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Sci-Fi / Fantasy Der Monstrumologe

sonic_hedgehog

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Wir schreiben das Jahr 2007, als der Ich-Erzähler vom Direktor eines Altenheims kontaktiert wird, weil einer der Bewohner verstorben ist und die in seinem Besitz gefundenen Tagebücher so irritierend sind, dass der Direktor eine Überprüfung wünscht. Will Henry, so der Name des Verstorbenen, behauptete zeitlebens, 1876 geboren zu sein und somit das unglaubliche Alter von 131 Jahren erreicht zu haben. Der Ich-Erzähler, ein Schriftsteller und somit wohl das Alter Ego des Autors Rick Yancey, nimmt sich der Tagebücher an.
Diese beginnen im Jahr 1888, als Will Henry, aufgrund eines Brandes verwaist, als Assistent im Haus des Monstrumologen Dr. Warthrop lebt und diesen bei seiner ungewöhnlichen Forschungen unterstützt.
Monstumologie:
1. Das Studium von Kreaturen, die sich dem Menschen gegenüber grundsätzlich böswillig verhalten und deren Existenz von der Wissenschaft nicht anerkannt ist. Meist handelt es sich um Wesen, die man dem Reich der Mythen und Legenden zuordnet.
2. Die Jagd auf solche Wesen…
Eines Nachts taucht ein verstörter Grabräuber vor dem Haus des Doktors auf, der in einem Grab nicht nur die erwartete Leiche entdeckt hat, sondern auch ein kopfloses Wesen, das sich offenbar in der Leiche verbissen hatte. Dr. Warthrop identifiziert das Wesen als sogenannten Anthropophagen – einen Menschenfresser, der jedoch auf dem amerikanischen Kontinent nicht heimisch sein sollte und beschließt, diese Gefahr mit allen Mitteln zu bekämpfen. Dabei bringt er nicht nur sich und den jungen Will Henry in äußerste Gefahr, es enthüllt sich auch Schritt für Schritt das Geheimnis der Herkunft der Anthropophagen.

Rick Yancey hat mit „Der Monstrumologe“ einen spannenden Fantasyroman vorgelegt, den ich trotz seiner mitunter drastischen Brutalität in das Genre der sogenannten All-Age Fantasy einordnen würde. Stilistisch gehört der Roman zu den besseren dieses Genres – der Autor hat die oft in Literaturseminaren gepredigten Worte „Show, don’t tell“ offenbar verinnerlicht. Auch wenn man geteilter Meinung sein kann, ob dieses Motto nur Mode oder tatsächlich die eine Wahrheit ist, Rick Yancey jedenfalls schafft es, auf diese Weise nicht nur eine spannende Geschichte zu erzählen, sondern auch seine Personen, insbesondere den jungen Will, mit Leben zu füllen. So fiebert der Leser mit diesem, je mehr sich die Geschichte ihrem Höhepunkt zustrebt.

Dabei ist die Geschichte weitgehend linear, weswegen es umso überraschender ist, dass der Autor mitunter den Überblick verliert, welche seiner Personen zu einem bestimmten Zeitpunkt was wissen und was nicht. Auch wenn das Einzelfälle sind, stört es doch den Lesefluss, wenn man als Leser verwundert zurückblättert. Unter Umständen ist hier auch eine gewisse Schludrigkeit im Lektorat festzuhalten, die auch vor der deutschen Version nicht Halt machte – selten war ich so verwundert wie in dem Moment, als ich feststellen musste, dass der oben zitierte Text von der Umschlaginnenseite auf Seite 7 erneut verwendet wurde – jedoch in anderer Übersetzung…
Vermutlich dem Publikum geschuldet ist die Tatsache, dass die eigentlich sehr stimmigen Bilder nicht immer mit allen blutigen Details der Beschreibung übereinstimmen, was aber nicht im Geringsten stört.

Insgesamt ist Rick Yancey mit „Der Monstrumologe“ ein spannender und schön zu lesender Roman gelungen, der der großen Furcht vieler Kinder, es gäbe Monster in der Nacht, Recht gibt und ergänzt: Eines davon hängt gerade in meinem Keller!

Rick Yancey lebt mit seiner Frau und den drei Söhnen in Florida und wollte schon seit seiner Jugend Schriftsteller werden. Auch wenn sein Weg zu diesem Ziel einige Umwege beinhaltete, hat dies ihm nicht geschadet – sein Buch „Confessions of a Tax Collector“ wurde vom Wall Street Journal als eines der besten Bücher über Steuern bezeichnet und seine Jugendbuchreihe über Alfred Kropp war ein weltweiter Erfolg.

Mein Dank gilt Bastei-Lübbe für die Veröffentlichung dieses Buches und der Möglichkeit, es zu rezensieren.

Eine Frage aber bleibt: Warum eigentlich nicht gleich 15€, warum um alles in der Welt 14,99€??
 
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