• RPG-Foren.com

    DIE Plattform für Fantasy & Sci-Fi Rollenspiele

    Ihr findet bei uns jede Menge Infos, Hintergründe zu diesen Themen! Dazu Forenrollenspiele, Tavernenspiele, eigene Regelwerke, Smalltalk und vieles mehr zu bekannten und weniger bekannten RPG-Systemen.

Brettspiel Descent – die Zweite Edition

AchazLord

Auf Abenteuer
Beiträge
489
Punkte
23
Alter
29
Descent 2


Descent – die Zweite Edition präsentiert sich als Neuauflage des Brettspiel, Rollenspiel und Tabletophybriden von Fantasy Flight Games mit deutschem Vertrieb des Heidelberger Spieleverlags. Anstatt jedoch nur überarbeitete Regeln zu bieten, ist das Spiel mehr ein eigenes Spiel als eine Neuauflage, da die Regeln und der Ansatz des Spiels sich stark vom Grundspiel unterscheiden.


Der Inhalt der Box besteht aus 39 Minaturen. 8 von ihnen stellen Helden dar, der Rest Monster. Zusätzlich finden sich 48 beidseitig bedruckte Bodenpläne, sowie 7 Türen.
Auf die zahlreichen Spielkarten und Marker wird an späterer Stelle eingegangen.
Die Miniaturen und Bodenpläne sind zwar nicht so zahlreich, wie in der ersten Edition, dafür jedoch umso besser designt. Die Minaituren sind noch detaillierter und die Bodenpläne wesentlich stimmiger, als im Vorgänger. Hier wurde der Fokus auf Qualität statt Quantität gelegt. Einzig das weiche Material neigt zu transportbedingten Verformungen, welche schwer zu beheben sind. Und auch filigrane Teilchen, wie z.b. Waffen neigen dazu abzubrechen. Dem kann man jedoch mit ein wenig Vorsicht entgegenwirken. Die Miniaturen werden unbemalt geliefert, mit ein wenig Farbe kann man sie jedoch noch ein wenig aufwerten. Malkenntnisse vorausgesetzt.
Die Helden und Monster sind universell im Design. Auch für das miniaturgestützte Rollenspiel eigenen sich die kleinen Spinnen, die Elementare, die Ettins, die Goblins, die Zombies und die zahlreichen anderen Miniaturen sehr. Vor allem die Helden weisen ein universelleres Design auf, als die Helden des Vorgängerspiels.


Das Spiel ist auf 5 Spieler ausgelegt. 4 Spieler treten gegen den Overlord in vorgefertigten Szenarien an. Ein Szenario besteht immer aus zwei Teilen. Im ersten Teil wird um Ziele gekämpft, welche die Spielweise des zweiten Teils zu gunsten einer der Seiten wenden kann. Die Missionsziele sind mitunter sehr kreativ jedoch läuft es im zweiten Teil zu oft auf das klassische Töte den Boss Prinzip hinaus. Dafür sind die Overlord Quests mitunter sehr kreativ und spielerisch interessant. Hin und wieder könnte jedoch der Ausgang des ersten Teils einen stärkeren Einfluss auf den Ausgang der Quest nehmen. Denn der Sieger wird immer erst im zweiten Teil bestimmt.


In jeder Spielrunde handeln zuerst die Helden in frei festlegbarer Reihenfolge.
Jeder Held hat zwei Aktionen, mit denen er sich bewegen, angreifen, ausruhen, oder je nach Szenario mit der Spielwelt interagieren kann. Die Bewegungsweite auf den Quadratfeldern des Spielplans hängt vom gewählten Helden ab. Angriffe werden mithilfe von Würfeln bestimmt. Ein blauer Würfel wird bei jedem Wurf gewürfelt, je nach Waffe kommen noch gelbe oder rote Würfel dazu. Im Vergleich zum Vorgänger ist die Würfelvielfalt deshalb stark reduziert, jedoch ist die Wahrscheinlichkeitsverteilung auf den Würfeln anders. Die Reichweite von Idealwurf zu Minimalwurf ist erorm groß, weshalb der Angriffswurf enorm Glücksabhängig ist.
Der Gegener darf nun mit einem oder mehreren der drei Würfel -grau, braun und schwarz- einen Rüstungswurf machen. Damit kann Schaden verhindert werden. Dies begünstigt den Glücksfaktor noch weiter.
Wenn ein Monster genug Schaden bekommt, damit seine Lebenspunkte 0 betragen, so wird es vom Spieltisch entfernt. Helden gehen in diesem Fall zu Boden und können erst in der nächsten Runde aufstehen oder sich aufhelfen lassen. Dies gibt ihnen ein Paar Lebenspunke zurück, kostet sie aber ihre gesamte Aktivierung. Deshalb hat der Overlord im Grunde keine "töte die Spieler Missionen" und seine Ziele sind meist kreativer, als die der anderen Spieler.
Nach den Helden handelt der Overlord. Er kann seine Monster bewegen und Overlordkarten spielen. Diese Karten sind nicht mehr so mächtig, wie im ersten Teil. Vor allem kann er keine Monster mehr beschwören. Dafür sind die Monster nun mehr im Fokus und die Karten, welche diese beeinflussen, fühlen sich mächtiger und bedeutender an. Das neue Questsystem lädt dazu ein, diese Fähigkeiten kreativ zu nutzen. Im Spielverlauf entwickelt sich der Overlord durch das Erwerben neuer Karten weiter. Dabei kann der Overlord verschiedenen Pfaden folgen. Möchte er mit Fallen arbeiten, so wählt er den Schurkenpfad; möchte er seine Monster verstärken, ist der Heermeister-Pfad seine erste Wahl und für die Spieler, die den Helden mit Magie Schaden wollen, bietet sich der Herpfad an.


