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Sci-Fi / Fantasy Die Chroniken von Amber 1: Die neun Prinzen von Amber

Amel

Neubürgerlich
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Titel: Die neun Prinzen von Amber
Serie: Die Chroniken von Amber
Autor: Roger Zelazny
Genre(s): Fantasy
Aufmachung: Taschenbuch
Seiten: 268
Format: 12,3 x 2,7 x 18,3 cm
Verlag: Klett-Cotta
Erscheinungsdatum: 14.10.2017
ISBN-13: 978-3608981278

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Anmerkung vorweg: Egal, wie wenig ich versuche über das Buch zu erzählen, ich verrate auf jeden Fall zu viel. Selbst der ansonsten hervorragende Klappentext ist eigentlich schon zu viel. Besonders der Anfang lebt davon, dass man noch nicht so genau weiß, worum es geht. Für alle, die 100 % aus dem Buch schöpfen wollen, sei folgendes gesagt: Das Buch ist der Auftakt zu einer Reihe, die nicht umsonst ein Klassiker der Fantasyliteratur ist. Wer glaubt, an ungewöhnlicher Fantasy von 1970 Freude zu haben, kann eigentlich nichts falsch machen.

Inhalt:

Ein Mann erwacht nach einem Autounfall in einem Krankenhaus. Seine Beine sind in Gips, doch es scheint, als wäre der Gips eigentlich unnötig. Warum liegt er hier und wer versucht ihn in der Klinik festzuhalten? Und wer ist er überhaupt?

Schnell findet er heraus, dass er Teil einer großen Königsfamilie ist. Er stammt aus Amber, der einen und einzigen Stadt, nach deren Vorbild alle anderen Städte geformt wurden. Sie ist die Wirklichkeit im Zentrum von allem. Alle anderen Welten - selbst die Erde - sind nur Schatten von dieser einen Realität.

Der Mann macht sich auf den Weg zurück in seine Welt, und zieht in den Kampf gegen seinen Bruder.

Erläuterungen und Kritik:

Der vorliegende Band bildet den Auftakt zu einer Reihe von fünf Büchern. Er erzählt den Anfang einer längeren Saga, die im Staat New York der Erde ihren Anfang nimmt und bis nach Amber führt. Der Leser geht gemeinsam mit dem Protagonisten auf die Reise und erfährt nach und nach viele Dinge über Amber und die komplizierte Königsfamilie.

Das Setting ist wirklich etwas Besonderes. Es ist ein “Vielweltensetting”, das ungeahnte Möglichkeiten eröffnet. Die Konzentration der Erzählung liegt allerdings auf Amber und der Erde (und einem weiteren Ort, der hier nicht verraten werden soll). Zwar werden andere Welten berührt, doch deren Entwicklung liegt nicht im Fokus. Und dann ist da natürlich die Königsfamilie. Die Mitglieder sind farbenfrohe Persönlichkeiten, die in einem sehr komplizierten Netz aus Liebe und Hass leben. Sie bildet das eigentliche Zentrum der Erzählung.

Das Buch ist eine Entdeckungsreise im besten Sinne des Wortes. Der Gedächtnisverlusts des Protagonisten als Vehikel, um den Leser gemeinsam mit ihm die Welt entdecken zu lassen, ist sehr geschickt gewählt. So gibt es praktisch auf jeder Seite etwas zu entdecken. Erst ist die Frage, wo die Hauptperson überhaupt ist, dann die Frage, wie sie dorthin gekommen ist. Selbst der Name des Protagonisten ist etwas, das erst schwierig herausgefunden werden muss. Nachdem er endlich weiß, wer er ist, geht er auf die Reise nach Amber, auf der er gemeinsam mit dem Leser nach und nach mehr über sich und die Welt und seine Ziele herausfindet. Der Weg ist steinig, um es milde auszudrücken, und er ist am Ende des Bandes nicht vorbei. Die Geschichte geht weiter.

Der Erzählstil ist anders als man das bei den üblichen modernen Fantasyromanen gewohnt ist. Es wird mehr und schneller erzählt. Es werden Dinge auf wenigen Seiten abgehandelt, auf die heutige Romane vermutlich mehrere lange Kapitel verwenden würden. Die Dialoge sind hervorragend und auf unaufdringliche Weise spannend - besonders zu Beginn, wo der Protagonist versucht, möglichst viel über sich herauszufinden, ohne zu verraten, dass er nicht weiß, wer er ist.

Man kann sich vorstellen, wie dieser Roman 1970 die Fantasyfans begeisterte. Er liefert etwas Abseits der Norm. Selbst wenn man bedenkt, dass die Fantasy bei Entstehung des Romans noch nicht so stark in Genrekonventionen aufging wie heute, dürfte die Erfindung von Amber etwas Besonderes gewesen sein. Die Königsfamilie mit ihren vielen im Krieg liegenden und intrigierenden Mitgliedern dürfte ihr Übriges getan haben, um den Ruf der Romanreihe zu festigen. Nicht selten erlebt man es, dass Genreklassiker später zu Klischees werden. Doch nicht so hier. Amber ist auch heute noch frisch und ungewöhnlich.

Für Fantasyfans ist es ein Glück, dass die Reihe neu aufgelegt wird. Die fünf Bücher umfassen den ersten Zyklus. Es wurden ursprünglich noch fünf weitere Bände veröffentlicht, deren Ruf aber schlechter ist und die deshalb in Deutschland nur wenig nachgedruckt wurden und heute schlecht zu bekommen sind. Vielleicht haben wir Glück und auch der zweite Zyklus wird neu aufgelegt. Warten wir es ab.

Die Aufmachung der Buchreihe ist gut gelungen. Die Covergestaltung ist gut. Auch wenn die Zeichnung der jeweils einen Person nicht unbedingt ein Hingucker ist, passt sie ins Gesamtbild. Der Papierschnitt ist jeweils in einer anderen Farbe. Das Papier ist gut, die Schriftgröße gut lesbar und die Bindung stabil. Die Reihe dürfte sich gut im Regal machen.

Fazit:

Das Fazit ist leicht. Die Chroniken von Amber sind ein Fantasyklassiker, der erfreulicherweise neu von Hobbit Presse aufgelegt wird. Liest man den vorliegenden ersten Band der Reihe, wird schnell klar, warum die Geschichte bleibenden Eindruck auf das Genre gemacht hat. Der Erzählstil ist anders, als wir es heute gewohnt sind, aber er ist gut und frisch. Die Darstellung der Familie ist toll und spannend. Auch wenn ich mir sicher bin, dass der Stil nicht jedem Gefallen wird, hatte das Buch für mich vor einem einen Fehler: Es war zu schnell zu Ende. Ich bin bereits im Gebrauchtbuchhandel unterwegs gewesen und habe mir die alten Auflagen aller fünf Bände besorgt - und ich freue mich bereits auf die Lektüre.

Vielen Dank an den Klett-Cotta-Verlag, der die Rezension dieses Werks ermöglichte.

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[35/40] - Handlung
[35/40] - Stil
[8/10] - Aufmachung
[5/10] - Preis/Leistungs-Verhältnis

83% - gesamt


 
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