AW: Des Adlers Tigergebrüll
Der Kopf und der Rumpf des Richters vielen mit dumpfen Geräuschen getrennt voneinander auf dem Boden. Gespannt sahen alle anwesenden auf den vermutlichen Leichnam, gespannt auf das was kommen würde, doch da kam nichts, außer einer schwarzen schwabbernden Wolke, die sich von dem Leichnam löste und für einen Augenblick über dem Toten schwebte.
„Für dieses Mal hast du gewonnen, T´jing.“ Und dann plötzlich löste sich die Wolke im nichts auf. Fenris steckte seinen Waffen weg und lief schnellen Schrittes zu den beiden Frau. Erst half er der alten Frau auf und erstarrte dann beim Anblick von Eidens Rücken. Die gesamte Haut war übersät von tiefen blutigen Striemen und an manchen Stellen trat sogar schon das rohe Fleisch ihres Körpers hervor. Mit geschlossenen Augen konzentrierte sich Fenris und spürte wie sich ein metallischer Geschmack auf seiner Zunge verbreitete und sich eine Art Spannung in seiner Hand aufbaute, die er über den geschundenen Rücken der jungen Frau hielt. Er fühlte das rohe Fleisch, obwohl er die Haut nicht berührte, einem Instinkt folgend, schob er die Haut zusammen. Dachte er zumindest.
„Was tust du da?“, fragte die Alte, die vor A´Ung stand und dem Treiben misstrauisch zusah. Fenris erwachte aus seiner Art Trance. Der Moment der Erkenntnis war vorbei. Als Fenris noch einmal auf den rücken von Eiden sah, waren die offenen und blutenden Stellen mit einer dünnen Hautschicht überzogen. Eiden blickte ihn wie auch A´Ung mit einem seltsamen Blick an und stand dann langsam auf, ohne den Beiden auch nur annähernd in die Augen zu sehen.
„Wir müssen den Leichnam verbrennen.“, sagte sie laut, denn sie wusste genau, dass das Dorf noch hinter den nächsten Ecken stand. Und so war es auch. Es dauerte kaum einen Moment, da war der Leichnam schon aufgebahrt und wurde zu Wasser gelassen. Kurz bevor man die Bahre abstieß, wurde sie noch entzündet.
„Wir sollten packen, damit wir weiter kommen!“, sagte Eiden zu ihren beiden Gefährten, den Blick fest gegen den Horizont gerichtet.