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Sci-Fi / Fantasy Der Mond des Vergessens - Brian Lee Durfee

Tufir

Drachling
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Titel: Der Mond des Vergessens (Die Fünf Kriegerengel – Buch 1)
Autor: Brian Lee Durfte
Übersetzung: Andreas Heckmann
Aufmachung: Hard-Cover – 25€
Seiten: 888 (inkl. Anhang)
Verlag: Klett-Cotta
Erscheinungsdatum: 10. März 2018
ISBN-13: 978-3-608-96141-6

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Aufmachung:

Das Rezensionsexemplar liegt als Hardcover vor. Es hat also solches die erwartet gute Qualität eines etablierten und großen deutschen Verlages. Die Bindung ist exzellent und Schrift und Satz sind hervorragend. Der Schutzumschlag trägt das Cover des amerikanischen Originals, so dass daran kaum etwas auszusetzen ist.

Was ich vermisse, ist die eigentlich in solchen Fantasyromanen übliche Landkarte der fiktiven Welt dieser Erzählung auf den Coverinnenseiten. Hier blickt mich nur schrift- und bildloses weißer Papier an. Die erwartete Karte gibt es trotzdem – in schwarz-weiß ganz am Ende des Anhangs. Das macht meine übliche Handhabung, die Lage im Text erwähnter Orte mal schnell zu suchen deutlich unangenehmer als bei Karten auf den Coverinnenseiten.

Brian Lee Durfee gliedert seine fast 870 Seiten lange Erzählung in 54 Kapitel, die teilweise nur wenige Seiten lang sind und selten mehr als 20 Seiten umfassen. Dies kommt einem Leser entgegen, der das Werk nicht an einem Stück verschlingen möchte und stellt aber auch für einen Viel- und Schnellleser kein Hindernis dar.

Der Anhang ist überschaubar, bietet aber eine gut dargestellte Dramatis Personae und kurze Informationen zu weiteren Hintergründen der Welt.

Jedes Kapitel wird mit einem Zitat aus einem fiktiven religiösen Buch eingeleitet und beginnt mit einem fiktiven Datum, dass leider nicht sehr eingängig ist. Zwischen Kapitel 1 und 2 liegen 14 Jahre, was ich nachschlagen musste, als ich im zweiten Kapitel die Ahnung bekam, dass der 17-jährige Wehrdienstler, das gerettete Kleinkind aus dem ersten Kapitel sein könnte.

Was mich besonders freut, ist, dass ich endlich mal wieder ein Buch in der Hand hatte, welches sehr gut übersetzt und hervorragend lektoriert wurde. Mir sind keine offensichtlichen orthographischen oder grammatischen Mängel aufgefallen.


Klappentext:

Unter den Göttern ist Streit entbrannt und zwingt den Menschen einen fürchterlichen Krieg auf. Über das Meer kommen die fanatischen Anhänger des verstoßenen Gottessohnes Raijael, um die Gläubigen der alten Laijons-Religion zu unterwerfen. Irgendwo in den Landen hält sich der Waisenjunge Nail versteckt. Auf ihm ruht die heimliche Hoffnung auf Rettung.


Zusammenfassung:

„Der Mond des Vergessens – Die fünf Kriegerengel“ ist der erste von zwei (drei?) Bänden und ist das High-Fantasy Debüt von Brian Lee Durfee. Der Autor hat hier eine recht komplexe Fantasy Welt geschaffen.

Der Einstieg in die Handlung ist nicht einfach. Man ist sogleich mittendrin im Geschehen in dieser neuen und recht dichten Fantasy-Welt. Es gibt Streit zwischen den Göttern, Krieg zwischen den Menschen der fünf Inseln, fanatische Anhänger des verstoßenen Gottessohnes Raijael, ein Waisenjunge namens Nail und eine uralte Prophezeiung. Die fünf Waffen Laijons spielen dabei eine wichtige Rolle.

Anfangs fällt es durchaus schwer durchzublicken, wer zum wem gehört. Die Intrigen, wer sind die Guten und wer die Bösen oder Verräter. Die Handlungsstränge wechseln zwischen den Menschen der fünf Inseln hin und her. Nails Erlebnisse sind dabei die Schlüsselpunkte und die Charaktere an seiner Seite aus Galgenhafen haben den größten Tiefgang.