Im Spielverlauf finden die Helden Marker, hinter welchen sich Gebrauchsgegenstände (z.b. Tränke) verbergen. Ausrüstung wie im ersten Teil, findet man hier nicht mehr. Vielmehr wird die Ausrüstung zwischen den Szenarien gekauft. Descent 2 ist nämlich auf Kampagnenspiel, wie aus der zweiten Descent Erweiterung bekannt, ausgelegt. Eine kleine, 9 Missionen umfassende, Kampagne wird mitgeliefert und setzt sich aus den mitgelieferten Quests zusammen. Zwischen den Missionen erlernen die Helden neue Fähigkeiten und kaufen sich Ausrüstung. Der Overlord kauft sich neue Overlordkarten, die er in sein Kartendeck mit einmischt. Dies macht auch das Balancing aus. Der Sieger erhält immer weitere Boni, z.b. Erfahrungspunkte; hat es also künftig einfacher. Wie genau sich dies auf das Langzeitbalancing auswirkt, wird künftig in einem von AchazLord im Forum verfassten Artikel geklärt; als Teil eines kurzen Kampagnenberichts.
Die Kampagnenregeln machen einen spaßigen Eindruck und die Charakterentwicklung auf Seiten der Spieler sorgt für Motivation. Genauso hält auch das Deck-building des Overlords die Motivation aufrecht.


Abseits von Kampagnen ist die Motivation zum erneuten spielen jedoch nicht so hoch, sofern man nicht mit den Regeln für die epische Variante spielt. Denn die Starthelden haben nur eine Fähigkeit und da es nur 8 Helden mit jeweils zwei mit ähnlichen Aufgabengebieten gibt, entwickelt das Spiel erst in epischer oder Kampagnenvariante richtigen Tiefgang und Charakterindividualisierung.


Descent 2 bietet ein spannendes Spiel, welches vor allem im Vergleich mit dem ersten Grundspiel gutes Balancing und Abwechslung bietet. Die Langzeitmotivitation bietet die mitgelieferte Kampagne. Das Spiel wurde an vielen Stellen entschlackt und vereinfacht, was auch Einsteigern leichteren Zugang gewährt. Die Heldenfertigkeiten sind durch das an Rollenspiele erinnernde neue Design wesentlich bedeutender als im ersten Teil und die Spieler haben dadurch, vor allem im späten Spielverlauf mehr Möglichkeiten im Kampf, wodurch das Spiel auch spannender wird. Auch für den Overlord gibt es nun mehr Optionen.


Dennoch hat Descent auch Schattenseiten. Die offensichtlichste ist der Lieferumfang. Im Vergleich mit dem ersten Spiel gibt es hier wenig Figuren für das Geld. Durch die neuen Würfel wurde der hohe Glücksfaktor, welcher aus dem Auffinden von Ausrüstung endlich herausgenommen wurde, im Kampf wieder eingeführt. Darunter leidet auch das eigendlich wesentlich verbesserte Balancing. Denn nun können einzelne glückliche Angriffe das ganze Schlachtenglück wenden und dadurch jegliche Planung zunichte machen.


Als Fazit lässt sich eines sagen. Descent – die zweite Edition ist ein gutes Spiel. Es mag seine Makel haben, diese benachteiligen jedoch keine der beiden Seiten. Also ist das Balancing, die größte Stärke dieses neuen Spiels, geschaffen. Im Detail gibt es so viele Veränderung, dass es dem Spiel nicht gerecht wird, es als Neuauflage zu bezeichnen. Vielmehr ist es ein ganz eigenes Spiel. Ein paar Makel hindern dieses Spiel jedoch daran grandios zu sein.
Dennoch. Für Fans von Spielen, welche das Erbe von HeroQuest antreten, lohnt sich ein Blick auf Descent 2. Auch andere, an Rollenspiel-Brettspiel-Hybriden interessierte, werden hier auf ihre Kosten kommen. Spieler, die nur auf zahlreiche Miniaturen aus sind, sind jedoch bei der ersten Edition besser bedient.


Wir bedanken uns herzlichst beim Heidelberger Spieleverlag, welcher uns diese Rezension ermöglicht hat.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück
Oben Unten