrieben werden. Anschließend folgen die wichtigen Hofämter und darauf folgend weitere Elemente, die zum Hof gehören, in ausgeglichener Detailfreude. Gerade für Helden ist die Beschreibung des Zeltlagers relevant. Nicht nur Aufbau wird erläutert, sondern vielmehr der eigene kleine Mikrokosmos am Hofe, der sich hier bildet, inklusive einer Liste von „Do’s and Dont’s“. Vor dem Inneren Auge des Rezensenten hat sich sofort eine Szene entwickelt in der ein Held mit zufällig gezogenem Schwert an einem Zelt vorbei stolpert und eine der Abspannungen des Zeltes der „vom Berg“ löst. Schneller kann man gar nicht in ein Duell geraten… ;)
Ein wunderbares Kapitel beschäftigt sich in diesem Teil mit den Pfalzen des Kaiserreiches im Allgemeinen, als auch einer Vielzahl an Pfalzen im Besonderen, wenn auch nur mit ausgewählten. Hierbei stand augenscheinlich kein fester Sinn bei der Auswahl der näher beschriebenen Pfalzen. Weder in regionaler, noch in politischer oder auch bauartbedingter Hinsicht. Einige der aufgeführten Pfalzen verfügen über einen Lageplan, wie Kaiserley, andere über einen detaillierten Bauplan, wie die DIN A4-große Karte von Cumrat und Geierschrei wurde als Bild aus der Fernsicht verewigt. Leider haben nicht alle Örtlichkeiten diese Liebe zum Grafischen erfahren.
Schließlich widmet sich der Autor in einem langen Kapitel den Persönlichkeiten am Hof. Rohaja selbst ist diese Ehre ja bereits zuteil geworden, was man aber nicht von vielen weiteren NSCs in dieser Fülle in einem Band behaupten kann. Zusammengefasst hat man hier im Auge, wer am reisenden kaiserlichen Hof was und wieviel zu sagen hat.

Der zweite Teil ist im Grunde eine exemplarische Darstellung eines Hoftages am Beispiel des Hoftages zu Ragath vom 15. – 20 Phex 1036 BF. Zunächst reihen sich „Augenzeugenberichte“ und Dokumentationen über den Hoftag aneinander und zwar über den gesamten Zeitraum. Anschließend wird chronologisch nochmal in Form von Meisterinformationen der gesamte Zeitraum ein zweites Mal beleuchtet. Ergänzt wird hierbei immer wieder die Möglichkeit der Einbindung von Helden. Betont man, dass der aufgezeigte Hoftag als Beispiel gilt, so ist eine Umsetzung für ein Abenteuer durchaus möglich. Die hiesige Szenerie in Ragath wäre als Abenteuer durchaus machbar, aber ein extremes Railroading mit geringsten Möglichkeiten der Einflussnahme für die Helden. Konzentrieren wir uns also darauf, dass es als Beispiel dient.

Abgerundet wird der Regionalband durch das Mysteria Arcana, das bekanntermaßen wildeste Geheimnisse über Personen preisgibt – so wie auch dieses Mal, noch dazu über einige der Bauten in den Pfalzen. Dazu gesellt sich ein kurzes Kapitel mit Allgemeinen Meisterinformationen z.B. über die Möglichkeit Helden in ein Hofamt zu erheben. Bevor das Buch zuklappt bzw. das PDF bis zum Ende gescrollt ist, hat man noch die Freude auf einen Index zu blicken.


Fazit

Die Grundfrage, die sich bei einem so speziellen Thema stellt ist, ob ich als Spielleiter den Regionalband brauche und ober in Zukunft wichtig genug sein wird, dass sich Abenteuer oder andere Publikationen darauf beziehen.

Elementar für das Mittelreich ist und bleibt das Kaisertum, mit Rohaja als Trägerin der raulschen Krone. Abenteuer, Szenarien, ganze Kampagnen werden dieses Thema immer wieder einspannen oder manchmal auch nur Streifen. Die Abkehr von Gareth als Moloch der Macht lässt das Reisekaisertum für reisende Helden eher interessant erscheinen. Der Kaiserin, ihrem Hof und all den Personen und Geschichten die sich darum spinnen kann man (theoretisch) im gesamten Mittelreich begegnen. Eigene Abenteuer lassen sich mit dieser Spielhilfe an einer Vielzahl an Örtlichkeiten sowie in verschiedensten Szenarien kreieren. Dazu ist lediglich dieser Band nötig und bietet umfassend sämtliche Informationen um den Spielern ein buntes Bild mit viel Tiefe zu malen. Ich denke da z.B. an Turniere und Bankette auf Hoftagen, aber auch Vorbereitungen in einer der Pfalzen (z.B. „Säuberung“ eines Verließ unterhalb des Thronsaals von unliebsamen „Kreaturen“) , oder den Ränken im Zeltlager des Kaiserhofes, und und und...

Zu kritisieren gibt es, dass nicht alle Pfalzen über Lagepläne verfügen und auch nicht alle beschrieben sind. Das hätte nochmal einen deutlichen Zugewinn bedeutet, und den Namen „Regionalband“ auch fast schon rechtfertigt. Die Aufteilung der Beschreibung des Hoftages in Prosa und anschließender Meisterinfo hat sich mir nicht erschlossen und ließ mich hin und her blättern. War mit Sicherheit gut gemeint, aber ich hätte es gerne (chronologisch) zusammengefasst gesehen.

Der reisende Hoftag ist in sich ein geschlossenes Konstrukt, dass sich an bestimmten Wegpunkten öffnet und dem Reich seinen Glanz zeigt, und gleichzeitig dem Reich seinen Glanz verleiht, da die Kaiserin so näher an ihren Untergebenen ist. Sie versteckt sich nicht in Gareth und das ist auch gut so. Ein Hoch auf Veränderungen. Toll dabei ist, dass das Rittertum eine erneute Aufwertung erhält. Es sind eben nicht nur noch Titel, die vergeben werden, sondern Ritter wie sie uns aus Sagen und Legenden bekannt sind, haben hier wieder eine sich bewegende Bühne um hervor zu treten. Und das im ganzen Reich.

Ich persönlich komme zu dem Schluss, dass „Die reisende Kaiserin“ hervorragend als Vorlage für eigens gebastelte Heldentaten dient und sich selbst hierfür genügt. Eine dauerhafte Nutzung kann ich aktuell nicht erkennen. Die Örtlichkeiten sind hierzu nicht ausführlich genug Beschrieben – das kann in jedem Abenteuer weitaus detailgetreuer nachgeholt werden. Gleiches gilt für Meisterinformationen über die Persönlichkeiten. Die Frage, ob sich Publikationen in Zukunft auf diesen Band beziehen werden kann ich nicht beantworten. Ich vermute jedoch eher weniger. Somit empfinde ich es als schön den Band zu haben, aber nicht als Muss.


Mit freundlicher Unterstützung von Ulisses-Spiele GmbH und www.f-shop.de.

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[28/40] - Kreativität
[30/40] - Spielspaß
[7/10] - Aufmachung
[5/10] - Preis/Leistungs-Verhältnis
70% - gesamt

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