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Sci-Fi / Fantasy Der Kinderdieb

Integra

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Brom! Seine düsteren Illustrationen zieren unzählige Buchcover, Rollenspiele, Comics, Computerspiele und Filme. Als Autor tritt er erst seit kurzem in Erscheinung. "Der Kinderdieb" ist nach „The Plucker“ (2005) und „The Devil’s Rose“ (2007) sein dritter Roman und der erste, der auch in Deutschland erschienen ist. Auch diesen Roman hat er wieder sorgfältig selbst illustriert, was diesem Buch einen ganz besonderen Glanz verleiht: Jedem Kapitel ist eine ganzseitige Zeichnung vorangestellt, die oft schon einen Teil des Inhalts preis gibt und in der Mitte des Buches findet man farbige Hochglanzseiten mit den Porträts der wichtigsten Protagonisten.

In "Der Kinderdieb" läßt Brom seine ganz eigene Peter Pan-Version auferstehen. Nicht Nimmerland, sondern Avalon ist die Heimat von Peter und seinen "Teufeln" – Kinder, die er durch die Jahrhunderte aus verzweifelten Situationen "gerettet" hat. Diese Kinder kennen Vergewaltigung, Vernachlässigung und Drogen. Peters Lösungen für ihre Probleme sind so brutal, wie die Wirklichkeit: Der vergewaltigende Vater wird erstochen, den Drogendealern ergeht es nicht besser.

Nick ist eines dieser Kinder, die Peter durch den "Nebel" nach Avalon folgen. Doch das ist nicht mehr die blühende Insel der Apfelbäume, sondern ein sterbendes Land mit tödlichen Gefahren. Die Abenteuer, die Peter verspricht, stellen sich als täglich er Kampf ums Überleben heraus – gegen Avalons einheimische Monster genauso wie gegen die "Fleischfresser" – weisse Siedler, die vor Jahrhunderten durch einen unglücklichen Zufall an Avalons Küste gespült wurden und durch die Magie der Insel mutiert worden sind.
Der etwa fünfzehnjährige Junge zweifelt von Anfang an an Peters Erlöserrolle, betrachtet den Haufen wilder Kinder, den dieser um sich geschart hat, schon fast mit dem nüchternen Blick eines Erwachsenen. Zwar tut er sich im Kampftraining mit Sekeu – eine der ältesten von Peters Kampfgefährten – hervor, aber er verabscheut die tägliche Gewalt und die Glorifizierung Peters durch die anderen Kinder. So ist er hier in Avalon fast ebenso sehr ein Aussenseiter, wie in der realen Welt.

Neben Nicks Geschichte wird in Rückblenden auch immer wieder Peters Vergangenheit erzählt, wie er als mutmasslicher Wechselbalg von seinen Eltern im Wald zum Sterben ausgesetzt wurde, von einem Troll großgezogen wurde und schliesslich auf der Suche nach Spielkameraden drei Feen nach Avalon folgte.

Dort angekommen macht Peter zunächst die Bekanntschaft der "Hexe" – eine der drei herrschenden Entitäten, die dem keltischen Hintergrund Avalons entlehnt sind – die ihn natürlich fressen will. Mit knapper Not kann er entkommen und wird von der "Dame" (Modron, die Herrin vom See) quasi adoptiert.

Broms Sprache passt sich dem Thema an: Sie kann sehr poetisch sein, wenn er von den zauberhaften Seiten Avalons erzählt oder fast Comic-haft, wenn seine Protagonisten in Alltagssprache und Slang verfallen. Sein düsterer Perter Pan kennt keine Skrupel, wenn er mit den "Teufeln" Avalon für die "Dame" verteidigt, muss der Leser einen kräftigen Magen mitbringen, denn es splattert dann ganz gewaltig: Blut, Eingeweide und Hirn spritzen, Gliedmaßen werden abgetrennt und Köpfe rollen zu Hauf – die Gewalt wirkt kathartisch und fast schon lustvoll.
Die undurchsichtige, düstere Geschichte bleibt bis zum Schluss spannend, nicht zuletzt, weil Brom sich nicht scheut, seine konsequent gezeichneten Charaktere zu opfern. Die Allianzen, die sie eingehen, wechseln ständig. Gut und Böse, Schwarz und Weiss – das sind Schubladen, die in diesem Roman leer bleiben müssen. Broms Leser dürfen selbst denken.

DerAutor:

Brom, geboren 1965, wurde im US-Bundesstaat Georgia geboren. Da sein Vater Pilot bei der U.S. Army war, verbrachte Brom einen Teil seiner Jugend in Japan und Deutschland. Bereits mit 21 arbeitete er als Illustrator für Firmen wie Coca-Cola und IBM. Wenig später begann er, sich auf die visuelle Umsetzung von Rollenspielen wie „Dungeons & Dragons“ und anderer Fantasywelten zu konzentrieren. Brom lebt heute mit seiner Familie in Seattle.

Mein Dank geht an den PAN Verlag, der die Rezension dieses Werks ermöglichte.


 
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