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Horror / Mystery Das verlorene Symbol

Luzifer

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Man muss es häufiger erwähnen: der Roman heißt „Das verlorene Symbol“ . Wird das Buch allerdings in den Medien lieber mit „der neue Dan Brown“ bezeichnet. Ein Thriller, auf den viele gewartet haben und der auf der Bestsellerliste steht, nicht wegen seines Inhalts, sondern wegen seines Autoren. Da fragt man sich automatisch, ob der Hype überhaupt halten kann, was er verspricht. Diesmal führt uns Dan Brown nicht in eine geschichtsträchtige Stadt in Europa, sondern versucht den Beweis anzutreten, dass auch in den Vereinigten Staaten – genauer in Washington D.C. – genug Historie versteckt ist um 765 Seiten zu füllen.

Robert Langdon hat den Vatikan um eine Verschwörung erleichtert ("Illumniati") und das Geheimnis des Grals gelüftet ("Sakrileg"). Nun fliegt der Professor der Symbolologie (nennt sich eigentlich Semiotik) in die Hauptstadt der Vereinigten Staaten um einem väterlichen Freund, Peter Solomon, einen Gefallen zu tun: ein Vortrag über Freimaurerei. Vor Ort finden sich aber weder Auditorium, noch sein geschätzter Kollege. Was nicht ganz richtig ist, denn zumindest die abgetrennte Hand von Peter Solomon findet Robert Langdon auf spektakuläre Weise. Hinzu kommt ein Telefongespräch, in dem ein Unbekannter erklärt, dass Robert seinen Freund Peter Solomon nur dann wieder sehen wird, wenn er innerhalb von 12 Stunden ein ewiges Mysterium gelöst haben wird. Das Mysterium über die Geheimnisse der Freimaurerei. Das Wissen, dass der Omniszienz Gottes vergleichbar wäre (in menschlichen Maßstäben).
Die ganze Reise war lediglich ein Komplott des Unbekannten, der auf die Fähigkeiten von Langdon angewiesen ist.

Seine helfende Hand ist Katherine Solomon, die attraktive und intelligente Schwester des Entführten. Sie begleitet Langdon auf eine Reise durch die Geheimnisse und das tief verborgene Wissen der Hauptstadt. Und immer tickt der Countdown.

Wäre das nicht schon schwer genug wartet im Dunkeln ein mörderischer und von Kopf bis Fuß tätowierter Wahnsinniger, der sich selbst Mal’akh nennt, welcher seine eigenen Pläne verfolgt. Oder doch eher die eines großen Unbekannten im Hintergrund?


Wie schon erwähnt werden Fans automatisch ins Buchregal greifen, um den dritten Roman mit dem „modernen“ Indiana-Jones Professor in Tweedjacke zu kaufen, weil „Dan Brown“ drauf steht und er einfach Gesprächsstoff ist. Betrachtet man das Buch neutral und fern ab der Vorgänger, wird der Blick etwas ernüchtert.

133 Kapitel lang begleitet man den Protagonisten auf seiner Schnitzeljagd, welche Verschwörungen, Mysterien, Geheimnisse, alte Gebäude und architektonische Highlights Washingtons abfertigen. Ausführliche Erläuterungen und Beschreibungen über die verschiedensten Themen füllen das Buch, so dass man manchmal den Eindruck hat ein Lexikon oder eine Wikipedia-Seite aufgeschlagen zu haben – allerdings ohne die nützlichen Hyperlinks. Dabei bedient sich Dan Brown teilweise einer Sprache, die aufgesetzt und manchmal sogar altklug klingt. Muss man Haut als „Dermis“ bezeichnen? Oder will der Autor hier einfach beweisen, dass er einen großen Wortschatz besitzt?

5 Jahre lang hat Dan Brown über die Freimaurer und die sonstigen Hintergründe recherchiert. Und man kann sagen, dass er seine Hausaufgaben sehr gut gemacht hat. Offensichtlich leichtfertig baut er Tatsachen und Fakten in seinen Roman ein. Allerdings nutzt er dabei den gleichen Weg, den er auch schon in seinen anderen Büchern beschritt: Die Tatsachen verwebt er mit Verschwörungstheorien und Fiktion bis zur Unkenntlichkeit. Es entsteht dadurch zwar eine gut durchdachtes Netz der Geschichte für seinen Plot, aber den Titel eines seriösen Autors wird er dadurch nicht erlangen. Vermutlich war das aber nie seine Absicht, und wird es auch nie sein. Der Erfolg gibt ihm nach wie vor recht.

