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Horror / Mystery Der Cthulhu Mythos

SoulReaper

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Cthulhu und die anderen großen Alten dürften wohl die bekanntesten Geschöpfe sein, die H. P. Lovecraft je ersann. Um diese Wesen rankt sich mittlerweile ein ganzer Mythos mit unzähligen Werken, die in den verschiedensten Medien erschienen. Allerdings war dieser Erfolg nicht sein alleiniger, literarischer Verdienst. Denn zahlreiche weitere Schriftsteller steuerten ihre eigenen Ideen und Geschichten hinzu. Selbst heute noch wird dieser Mythos durch junge, engagierte Schreiber am Leben gehalten und stetig erweitert. Dieses Hörbuch gibt nun die Gelegenheit, einen kleinen Blick in dieses nunmehr gewaltige Universum zu riskieren, indem es eine Auswahl erlesener Kurzgeschichten dem gespannten Hörer präsentiert.

Die sechs Kurzgeschichten bilden einen abwechslungsreichen Querschnitt, angefangen mit einer im Jahr 1928 von Lovecraft selbst verfassten Story, bis hin zu einer Geschichte, die erst 2002 von einem seiner Fans geschrieben wurde. Sogar Robert E. Howard, bekannt durch „Conan - der Barbar“ und einstiger Brieffreund Lovecrafts, ist mit einer eigenen Erzählung hier vertreten.
So unterschiedlich auch die Autoren sein mögen, haben ihre Texte doch alle eines gemeinsam, das sich wie ein roter Faden durch das gesamte Hörbuch zieht. Alle handeln von Begegnungen mit den großen Alten, oder in irgendeiner Form mit ihren Hinterlassenschaften.
Die Auswahl der Geschichten kann man durchaus als äußerst gut gelungen bezeichnen. Natürlich ist das wohl berühmteste Werk, der „Ruf des Cthulhu“ genauso vorhanden, wie „Dagon“, das von Lovecraft in jungen Jahren geschrieben wurde und eine frühe Version des Rufes zu sein scheint. Auch eine von Lovecraft angefangene, und von Lin Carter später vollendete Geschichte mit dem Titel „Die Glocke im Turm“ ist hier enthalten. Robert E. Howard ist mit seiner Kurzgeschichte „Der schwarze Stein“ vertreten. Das Hörbuch wird abgerundet mit den eher jungen Werken, zu denen D. R. Smiths „Warum Abdul Al Hazred dem Wahnsinn verfiel“ und „Ein Portrait Torquemadas“, mit dem 2002 Christian Aster einen Wettbewerb gewann, zählen.
In dieser Rezension soll ganz bewusst nicht näher auf den Inhalt der Geschichten eingegangen werden, um nicht versehentlich ein Detail vorweg zu nehmen. Es soll nur gesagt sein, dass alle hier enthaltenen Geschichten äußerst unterhaltsam geschrieben sind und es verstehen, eine große Spannung aufzubauen, sodass man es formlich knistern hören kann.
Als netten Zusatz gibt Lovecraft selber zu Beginn einen kleinen Überblick über den Verlauf seines Lebens. Außerdem gibt er vor jeder Geschichte über jene Autoren einen kleinen Kommentar, der oft interessante Details zu jeweiligen dem Autor, oder dem Werk verrät. Diese Kommentare werden jeweils so vorgetragen, als habe Lovecraft sie selbst verfasst. Zum Schluss hält Lovecraft noch ein kleines Schlusswort und als Bonus enthält die letzte CD noch ein paar Minuten des in derselben Reihe erschienen Hörbuchs „Der Schatten über Innsmouth“.

In einem Hörbuch gelingt es einer guten Geschichte nur schwer, die Zuhörer zu begeistern, wenn die „äußeren Umstände“ nicht genauso hochwertig sind. Aber zum Glück sind sie es in diesem Fall. Gelesen werden die Geschichten von Joachim Kerzel, der deutschen Synchronstimme von Jack Nicholson. Seine dunkle, rauchige Stimme unterstreicht die düstere Stimmung in den Erzählungen und lässt die Schrecken im Kopf des Hörers Form fassen. Gleichzeitig spricht er aber sehr klar und gut verständlich und behält ein angenehmes Lesetempo bei. Das hilft vor allem dem Verständnis, da die Texte manchmal durch lange, verschachtelte Sätze etwas komplexer werden. Unterstützt wird Kerzel durch David Nathan, der Stimme von Johnny Depp und Christian Bale, der hier keinen geringeren Part übernimmt als H. P. Lovecraft seine Stimme zu leihen. Und die Wahl hätte kaum besser fallen können, vor allem, wenn einem Nathan schon aus anderen Hörbüchern dieser Reihe bekannt ist. Seine Stimme passt wunderbar zu der dünnen, reserviert schauenden Gestalt, die wir von alten Fotographien als Lovecraft kennen und lässt fast vergessen, dass die Kommentare, vor allem zu den modernen Werken, gar nicht von ihm selber stammen können, außer er hat sie aus den unendlichen, albtraumhaften Tiefen Cthulhus Reichs zu uns kommen lassen.
Wie immer sehr stimmungsvoll und gut platziert ist die Hintergrundmusik aus Andy Materns Hand. Das durchgängige Thema mit gelegentlichen Variationen unterstreicht die Stimmung gekonnt und verstärkt so die Wirkung der Texte.
Die Gestaltung des Covers ist schlicht schwarz und passt damit in die restlichen Ausgaben dieser Hörbuchreihe. Und man kann froh sein, dass keines der zahlriechen Bilder Cthulhus für das Cover verwendet wurde, da dies sehr leicht hätte billig aussehen können. So wirkt das Cover erneut schlicht und edel.
Wenn man nun unter all dem Lob wirklich irgendetwas suchen will, was man hätte verbessern können, dann vielleicht, dass die Jewelcase schnell etwas ausgeleiert ist und die CD-Box schon mal aufgehen kann, wenn man sie in der Tasche mit sich trägt. Aber den Gesamteindruck beeinträchtigt dies in keiner Weise.

Man kann wirklich behaupten, hier ein Meisterwerk in Form eines Hörbuches in den Händen zu halten. Es hat riesigen Spaß gemacht es zu hören und obwohl es mit 275 Minuten einen schönen Umfang besitzt, ist man schon etwas traurig, wenn man es allzuschnell durchgehört hat.
Der Jury des deutschen Phantastik Preises gefiel das Hörbuch wohl ebenso sehr gut, sodass sie ihm im Jahr 2003 die Auszeichnung „Bestes Hörbuch des Jahres“ verlieh.

Als Fazit kann man sagen, dass jeder, der auch nur im Entferntesten Interesse an fantastischer oder Horrorliteratur hat, an diesem Produkt seine helle Freude haben wird. Und selbst, wer sich mit diesem Genre noch nicht so gut auskennt, sollte sich dieses Hörbuch einmal anschauen. Es lohnt sich bestimmt.

Ein besonderer Dank geht an den Verlag Lübbe-Audio, der diese Rezension ermöglicht hat.
 
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