Anfangs kommen einige Kapitel etwas langatmig daher, die Spannung nimmt jedoch im Laufe des Buches zu. Einiges ist auch sehr brutal beschrieben, also nichts für Warmduscher. Die Krieger des Engelsprinzens gehen besonders brutal vor und dazu kommen einige recht heftige Beschreibungen der ebenfalls vorhandenen Arena-Kämpfe.


Inhalt:

Ich hatte recht viele Erwartungen in Brian Lee Durfees Auftaktband gesetzt und meine Neugier siegte schlussendlich, welche Art von Geschichte Klett-Cotta diesmal an Land gezogen hat. Und ich wurde überrascht – in mancherlei Hinsicht – positiv wie negativ.

Der Prolog schafft es schon mal, Aufmerksamkeit zu fesseln, rettet dort doch ein geheimnisvoller Ritter das Leben eines Kindes. Shawcroft nimmt sich Nails an.

Dann erfolgt unerwartet und plötzlich ein Zeitsprung von einigen Jahren (17 Jahre um genau zu sein) und setzt die Handlung an anderer Stelle fort. Nail ist inzwischen fast erwachsen geworden und begehrt gegen seinen Meister Shawcroft auf, der seine Identität noch immer geheim hält. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, beginnend mit Nail, dann folgen nach und nach die Angehörigen der Königsfamilie. Diese einzelnen Perspektiven sind Durfee ausnehmend gut gelungen. Er stürzt den Leser nicht gleich in einen Informationsstrudel, sondern lässt Zeit, sich zunächst erst mal mit einer Perspektive auseinander zu setzen, um dann eine neue Figur einzuführen. So handhabt er es mit jedem neuen Perspektivstrang, so wie ein Jongleur auch nicht gleich beginnt, mit zehn Kugeln jongliert. Das ist durchaus angenehm.

Nail ist ein typischer Jugendlicher, mit all seinen kleinen Rebellionen. Er verstößt gegen Shawcrofts Weisungen, verliebt sich in das falsche Mädchen – es dauert ein wenig, mit ihm warm zu werden, aber er hat sein Herz auf dem rechten Fleck. Auch die anderen Charaktere entwickeln durchaus ihren eigenen Tiefgang – der eine mehr, der andere weniger.

Der Spannungsbogen baut sich langsam aber stetig auf. Krieg überzieht das Land, an anderen Orten werden Geheimnisse aufgedeckt. Trotz allem bekommt man nicht das Gefühl, dass an irgendeiner Stelle Langeweile aufkommt. Durfee schafft den Spagat zwischen grausigen Beschreibungen und atmosphärischer Darstellung ziemlich gut. Es gibt keine stumpfe Blutspritzerei ohne Handlung.


Fazit:

Am Ende schwanke ich noch immer ob der gefühlten Analogien zur Bibel, zum Koran, zu Game of Thrones oder Tad Williams Schwertersaga. Irgendwie verschwindet dieser schale Beigeschmack nicht ganz. Es scheint so, als ob den heutigen Autoren nichts mehr wirklich viel Neues einfällt. In diesem Sinne hält das Buch den Vergleich mit den Werken ähnlicher „junger“ Autoren wie zum Beispiel Brandon Sanderson oder Naomi Novik nicht aus. Hier muss Durfee mit den weiteren Bänden nachlegen und gefühlt mehr eigene Kreativität in sein Werk legen.

Trotzdem bleibt es am Ende ein recht gutes High-Fantasy Buch im mittelalterlichen Setting mit Charakteren, mit denen man mitfiebern und die man lieben oder hassen kann – ganz wie einem beliebt.


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Bewertung:

[30//40] - Handlung
[30//40] - Stil
[07//10] - Aufmachung
[09/10] - Preis/Leistungs-Verhältnis

76% - gesamt

Die RPG-Foren.com bedanken sich beim Klett-Cotta Verlag für die freundliche Überlassung dieses Rezensionsexemplars.
 
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