Vielleicht liegt es auch an den großen Erfolgen in der Vergangenheit, dass Dan Brown seinem Erzählstil beinahe durchgehend treu geblieben ist: Elemente wie das Puzzeln von Geheimnissen, die Schnitzeljagd, der religiös-fanatische Gegenspieler, die graue Eminenz im Hintergrund, die attraktive Begleiterin (mittlerweile die Dritte), eine geheime Organisation und eine große Portion Esoterik sind ebenso wieder mal vorhanden, wie der Aufbau des Buches.

Kapitel für Kapitel wechselt die Sicht des Erzählers. Und grundsätzlich endet es mit einem unvermeidbaren Cliffhanger. Dan Brown hat dieses Stilmittel zwar nicht erfunden, aber er schlachtet es bis zum Äußersten aus.
Die Spannung hält sich dadurch zwar, allerdings hangelt sie sich so von Kapitel zu Kapitel, anstatt anzusteigen. Ganz davon abgesehen, dass man das Buch am Stück lesen sollte, um sich einige Verwirrung zu ersparen. Und auch so wird es schwer sein die verschiedenen Sichtweisen zu verarbeiten, denn es kommen einige Rückblicke der Figuren hinzu. Also hüpft man als Leser nicht nur von Sicht zu Sicht, sondern auch noch in der Zeit vor und zurück. Und am Ende von allem erwartet eine Auflösung von allem, die dem Hype nicht gerecht wird. Unweigerlich taucht der Gedanke auf: „Da hätte ich mir mehr von erwartet“.

Das gilt für das Finale, die Auflösung, wie auch für das ganze Buch. Einem solchen Medienspektakel gerecht zu werden kann nicht leicht sein und die Erwartungen steigen hierdurch ins unermessliche. Aber auch wenn die handwerkliche Leistung von Dan Brown durchaus als solide bezeichnet werden kann, so ist ihm nüchtern betrachtet nur ein durchschnittlich spannender Thriller in einem sehr eigenen Stil gelungen. Für Fans von Dan Brown ist es zudem möglich die geheime Identität des Bösewichtes noch vor dem Showdown zu lösen, da der Autor sich auch hier nicht weit von seiner bewährten Vorgehensweise entfernt hat.

Neulinge im Robert-Langdon-Universum ist nach oder während des Konsum des Buches zu empfehlen die scheinbaren „Tatsachen“ und „Fakten“, welche der Roman vorgibt, selbst noch mal zu recherchieren, um Wahrheit von Fiktion trennen zu können – soweit das möglich ist. Und vermutlich ist das eines der großen Geheimnisse des Erfolges von Dan Brown. Seine Romane, wie auch „Das verlorene Symbol“ beschäftigen längerfristig, und über das Buch hinaus. Und wenn sich im Anschluss der Leser weiter mit einer bestimmten Thematik befasst und bildet, so ist das ein edler Nebeneffekt eines Unterhaltungsromans.


Über den Autor:

Dan Brown unterrichtete Englisch, bevor er sich ganz seiner Tätigkeit als Schriftsteller widmete. Als Sohn eines mehrfach ausgezeichneten Mathematikprofessors und einer bekannten Kirchenmusikerin wuchs er in einem Umfeld auf, in dem Wissenschaft und Religion keine Gegensätze darstellen. Die Kombination ist es auch, die den weltweiten Erfolg des Autors begründet.
Dan Brown ist verheiratet und lebt mit seiner Frau, einer Kunsthistorikerin, in Neuengland.


Übersetzung:

Die Übersetzung auf Deutsch musste innerhalb weniger Tage nach Erscheinung des englischen Originals erfolgen. Also gab es nicht einen einzelnen Übersetzer oder Übersetzerin, sondern ein ganzes Team unter der Redaktion von Wolfgang Neuhaus. Dies ist dem Roman aber wider Erwarten nicht anzumerken. Die sprachliche Qualität ist gleich bleibend und durchgehend gut.

Deutsche Homepage zum Roman


Vielen Dank an den Lübbe Verlag, welcher diese Rezension ermöglichte.
 
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